Autor/in: Georg Büchner Epoche: Vormärz / Junges Deutschland
Die nachfolgende Inhaltsangabe und Kapitelzusammenfassung bezieht sich auf das Gesamtwerk von Georg Büchners „Woyzeck“. Es wurde je Kapitel/Szene eine kurze Zusammenfassung erstellt.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Das Dramenfragment „Woyzeck“ ist 1879 erschienen und 1913 uraufgeführt.
Das Werk besteht aus 27 Szenen. Die Reihenfolge der verschiedenen Szenen ist bis heute nicht hundertprozentig sicher, da Georg Büchner vor der Fertigstellung des Dramas an Typhus starb. Für meine Inhaltsangabe nutze ich die von Werner R. Lehmann rekonstruierte Fassung.
In der ersten Szene befinden sich Woyzeck und Andres vor der Stadt. Sie schneiden Stöcke. Woyzeck bekommt Halluzinationen. Er glaubt, der Boden unter ihm sei hohl. Dieses Phänomen schiebt er auf die Freimaurer. Andres versucht sich zu beruhigen, indem er ein Kinderlied singt. Nach geraumer Zeit hört Andres die Trommeln die zum Appell rufen. Nun müssen sie fort.
(Diese Beschreibung könnte auf einen, im psychologischen Gutachten über den historischen Fall Woyzeck von Johann Clarus beschriebenen Vorfall, zurückzuführen sein. Dort habe er drei feurige Streifen gesehen und Kirchenglocken geläutet, die unterirdisch klangen. Dies habe er mit den Freimaurern in Verbindung gebracht.)
Szene 2 – Die Stadt
In der zweiten Szene wird dargestellt, wie Marie zusammen mit ihrem Kind Christian den vorbeiziehenden Zapfenstreich betrachtet.
Sie erblickt den Tambourmajor, welcher den Zapfenstreich anführt. Sie ist von ihm beeindruckt. Dies fällt auch ihrer Nachbarin Magreth auf, sie konfrontiert Marie, doch diese lässt sich auf keinen Streit ein und schlägt die Fensterläden zu. Nun singt sie ein Lied, welches auf den ersten Blick ein Kinderlied wirkt, jedoch bei genauerer Betrachtung auf ihre Zukunftsunsicherheiten hindeutet.
Woyzeck klopft an das Fenster und berichtet von seinen Halluzinationen. Er hat keine Zeit für Marie oder seinen Sohn, da er zum Zählappell muss. Marie hat Angst, dass Woyzeck verrückt wird und kritisiert, dass er seinen Sohn nicht angesehen hat.
Szene 3 – Buden. Lichter. Volk
In der dritten Szene besuchen Marie und Woyzeck einen Jahrmarkt. Marie jubelt einem Mann zu, der einen Leierkasten spielt und dazu singt. Der gesungene Text deutet auf den tristen Alltag der unteren Bevölkerung hin. Woyzeck sagt etwas, das für Marie nach wirrem Gerede klingt, bei genauerer Betrachtung wirkt dies sehr gesellschaftskritisch. Ein Ausrufer versucht sie mit leeren Phrasen, in seine Bude zu locken. Marie und Woyzeck betreten die Bude.
Der Unteroffizier und der Tambourmajor betrachten Marie und ergötzen sich an ihrem Aussehen. Innerhalb der Bude setzt der Marktschreier seine Reden fort. Am Ende seiner Rede fragt der Marktschreier nach einer Uhr. Der Unteroffizier präsentiert eine solche, Marie möchte diese betrachten und klettert in die erste Reihe zum Offizier.
In der vierten Szene sitzt Marie in ihrer Kammer, sie hat ihr Kind auf dem Schoß. Sie hält ein Stück Spiegel in der Hand. Sie hat ein Paar Ohrringe vom Tambourmajor geschenkt bekommen. Nun betritt Woyzeck die Kammer. Marie hält sich die Hand vor die Ohren, um die Ohrringe zu verstecken. Woyzeck spricht sie auf die Ohrringe an. Sie behauptet, die Ohrringe gefunden zu haben. Woyzeck bezweifelt, dass es wahrscheinlich ist, zwei Ohrringe auf der Straße zu finden. Woyzeck gibt vor ihr zu glauben, sieht sich seinen Sohn an und lässt ihr sein Erspartes da. Woyzeck verlässt die Kammer. Marie hat nun Schuldgefühle.
Woyzeck rasiert den Hauptmann. Der Hauptmann kritisiert, dass Hauptmann sich keine Zeit nehme und viel zu hastig sei. Er versucht Woyzeck mit seinen schlauen Reden zu beeindrucken, jedoch stellen diese sich bei genauerer Betrachtung als völlig belanglos da. Dieser Dialog stellt dar, dass der Hauptmann durch seine hohe militärische Stellung nichts zu tun hat. Während sich die Unterschicht abrackert, um zu überleben, muss die Oberschicht nichts tun, um sich ihren hohen Status zu bewahren.
