
Roman: Die Physiker, 1. Akt (1961)
Autor/in: Friedrich DürrenmattEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
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Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Analyse und Erörterung
In dem Drama „Die Physiker“, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt im Jahre 1961, geht es um das Zusammenleben dreier Physiker in einem Irrenhaus, die jeweils eine Krankenschwester umgebracht haben. Die Verantwortung der Wissenschaft und wie damit umgegangen wird, wird in diesem Drama auch betont. Der Kriminalinspektor Richard Voß soll durch sein Verhalten im ersten Akt als Karikatur der Polizei wirken und soll dadurch Kritik an der Polizei widerspiegeln. Dies soll im Folgenden näher erläutert werden.
Am Anfang des ersten Aktes soll durch die Lustlosigkeit von Voß Kritik an der Polizei ausgeübt werden. Nachdem der Mord von Ernst Heinrich Ernesti, auch „Einstein“ gennant, an einer Krankenschwester des Irrenhauses protokolliert wird, beginnt Voß mit seinen routinemäßigen Fragen: „Alter?“ (S. 15), „Angehörige?“ (S. 15), „Benachrichtig?“ (S. 15). Das direkte und unmotiviert klingelnde Fragen von ihm erinnert an einen Fragenkatalog und lässt das Publikum vermuten, er habe gar keine Lust auf seine Arbeit und dass diese eine unnötige Last sei. Dies wirft ein sehr schlechtes Bild auf ihn und deshalb auch, da er als Karikatur der Polizei auftritt, auf die Polizei. Außerdem redet Voß noch nicht einmal in vollen Sätzen, sondern fragt nur mit einem Wort. Dadurch entsteht der Anschein, dass Voß zu faul und lustlos wäre, in vollen Sätzen zu reden. Dies alles zeigt, dass der Inspektor, der als Karikatur der Polizei wirkt, sich keine Mühe gibt, ein guter Polizist zu sein und deshalb Kritik an der Polizei widergespiegelt wird.
Weiterhin will Dürrenmatt durch das Verhalten von Voß im Gespräch mit Herbert Georg Beutler, auch „Newton“ genannt Kritik an der Polizei ausüben. Newton begang ein paar Wochen zuvor einen Mord, auch an einer Krankenschwester. Als der Inspektor sich mit Newton unterhält, scheint dieser klar den Inspektor zu dominieren. Zum Beispiel erzählt Newton: „Ich darf ihnen versichern, daß ich die «Kreutzersonate« bei weitem schwungvoller hinunterfielen würde [...] das Andante spielt er doch einfach barbarisch“ (S. 21). Voß erwidert jedoch „Ich verstehe nichts von Musik“ (S. 21). Der lange und gebildet klingende Satz von Newton erzeugt das Bild eines sehr intelligenten und noblen Mannes. In seinen Sätzen benutzt er sehr gehobene und komplizierte Adjektive und Verben, wie „hinunterfielen“ und „barbarisch“. Dies impliziert wiederum, dass Newton sehr gebildet ist. Die einfältige und fast schon dumme Antwort von Voß zeigt klar, dass er intellektuell seinem Gegenüber unterlegen ist. Voß scheint überrumpelt von Newton und seiner Intelligenz und kann nur im Erstauen eine einfältige Antwort geben. Der Inspektor könnte aber auch nur keine Lust haben, intelligent und gebildet zu antworten, da er für seine Arbeit zu unmotiviert ist. Das Publikum denkt, dass Newton Voß dominiert. Jedoch darf dies eigentlich nicht passieren: Voß ist ein Polizist und sollte den psychisch labilen Newton in Schacht halten und ihn dominieren. Das Umdrehen der Rollen in dieser Szene erzeugt ein Bild einer schwachen und unterlegenen Polizei, welche nicht fähig ist, verdächtige Menschen und Mörder zu dominieren. Dies spiegelt deshalb Kritik an der Polizei wider.
Außerdem übt Dürrenmatt Kritik and der Polizei aus, da Voß sich von Newton an der Nase herumführen lässt und sich sagen lässt, was er machen soll. Zu Beginn des Gespräches mit Newton will Voß, wie Newton, eine Zigarette anzünden. Newton verhindert dies aber und sagt: „Entschuldigen Sie [...] Hier dürfen nur die Patienten rauchen und nicht die Besucher“ (S. 19). Voß erwidert: „Verstehe“ (S. 19), und steckt die Zigarette weg. Zuerst einmal provoziert Newton Voß und führt ihn an der Nase herum. Die Tatsache, dass auch Newton selber eine Zigarette rauchen will betont die Dreistigkeit in dieser Situation. Eine zu erwartende Reaktion eines Polizisten wäre jedoch, dass er einfach anfängt zu rauchen. Dadurch würde der Polizist einem Mörder die Dominanz zeigen und klarstellen, dass keiner ihm Forderungen stellt. Im Fall von Voß jedoch stimmt er ohne Diskussion zu und tut, was Newton ihm sagt. Voß wirkt dadurch unterlegen, da die Rollen, wie schon vorhin besprochen, gewechselt wurden: Newton als Person, die die Forderungen aufstellt und Voß als einer, der diese verfolgt. Dadurch wirkt die Polizei schwach und Dürrenmatt kritisiert sie.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Voß durch sein lustloses und unterlegenes Verhalten das komplette Gegenteil eines guten Polizisten ist. Dadurch gerät die Polizei in ein sehr schlechtes Licht und Dürrenmatt erzielt einer seiner Ziele für den ersten Akt seines Stückes „Die Physiker“: Die Polizei zu kritisieren.