Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Johann Christoph Friedrich Schiller zählt noch heute zu den bedeutendsten Dramatikern Deutschlands. Der gebildete Philosoph, Historiker, Arzt und Schriftsteller verarbeitet in dem Stück „Die Räuber“ seine persönliche Abneigung gegen Autoritäten und greift Fragen rund um den Gegensatz von Gesetz und Freiheit auf.
Das Drama „Die Räuber“ wurde zunächst anonym veröffentlicht. Erst später wurde bekannt, dass es sich dabei um das erste Werk von Friedrich Schiller handelt. Es lässt sich in die Strömung des „Sturm und Drangs“ einordnen und entstand zeitlich gesehen in der Epoche der Aufklärung. Auffällig an dem Stück ist die Mischung aus pathetischer und zugleich vulgärer Sprache, welche typisch für die Phase des Sturm und Drangs ist, sie war zunächst dennoch ungewöhnlich, da sich die Dramen bisher nicht an der Umgangssprache orientiert hatten.
„Die Räuber“ wurde insbesondere vom jungen Publikum sehr gut aufgenommen, greift es doch zentrale Themen wie Verstand, Gefühl und Liebe und aktuelle politische Fragen auf. Nach der Uraufführung gab es eine Reihe von Jugendlichen gegründete Räuberbanden.
Szenenübersicht
Akt 1
Im ersten Akt werden die handelnden Personen vorgestellt. Maximilian, Graf von Moor, auch „der alte Moor“ genannt, ist der Vater der beiden Brüder Franz und Karl, die kaum ungleicher sein könnten. Karl ist der erstgeborene Sohn und damit der Alleinerbe des beachtlichen Vermögens. Während Franz im väterlich Schloss lebt, hat es seinen Bruder Karl nach Leipzig verschlagen, wo er studiert. Karl, der Lieblingssohn des Grafen, führt dort ein recht unbeschwertes Leben und versinkt immer weiter in Schulden. In seinem Umfeld gilt er als sehr beliebt. Zudem ist er attraktiv, gebildet, aber auch impulsiv und wohltätig. In einem Brief bittet er seinem Vater um Vergebung und kündigt an, wieder ins väterliche Schloss zurückkehren zu wollen. Der Brief allerdings wird von Franz abgefangen, bevor der alte Moor ihn lesen kann.
Akt 1 Szene 1
Der Graf erhält einen Brief von Karl, den Franz zuvor gefälscht hat. In dem Brief steht, dass Karl 40.000 Dukaten Schuld hätte, die Tochter eines Bankiers entjungfert, anschließend ihren Verehrer getötet haben soll und nun als Gesetzloser auf der Flucht ist. Da Franz ihm den Brief vorliest, bemerkt der Vater die Fälschung nicht. Der Graf ist enttäuscht von seinem Ältesten und lässt sich von Franz dazu hinreißen, ihn zu verstoßen und zu enterben. Franz soll seinem Bruder dies in einem Schreiben mitteilen, die Hoffnung des Vaters ist, Karl wieder auf den rechten Weg zu bringen. Der Vater geht anschließend fort. In einem Monolog offenbart Franz, dass er vorhat, das Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn voranzutreiben, um alleine das Erbe antreten zu können.
Akt 1 Szene 2
Karl wartet in einer Schenke auf die Antwort seines Vaters. Er hatte gehofft, schon bald wieder ins Schloss zurückkehren zu können und sein Leben als Libertiner zu beenden. Seinem Freund Moritz Spiegelberg missfällt dieser Plan allerdings. Als endlich der Brief eintritt und Karl erfährt, dass sein Vater ihn endgültig verstoßen hat, reagiert er bestürzt. Er verlässt die Kneipe. Spiegelberg ergreift die Chance und teilt seinen Freunden mit, dass er gerne mit ihnen als Räuber in den böhmischen Wäldern leben möchte. Tatsächlich kann er seine Freunde überzeugen, diese möchten allerdings Karl als ihren Anführer haben. Als dieser zurückkehrt, zeigt er sich mit diesem Plan einverstanden und stimmt zu, der Anführer der Räuber zu werden. Spiegelberg allerdings ist unzufrieden mit dieser Entwicklung, er selbst wollte der Anführer werden.
Akt 1 Szene 3
Franz teilt Amalia, Karls Geliebter, mit, dass dieser verstoßen worden ist und fordert sie auf, sich nun ihm zuzuwenden. Er behauptet, Karl habe den Verlobungsring verkauft, um damit eine Prostituierte bezahlen zu können. Amalia hat kein Interesse an Franz und erteilt ihm eine Abfuhr. Da er Amalia auf diesem Weg nicht für sich gewinnen kann, berichtet er seinem Vater, Karl habe ihn darum gebeten, sich um Amalia zu kümmern, falls er nicht wiederkomme. Amalia durchschaut allerdings den perfiden Plan von Franz. Franz wird zornig, weil er durchschaut wurde und schwört Amalia Rache, bevor er sie wieder verlässt.
