Autor/in: Max Frisch Epoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
Die nachfolgende Inhaltsangabe und Kapitel- bzw. Bildzusammenfassung bezieht sich auf Max Frischs Buch „Andorra“. Es wurde je Kapitel/Szene eine kurze Zusammenfassung erstellt. Neben der Zusammenfassung aller Szenen/Bilder wurden jeweils noch Szenen-Überschriften bzw. Titel ergänzt.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Andorra von Max Frisch
Bei „Andorra“ handelt es sich um ein Drama des Schweizer Autors Max Frisch (1911-1991). Seine Arbeit daran erstreckte sich über den Zeitraum von 1957 bis 1961 und bildet den Abschluss von Max Frischs Periode des sogenannten „engagierten Theaters“. Im Schauspielhaus Zürich fand am 2. November 1961 die Uraufführung des Stückes statt. Mittlerweile gilt „Andorra“ als eines der wichtigsten Dramen nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gehört zusammen mit dem Werk „Biedermann und die Brandstifter“ zu den erfolgreichsten und bekanntesten Theaterstücken Max Frischs.
In Form einer Parabel thematisiert der Schriftsteller am Beispiel des jungen Protagonisten Andri die weitreichenden Auswirkungen von Vorurteilen. Er zeigt zudem, wie Mitläufer sich schuldig machen. Das zentrale Thema ist identisch mit einer der Hauptfragestellungen in Max Frischs gesamtem Schaffen: Wie bewahrt sich der einzelne Mensch seine eigene Identität, während er ständig mit dem Bild konfrontiert ist, das sein Umfeld sich von ihm macht.
Der Autor selbst bezeichnet „Andorra“ als Modell, das mit dem real existierenden gleichnamigen Kleinstaat nicht zu verwechseln ist. Vielmehr liegen Anklänge zu Deutschland oder der Schweiz in der Zeit des Nationalsozialismus nahe. Trotz des großen Erfolges entzündeten sich an „Andorra“ einige Kontroversen. Kritiker monieren, dass Frisch ausgerechnet den Antisemitismus als Muster gewählt hat. Dadurch würde die historische Wahrheit und vor allem deren schockierendes Ausmaß verharmlost.
Der hauptsächliche Handlungsort ist der südländisch geprägte Dorfplatz im fiktiven Land Andorra.
Bild 1 – Vorboten eines Überfalls, Can wird Land abgepresst
(Straße, Pinte) Barblin weißelt das Haus. Der Lehrer Can verhandelt mit dem Tischler um eine Lehre für seinen (vermeintlichen) Pflegesohn Andri. Ein andorranischer Soldat sucht Streit mit Andri.
Die neunzehnjährige Barblin, Tochter des Lehrers Can, weißelt das Haus ihres Vaters. Denn das ist so Brauch für den anstehenden „Sankt-Georgs-Tag“. Ein andorranischer Soldat sieht ihr zu. Auf seine anzüglichen Blicke und Bemerkungen hin beteuert Barblin, verlobt zu sein. Währenddessen erscheint kurz Andri, der Sohn des Lehrers. Als Küchenjunge erweist er dem ebenfalls hinzukommenden Tischlermeister einen Dienst und erhält dafür ein Trinkgeld. Danach kommt der Pater und lobt Barblin für ihren Eifer. Auf ihre Frage nach einem möglichen Überfall der Schwarzen hin beruhigt der Pater Barblin. Als zusätzliche Beschwichtigung führt er an, dass Andri noch kein Haar gekrümmt wurde. Er selbst jedoch sorgt sich um ihren Vater, der in letzter Zeit zu viel trinkt. Zur gleichen Zeit sitzt der Lehrer mit dem Tischler vor der Kneipe und verhandelt mit diesem über die Ausbildungsgebühr seines Sohnes, den er als Pflegesohn ausgibt. Der Tischler zweifelt an Andris Eignung für die Ausbildung. Trotz wiederholter Versuche des Lehrers rückt der Tischler von seiner hohen Gebühr nicht ab. Inmitten des Gesprächs glaubt der Lehrer einen Pfahl mit Strick zu sehen. Die anderen bemerken den Pfahl jedoch nicht. Um die Gebühr zahlen zu können, bietet der Wirt Can an, ihm Land abzukaufen. Barblin wirft dem Vater sein Trinken vor. Andri berichtet ihr stolz, dass er Tischler wird. Er träumt davon, sie zur Braut zu nehmen. Da gibt es Krawall in der Kneipe. Der Wirt wirft den randalierenden Soldaten hinaus. Daraufhin stellt dieser Andri ein Bein. Es folgt ein Wortgefecht um Barblin. Andri fordert den Soldaten auf, sie in Ruhe zu lassen.
