Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Das vorliegende Gedicht „Das Lied vom Hasse“ vom Georg Herwegh aus dem Jahr 1841, ist zur Zeit des Vormärz entstanden und ist ein Aufruf zum Hass auf die schlechten Verhältnisse in Deutschland gegen die nun gekämpft werden soll.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen und ist im Kreuzreim verfasst. Die Kadenz1 des Gedichtes wechselt, so dass immer die Verse die gleiche Kadenz haben, die sich auch reimen.
Das Metrum2 des Gedichtes ist der Jambus.
Das Gedicht lässt sich in drei Sinnabschnitte gliedern. Der erste Sinnabschnitt umfasst die erste Strophe und beschreibt den Aufbruch der Kämpfer.
Diese Kämpfer, in die sich das lyrische Ich selbst mit einbezieht („unsre“ (V. 5)), verabschieden sich von ihren „Weib[ern]“ (V.3) und ziehen los.
Auffällig ist hier, dass zunächst nur die Natur beschrieben wird (vgl. V. 1f). Auch die Wiederholung des Adverbs „wohlauf“ (V.1) vermittelt eine positive und ruhige Stimmung. Es entsteht nicht der Eindruck von einem Aufruf zum Kampf und Hass. Dies wird erst in den folgenden Versen deutlich. Die Häufung von Nomen, die mit Krieg und Gewalt verbunden sind, wie zum Beispiel „Degen“ (V. 4), „Asche“ (V. 5) und „Schwert“ (V.6) ändert die Stimmung des Gedichtes. Der kämpferische Gedanke wird deutlich.
Auffällig ist die Verbindung von „Weib“ (V.3) und „Degen“ (V. 4), die dadurch hervor gerufen wird, dass vor diesen beiden Nomen das Adjektiv „treu[…]“ (V. 3, 4) steht. Dies soll zeigen, dass der Kampf genauso wichtig ist wie das private Glück. Wobei hierbei das Eheglück in den Hintergrund gerückt wird, es gibt „den letzten Kuss“ (V. 3).
Nun steht der „Degen“ (V.4) im Vordergrund. Dies wird durch die folgenden Verse noch verdeutlicht.
„Soll sie [die Hand] vom Schwert nicht lassen“ (V. 6), der Kampf beginnt. Dies wird durch die Alliteration3 noch verstärkt („Soll sie“ (V. 6)).
Auch im Folgenden wird nochmals aufgegriffen, dass das private Glück dem Kampfe Platz machen muss. Die Kämpfer haben „lang genug geliebt“ (V. 7) und wollen nun „endlich hassen“ (V. 8). Diese Aufforderung wird durch das Ausrufezeichen am Ende der Strophe noch unterstützt.
Das „endlich“ (V. 8) drückt aus, wie lange sie schon unter den schlechten Umständen gelitten haben, sich aber nie getraut haben, ihren Hass öffentlich zu zeigen.
Anstatt dies zu tun haben sie immer nur ihre Liebe gezeigt (vgl. V. 7).
Im zweiten Abschnitt (Strophe 2- 3) wird nun aber deutlich, dass diese Liebe nicht helfen kann (vgl. V. 9). Dies wird durch die Anapher4 „die Liebe“ (V. 9f) nochmals verdeutlicht. Auch die Umkehrung der gewöhnlichen Satzstellung „kann uns helfen nicht“ lenkt besondere Aufmerksamkeit darauf, dass nur durch Liebe nichts erreicht werden kann.
Es ist der Hass, der „die Ketten [bricht]“ (V. 12). Aus diesem Grund wird das „O Hass“ (V. 11f) wiederholt. Wobei das „O“ (V. 11f) so etwas wie eine Anbetung des Hasses ist, da es vergleichbar ist mit „O Herr“. Außerdem wird der Hass personifiziert, „halt du […] Hass“ (V. 12), dies macht den Hass lebendiger und die Leute können sich besser damit identifizieren.
In der zweiten Strophe wir auch erstmals deutlich, wogegen sich der Hass richtet und zwar gegen die „Tyrannen“ (V. 13).
In der dritten Strophe wird der Hass aus der ersten und besonders aus der zweiten Strophe, konkretisiert.
Es soll endlich „Freiheit“ (V. 21) geben, in den „deutschen Straßen“ (V. 22). Jetzt ist genügend Kraft und Hass da, um endlich einen Kampf zu beginnen. Dies wird durch die Metapher5 „allüberall ist dürres Holz, um unsere Glut zu schüren“ (V. 19f) verdeutlicht. Durch „allüberall“ (V. 19) wird betont, dass fast alle Leute, in ganz Deutschland, diesen Hass empfinden und in einem Krieg kämpfen würden.
