Drama: Die Physiker (1961)
Autor/in: Friedrich DürrenmattEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Möbius darf seinen Aufenthalt in der Irrenanstalt nicht riskieren. Da er die Weltformel entdeckt hat, darf er nicht mit seinen Manuskripten die Anstalt verlassen. Monika erlebt den Abschied zwischen Möbius und seiner Familie und ergreift die Chance, ihm ihre Gefühle zu erläutern.
Nach der Ermordung der Krankenschwester kommt Inspektor Voß erneut in die Anstalt, möchte Möbius aber nicht verhaften, was bedeutet, dass Möbius weiterhin mit seiner Weltformel im Sanatorium bleibt.
Letztendlich geraten die Manuskripte von Möbius in die Hände von Mathilde von Zahnd, wobei sie anschließend die Weltherrschaft an sich reißt, währenddessen alle drei Physiker isoliert von der Außenwelt im Sanatorium eingesperrt sind.
Zuerst wird der Grund für den Abschied thematisiert, doch schnell ändert sich dies, da Schwester Monika Möbius ihre Liebe gesteht. Da er jedoch aufgrund der Weltformel das Sanatorium nicht verlassen kann, drängt Möbius sie, zu verschwinden. Kurze Zeit später kommt Einstein in den Raum und warnt sie ebenfalls vor einer Beziehung mit einem Physiker. Sie erkennt Möbius jedoch als psychisch gesund an und hält am Wunsch einer eigenen Familie mit ihm fest. Als Monika ihm erzählt, dass alles für seinen Auszug vorbereitet sei, ist Möbius panisch und ermordet sie.
Am Anfang der Szene wird deutlich, dass Möbius´ Verhalten immer zum Schutz der Weltformel dient. Während Schwester Monika behauptet, sie durchschaue ihn, ist Möbius aufgeregt und erfindet eine Notlüge (vgl. S.43). Er möchte um keinen Preis seine Mission, die Weltformel zu beschützen, gefährden, denn das Veröffentlichen dieser Kenntnisse hat schlimme Folgen.
Möbius ist der festen Überzeugung, dass der Abschied mit seiner Familie der richtige Weg ist, um die Formel zu beschützen, da er somit in Vergessenheit gerät (vgl. S.44). Monika versucht zu jeder Gelegenheit, Möbius davon zu überzeugen, dass er nicht verrückt sei, indem sie selbst behauptet, dass ihm König Salomo erscheine (vgl. S.45-46). Der Grund für ihr Verhalten ist mit ihren Gefühlen zu begründen, da sie ihn aus der Anstalt bringen möchte und sich Kinder mit ihm wünscht (vgl. S.49).
Als Möbius begreift, dass Monika es ernst meint, steigt seine Angst (vgl. S.46-47). Er befürchtet, Monika veröffentlicht seine Manuskripte und riskiert somit naturwissenschaftliches Wissen, welches negativ gegen die Menschheit genutzt werden kann.
Einstein kommt in den Raum und warnt Monika ebenfalls (vgl. S.48). Sie solle fliehen und sich nicht auf einen Physiker einlassen, da diese gefährlich seien (vgl. S.48). Einstein zeigt damit, dass er nicht vollkommen unlogisch denkt, sondern Schlüsse aus seinem Handeln schließen und er auf eine neue Situation anwenden kann. Denn auch er befürchtet, Möbius` Erkenntnisse könnten an die Öffentlichkeit geraten, wenn Monika Möbius aus der Anstalt holt. Schlussendlich wird klar, dass Einstein die Mission hat, die Weltformel für seinen Staat zu klauen, um diese gegen andere Staaten anwenden zu können. Dürrenmatt konkretisiert hierbei das Bestreben nach Macht der verschiedenen Staaten, die bei Verwendung der Atombombe andere politische Konkurrenten vernichten können.
Je mehr Möbius Monikas Liebe abstößt, desto näher kommt Monika ihm auf persönliche Weise (vgl. S.49-53), denn sie zeigt ihre echten Gefühle und Gedanken:„Ich will mit Ihnen schlafen, ich will Kinder von Ihnen haben“ (S.49), und beginnt auch Möbius zu duzen statt zu siezen (vgl. S.50). Sie fühlt sich alleine und möchte Möbius überzeugen, weshalb sie ihre Strategie ändert.
Doch ihre Frage:„Warum bist du so mutlos?“ (S.50), ist schon eher ein Vorwurf, da sie die Weigerung als Mutlosigkeit sieht. Dies zeigt, dass Monika den Grund von Möbius` Verhalten nicht erfasst hat, obwohl sie bereits mit dem damaligen Lehrer geredet hat (vgl. S.51). Hiermit werden Menschen kritisiert, die voreilige Schlüsse bezüglich anderen Meinungen und Pläne ziehen.
Möbius` anschließende Antwort:„Mut ist in meinem Falle ein Verbrechen“ (S.51), deutet seine Wissenschaftssituation an. Wenn er den Mut hätte, seine Erkenntnisse mit allen Risiken zu veröffentlichen und die Menschheit die Atomphysik zum Zerstören der Menschen verwendet, ist Möbius Schuld und begeht aufgrund der zahlreichen Morde ein Verbrechen.
Möbius kurze Aussagen kennzeichnen seine Überraschung über Monikas Handeln und anschließende Sprachlosigkeit, da es für ihn unerwartet kommt (vgl. S.51). Er erlebt einen Schock, da das Vorgehen von Monika seine Pläne, die Manuskripte zu verstecken, durchkreuzt.
Ihre energische Art lässt auf die Intoleranz bezüglich der Abweisung von Möbius zurückführen (vgl. 52). Aufgrund dieses Druckes fühlt sich Möbius gedrängt und sieht keinen anderen Weg, als sie zu ermorden (vgl. S.53). Mit dieser Passage ironisiert Dürrenmatt das Verhalten von Möbius, denn er ermordet eine Person, um die Menschheit zu retten. Dürrenmatt zeigt mit verschiedenen Mitteln Andeutungen dazu, dass Möbius kein besserer Mensch ist, als die Geheimagenten sind.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die letzte Szene des ersten Aktes ein Gefühl für das Ende der Tragödie gibt, denn Möbius` Handeln hat seinen Höhepunkt erreicht, da er den Geheimagenten nun gleicht. Der Leser bekommt den Eindruck, dass Möbius nicht alle Wege bei seiner Planung kalkuliert hat, da er von Monikas Handeln schockiert ist. Schwester Monika musste sterben, um Möbius` Geheimnis nicht zu gefährden. Dies war jedoch nicht sein Plan, sondern eine spontane Tat.
Jedoch ist an diesem Zeitpunkt nicht klar, wie weit Möbius gehen würde, um seine Manuskripte geheim zu halten.