Bild 2 – Andri möchte Barblin vor sich selbst schützen
(Vor Barblins Kammer) Andri erzählt Barblin von den Vorurteilen, denen er als Jude ausgesetzt ist.
Andri sitzt mit Barblin vor deren Kammer. Sie hat den Kopf in seinen Schoß gelegt. Während Barblin mit ihm kokettiert, macht sich Andri Gedanken über die Vorurteile, denen er sich ausgesetzt sieht. Er fragt, wieso er anders sei als alle anderen. Barblin rät ihm, sich nicht so viel damit auseinanderzusetzen. Als sie ihn stattdessen auffordert, sie zu küssen, betont Andri sein Verantwortungsgefühl gegenüber ihrem Vater. Schließlich sieht er Can als seinen Retter. Andri möchte Can erzählen, dass er und Barblin verlobt sind, kann aber den Mut nicht aufbringen. Während sich Andri in Selbstzweifeln verliert, küsst Barblin ihn dennoch und gesteht ihm ihre Liebe. Sie wünscht sich, er möge an sie und nicht an die Meinung der anderen denken. Als das Gespräch abschließend auf den Soldaten kommt, warnt Andri Barblin vor ihm.
Bild 3 – Diskriminierung im Beruf, Andri protestiert
(Tischlerwerkstatt) Andri tritt die Tischlerlehre an und wird vom Meister aufgrund eines Missverständnisses und der Vorurteile gegenüber Juden als untauglich eingestuft. Andri versucht sich allerdings zu wehren.
In der Tischlerei unterhalten sich Andri und der Geselle Fedri. Jeder hat gerade einen Stuhl fertiggestellt. Sie sprechen über Fußball. Fedri ist Kapitän der Fußballmannschaft des Ortes. Als seinen Freund lädt er Andri ein, mitzuspielen. Nur Fußballschuhe und passende Bekleidung führt er als Bedingung an. Andri beteuert, auch Linksaußen spielen zu können, obwohl ihm rechts mehr liegt. Er freut sich und reibt sich die Hände. Fedri bemerkt und empfiehlt, die als typisch jüdisch verschriene Geste besser zu unterlassen. Daraufhin betrachtet der Geselle Andris ersten Stuhl. Er versucht, ein Stuhlbein herauszureißen. Als dies misslingt, meint er, Andri habe Glück. Dieser erklärt jedoch, dass es an der Technik liegt. Er habe den Stuhl verzapft und nicht nur geleimt. Der Tischler tritt ein und will Andris Lehrlingsprobe prüfen. Allerdings greift er zu dem Stuhl, den Fedri gefertigt hat. Er reißt ein Stuhlbein aus. Dadurch fühlt er sich sofort in seiner Vorhersage bestätigt, dass das Tischlerhandwerk nichts für Andri sei. Andri protestiert empört. Der Tischlermeister nimmt sich den anderen Stuhl vor und lobt dessen Festigkeit. Andri betont, dass dies sein Werk sei. Auf die Nachfrage des Meisters hin, gibt Fedri nicht zu, dass der instabile Stuhl von ihm stammt. Verzweifelt bricht Andri in einen Appell aus und macht seinem Ärger Luft. Er beschuldigt den Tischler, die Wahrheit nicht hören zu wollen. Der Tischler schickt Andri in den Verkauf, weil ihm das besser liege.
Bild 4 – Erlebter Antisemitismus und ein Rückschlag
(Stube beim Lehrer) Andri wird beim Arzt mit schmähenden Vorurteilen gegenüber Juden konfrontiert. Andri bittet den Lehrer um die Hand seiner Tochter Barblin und wird abgelehnt. Andri vermutet als Grund, dass er Jude ist.
