Drama: Die Räuber (1781)
Autor/in: Friedrich SchillerEpoche: Sturm und Drang / Geniezeit
Aufgabe: Vergleichende Charakterisierung von Franz (Monolog Ende 1,1) und Karl (Aussagen Ende 1,2) Moor.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Charakterisierung und Interpretation
Das Drama „Die Räuber“ von Friedrich Schiller handelt von einem Familienkonflikt, in dem der zweitgeborene Sohn Franz Moor gegen seinen älteren Bruder Karl Moor intrigiert, sodass sich dieser verstoßen fühlt und eine Räuberbande gründet, um gesellschaftliches Unrecht zu rächen. Im Folgenden werde ich Franz Moor im Monolog des 1,1 und Karl durch seine Aussagen in 1,2 charakterisieren und beide Charaktere vergleichen.
Franz lebt im Moorschen Schloss und ist zweitgeborener Sohn des alten Moor. Der Text weist keine ausführlichen Beschreibungen von Franz auf. Er beschreibt lediglich sein Aussehen als „Bürde von Hässlichkeit“ (S. 13, Z. 25) mit seiner „Lappländernase“, seinem „Mohrenmaul“ und seinen „Hottentottenaugen“ (S. 13, Z. 27-28). Deshalb gibt Franz der Natur die Schuld, die „von allen Menschensorten das Scheußliche auf einen Haufen geworfen“ und ihn „daraus gebacken“ hat (S. 13, Z. 29-31).
Im hasserfüllten Monolog erfährt der Zuschauer gleich anfangs, dass er keine positiven sozialen Bindungen besitzt, sondern nur Hass gegen alle Menschen in seinem Umfeld, wie seinen Vater und seinen Bruder Karl empfindet (S. 13, Z. 8-10). Dieser Hass rührt daher, dass die Natur ihn sichtlich benachteiligt hat, indem er unansehnlich und nicht der Erstgeborene ist (vgl. S. 13, Z. 24) und somit kein Anrecht auf das Erbe seines Vaters besitzt sowie keine Aussichten hat, die Herrschaft nach dem Tod seines Vaters zu übernehmen. Außerdem fühlt er sich von seinem Vater sichtlich benachteiligt, weil das „Schoßkind“ (S. 13, Z. 16) Karl ist. Dieser Grund führt dazu, dass Franz sich von seinem Vater abkehrt und sich fragt, wieso er durch die Blutsverwandtschaft seinen Vater als „heilig“ zu achten habe (S. 15, Z. 3). Schließlich habe sein Vater ihn nicht aus Liebe gezeugt, denn er habe seinen Sohn zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekannt (S. 15, Z. 7).
Aufgrund dieser Gegebenheiten, auf die er nie einen Einfluss gehabt hat, hat sich über die Jahrzehnte ein Hass aufgestaut, den er jetzt wettmachen möchte. Dadurch ist es Franz gleichgültig, welchen Preis er zahlen muss, um sein Ziel zu erreichen, „Herr“ (S. 15, Z. 29) zu werden. Deshalb will Franz sein Ziel durch „Gewalt“ erreichen (S. 15, Z. 29), indem er alles vernichtet, was ihn daran hindert. Deshalb ist sein Plan zuerst, seinen älteren Bruder Karl und später seinen Vater auszuschalten (vgl. S. 13, Z. 19-21). Diese Aktion rechtfertigt er im Monolog mit dem Satz: „Ich habe große Rechte, über die Natur ungehalten zu sein, und bei meiner Ehre!“(S. 13, Z. 22-23), wobei er sich wieder auf die Schuld der Natur bezieht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Franz ein skrupelloser Intrigant ist, der ein materialistisches und ein radikales Weltbild verfolgt.
Nun werde ich Karl in 1,2 charakterisieren.
Zu Karls äußerem Erscheinungsbild weist der Text keine bestimmten Merkmale auf. Es lässt sich nur vermuten, dass Karl ein charmanteres äußeres Aussehen aufweist und beliebter in seinem sozialen Umfeld ist als Franz, da Karl mit vielen Leuten in der Schenke kommuniziert. Außerdem liebt er Amalia, die im Schloss der Moors lebt und zusätzlich eine Rivalität zwischen den beiden Brüdern darstellt.
