Drama: Die Physiker (1961)
Autor/in: Friedrich DürrenmattEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
Die nachfolgende Erörterung bezieht sich auf das Gesamtwerk.
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Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Analyse und Erörterung
In dem Drama „Die Physiker“, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt im Jahre 1961, geht es um das Zusammenleben dreier Physiker, welche drei Krankenschwester ihrer Anstalt umgebracht haben. Die Verantwortung der Wissenschaft und wie damit umgegangen wird, wird auch in diesem Drama stark betont. Dürrenmatt benutzt die Gewalt in seinem Drama, um die Paradoxie der Welt zu betonen. Dies soll im Folgenden näher erläutert werden.
Dürrenmatt will mit den Pflegern, die Boxer sind, Groteske1 erzeugen und damit die Paradoxie der Welt betonen. Die Pfleger werden im zweiten Akt für die Pflegerinnen eingesetzt. Oberpfleger Uwe Sievers ist „Ehemaliger Europameister im Schwergewichtsboxen“ (S. 56), sein Kollege Murillo ist „südamerikanischer Meister [...] im Schwergewicht“ (S. 56) und ein weiterer Pfleger, ist „nordamerikanischer Meister [im] Mittelgewicht“ (S. 56). Der Sport des Boxens wird vom Publikum, und generell von der Gesellschaft, mit Gewalt in Verbindung gesetzt. Im Üblichen ist das stereotypische Bild eines Boxers ehr gewalttätig, muskulös und oberkörperfrei. Außerdem wirken Boxer wie Personen, die man nachts nicht auf der Straße treffen möchte. Die Boxer in diesem Drama sind jedoch Pfleger. Dieser Beruf hat ein Bild, welches das Gegenteil eines des Boxers ist: Menschen die in weißen Kitteln gekleidet sind und, mehr oder weniger, gebildet sowie ruhig sind. Die Ideen von Gewalt und Ruhe lassen sich von dem Publikum nicht zusammenbringen und erzeugen deshalb eine groteske Stimmung. Die Groteske lässt die Irrenanstalt ,und die Welt im Generellen, Paradox wirken. Dies zeigt, dass Dürrenmatt mit der Idee von Gewalt in seinem Drama die Paradoxie der Welt betont.
Außerdem betont Dürrenmatt die Paradoxie der Welt dadurch, dass Möbius Gewalt als Mittel für Verantwortung benutzt. Am Ende des ersten Aktes bringt Möbius die Krankenschwester Monika Stettler um, um seine wissenschaftlichen Errungenschaften und Erkenntnisse geheim und von der Außenwelt fernzuhalten. Möbius ist der Überzeugung, dass die Welt sich selbst mit seiner Wissenschaft in Kriegen zerstören würde. Deshalb sieht er seinen Mord als Mittel für Verantwortung. Dies beschreibt er auch auf Seite 77, wo er sagt: „Monika! Ich musste dich opfern [...] [um] das Geheimnis unserer Wissenschaft treu zu bewahren“. Mord und Gewalt wird von der Gesellschaft jedoch nicht mit Verantwortung in Verbindung gebracht. Im Gegenteil: Mord und Gewalt wird von der Gesellschaft als verantwortungslos angesehen. Dies erzeugt nochmals eine groteske Stimmung und lässt die Tat von Möbius paradox wirken. Außerdem erzeugt Dürrenmatt Groteske mit der Ironie dieses Mordes: Möbius bringt seine Geliebte um. Dies lässt seine Gewalttat noch paradoxer wirken. Möbius bringt seine Geliebte um, um Verantwortung zu übernehmen. Das Publikum fängt mit dieser paradoxen3 Tat an, die Wissenschaftler, die Wissenschaft und die Welt als paradox zu sehen. Dies zeigt, dass Dürrenmatt die Paradoxie der Welt durch Möbius Mord and Monika Stettler unterstreicht.
Letztlich betont Dürrenmatt die Paradoxie der Welt, indem die Irrenärztin, Fräulein Doktor von Zahnd durch Gewalt die Ziele von Möbius zerstört und das schlimmste mögliche Ende für das Publikum bereitet. Von Zahnd gibt ihr gewaltsames Vorgehen am Ende vom zweiten Akt zu: „Ich betäubte [Möbius], jahrelang, immer wieder, und photokopierte die Aufzeichnungen Salomons, bis ich auch die letzten Seiten besaß“ (S. 82). Das jahrelange Betäuben von Möbius impliziert die Gewaltbereitschaft und manipulative Art von Fräulein v. Zahnd. Durch das Kopieren der Aufzeichnungen von Möbius und dem späteren Errichten von Riesenwerken, zerstört sie die Ziele von Möbius. Dieser tut unheimlich viel, um seine wissenschaftlichen Errungenschaften geheim zu halten und die Welt vor der Zerstörung zu retten. Doch plötzlich scheint es so, als würde sich die Welt gegen ihn stellen und seine Verantwortung ignorieren. Dies erzeugt das Gefühl, dass die Welt verantwortungslos sei. Das Publikum ist auch sehr enttäuscht, da es mit dem schlimmsten möglichen Ende konfrontiert wird. Dass die Welt sich gegen die Verantwortung stellt, scheint deshalb auch sehr paradox und falsch. Dies zeigt, dass Dürrenmatt die Paradoxie der Welt durch das gewaltsame Vorgehen von v. Zahnd gegen Möbius und seiner Verantwortung betont.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dürrenmatt die Paradoxie der Welt durch die Gewalttaten der Hauptfiguren Möbius und v. Zahnd zeigt. Möbius ermordet seine Geliebte, um Verantwortung zu übernehmen und v. Zahnd betäubt Möbius, um die Weltherrschaft zu ergreifen. Außerdem übermittelt Dürrenmatt die Paradoxie der Welt durch die eigentlich ruhigen, doch gewalttätig scheinenden Pfleger.