Akt 2
Im zweiten Akt beginnt sich die Situation sowohl im Schloss als auch bei den Räubern und insbesondere für Karl zu verschärfen. Franz versucht alles, um sein Ziel zu erreichen. Mit aller Gewalt möchte er das Schloss und alle Besitztümer seines Vater besitzen, dafür ist ihm jedes Mittel recht. Währenddessen kommt es im Lager der Räuber vor allem durch Spiegelberg immer wieder zu Spannungen und Konflikten. Die Taten der Räuber machen es zudem für Karl unmöglich ins bürgerliche Leben zurückkehren zu können. Der Treueschwur, den Karl gegenüber den Räubern ablegt, zeigt, wie verzweifelt Karl über seine Situation ist.
Akt 2 Szene 1
Die erste Szene beginnt mit einem Monolog von Franz. In dieser offenbart er, dass er gerne alleiniger Herrscher über das gesamte Schloss wäre. Da sein Vater zwar aufgrund der Situation mit Karl körperlich nicht in bester Verfassung ist, aber nicht sterbenskrank ist, überlegt Franz, wie er dessen Tod schneller herbeiführen könnte. Er spricht mit Hermann und erinnert diesen an alte Konflikte, die er mit Karl und dem alten Moor hatte. Franz Plan geht auf: Hermann willigt ein, Franz' Vater die Botschaft zu überbringen, Karl sei tot. Franz hat die Hoffnung, dass sein Vater diese Schreckensnachricht nicht überlebt. Im Gegenzug verspricht Franz Hermann Amalia ehelichen zu dürfen. Als Hermann abtritt, offenbart Franz in einem Monolog, dass er selbst Amalia noch begehre und Hermann hereingelegt hat.
Akt 2 Szene 2
Der alte Moor ist zusammen mit Amalia in seinem Schlafzimmer. Beide sprechen darüber, dass sie es kaum erwarten können, dass Karl zurückkehrt. Indes taucht der verkleidete Hermann auf und berichtet, dass Karl im Krieg bei Prag gefallen sei. Er hat ein Schwert und ein Porträt von Amalia dabei, welches er Franz in Karls Namen übergeben soll. Der Graf scheint die Nachricht vom Tod seines geliebten Sohnes nicht verkraften zu können und macht sich Vorwürfe, ihn in den Tod getrieben zu haben. Es macht den Anschein, dass er stirbt. Franz sieht sich schon am Ziel und schließt seinem Vater bereits die Augen. Noch am Bett seines Vater berichtet er von seinem Herrschaftsplänen und offenbart, welche Grausamkeiten er als Tyrann über das Volk plant.
Akt 2 Szene 3
Gleichzeitig lebt Karl mit seiner Räuberbande in den böhmischen Dörfern. Auch Spiegelberg ist inzwischen zur Bande zurückgekehrt, die allerdings nach wie vor hinter Karl steht. Spiegelberg hat die Bande durch Rekrutierungen neuer Mitglieder vergrößern können, gleichzeitig wird über die Grausamkeit der Taten von Spiegelberg berichtet. Im Gegensatz zu Spiegelberg unterstützt Karl andere Menschen mit seiner Beute, seine räuberischen Taten richten sich nur gegen die Obrigkeit. Plötzlich kehrt Roller, ein beliebtes Mitglieder der Räuberbande und eigentlich totgeglaubt, ins Lager zurück. Er berichtet, Karl habe ihn mit anderen vor dem Galgen gerettet und dabei die ganze Stadt angezündet. Bald darauf umzingeln Soldaten und der Pater das Lager und fordern die Herausgabe von Karl. Seine Bande allerdings zeigt sich loyal gegenüber ihrem Hauptmann und begibt sich in den Kampf.
Akt 3
Wie für einen klassischen Dramaverlauf typisch, stellt der dritte Akt den Höhe- und zugleich Wendepunkt des Dramas dar. Die Situation zwischen Amalia und Franz eskaliert, da sich Franz gewalttätig zeigt. Amalia selbst muss zu drastischen Maßnahmen greifen, um Franz zu vertreiben. Im Lager der Räuber gelingt es außerdem Karl nicht, sein altes Leben komplett zu vergessen. Er erinnert sich an sein glückliches Leben im Schloss. Durch die Begegnung mit Kosinsky erkennt er außerdem, wie sehr er seine geliebte Amalia vermisst. Sein Entschluss, zurück zum Schloss zu kehren, deutet die Katastrophe bereits an.