Karl weiß, dass er Fehler gemacht hat und möchte mit diesen endgültig abschließen und nach Hause zurückkehren. Deshalb schreibt Karl seinen Vater einen Brief, in dem er sich für seine Sünden entschuldigt und bittet, auch mit diesen Fehlern nach Hause zurückkehren zu dürfen. Karl selbst beschreibt seinen rührenden Brief mit den Worten: „die wilde Bestie wär in Mitleid zerschmolzen“ und „Steine hätten Tränen vergossen“ (S. 30, Z. 17-18), um zu zeigen, wie ehrlich er es mit diesem Brief meint. Doch stattdessen erfährt er von seinem Vater unerwartet Ablehnung und die Enterbung und somit ein Verstoß von seiner Familie. Der Grund hierfür ist, dass der Brief nicht von seinem Vater beantwortet wurde, sondern von seinem Bruder Franz, der mit allen Mitteln versucht Karl zu verstoßen.
In dem Moment, wo Karl auf die Bühne zurückkehrt, wertet er seinen Vater erstmalig vor den Zuschauern ab, indem er ihn als „falsche, heuchlerische Krokodilbrut“ (S. 29, Z. 29-30) bezeichnet. Seine Aufgebrachtheit wird durch die vielen Ausrufe (vgl. S. 29, Z. 29-31) und der sarkastischen Bemerkung, dass sogar Raubtiere mit ihren Jungen fürsorglicher umgehen (vgl. S. 29, Z. 31-32), als die Menschen, bei der die „Blutliebe zur Verräterin“ (S. 29, Z. 35) wird, deutlich. Seine Emotionalität wird durch seine Raserei über die Ungerechtigkeit des Vaters sichtbar, weil er der ganzen Menschheit den Kampf ansagt, indem er ausruft: „Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit“ (S. 31, Z. 15-16). Schließlich löst er sich von seiner Vergangenheit durch seinen verletzten Stolz, während er der Menge zuruft, dass er keinen Vater mehr habe und „Blut und Tod“ ihn vergessen lehren (S. 31, Z. 20-21). Schließlich gründet er in einer Kurzschlussreaktion die Räuberbande, wird zum Räuberhauptmann und gibt somit sein Versprechen, bei dem er ewige Treue schwört bis in den Tod (vgl. S. 31-36).
Abschließend lässt sich sagen, dass Karl ein Mensch ist, der von seinen Emotionen getrieben wird und dramatisch handelt.
Schließlich werde ich beide Charaktere vergleichen.
Beide verwenden in ihren Reden viele Metaphern2 (S. 14, Z. 11-12, S. 29, Z. 29- S. 30, Z. 3, S. 30, Z. 15-23), die die Wut, Schmerz und die Demütigung beider Parteien ausdrücken sollen.
Doch ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen der Verarbeitung von den Situationen. Während Franz mit der Verachtung, mangelnder Liebe und der Ungerechtigkeit der Natur so lange überlebt hat und dadurch kaltblütig geworden ist, verzweifelt Karl nach der ersten Situation der Verachtung. Beide versuchen, die Verachtung unterschiedlich zu verarbeiten, indem Karl gesellschaftliches Unrecht mit seiner Räuberbande rächen will, wohingegen Franz egoistisch denkt und sich für die grausamen Jahre in Form einer Tyrannei Herrschaft rächen will.
Außerdem wird deutlich, dass Franz rational denkt, da er alles genau plant, was er sagt (1,1), im Gegensatz zu Karl, der alle Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft (S. 31, Z. 15-16). Trotz ihrer Unterschiede besitzen beide auch Gemeinsamkeiten, die sich in ihrer Vergeltung widerspiegeln. Beide Personen wollen die in ihren Augen wahre Gerechtigkeit wiederherstellen und somit nehmen beide ihr Schicksal in die Hand, um ihre Probleme zu lösen.