Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Sie ist es, die in fast jeder Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Solange es Leben auf der Erde gibt, solange gibt es auch sie schon. Die Rede ist natürlich von der Liebe. Schon immer hat sie den Menschen Glück aber oft auch Verzweiflung gebracht.
So ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass es sich bei einer der bekanntesten Tragödien aller Zeiten, nämlich Shakespeares „Romeo und Julia“, um eine Liebestragödie handelt. Die Häuser Capulet und Montague sind seit ewigen Zeiten verfeindet, doch wie es das Schicksal will, verlieben die Kinder der beiden Familien sich ineinander. Durch eine heimliche Heirat der beiden, entsteht zwar die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden könnte, doch ihre Liebe steht weiterhin unter einem schlechten Stern.
So kommt es, dass Romeo von Tybalt zum Duell gefordert wird. Romeo lehnt jedoch ab, da er durch die heimliche Heirat mit Julia, nun auch mit Tybalt verwandt ist und deshalb nicht mit ihm kämpfen will. Das alles führt dazu, dass sich nun Mercutio und Tybalt duellieren und Mercutio schwer verwundet wird. Romeo fühlt sich deshalb schuldig und in[„seinem Ruft befleckt“], denn um „[seinetwillen] wurde dieser Ritter […] verwundet auf den Tod“. Doch Romeo konnte nur noch an seine „süße Julia“ denken und denkt nun, dass sie ihn „weibisch“ gemacht habe und den „Stahl der Tapferkeit in [seiner] Brust erweicht“ hat. Da er nur noch an die Liebe denken konnte, war ihm die Verteidigung seiner eigenen Ehre unwichtig geworden. Die Liebe zu Julia bedeutete ihm mehr, als alles andere.
Als Benvolio den Tod des „[wackeren] Freund“ verkündet, erkennt Romeo, dass nichts mehr den „Unstern dieses Tages wenden“ kann, was erkennen lässt, dass für ihn dieser Tag ein einziges Unglück ist und nichts mehr gerettet werden kann. Romeo lässt sich nun von seiner „[entflammten] Wut“ leiten, sie ist seine „Führerin“, beherrscht ihn also völlig und lässt ihn die „schonungsreiche Milde“, mit der er Tybalt zunächst gegenübertrat, vergessen. Er will Rache für seinen getöteten Freund und die kann er nur bekommen, indem er Tybalt tötet. So fordert er Tybalt zum Duell und verweist darauf, dass „der Geist Mercutios [noch über ihren Häuptern schwebt]“. Romeo glaubt daran, dass Mercutio gewollt hätte, dass er sich rächt und sein Geist noch über ihnen schwebt, um dabei zuzusehen. Romeo würde, falls er Tybalt nicht besiegen kann, für Mercutio sterben. Deutlich wird das auch durch seine Aussage „Du oder ich!“. Mercutios Tod soll nicht umsonst gewesen sein.
Tybalt hingegen nimmt Romeo nicht ernst und bezeichnet ihn deshalb als „elendes Kind“. Für Tybalt war Mercutios Tod gerechtfertigt und nun soll Romeo „mit ihm von hinnen“. Romeo soll an der gleichen Stelle sterben wie auch Mercutio, was so erscheint, als wäre dies für Tybalt ein Abschluss, da er seine Feinde dann besiegt hätte. Doch Romeo, getrieben durch seine „entflammte Wut“ und seine Trauer, ersticht Tybalt mit dem Degen.
Als ihm jedoch klar wird, was er getan hat, steht er wie „versteinert“ da, denn zum einen hat er gerade nicht nur einen Menschen getötet, der dazu Julias Vetter war, und zum andern steht ihm nun wohl selbst der Tod bevor, da er das Gesetz des Prinzen, der in Verona das sagen hat, gebrochen hat. Denn der Prinz hatte jedem, der erneut einen Streit oder Kampf zwischen den Häusern Capulet und Montague auslöst oder auch nur darin verwickelt ist, mit dem Tode gedroht. So ruft Benvolio, der alles mit angesehen hat, Romeo zu: „Flieh, flieh!“. Er weiß das Romeo zum „[Tode verdammt]“ ist, wenn die Wachen ihn aufgreifen und fürchtet, noch einen Freund zu verlieren. Romeo, immer noch an derselben Stelle verweilend, erkennt nun, dass er ein „Narr des Glücks“ ist. Das Glück verweist auf seine Liebe zu Julia und die Gefühle, die er für sie hat, doch er ist auch ein Narr, weil er dachte, diese Liebe könnte die verfeindeten Häuser vereinen, und weil dadurch nun ein Unglück entstand. Und so flieht Romeo aus der Stadt, bevor er aufgegriffen werden kann.
So ist es wie so oft, dass das Schicksal einem einen Strich durch die Rechnung macht. Denn in allem guten steckt auch etwas schlechtes, und so steckt im Glück der Liebe auch oft das Unglück.