Szene 6 – Kammer (II)
Der Tambourmajor und Marie sind in der Kammer. Marie bewundert den Tambourmajor. Der Tambourmajor brüstet sich vor ihr. Zuerst ist Marie abgeneigt, jedoch gibt sie sich irgendwann ihren Gefühlen und ihrem Verlangen hin.
Szene 7 – Auf der Gasse
Woyzeck ahnt bereits Maries Untreue, er versucht sie damit zu konfrontieren, jedoch findet er die richtigen Worte nicht. Marie nutzt seine Labilität und seine Unsicherheit und versteckt sich hinter dem Vorwand er sei „hirnwütig“. Seinen nächsten Erklärungsversuch begründet sie damit, Woyzeck wurde aus dem Fieber heraus reden. Dann fasst er seine Worte zusammen und konfrontiert sie klar und deutlich. Doch auch jetzt rettet sie sich in haltlose Ausflüchte über sie Länge des Tages. Dann versucht er es ein letztes Mal. Er sagt, er hätte sie zusammen mit dem Tambourmajor gesehen. Doch auch jetzt rettet sie sich in Ausflüchte. Sie sagt, dass man viel sehen kann, wenn die Sonne scheint und man zwei Augen hat.
Woyzeck wird vom Doktor mit dem Vorwurf konfrontiert Vertragsbruch begangen zu haben, da er seinen Harn zu medizinischen Zwecken abzugeben hat. Woyzeck verteidigt sich und sagt, dass ihm die Natur gekommen sei und er sich nicht dagegen hatte wehren können. Der Doktor erweitert, dass er erwiesen hätte, dass der Harnmuskel allein dem Willen unterworfen sei. Woyzeck beginnt über die Natur zu philosophieren und erzählt dem Doktor von seinen Erscheinungen. Der Doktor findet dies sehr interessant und verspricht ihm eine Lohnerhöhung, des Weiteren erinnert er Woyzeck daran, weiterhin seine Erbsen zu essen. Das Essen, welches er in der Kaserne spart, lässt er sich auszahlen. Dieses Geld gibt er an Marie weiter.
(Dieses „Erbsen-Experiment“ geht auf den berühmten Gießener Wissenschaftler Justus von Liebig zurück. Dieser versuchte herauszufinden, ob es möglich sei, das Militär und die untere Bevölkerung ausschließlich von Bohnen zu ernähren. Die Probanden, meist Soldaten mussten sich über einen Zeitraum von drei Monaten nur von Bohnen ernähren. Die Nebenwirkungen dieser einseitigen Kost waren Halluzination und Kontrollverlust über verschiedene Muskeln, vor allem dem Schließmuskel und der Harnröhre.)
Der Doktor und der Hauptmann treffen auf der Straße aufeinander und lassen ihre gegenseitige Abneigung spüren. Der Hauptmann kritisiert die schnelle Lebensweise des Doktors. Der Doktor führt im Gegenzug eine kurze Analyse durch und sagt dem Hauptmann einen Schlaganfall bevor. Woyzeck läuft an ihnen vorbei. Sie halten ihn auf und lassen ihren Ärger an ihm aus, indem sie Andeutungen über eine Affäre von Marie mit dem Tambourmajor machen. Diese Andeutungen scheinen Woyzeck schwer zu treffen, er verlässt schnell den Schauplatz.
Szene 10 – Die Wachstube
Woyzeck und Andres sind in der Wachstube. Andres siegt ein Lied über eine brave Magd, was Woyzeck angesichts der jüngsten Ereignisse sehr erregt. Andres scheint ihn jedoch nicht zu verstehen, er erzählt von hübschen Mädchen und Musik in der Stadt. Woyzeck glaubt nun, Marie und den Tambourmajor beim Tanzen überführen zu können.
Szene 11 – Das Wirtshaus (I)
Woyzeck schaut durch das Fenster in das Wirtshaus hinein. Der Tambourmajor und Marie tanzen an ihm vorbei, sie bemerken ihn jedoch nicht. Woyzeck ist völlig außer sich und beginnt zu philosophieren.
Szene 12 – Freies Feld
Woyzeck befindet sich draußen auf freiem Feld. Er hört Stimmen, welche aus dem Untergrund zu kommen scheinen. Diese befehlen ihm, Marie abzustechen.
Szene 13 – Nacht
Woyzeck und Andres teilen sich ihr Bett. Woyzeck weckt Andres, da er nicht schlafen kann. Immer wenn er seine Augen schließen würde, hörte er Geigen und etwas würde aus der Wand sprechen. Andres versteht Woyzeck nicht. Er schläft wieder ein. Woyzeck berichtet weiter von Stimmen die ihm befehlen Marie abzustechen. Andres rät ihm Schnaps mit Pulver zu trinken, da er glaubt, Woyzeck hätte Fieber.
Szene 14 – Das Wirtshaus (II)
Woyzeck betritt das Wirtshaus, vermutlich um den Tambourmajor und Marie zur Rede zu stellen. Der Tambourmajor brüstet sich und rät Woyzeck, sich zu betrinken. Woyzeck provoziert ihn, und sie beginnen zu ringen. Diesen Ringkampf verliert Woyzeck. Er muss sich erschöpft auf eine Bank setzten. Trotzdem droht er dem Tambourmajor, indem er sagt: „Eins nach dem anderen“.
