Aufgabenstellung:
Analysieren Sie den folgenden Auszug aus Tomasellos „Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation“. Erläutern Sie seine Aussagen zur gestischen Kommunikation sowie zur Entstehung konventioneller Sprache und berücksichtigen Sie dabei, wie der Gedankengang aufgebaut ist und die Leserführung erfolgt.
Klausurthema:
Michael Tomasello: Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation (Spracherwerbstheorien)
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Der Textauszug „Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation“, der von Michael Tomasello geschrieben wurde, ist 2008 erstmals auf Englisch erschienen. Der vorliegende Textauszug stammt aus dem 1. Kapitel der deutschen Ausgabe und ist 2011 veröffentlicht worden. In diesem Auszug schildert Tomasello, wie der Mensch zur Sprache gekommen ist, und stellt dazu die These auf, dass die ersten Formen von Kommunikation beim Menschen im Zeigen und Gebärdenspiel stattfanden.
Zunächst einmal beginnt Tomasello diesen Auszug, in dem er dem Leser verdeutlicht, wo man überall Gesten und Gebärdenspiel sieht. Dazu nennt er das Beispiel: „Schauen Sie einfach, wohin ich zeige, und Sie werden sehen, was ich meine“ (Z. 3-4). Damit macht er deutlich, dass diese Art von Kommunikation jeder verstehen kann, auch Kleinkinder, die noch nicht sprechen können (vgl. Z. 4-5). Auch funktioniert es, sich in fremden Kulturen über Gesten zu verständigen (vgl. Z. 9).
Im Folgenden stellt Tomasello seine eigene Behauptung auf, indem er sagt, dass zuerst verstanden werden muss, wie Menschen durch den Gebrauch von Gesten kommunizieren können, um dann zu verstehen, wie sie durch Sprache kommunizieren, welche aus dem Zeigen und Gebärdenspiel besteht und als eine „Art psychologische Plattform“ gedient hat (vgl. Z. 11-17). Auf dieser Plattform können nun laut Tomasello alle verschiedenen Systeme der konventionellen sprachlichen Kommunikation aufgebaut werden (vgl. Z. 17-18).
Des Weiteren nennt Tomasello grundlegende Merkamle der menschlichen Kommunikation, wie Lernen, Flexibilität und Aufmerksamkeit (vgl. Z. 22-23). Außerdem ist er der Meinung, dass die menschliche Verwendung von Zeigegesten und Gebärdenspiel als Nachfolger von Affengesten genannt werden kann. Von besonderer Bedeutung scheint es für Tomasello zu sein, dass es ein natürlicher Vorgang der Menschen ist, der Blickrichtung externer Objekte zu folgen. An dieser Stelle sieht er einen entscheidenden Zwischenschritt von der Kommunikation von Menschenaffen zu willkürlichen sprachlichen Konventionen (vgl. Z. 25-31).
In seinem folgenden Abschnitt verdeutlicht Tomasello seinen Lesern, dass die willkürliche sprachliche Konvention nur deutlich wird, wenn Menschen auf Zusammenarbeit abzielen. Somit stellt er die These auf, dass die konventionelle Sprache auf Basis der bereits verstandenen Gesten entstanden ist, um ein gemeinsames soziales Lernen zu ermöglichen. Nach und nach wurden von da an grammatikalische Konventionen geschaffen und kulturell weitergegeben (vgl. Z. 32-44). Abschließend sagt Herder, dass evolutionäre Prozesse erforderlich sind, um den Ursprung menschlicher Kommunikation zu erklären. Es sei aber auch erforderlich, die Ursprünge der verdeutlichen. Dazu ist es nötig die kulturgeschichtlichen Prozesse zu kennen. Wenn dies erfolgt ist, ist es den Menschen möglich diese Konventionen durch kulturelles Lernen weiterzugeben (vgl. Z. 45-51).
Der Gedankengang Tomasellos ist für den Leser zunächst einmal gut zu verstehen. Zu Beginn des Auszugs sucht er einen Grund, weshalb konventionelle Sprache für den Menschen erforderlich ist, bzw. wodurch sie entstanden ist. Den Ursprung sieht Tomasello in Zeigegesten (vgl. Z. 15), da diese jeder Mensch verstehen kann und so eine grundlegende Kommunikation möglich war. Da Tomasello ein sozial pragmatischer Mensch ist, liegt es nahe, dass er der Meinung ist, dass Sprache erforderlich ist, um ein „wir Gefühl“ zu erreichen. Außerdem war es seiner Meinung nach erforderlich, um ein kulturelles Lernen zu ermöglichen und Konventionen und Konstruktionen an neue Generationen weiterzugeben (vgl. Z. 50-51).
Um den Leser in die Thematik einzuführen, benutzt Tomasselo zunächst alltägliche Beispiele, in denen Zeigegesten benutzt werden. Dann stellt er sofort dar, wie er den Text aufgebaut hat. Auffällig ist auch, dass er seinen Text mit sehr vielen Fachbegriffen bestückt hat, wie z. B. „sozio-kognitive1 Infrastruktur“ (Z. 15), was eine hohe Konzentration seitens des Lesers erfordert, den Text aber auch glaubwürdig und seriös erscheinen lässt. Mit der Frage „Wie steht es nun mit der Sprache?“ (Z. 32) versucht er den Leser zu motivieren, sich selbst Gedanken zu der Thematik zu machen. Abschließend kann gesagt werden, dass Tomasello die Entstehung der konventionellen Sprache darin sieht, dass es davor bereits Gesten gab. Außerdem verfolgt er eine phylogenetische Fragestellung, da er sozial pragmatisch denkt und ein „wie-Gefühl“ sieht, welches hier durch kulturelles Lernen beschrieben wird. Des Weiteren kann gesagt werden, dass der Autor den Text sehr stringent aufgebaut hat und sein Gedankengang deutlich geworden ist.