Aufgabe
Legen Sie anhand der Schlussszene von „Die Physiker“ schlüssig dar, ob Dr. Mathilde von Zahnd verrückt ist. Begründen Sie ihre Hypothese ggf. anhand von Beispielen oder Zitaten.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Szenen-Analyse und Interpretation
Die Tragikkomödie „Die Physiker“, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt im Jahr 1961, handelt von drei Physikern, genannt Möbius, Einstein und Newton, die im Sanatorium „Les Cerisiers“ leben. Außerdem wird die Kernfrage dieses Stückes behandelt, die den Zusammenhang zwischen Verantwortung und Wissenschaft hinterfragt.
Meiner Meinung nach ist Fräulein Dr. Mathilde von Zahnd eine verrückte Psychiaterin, die die Weltherrschaft erlangen möchte. Dies rechtfertigt sie durch die Erscheinungen vom König Salomo und die moralische Verantwortung gegenüber der Menschheit wird nicht beachtet. Durch die Manuskripte von Möbius versucht die Macht zu erlangen und zu zeigen, dass sie mächtiger ist als ihre Vorfahren und Verwandten. Fräulein von Zahnd hat, durch langes Planen, das Erreichen der Weltherrschaft bald erreicht und möchte die Physiker davon wissen lassen.
Die Tragikkomödie beginnt mit den Untersuchungen von Inspektor Voß nach dem Tod von Irene Straub. Dieser fragt die Oberschwester Marta Boll nach persönlichen Daten des Opfers und danach unterhält er sich mit Newton und Dr. Mathilde von Zahnd über die Mordtat. Doch dabei lässt er sich schnell verunsichern. Dann folgt der Besuch der Familie von Möbius, da diese sich von ihm verabschieden möchte. Die Kinder von Möbius und die geschiedene Frau Rose fahren mit dem neuen Mann Pastor Missionar Rose auf die Marianen. Doch bei diesem Gespräch möchte Möbius durch das Darstellen des verrückten Erkrankten seine Familie wegschicken, damit diese kein schlechtes Gewissen hat. Um Möbius zu beruhigen kommt Schwester Monika und gesteht ihm ihre Liebe. Doch Möbius möchte, dass Monika verschwindet, weil er Angst um die Verdeckung seiner Manuskripte hat. Möbius tut alles, um seine Entdeckungen zu verheimlichen und muss dafür am Ende des ersten Aktes Monika erdrosseln.
Der zweite Akt beginnt so wie der erste und Inspektor Voß ermittelt wieder im Sanatorium. Doch bei diesen Mordermittlungen handelt er weniger ambitioniert als zuvor und Dr. von Zahnd kriegt Bedenken um ihren Ruf. Dann unterhält sich der Inspektor mit Möbius, welcher für seine Taten verhaftet werden möchte. Inspektor Voß hingegen ist froh bei diesen taten nicht eingreifen zu können. Nach diesen Gespräch kommt es zu der Kernszene des Stückes. In der Szene unterhalten sich die drei Physiker über den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Verantwortung. Die drei Physiker enttarnen sich als nicht verrückt und Newton und Einstein geben ihre wahre Identität als Geheimagenten verschiedener Auftraggeber bekannt. Newton handelt im Sinne der USA und Einstein für die Sowjetunion, während Möbius nur dafür sorgt seine Entdeckungen zu verdecken. Schließlich entscheiden sie sich dazu, gemeinsam im Sanatorium zu bleiben, um die Menschheit zu schützen. Doch nach diesem Gespräch kommt die wichtigste Handlung der Fräulein von Zahnd, die die drei Physiker nun auffordert zu kommen. Als die drei Physiker aus ihren Zimmern kommen, sind diese vollständig in der Rolle der Verrückten, Doch Frau von Zahnd macht schnell deutlich, dass sie die wahren Identitäten durch Abhören kennt. Als die Physiker Newton und Einstein ihre Revolver zücken wollen, werden sie von den neu eingestellten Pflegern entwaffnet. Nachdem die Pfleger die Geheimsender der Physiker geholt haben, beginnt die zu analysierende Textstelle.