In der Stube des Lehrers wird Andri von einem Arzt untersucht. Dieser streicht mehrfach seine Heimatliebe heraus. Im Zuge dessen äußert er sich abfällig über Juden. Andri stockt und fragt genauer nach. Der Doktor unterstreicht zwar, nichts gegen Juden zu haben. Allerdings besitzen sie seiner Meinung nach die unliebsame Eigenschaft des Ehrgeizes und blockierten deshalb alle Lehrstühle, sodass dem Andorraner nur die Heimat bliebe. Daraufhin lehnt Andri die verordneten Pillen ab und geht. Seine Mutter erklärt dem Doktor dieses Verhalten mit der Beichte, dass ihr Pflegesohn Jude ist. Als der Lehrer hinzukommt, versichert der Doktor, nur im Spaß gesprochen zu haben. Er setzt hinzu, dass Juden jedoch bekanntlich keinen Spaß verstünden. Der Lehrer wirft den Doktor aus dem Haus. Er drängt Andri, nichts auf das Geschwätz der anderen zu geben. Vielmehr sollten sie beide - Andri und er - bedingungslos zusammenhalten. Beim anschließenden Essen findet Andri den Mut, Can um Barblins Hand zu bitten. Er berichtet über die bereits seit der Kindheit andauernde Liebe. Der Lehrer lehnt ohne Erklärung ab. Barblin bricht in Tränen aus. Sie droht damit, sich den Soldaten hinzugeben oder Selbstmord zu begehen. Dann läuft sie davon. Die Mutter versteht das Problem nicht und befürwortet die Verbindung zwischen Andri und Barblin. Andri jedoch glaubt sich abgewiesen, weil er Jude ist.
(In der Pinte) Der Lehrer macht sich Vorwürfe, weil er die wahre Herkunft Andris bis heute verheimlicht.
Der Lehrer sitzt vor der Kneipe und trinkt Schnaps. Er macht sich Vorwürfe. Einst hat er gelogen und Andri als Judenkind ausgegeben, das er angeblich gerettet habe. Nun muss Can erkennen, dass seine Lüge verhängnisvolle Konsequenzen nach sich zieht. Ihm entgeht nicht, dass Andri die Rolle des Juden in seinem Verhalten immer mehr annimmt. Die Annahme, er wolle seine Tochter keinem Juden geben, lässt dem Lehrer keine Ruhe.
Bild 6 – Verinnerlichung der falschen Identität und Untreue
(Vor Barblins Kammer) Lehrer Can möchte Andri über seine wahre Herkunft aufklären, wird aber weggeschickt. Andri offenbart beim Warten auf Barblin versehentlich seine Wut über die Andorraner gegenüber einem ihrer Soldaten und stellt fest, dass Barblin ein Verhältnis zu ihm hat.
Andri schläft auf Barblins Schwelle als der Soldat erscheint. Nach kurzem Zögern steigt der Soldat über den Schlafenden hinweg und dringt in die Kammer ein. Als Barblin schreien will, hält er ihr den Mund zu. Zwar wacht Andri auf, bemerkt aber nicht, was geschehen ist. Stattdessen spricht er zu ihr durch die geschlossene Tür. Er redet von dem Hass auf die Andorraner, der nun in ihm gewachsen ist. Sein Ziel ist, mit Barblin dieses Land zu verlassen. Anlässlich dieser Pläne zählt er seine verdienten Münzen. Er ertappt sich selbst dabei, dem Vorurteil des ewigen Geldzählens zu genügen. Betrunken kommt der Lehrer herauf, um Andri die Wahrheit zu beichten. Dieser will nichts davon hören und straft Can mit Verachtung. Er beschimpft den Lehrer und zeigt ihm seine Enttäuschung darüber, dass dieser sich wie alle anderen Andorraner verhält. Unter dem Vorwand, frühzeitig im Laden stehen zu müssen, schickt er Can davon. Nun glaubt Andri, verkaufen, reich werden, sich die Hände reiben zu müssen, weil er Jude ist. Als der Lehrer gegangen ist, spricht Andri wieder zu Barblin und versichert, dass er Can nicht kränken wollte. Da keine Reaktion erfolgt, versucht er die Tür zu öffnen. In diesem Moment kommt jedoch der Soldat mit offener Hose und nacktem Oberkörper aus der Kammer.