Szene 15 – Kramladen
Woyzeck möchte sich eine Waffe kaufen, vermutlich um Marie zu töten. Für die Pistole hat er nicht genügend Geld, er kauft sich ein Messer und geht ab.
Szene 16 – Kammer (III)
Marie und der Narr sitzen in der Kammer. Marie blättert in der Bibel, offenbar von Schuldgefühlen geplagt. Der Narr erzählt Christian, dem Kind, ein Märchen. Marie macht sich Sorgen, da Woyzeck seit zwei Tagen nicht mehr gekommen ist, und liest weiter aus der Bibel.
Szene 17 – Kaserne
Andres und Woyzeck sitzen in der Kaserne. Woyzeck gibt sein Hab und Gut an Andres weiter. Der sonst so redselige Andres antwortet immer nur mit „Jawohl“. Er scheint sich Sorgen um Andres zu machen, versteht aber Woyzecks wahren Probleme nicht, er rät ihm in das Lazarett zu gehen, da er immer noch davon ausgeht, Woyzeck hätte Fieber.
Der Doktor hält, vom Dachfenster eines Hauses heraus, einen Vortrag für seine Studenten. Woyzeck gilt ihm als Versuchsexemplar, da er sich seit einem Vierteljahr nur von Erbsen ernährt. Die Studenten sollen seinen Puls fühlen. Woyzeck bekommt einen Schwächeanfall und muss sich setzen. Des Weiteren soll er für die Studenten mit den Ohren wackeln, um zu zeigen, dass bei ihm zwei verschiedene Muskeln arbeiten. Woyzeck versucht, sich zu weigern. Der Doktor schimpft ihn und macht sich über ihn lustig.
Szene 19 – Marie mit Mädchen vor der Haustür
Marie spielt mit Kindern vor der Haustür. Die Mädchen wollen, dass Marie für sie singt. Sie beginnt zu singen, bittet jedoch die Großmutter eine Geschichte zu erzählen. Die Großmutter erzählt eine Geschichte von einem Waisenkind, welches die Sonne, den Mond und auch die Erde als Schwindel entpuppt. Woyzeck kommt hinzu und bittet Marie mit ihm zu kommen. Auf die Frage, wohin sie gehen, kann auch er nicht antworten.
Szene 20 – Abend. Die Stadt in der Ferne
Marie und Woyzeck sind spazieren gegangen. Marie möchte wieder gehen, Woyzeck hält sie jedoch zurück. Er fragt sie, wie lange sie schon ein Paar sind. Sie antwortet, dass es an Pfingsten zwei Jahre sind. Woyzeck fragt sie, wie lange ihre Beziehung noch halten wird. Marie versucht zu gehen, sie benutzt den Vorwand, dass sie das Abendessen richten müsste. In Woyzeck beginnt ein innerer Konflikt. Zwar weiß er, dass Marie ihn betrogen hat. Aber trotzdem würde er alles geben, um sie noch einmal zu küssen. Er macht Andeutungen, die auf den bevorstehenden Mord hindeuten. Er zieht das Messer, Marie versucht ihn aufzuhalten und schreit um Hilfe. Woyzeck sticht auf sie ein. Es kommen Leute, Woyzeck rennt weg.
Szene 21 – Es kommen Leute
Zwei Personen hören, wie Marie stirbt, und laufen zum Tatort.
Woyzeck betritt das Wirtshaus, um sich zu beruhigen und den Mord zu vergessen. Er tanzt mit Käthe. Sie bemerkt beim Tanzen, dass Woyzeck Blut an seiner Hand hat und beginnt zu schreien. Woyzeck gibt vor sich geschnitten zu haben. Er flieht aus dem Wirtshaus.
Szene 23 – Abend. Die Stadt in der Ferne
Woyzeck versucht das Messer, also die Tatwaffe zu finden. Er redet wirr mit der toten Marie, er tut so, als wäre sie noch am Leben. Nach einem kurzen Monolog findet er das Messer und entflieht vom Tatort.
Szene 24 – Woyzeck an einem Teich
Woyzeck wirft das Messer in einen Teich. Er befürchtet das Messer nicht weit genug geworfen zu haben und geht in den Teich um das Messer weiter hineinzuwerfen. Er wäscht sich im Teich.
Szene 25 – Straße (II)
In dieser Szene teilt ein Kind dem anderen Kind mit, dass eine Leiche draußen vor der Stadt gefunden wurde. Sie beeilen sich um die Leiche zu sehen, bevor man die Leiche davonträgt.
Szene 26 – Gerichtsmediziner. Arzt. Richter
Ein Gerichtsdiener beschreibt den Mord als einen guten, echten und schönen Mord. Ein solcher Mord sei seit geraumer Zeit nicht mehr passiert.
Szene 27 – Der Idiot. Das Kind. Woyzeck
Der Idiot Karl hält Woyzecks Kind, Christian auf dem Schoß. Woyzeck möchte das Kind streicheln, doch es wendet sich ab, Woyzeck verspricht dem Kind ein Gebäck. Karl läuft mit dem Kind fort.
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