Die vorliegende Textstelle beschreibt die Enthüllung der Frau Dr. von Zahnd. Sie erklärt, dass sie von König Salomo geschickt wurde, um in seinem Namen die Weltherrschaft zu erlangen. Denn Möbius habe ihn durch das Verdecken der Manuskripte verraten. Durch ihre Macht als Ärztin konnte sie Möbius betäuben und an die Manuskripte kommen. Sie erläutert ebenfalls, dass sie schon Fabriken erbaut hat und nun viel Macht besitzt. Sie weiß genau, dass sie nicht auf der Seite der Menschheit steht, doch dies ignoriert sie, um ein Weltunternehmen zu errichten und so an die alleinige Weltherrschaft zu kommen. Am Ende dieser Szene sehen die drei Physiker ihre vollständige Kapitulation als Konsequenz, da sie nichts gegen die Ärztin tun können. Nach diesem Textabschnitt stellen sich die drei Physiker Newton, Einstein und Salomo vor. Dabei erläutern sie wichtige Aspekte dieser Autoritäten.
In diesem Textausschnitt kommen die Oberpfleger, welche anscheinen für die Sicherheit im Sanatorium sorgen sollen, die drei Physiker und die wichtigste Person am Ende des Stückes, Fräulein von Zahnd. Nun beschreibe ich die Beziehungen zwischen den Oberpflegern und den Physikern mit Dr. von Zahnd. Die Oberpfleger sind „riesenhafte“ [Regieanweisung] (S. 56, Z. 8) Pfleger, welche schon Kampftitel erworben haben. Diese drei Pfleger sind daher keine ausgebildeten Krankenpfleger, sondern sollen für die Sicherheit sorgen und den Staatsanwalt beruhigen (vgl. S. 57, Z. 25). Doch in Wahrheit dienen sie der Ärztin von Zahnd, indem sie die drei Physiker im Sanatorium gefangen halten (vgl. S. 84, Z. 17-19). Daher ist Frau von Zahnd deren „Boss“ (S. 81, Z. 4) und sie tun das, was man ihnen sagt.
Die drei Physiker hingegen, alle im mittleren Alter, wollen die Erkenntnisse der Wissenschaft geheimhalten. Dies versuchen sie jedoch gegen den Willen der Ärztin. Da diese aber in ihr „eigenes Gefängnis“ (S. 84, Z. 19-20) sind, sind diese der Macht von Frau von Zahnd ausgeliefert und müssen aufgeben.
Im Folgenden werde ich die äußeren Umstände von Frau von Zahnd darstellen. Frau Dr. von Zahnd ist fünfundfünfzig Jahre alt und Gründerin des Irrenhauses „Les Cerisiers“. Ihre Familie war sehr mächtig. Ihr Vater war Geheimrat, ihr Onkel war Kanzler und ihr Großvater war Generalfeldmarschall. Sie ist Einzelkind und hat keine Kinder, da sie unfruchtbar ist. Sie ist „bucklig“ [Regieanweisung] (S. 24, Z. 7). Außerdem trägt sie immer ihren Ärztemantel und ein Stethoskop.