Bild 7 – Äußere Bestätigung durch Respektsperson
(Sakristei) Der Pater gesteht Andri, dass dieser ihn beobachtet hat und typische Merkmale eines Juden an ihm bemerkt. Andri glaubt zunehmend selbst daran ein Jude zu sein.
In der Sakristei möchte der Pater mit Andri sprechen, denn die besorgte Mutter hat den Geistlichen um Hilfe gebeten. Zunächst verschließt sich Andri, doch dann fragt er, ob er tatsächlich anders sei als alle anderen. Der Pater antwortet, alle mögen ihn so, wie er sei. Andri widerspricht. Die Sprache kommt auf die Tischlerei. Andri schildert, dass seinesgleichen in den Verkauf gehöre. Dennoch betont er noch einmal, dass er eigentlich Tischler werden wollte. Zudem schildert er die Meinung, die Tischler, Wirt und Soldat von ihm haben. Sein Fazit daraus lautet, dass niemand ihn mag und dass auch er selbst sich nicht mag. Der Pater stellt Andri als intelligenter und besser als alle anderen dar. Aber dieser hält dagegen, er wolle nicht anders sein als sie. Auf die vom Pater geschilderte Sorge der Mutter hin, äußert Andri den Vorwurf, der Lehrer wolle ihm seine Tochter nicht geben, weil er Jude ist. Darin sieht der Pater eine typische Unart aller Juden, denn sie bezögen alle Misserfolge im Leben darauf, dass sie Juden seien. Andri bricht weinend zusammen. Resigniert schluchzt er, auch Barblin könne ihn nicht lieben. Der Pater betont erneut, wie sehr Andri sich von den anderen unterscheide, und rät ihm, das Judesein anzunehmen.
Bild 8 – Andri wird zur Zielscheibe
(Platz vor Andorra) Eine Dame kommt als Gast in die Pinte und wird dort von den Bewohnern als Spitzel der Schwarzen betrachtet. Andri kommt hinzu, fängt einen Streit mit dem Soldaten an und wird von diesem verprügelt.
In der Pinte diskutieren die Gäste über die Bedrohung durch die Schwarzen. Mit patriotischen Reden stellen sie die Überlegenheit Andorras heraus. Der Doktor hebt seinen nationalen Stolz damit hervor, dass er trotz Lehrstühlen in aller Welt nach Andorra zurückgekehrt ist. Der Wirt muss sich rechtfertigen, weil er einer fremden Senora ein Zimmer gegeben hat. Als das Gepäck der Dame in die Pinte gebracht wird, erhebt sich Unmut dagegen. Allerdings warnt der Doktor davor, den Schwarzen damit die Rechtfertigung für einen Angriff zu liefern, wenn man das Gepäck ihrer Reisenden beschädigte. Kurz darauf betritt die Senora das Lokal, um etwas zu trinken. Alle Andorraner verlassen schlagartig die Pinte. Einzig der Soldat bleibt, um die Senora zu mustern. Eine Schlägerei bricht aus, als Andri erscheint. Andere Soldaten sind zur Stelle, um ihn festzuhalten, während der Soldat zuschlägt. Auch Fedri wendet sich gegen Andri. Als die Senora hinzueilt, lassen sie von ihm ab. Die Senora kümmert sich um den verletzten Andri und wünscht, zu seinem Vater geführt zu werden. Der Doktor kommt zurück und weist dem Wirt an, über den Vorfall Stillschweigen zu bewahren.
Bild 9 – Späte Enthüllung
(Stube beim Lehrer) Andri erfährt, dass die Dame seine nichtjüdische Mutter ist und dass der Lehrer Can sein leiblicher Vater ist. Andri hat die Rolle des Juden allerdings schon so stark verinnerlicht, dass er die Wahrheit nicht glauben will. Die Mutter stirbt und Andri wird beschuldigt.
