Drama: Die Physiker (1961)
Autor/in: Friedrich DürrenmattEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Szenen-Analyse und Interpretation
Die erste Szene des ersten Aktes des Dramas „Die Physiker“ (1961) von Dürrenmatt handelt von dem Gespräch zwischen Inspektor Voß und der Oberschwester.
Zu dieser Situation hat der Mord an Irene Straub geführt. Da dies der zweite Mord in drei Monaten ist, ist das Verhalten des Inspektors von Aggressivität geprägt.
Für den weiteren Verlauf ist klar, dass Ernst Heinrich Ernesti sich als Einstein ausgibt. Für die Oberschwester steht fest, dass Ernesti krank und somit nicht zurechnungsfähig ist. Ebenso wird später festgestellt, dass sich keiner außer die Oberschwester an die Regeln des Salons haltet.
Das Verhalten des Inspektors steht im Gegensatz zum dritten Mord völlig im Kontrast. Während Voß zu Anfang des Dramas unbedingt den Mörder herausfinden und zur Rede stellen will, ist es bei der Ermittlung des dritten Mordes nicht sein Ziel.
Am Anfang des Gespräches werden die Regeln im Salon thematisiert, wobei der Fokus schnell auf die Personeninformation der ermordeten Krankenschwester gelegt wird. Nach schneller Befragung wird der Täter in den Mittelpunkt gestellt, doch für die Oberschwester ist er kein Mörder. Voß möchte Ernesti jedoch selbst befragen und wird bei der Ablehnung zur Befragung aggressiv. Als er die Chefärztin sprechen möchte, wird auch dies zurückgewiesen, denn sie ist mit Ernesti beschäftigt. Anschließend verlassen die Oberschwester und einige Beamten mit der Leiche den Salon.
Die Bedürfnisse von Voß, die das Rauchen und Trinken betreffen, werden von der Oberschwester abgewiesen. Aufgrund diesen Momentes wird Voß aggressiv, da seine Laune fällt und die Motivation dementsprechend nicht aufgebaut wird, was durch seine kurzen Fragen deutlich wird (vg. S.15). Dadurch spannt sich das Verhältnis an. Sie dagegen hält sich an die „Regeln“ und leitet diese weiter. Bei der Befragung über die tote Krankenschwester fällt auf, dass Voß die meisten
Fragen nur mittels einem oder weniger Worte stellt (vgl. S.15).
Die Oberschwester stellt sich schützend vor die Patienten, da für sie ihr Beruf und das Arbeiten mit psychisch gestörten Menschen unglaublich wichtig ist (vgl. S.16). Ebenfalls widerspricht sie Inspektor Voß, indem sie sagt, dass sie und die ermordeten Schwestern Erfahrung mit Kraft- oder Kampfsport haben und Pfleger nicht die Lösung seien (vgl. S.16). Das zeigt besondere Stärke.
Auch ist auffallend, dass die Täter verschieden aufgefasst werden: von der Oberschwester werden die Physiker als Menschen mit Gefühlen und Defiziten behandelt, aber von Voß als unmenschliche Wesen. Voß greift den Täter nämlich mittels der Bezeichnung „Kerl“ (S.17), an, woraufhin sie jedoch nicht energisch reagiert. Dies zeigt besonders für den Inspektor Voß, dass kein Mörder es würdig ist, ihm eine menschliche Identität zuzuschreiben. Die Oberschwester dagegen steht dazu komplett anders: sie sieht Hoffnung in den Tätern, aber sie denkt, dass die Idee von Voß nicht gut ist, wo die medizinische Behandlung von Pflegern ausgeführt wird (vgl. S.16), da sie der festen Überzeugung ist, sie schafft die Behandlung mit den Patienten. Dies ist auf ihrer entschlossenen Persönlichkeit mit selbstbewussten Zügen zurückzuführen.
Aufgrund dieser unterschiedlichen Charaktereigenschaften lässt sich feststellen, dass Voß und die Oberschwester nicht harmonisieren und diese Art von Verhältnis nach dem Ende des Gespräches direkt bricht. Voß hat weder Interesse an seinem Beruf, noch die Akzeptanz für die Einstellung der Oberschwester. Bei ihr ist der Beruf ihre Priorität, aber im Gegensatz zu Voß akzeptiert sie Meinungsverschiedenheiten.
Somit ist festzuhalten, dass ein starker Kontrast vorliegt: es entsteht das Verhältnis unterlegen-überlegen. Auch dass Inspektor Voß Schwäche und die Oberschwester Stärke symbolisieren, ist schnell festzumachen.
Dürrenmatt fokussiert sich hierbei auf die Kritik des Beamten und zeigt am exzellenten Vergleich, welche Art von Mensch Inspektor Voß ist.