Drama: Die Physiker (1961)
Autor/in: Friedrich DürrenmattEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
Aufgabe
Analyse von Dürrenmatts „Die Physiker“ mit besonderem Fokus auf der Figur des Fräulein Dr. med. Mathilde von Zahnd.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Charakterisierung und Interpretation
In dem Drama „Die Physiker“, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt, uraufgeführt im Jahr 1962, geht es um die drei verrückten Physiker Newton, Einstein und Möbius (der Protagonist), die in Wahrheit gar nicht verrückt sind, sondern Geheimagenten (Newton, Einstein) bzw. der Entdecker der Weltformel (Möbius). Die beiden Geheimagenten wollen die Weltformel stehlen. Zu diesem Zweck haben sie sich in das Sanatorium „Les Cerisiers“ einweisen lassen.
In der vorliegenden Szene legt die Antagonistin Fräulein Mathilde von Zahnd ihren Plan zur Weltherrschaft offen und, dass ihr König Salomo erschienen sei. Vor der Szene hat das Sanatorium sich in ein Gefängnis verwandelt und nach der Szene nehmen die Physiker ihr jeweiliges Schicksal an. Fräulein Mathilde von Zahnd ist eine machthungrige Person, die sich anderen Leuten gegenüber überlegen fühlt, sich aber ihrem imaginärem Herrn König Salomo unterwirft.
Fräulein Dr. h. c. Dr. med. Mathilde von Zahnd ist die Leiterin des Sanatoriums „Les Cersiers“ (vgl. S. 12, Z. 6f.). Die buckelige, ca. 55jährige Jungfer trägt stets einen Ärztekittel mit Stethoskop (vgl. S. 24, Z. 7f.). Ihr Vater war August von Zahnd, der sie hasste (vgl. S. 24, Z. 9-13).
Anderen Figuren gegenüber verhält sie sich unterschiedlich. So ist sie zu Frau Rose freundlich (vgl. S. 31, Z. 19), den Inspektor behandelt sie hingegen wie ein niedrigeres Wesen (vgl. S. 25, Z. 19f.). In der vorliegenden Szene ist die Frau Doktor siegesgewiss. Dies erkennt man daran, dass sie ihren kompletten Plan offenlegt (vgl. S. 84, Z. 2ff.). Sie ist außerdem sehr von sich selbst überzeugt und sich ihrer Intelligenz und ihrer Überlegenheit bewusst (vgl. S. 85, Z. 3f.). Mathilde von Zahnd ist die einzige Verrückte in dem Stück. Auf diesen Sachverhalt gibt es einige Hinweise, so sagt Schwester Monika: „(…) sie selbst sei verrückter als du, erklärte sie und lachte.“ (S. 51, Z. 11f.).
Trotz ihrer Überlegenheit ihren Mitmenschen gegenüber, unterwirft sie sich der fiktiven Figur des Königs Salomo (vgl. S. 82, Z. 22). Dies merkt man auch an ihrer Sprechweise. Wenn das Fräulein von König Salomo spricht, ist ihre Stimme „feierlich“ (S. 81, Z. 16). Außerdem benutzt sie Wörter wie „golden“ (S. 81, Z. 16) oder „heilig“ (S. 82, Z. 22). Dies deutet auf ihre Ehrfurcht hin.
Des Weiteren sind in ihrem Sprachrepertoire wissenschaftliche Begriffe wie „Andromedanebel“ (S. 85, Z. 6) vorhanden, dies deutet auf ihren Bildungsgrad bzw. ihre Intelligenz hin. Den Physikern hingegen ist sie feindlich gesinnt. Dies spiegelt sich auch in ihrer Wortwahl wider. So „hetzt“ sie die Krankenschwestern auf sie (S. 84, Z. 5f.).
Außerdem „vernichtet“ König Salomo die Physiker (S. 84, Z. 21). Ihre nazistischen Züge werden durch ihre Überzeugung deutlich, „die letzte Normale [ihrer] Familie“ zu sein (S. 84, Z. 24). Dr. Zahnd ist machthungrig, sie wird „mächtiger sein als [ihre] Väter“ (S. 85, Z. 4f.). Sie möchte die Weltherrschaft und glaubt, sie von König Salomo bekommen zu haben (vgl. S. 84, Z. 22). Für sie zählt vor allem der Wille König Salomos (vgl. S. 82, Z. 9).
Fräulein Mathilde von Zahnd entwickelt sich im Laufe des Dramas von einer freundlichen, wenn auch kühlen Person, in eine machthungrige Narzisstin, die andere ihre Überlegenheit spüren lässt. Dies geschieht unter dem Vorwand, König Salomo wolle es so. Da das Stück während des Kalten Krieges geschrieben wurde ist es möglich, dass Fräulein von Zahnd die machthungrigen Politiker verkörpern soll.