Nun charakterisiere ich Frau Dr. von Zahnd anhand dieser Textstelle. Frau Dr. von Zahnd tritt sehr selbstbewusst durch ihre strengen Anweisungen (vgl. S. 81, Z. 3; S. 81, Z. 9-10), auf und macht dadurch ihre Macht deutlich, obwohl noch nicht klar ist, was sie genau vorhat. Sie macht vor ihrer Enthüllung direkt deutlich, dass es keine Rolle spielt, ob die Physiker ihr „Geheimnis wissen“ (S. 81, Z. 13) oder nicht. Dabei legt sie Wert darauf, dass die Pfleger rausgehen (vgl. S. 81, Z. 9-10). Durch diese Vorausdeutung, dass die Physiker an diesem Geheimnis und ihrer Macht nichts mehr tun können, macht deutlich, dass sie genau weiß, was sie tut und dies genau hinterfragt hat. Dr. Mathilde von Zahnd erklärt, dass „auch [ihr] der goldene König Salomo erschienen“ (S. 81, Z. 16-17) ist und obwohl Newton darüber lachen muss, bleibt sie „unbeirrbar“ [Regieanweisung] (S. 82, Z. 1). Das zeigt die Gewissheit und ihr Vertrauen zu König Salomo. Während sie von der Erscheinung Salomos erzählt, nutzt sie eine biblische Sprache wie „gewaltiger Engel“ (S. 82, Z. 5) oder „Magd“ (S. 82, Z. 8), welche zeigen, dass ihr die Erscheinung von ihm sehr wichtig und sogar heilig ist. Durch diese Wortwahl wird deutlich, dass sie König Salomo in ihrem Leben und in ihrem Glauben als eine wichtige Autorität ansieht. Sie behauptet, dass Möbius König Salomo verraten würde, da er die Manuskripte , welche König Salomo Möbius offenbart hat, nicht veröffentlichen wollte (vgl. S. 82, Z. 14-16), um das Wohl der Menschheit zu bewahren. Hinzu kommt, dass sie ganz offen ihre Manipulation durch ihre Stellung als Ärztin zugibt. Dies wird deutlich als sie von den Behandlungen mit Möbius erzählt, in der sie ihn „betäubte“ (S. 82, Z. 29) und die „Aufzeichnungen“ (S. 82, Z. 30) kopierte. Dies zeigt ihre Manipulation hinter einem freundlich wirkenden „Menschenfreund“ (S. 12, Z. 16) beschreibt. Doch durchgehend glaub Frau von Zahnd an ihre Normalität und daran, dass sie nicht verrückt ist. Obwohl Möbius zugibt, dass Möbius ihm nie erschienen ist, beharrt sie auf ihren Erscheinungen (vgl. S. 83, Z. 19; S. 83, Z. 14-16). Als die Physiker dann begreifen, dass die Ärztin für den Tod der drei Krankenschwestern sorgte, wird nur noch mehr verstärkt, wie sie alle in ihrer Umgebung manipuliert hat. Sie „hetzte die drei Krankenschwestern“ (S. 84, Z. 5-6) auf die Physiker, damit diese sie umbringen und endgültig für verrückt gehalten werden. Durch diese Handlung wird klar, dass sie die Taten der Physiker genau einschätzen konnte und diese zu ihrem Nutzen gewandelt hat. Nun ist das Sanatorium ein „Gefängnis“ (S. 84, Z. 19) und sie kann ihr „Weltunternehmen starten“ (S. 84, Z. 13). Durch den Ausdruck von ihr, dass ihre taten nicht „zugunsten der Welt, aber zugunsten einer alten, buckligen Jungfrau“ (S. 85, Z. 7-8) ausfallen, wird deutlich, dass sie sich in ihrem eigenen Körper nicht wohlfühlt, doch diese Minderwertigkeitskomplexe möchte sie durch ihre Macht ausgleichen. Dies kommt wahrscheinlich daher, dass ihr Vater sie hasste und sie einer sehr mächtigen Familie entstammt.
Meine Deutungshypothese vom Beginn kann ich bestätigen, da Frau Dr. von Zahnd an etwas glaubt, was in unserer Gesellschaft als verrückt anerkannt ist. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass die Ärztin eigentlich denjenigen behandeln wollte, dem der König Salomo erscheint. Außerdem wird deutlich, dass ihr das Wohl der Menschheit nicht wichtig ist, sondern sie nur ihr eigenes Selbstwertgefühl durch eine Weltherrschaft steigern möchte. Sie besitzt die vollständige Kontrolle über ihre Patienten und sorgt dadurch auch dafür, dass sie Alleinerbin ist und bleibt. Doch zu Beginn wird sie klar als Menschenfreund beschrieben. Im Laufe des Stückes kommen immer Hinweise auf die Verrücktheit der Ärztin auf. Die vollständige Veränderung wird jedoch erst am Ende des Stückes deutlich.