Andri und die Senora unterhalten sich in der Stube des Lehrers. Sie erzählt ihm bruchstückhaft von sich und deutet eine Wahrheit an. Dass sie seine Mutter ist, verschweigt sie jedoch. Sie will gehen, da sie Unruhen unter den Andorranern fürchtet, wünscht sich jedoch ein Wiedersehen mit Andri. Der Lehrer kommt hinzu und drängt Andri, er solle die Senora begleiten. Zu seiner Frau sagt Can, der Pater werde den Sohn über seine Herkunft aufklären. Er selbst habe das Vertrauen des jungen Mannes verloren. Die Mutter versteht nun den Hintergrund und beschuldigt Can des Verrates ihr selbst und vor allem Andri gegenüber. Als der Pater erscheint, stellt der Lehrer folgende Aufforderung an ihn: Nun solle er Andri dazu bewegen, anzunehmen, dass er Andorraner sei. Ebenso wie er ihn vorab davon überzeugt hat, dass es richtig sei, das Judesein anzunehmen. Inmitten des Gesprächs kommt Andri zurück. Er präsentiert einen Ring als Geschenk der Senora. Can will diese nun auf dem Rest ihres Weges begleiten und lässt die beiden allein. Der Pater versucht, Andri beizubringen, dass er ein Andorraner sei. Andri aber verweist auf das erste Gespräch mit dem Pater. Nun hat er es angenommen, Jude zu sein, also sollen auch die anderen es akzeptieren. Dass die Senora Andris Mutter ist, deutet der Pater ebenfalls an, allerdings ohne Erfolg. Der Lehrer kommt zurück und berichtet, dass die Senora von einem Stein getötet wurde. Der Wirt gibt an, er habe Andri dabei beobachtet. Als Andri davonlaufen will, hält der Lehrer ihn auf. Er betont, der Pater sei Zeuge, dass Andri zuhause gewesen sei.
Bild 10 – Letzte Chance zur Einsicht
(Platz von Andorra) Die Schwarzen sind in Andorra einmaschiert. Lehrer Can bedrängt Andri, ihm endlich zu glauben, dass er sein leiblicher Vater und er kein Jude ist. Andri lehnt ab. Can kann die anrückenden Soldaten lange genug abhalten, damit Andri fliehen kann.
Allein sitzt Andri auf dem Platz von Andorra. Er hört eine Stimme flüstern. Ihr sagt er, dass er sich nicht verstecken wird. Schließlich gäbe es keinen Grund dazu, denn er habe den Stein nicht geworfen. Mit einem Gewehr bewaffnet tritt der Lehrer hervor. Er warnt Andri, die Schwarzen seien gekommen und er müsse sich verstecken. Can fleht Andri an, ihm endlich zu glauben. Er hat außerdem allen anderen erzählt, dass es sich um seinen Sohn handle. Erneut erklärt der Lehrer, dass die Lüge damals für ihn leichter und sogar schmeichelhaft war. Er gesteht seine Feigheit ein. Weiter beharrt Andri darauf, dass es sein Schicksal sei, zu sterben, wie alle seine jüdischen Vorfahren. Die Kapitulation der Andorraner wird verkündet. Andri sieht voraus, dass nun nur noch ein Sündenbock fehlt. Der entwaffnete Soldat erscheint mit anderen Andorranern. Als sie dem Lehrer sein Gewehr abnehmen wollen, versucht dieser, auf sie zu schießen. Er wird jedoch entwaffnet. In der Zwischenzeit läuft Andri davon.
Bild 11 – Aussprache und Beteuerung
(Vor Barblins Kammer) Andri und Barblin treffen sich und Barblin gesteht, dass das Verhältnis zu dem andorranischen Soldaten gegen ihren Willen besteht. Der Soldat erscheint, um Andri festzunehmen und zur Judenschau zu bringen. Barblin beteuert, dass Andri ihr Bruder ist.
