Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Das Gedicht „Ebenbild unseres Lebens“ von Andreas Gryphius, der von 1616 bis 1664 lebte, stammt aus der Epoche des Barocks. Diese begann 1600 und endete 1720. Die wichtigsten Themen im Barock waren carpe diem, der Lebensgenuss, vanitas, die Vergänglichkeit der Eitelkeit und das gedenken an den Tod, memento mori, welches in diesem Gedicht eine besonders große Rolle spielt. Die meisten Gedichte aus dem Barock sind nach einem bestimmten Schema aufgebaut, welches vorgeschrieben war. Man beginnt mit einer These, es folgen Beispiele und am Ende steht die Schlussfolgerung. Sie sind also ähnlich wie eine Argumentation aufgebaut. Dieses Schema ist auch in „Ebenbild unseres Lebens“ wieder zu finden. Da Andreas Gryphius einer der größten Sonettschreiber war, ist auch dieses Werk ein Sonett1.
Die erste und die zweite Strophe bestehen aus jeweils vier Versen, dies sind so genannte Quartette, und die dritte und vierte Strophe bestehen aus jeweils drei Versen, sind also so genannte Tertiette.
In der ersten Strophe befindet sich in den ersten beiden Versen die These. („Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt im Schauplatz dieser Welt, er sitzt und doch nicht feste…“) Dies bedeutet, dass der Mensch einen Platz in der Welt hat, („Schauplatz in dieser Welt…“) aber nicht für ewig. („er sitzt und doch nicht feste“)
Bereits im Dritten Vers tritt die für den Barock typische Antithetik auf („ Der steigt und jener fällt…“) Hier wird ein erstes Beispiel angebracht. „Steigt“ und „fällt“ und „herrscht“ und „webt“ sind Gegensätze, damit wird verdeutlicht, dass das Leben der Menschen individuell ist. Der eine herrscht zum Beispiel über ein Land und der andere muss hart für sein Geld arbeiten oder lebt vielleicht an der Armutsgrenze.
Diese Strophe ist in einen umarmenden Reim verfasst. („lebt…feste…Paläste…webt“) So auch die zweite Strophe. („erhebt…Äste…Gäste…schwebt“) In dieser Strophe werden weitere Beispiele in Form von Antithesen2 formuliert. Besonders der Gegensatz Vergangenheit Zukunft wird hier deutlich. („Was gestern war, ist hin…“) Diese Beispiele („was jetzt das Glück erhebt, wird morgen untergehen…“) („Die vorhin grünen Äste sind nunmehr dürr und tot…“) verdeutlichen, dass alles im Leben vergänglich ist, zum Beispiel das Glück oder was heute blüht und grünt, ist irgendwann verdorrt. Nichts im Leben hat Beständigkeit. Wir sind nur Gäste auf dieser Welt, denn jeder muss sie verlassen. („Wir Armen sind nur Gäste…“) Denn auch das Leben ist nicht beständig. Das „scharfe Schwert“ und die „zarte Seide“ sind wieder Gegensätze. Die „zarte Seide“ könnte für den Lebensfaden stehen und das „scharfe Schwert“ für den Tod, sozusagen das Schwert, welches den Lebensfaden irgendwann durchtrennt.
Die dritte und vierte Strophe sind in einem umschweifenden Reim verfasst. („Stande…Sande…Macht…leidet…scheidet…Pracht“) (a,a,b,a,a,b) In der dritten Strophe folgen weitere Beispiele wieder in Form von Antithesen. („ gleich am Fleisch…nicht vom gleichem Stande…“) („…trägt Purpurkleid…gräbt im Sande…“) Alle Menschen sind zwar aus dem gleichen Fleisch, sie unterscheiden sich jedoch im Stand. Die einen sind arm, die anderen reich. Doch betrachtet man nur den Menschen an sich, sind sie alle gleich. Denn alle haben das gleiche Schicksal, irgendwann sterben sie und es spielt keine Rolle mehr, ob sie arm oder reich sind oder aus welchem Stand sie waren. („ nach entraubtem Schmuck der Tod uns gleiche macht…“)
In der letzten Strophe gibt es einen Rückbezug zur These (Vers 1-2) („dies ernste Spiel…“) bezieht sich auf („das Spiel der Zeit“). Es ist die Schlussfolgerung des Ganzen. Wenn man stirbt („wenn man vom Bankett des Lebens scheidet“) sind Reichtum, Stärke und Weisheit nur geborgte Pracht, denn auch diese Dinge sind vergänglich und spielen nach dem Tod keine Rolle mehr. Der Mensch muss lernen, dass das Ebenbild unseres Lebens von Vergänglichkeit geprägt ist. („Und lernt, dass, wenn man vom Bankett des Lebens scheidet, Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei ein geborgte Pracht“) Im letzten Vers befindet sich eine Akkumulation, („Kron, Weisheit, Stärk und Gut…“) diese dienen zur Verstärkung und sind speziell ausgewählte Substantive, die zum ebenbild des Lebens dazu gehören. Diese ganzen Beispiele zeigen was das Ebenbild des Lebens prägt. Besonders mit den Antithesen zeigt Gryphius, dass das Leben nicht einseitig ist. Jedes Leben ist durch bestimmte Sachen geprägt. Ob der Mensch arm oder reich ist, ob er dem Adel oder dem Bürgertum angehört, bestimmt zwar wie sein Leben verläuft, denn für gewöhnlich blieb er in dem Stand, in den er hineingeboren wurde, es gab natürlich auch Ausnahmen, aber das Alles war, wenn er stirbt unwichtig. Die Menschen haben alle das gleiche Schicksal und das ist der Tod.
An dem Werk von Andreas Gryphius wird sehr deutlich, dass es ein Gedicht aus dem Barock ist, da das Hauptthema die Vergänglichkeit und das Gedanken an den Tod ist. Außerdem ist es von vielen Antithesen gekennzeichnet und die Struktur These-Beispiel-Schlussfolgerung wurde eingehalten. Mit seinem Werk erläutert Andreas Gryphius das Ebenbild des Lebens.