In dieser Strophe wird die Aufforderung der ersten beiden Strophen wiederaufgegriffen, aber etwas anders formuliert. Der Hass soll endlich gelernt werden (vgl. V. 24). Somit wird deutlich, dass die Deutschen vorher nicht in der Lage waren zu hassen.
Der dritte Abschnitt (Strophe 4) ist nun nicht mehr nur eine Aufforderung zum Hassen, sondern auch zum Kämpfen („Bekämpft“ (V. 25)).
Zwar wird zuvor der Kampf schon durch das „Schwert“ (V. 6) angedeutet. Nun findet aber erstmals eine direkte Aufforderung zum Kampf statt. Auch hier wird wieder die Zurückstellung der Liebe gefordert, die sich schon durch das ganze Gedicht zieht.
Der Hass wird „Heiliger“ (V. 27) werden als die Liebe (vgl. V. 28). Besonders hervorgehoben ist hier das gesteigerte Adjektiv „heiliger“ (V. 27), da es kursiv gedruckt ist.
Damit wird eine Verbindung zu Gott gezogen. Dieser Krieg wird heilig sein und ist somit vor Gott gerechtfertigt. Dies war für die Menschen damals besonders wichtig, da sie auf ein gutes Leben nach dem Tod hofften, das nur erreicht werden konnte, wenn man zu Lebzeiten nichts Unrechtes getan hat. Somit will das lyrische Ich verdeutlichen, dass die Leute kämpfen sollen, da dieser Krieg nicht gegen Gott ist.
Hier wird nun wieder das Ende der ersten Strophe aufgegriffen (vgl. V. 5ff; 29ff).
So wird der Appellcharakter des Gedichts verstärkt und außerdem wird das Gedicht einprägsamer.
Die Wiederholung des Aufrufs zum Hassen in jeder Strophe (Vgl. V. 8/16/24/32) macht deutlich, wie wichtig es ist, nun endlich zu hassen und diesen Hass auch zu zeigen.
In dem Gedicht gibt es viele Enjambements6, die die Eindringlichkeit noch unterstützen.
Außerdem wird die Ungehaltenheit des lyrischen Ichs deutlich. Es will die Missstände und das Leid beseitigen und seine Mitmenschen davon überzeugen, ebenfalls zu kämpfen. Dieser Appell wird durch die vielen Ausrufezeichen noch untermauert. Jede Strophe endet mit dem Ausruf zu hassen. Mit diesem Hass soll dann solange gekämpft werden, bis „Freiheit“ (V. 21) erreicht worden ist. Die Aufforderung zum Hass wird schon in der Überschrift deutlich. “Das Lied vom Hasse“ zeigt, dass es erlaubt ist zu hassen und das dies sogar gut ist. Die Überschrift soll die Bevölkerung neugierig machen, da es damals nicht üblich war, öffentlich von seinem Hass zu sprechen. Somit wurden mit der Überschrift viele Menschen angesprochen.
Alles in allem ist das ganze Gedicht ein Aufruf zum Hass und zum Kampf gegen die Missstände um 1841. Zu dieser Zeit wollten viele Menschen Freiheit, da die Bauern im Untertänigkeitsverhältnis lebten und auch sonst viel Armut herrschte.
Die Revolution wurde aber von den Fürsten, durch zum Beispiel Zensur, unterdrückt.
Die Forderungen nach Freiheit machen die Gedichte des Vormärz aus, in den sich auch das vorliegende Gedicht einordnen lässt.
Auch in seinem Gedicht „Aufruf“ fordert Georg Herwegh zum Kampf auf. Auffällig ist auch, dass er auch in dem Gedicht den Kampf für gerechtfertigt erklärt. („Gott […]wird’s verzeihn“). Viele Gedichte aus der Zeit des Vormärz sind Aufforderungen an die Bevölkerung, sich zu wehren oder sogar gegen die Missstände zu kämpfen.
Ich denke, dass dieses Gedicht die Menschen von damals angesprochen hat, da es die geforderte Freiheit will und gleichzeitig dazu auffordert, den Hass, den viele Leute haben, nicht länger zu unterdrücken.
Außerdem bezieht sich das lyrische Ich selbst mit ein und kämpft an der Seite des Volkes. Es ist also einer von ihnen, das wird die Bevölkerung ebenfalls angesprochen zu haben.