Akt 3 Szene 1
Amalia sitzt im Garten und verarbeitet ihre Trauer über den Tod ihres geliebten Karl mit einem Lied. Franz kommt zu ihr und bittet sie abermals darum, ihn zu heiraten. Amalia verweigert dies. Franz droht ihr nun, sie ins Kloster zu schicken, wenn sie ihn nicht heiraten wolle. Amalia entgegnet, lieber ins Kloster zu wollen als seine Frau zu werden. Franz ist derart wütend über diese Aussage, dass er Amalia sagt, er würde sie zwingen ihn zu heiraten und ihr dann gewaltsam ihre Jungfräulichkeit nehmen. Amalia verpasst Franz eine Ohrfeige und gelangt im Zuge einer vermeintlichen Versöhnung an Franz' Degen und verjagt ihn. Hermann, den das schlechte Gewissen plagt, geht zu ihr und eröffnet ihr, dass weder Karl noch sein Vater tot seien.
Akt 3 Szene 2
Nach der gewonnen Schlacht ruhen die Räuber sich müde und völlig entkräftet aus. Karl erinnert sich während des Sonnenuntergangs an seine Kindheit und fängt an, sein Leben und seine Handlungen in Frage zu stellen. Unterdessen kommt Kosinsky ins Lager und möchte sich den Räubern anschließen. Karl ist nicht begeistert von dieser Idee, da er selbst die Räuber für eine schreckliche Gemeinschaft hielte, nur Männer ohne Hoffnung würden Teil davon werden wollen. Kosinsky berichtet, dass er unschuldig im Gefängnis saß, seine Verlobte entführt worden war und er enteignet wurde. Als Karl erfährt, dass Konsiskys Geliebte ebenfalls Amalia heißt, bekommt er Sehnsucht nach seiner Amalia und möchte sich umgehend auf den Weg ins Schloss machen. Die Räuber folgen ihm.
Akt 4
Im vierten Akt verzögert sich der wahrscheinliche Ausgang des Dramas noch einmal. Durch das Aufeinandertreffen von Karl und Amalia scheint eine Versöhnung möglich. Dass Drama hat allerdings bereits im Vorfeld durch den von Karl gegeben Treueschwur an die Räuber die Möglichkeit, dass Karl wieder zurück ins bürgerliche Leben zurückkehren könnte, verneint. Im vierten Akt erkennt Karl dies allerdings erst. Eine zweite mögliche Wendung ist die Entdeckung, dass der alte Moor noch am Leben ist und befreit werden kann.
Akt 4 Szene 1
Karl und Kosinsky erreichen gemeinsam Karls Heimat. Karl fordert Kosinsky auf, zum Schloss zu reiten und ihn dort als Graf Brand von Mecklenburg anzukündigen. Nachdem Kosinsky ihn verlassen hat, beginnt Karl einen Monolog. Er zeigt sich sehr berührt und Erinnerungen an seine glückliche Kindheit kommen in ihm hoch. Als er sich seine jetzige Situation vor Augen führt, werden seine Gedanken zunehmend melancholischer und als er sich dem Schloss nähert, kommt Angst in ihm auf. Er ist verzweifelt und weiß nicht, ob die Entscheidung zurückzukehren richtig war. Dennoch nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und geht ins Schloss.
Akt 4 Szene 2
Karl, immer noch unerkannt durch seine Verkleidung, wird von Amalia in die Ahnengalerie geführt. Als sie vor seinem eigenen Bild stehen, bricht Amalia in Tränen aus und Karl erkennt, dass Amalia ihn noch liebt. Unterdessen hat Franz erkannt, dass es sich bei dem Graf von Brand um seinen Bruder Karl handelt. Er fordert den Diener Daniel auf, dass er Karl mit einem vergifteten Wein umbringen solle. Daniel, der noch nicht erkannt hat, um wen es sich bei dem Graf von Brand wirklich handelt, weigert sich allerdings. Er sei ein überzeugter Christ und wolle sich selbst nicht mit einem Mord belasten.
Akt 4 Szene 3
Als Daniel Karl die rechte Hand küssen möchte, fällt ihm eine alte Narbe auf und ihm wird bewusst, dass es sich bei dem Grafen um Karl handelt. Karl gibt sich vor Daniel zu erkennen, als dieser ihm Geschichten aus seiner Kindheit berichtet. Daniel berichtet Karl, dass Franz Amalia erzählt habe, Karl und sein Vater wären tot. Karl erkennt, dass sein Bruder an seiner verzweifelten Lage durch die Unterschlagung der Briefe Schuld ist. Zwar ist Karl wütend auf seinen intriganten Bruder, doch er möchte sich nicht an ihm rächen. Er beauftragt Kosinsky die Pferde zu satteln und möchte das Schloss und anschließend das Land verlassen. Zuvor möchte er allerdings noch einmal Amalia sehen.