Andri und Barblin treffen vor deren Kammer erneut aufeinander. Er will sie zur Rede stellen und fragt, wie viele Male sie mit dem Soldaten geschlafen habe. Dabei hält er es für unmöglich, dass sie sich dem Soldaten nicht freiwillig hingegeben haben könnte. Barblin jedoch weint und wendet ein, alles sei ganz anders verlaufen. Sie fürchtet um Andris Sicherheit und will ihn in ihrer Kammer verstecken, da das Haus unter Trommelwirbel umstellt wird. Andri jedoch besteht darauf, auf der Stelle mit Barblin zu schlafen. Er fällt über sie her, bedrängt sie. Sie weist ihn ab und beharrt darauf, er müsse sich dringend verstecken. Als die Tür zerschmettert wird, verbirgt sich Andri. Barblin jagt er fort, damit ihr nicht als Geliebter eines Juden das Haar geschoren werde. Der Soldat und zwei weitere Uniformierte erscheinen vor der Kammer und fragen Barblin nach dem Juden. Sie antwortet, es gäbe keinen Juden. Beim Versuch des Soldaten, in die Kammer einzudringen, tritt Andri hervor. Barblin beteuert, sie dürften ihm nichts tun, denn er sei ihr Bruder. Darauf entgegnet der Soldat, die Judenschau werde zeigen, ob es sich tatsächlich um ihren Bruder oder um einen Jude handle.
Bild 12 – Die Judenschau wird zur Tragödie
(Platz von Andorra) Die Judenschau wird zum Schauprozess. Andri wird hingerichtet, Barblin werden die Haare geschoren und sie wird von den anderen ausgegrenzt. Lehrer Can erhängt sich.
Der Platz von Andorra ist gefüllt mit bewaffneten Soldaten in schwarzer Uniform2, während die Andorraner untereinander flüstern. Beschwichtigend meint der Doktor, wenn nur die Judenschau erst vorüber sei, werde alles zur alten Ordnung zurückkehren. Sowohl er, als auch der Tischler und der Wirt bestätigen sich gegenseitig, Andri müsse den Stein geworfen haben. Schwarze Tücher werden unter der Bevölkerung verteilt. Für die Judenschau ergeht die Anweisung, alle müssten die Schuhe ausziehen. Denn es heißt, der kurz darauf erscheinende Judenschauer aus dem Volk der Schwarzen erkenne am Gang, ob einer Jude sei. Barblin irrt durch die Menge. Sie geht zu allen Umstehenden und will sie flüsternd dazu bewegen, dass niemand über den Platz gehe. Alle müssen die schwarzen Tücher über den Kopf ziehen. Nur der Wirt weigert sich zunächst, vermummt sich dann aber ebenso. Der Lehrer bleibt unvermummt und beteuert erneut, dass Andri sein Sohn sei. Frei heraus stellt er die Menge zur Rede und äußert den Verdacht, der Wirt sei der Mörder. Der Soldat ist zu den Schwarzen übergelaufen und führt nun das Kommando, als die Andorraner zögernd anfangen, über den Platz zu marschieren. Die protestierende Barblin wird abgeführt. Der Judenschauer pfeift den Jemand aus der Menge. Auf die Bemerkung des Soldaten, dieser sei nicht der Jude, darf der Jemand gehen. Der nächste, den der Judenschauer zu überführen glaubt, ist Andri. Die Musterung ergibt, dass Andri alle Vorurteile erfüllt und deshalb eine Jude sein muss: Judenlachen, Geld in den Taschen und Besitz von Wertsachen in Form des geschenkten Ringes. Andri wehrt sich, als sie ihm den Ring nehmen wollen und wird abgeführt. Am nächsten Morgen weißelt Barblin das Pflaster des Platzes. Sie ist geschoren und scheint den Verstand verloren zu haben. Ihr Vater hat sich im Schulzimmer erhängt. Der Pater versucht Barblin zu beruhigen und nimmt sie vor den anderen Andorranern in Schutz. Barblin will bei Andris auf dem Platz zurückgelassenen Schuhen bleiben. Sie hofft auf seine Rückkehr.
Zwischen den Bildern – Die Schuldzurückweisung
(Zeugenschranke) Bei der Zeugenvernehmung rechtfertigen sich alle Andorraner und beteuern ihre Unschuld an Andris Schicksal.
Einer nach dem Anderen sagen die Andorraner an der Zeugenschranke aus. Bis auf den Pater betonen alle ihre Unschuld. Nur der Pater bereut seine Tat und drückt eine Kollektivschuld aus. Die Vernehmung ist zwar zwischen den einzelnen Bildern eingeschoben. Sie erfolgt jedoch rückblickend zu einem späteren Zeitpunkt nach der Abführung Andris.
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