Akt 4 Szene 4
Amalia ist im Garten, sie ist verunsichert und fühlt sich schuldig, da sie sich zu dem fremden Grafen hingezogen fühlt. Karl geht zu ihr, Amalia erkennt ihn immer noch nicht. Sie unterhalten sich über ihre Geliebten, die sie nicht bei sich haben können. Amalia berichtet Karl, was für ein guter und reiner Mensch „ihr“ Karl ist und dass sie ihm immer treu sein möchte. Zugleich ist sie froh, dass es ihm gut gehen soll, auch wenn sie nicht wüsste, wo er ist. Karl fühlt sich schuldig und ist tief getroffen, dass Amalia so ein gutes Bild von ihr hat. Nachdem er kurz ein Lied auf ihrer Laute gespielt hat, flieht er aus dem Schloss, zurück zu seinen Räubern.
Akt 4 Szene 5
Während Karl im Schloss ist, versucht Spiegelberg die Räuber, die im Wald vor dem Schloss lagern, gegen Karl aufzubringen. Schweizer, der Karl gegenüber sehr loyal ist, ersticht daraufhin Spiegelberg. Als Karl ins Lager zurückkommt, gesteht Schweizer ihm den Mord. Karl bestraft ihn nicht und ordnet den Räubern an, sich schlafen zu legen. In der Nacht hadert er mit sich, plant sogar seinen Selbstmord, entscheidet sich dann aber dazu, sein Schicksal zu erdulden.
Karl beobachtet bald darauf, dass Hermann durch den Wald läuft. Er stellt ihn zur Rede und dieser berichtet ihm, dass sein Vater nicht tot sei und von Franz im Kerker festgehalten werden würde. Voller Wut über die Tat seines Bruders fordert er die Räuber auf, ihm Franz lebend zu bringen, um sich endgültig an diesem rächen zu können.
Akt 5
Der fünfte Akt endet klassischerweise in der Katastrophe: Franz entzieht sich seiner Verantwortung und bringt sich um. Der alte Moor stirbt, Amalia wird von Karl umgebracht und dieser liefert sich den Behörden aus. Es wird klar, was sich bereits in den vorherigen vier Akten angedeutet hat: für keine der vier Hauptfiguren hätte es ein anderes Ende geben können.
Akt 5 Szene 1
In der Nacht wacht Franz auf, da er einen Alptraum vom jüngsten Gericht hatte. Er interpretiert diesen als sein drohendes Ende. Er stürmt panisch durchs Schloss und trifft dabei auf Daniel, der fliehen will. Franz fordert Daniel auf, ihm einen Pastor zu schicken. Mit Pastor Moser gerät Franz in einen Disput. Als der Pastor die schlimmste alle Gräueltaten anspricht, den Vater- und Brudermord, schickt der verängstigte Franz den Pastor fort. Er bemerkt, dass die Räuber von das Schloss stürmen wollen, er bittet Daniel ihn zu töten, da er erkennt, dass die Räuber wegen ihm kommen. Als Daniel dies verweigert, erdrosselt er sich mit seiner eigenen Hutschnur. Schweizer erschießt sich daraufhin, da er seinen Auftrag, Karl Franz lebend zu bringen, nicht mehr erfüllen kann.
Akt 5 Szene 2
Draußen im Wald spricht Karl mit seinem Vater. Die Räuber kehren mit Amalia, die sie unterwegs aufgegriffen haben, ins Lager zurück und berichten Karl von Franz' und Schweizers Tod. Karl gibt sich Amalia und seinem Vater als Hauptmann der Räuber zu erkennen. Sein Vater stirbt daraufhin vor Schreck. Amalia vergibt Karl und möchte wieder mit ihm zusammenleben. Karl hat allerdings einen Treueschwur abgelegt und kann die Räuber nicht verlassen. Amalia fordert ihn auf, sie zu töten, da sie ihn nicht noch einmal verlieren möchte. Karl verneint dies, erst als ein anderer Räuber Amalia töten will, bringt Karl sie selbst um. Er verkündet den Räubern, dass er nicht mehr der Hauptmann sein möchte. Er will sich selbst der Justiz ausliefern, ein Tagelöhner mit elf Kindern soll das auf ihn aufgesetzte Kopfgeld erhalten.