Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Hermann Hesses Roman „Demian - die Geschichte einer Jugend“ ist im Jahr 1919 erschienen. Der deutsche Schriftsteller veröffentlichte die vermeintliche Autobiografie unter dem Namen des Protagonisten, Emil Sinclair. Er schildert darin die Zerrissenheit des jungen Emil zwischen der vermeintlich reinen christlichen Welt und der dunklen Seite von Trieben und Abgründen. Durch die starke Persönlichkeit seines Freundes Max Demian lernt er am Vorabend des Ersten Weltkrieges, sich selbst mit all seinen Seiten zu akzeptieren. Unmittelbar nach Kriegsende erschienen, fand das Werk einen enormen Anklang. Insbesondere die Jugend konnte sich mit dem scheinbar aus ihrer Mitte stammenden Helden identifizieren. Diese Faszination erstreckte sich über die Grenzen und über viele weitere Generationen, sodass der Roman in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde.
Kapitelübersicht
Kapitel 1 - Zwei Welten
Der Ich-Erzähler Emil Sinclair beschreibt seine Lebenssituation, beginnend ab dem Alter von zehn Jahren. In dieser Phase als junger Schüler nimmt er seine Umgebung zunehmend als zwei geteilte Welten wahr. Zu der hellen, reinen Welt einerseits gehört sein Elternhaus: Mutter, Vater und die Schwestern. Die andere Welt hingegen umfasst alles, jenseits der Schwelle des eigenen Zuhauses, sowohl die äußeren Versuchungen als auch die inneren Triebe. Diese dunkle Welt erfüllt Sinclair mit Grauen. Gleichzeitig aber zieht sie ihn magisch an und bringt ihn dazu, die geordnete fromme Elternwelt als langweilig zu empfinden. Zudem schildert Emil, dass er sich selbst immer wieder als unpassend zum Rest seiner Angehörigen wahrnimmt. Denn seine Neigungen und sein Wesen scheinen ihn in die abgründige Welt zu ziehen. Zwar besucht er die Lateinschule, die über der gewöhnlichen Volksschule steht. Dennoch treibt er sich in der Freizeit mit den rohen Volksschülern herum. Um ihnen in nichts nachzustehen, erzählt er eine Lügengeschichte. Diese macht sich der dreizehnjährige Volksschüler Franz Kromer zu Nutze, um Emil wiederholt zu erpressen. Verängstigt geht der Jüngere immer wieder auf die Forderungen ein, bis er dafür sogar seine Eltern bestiehlt. Schließlich leidet Sinclair stark und wird immer verschlossener und kälter.
Kapitel 2 - Kain
Schließlich kommt ein neuer Schüler an Emils Schule: Max Demian ist einige Jahre älter und besucht eine höhere Klasse. Mit seiner alleinstehenden, verwitweten Mutter ist er neu in die Stadt gezogen. Er wirkt anders als alle sonstigen Altersgenossen. Auf seine Mitmenschen macht Max Demian einen unabhängigen, erwachsenen und äußerst selbstbewussten Eindruck. Auch Emil ist von ihm fasziniert. Eines Tages spricht Demian ihn an. Sie gehen ein Stück weit zusammen nach Hause, während Max die Geschichte von Kain und Abel interpretiert. Für Sinclair ist die Version völlig neu: Denn Kain verkörpert demgemäß nicht länger das Böse, sondern handelt furchtlos und würdevoll. Abel hingegen stellt sich als Feigling heraus. Das Kainsmal ist für Demian somit kein körperlich sichtbares Zeichen oder Brandmal einer Schuld, sondern vielmehr ein Zeichen von Charakterstärke. Max erklärt, dass es für jede Geschichte vielfältige Deutungen und nicht nur eine einzige Wahrheit gibt. Diese Sichtweise weckt in Emil die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen. In Demian glaubt er eine Art Kain zu erkennen. Auf geheimnisvolle Weise gelingt es Demian daraufhin, Emil von seinem Peiniger, Franz Kromer, zu befreien. Durch diese Rettung kann Emil vorerst wieder ganz in die heile Welt seiner Kindheit eintauchen. Dankbarkeit gegenüber Max bringt er nicht auf. Um nicht weiter an die schlimme Phase erinnert zu werden, entfernt sich Sinclair eher von Demian.
Kapitel 3 - Der Schächer
Einige Jahre sind inzwischen vergangen. Emil steht am Anfang der Pubertät und spürt erste Regungen sexuellen Interesses in sich aufkommen. Obwohl er wieder in sein behütetes Heim zurückgefunden hat, fühlt er sich von dieser und ähnlichen Versuchungen der vermeintlich dunklen Welt wieder stark angezogen. Schließlich erkennt Sinclair, dass er diesen Teil von sich nicht verdrängen kann. Eines Tages sieht er Max Demian vor seinem Elternhaus stehen und dessen Wappen abzeichnen. Dabei handelt es sich um einen Vogel, für den Max schon vorher Interesse bekundet hat. Sinclair hat bei der Betrachtung den Eindruck, Demians Gesicht trage sowohl männliche als auch weibliche Züge in sich. Im Konfirmationsunterricht trifft Emil ihn dann persönlich wieder. Als der Pfarrer die Geschichte vom Kainszeichen anreißt, lebt die Verbindung zwischen den beiden wieder auf. Diesmal entsteht eine Freundschaft daraus. Sie vertiefen sich in Gespräche und Demian reißt viele Themen an, die Emil faszinieren: Darunter die Möglichkeit, andere Menschen telepathisch durch einen starken Willen zu beeinflussen. Vor allem aber äußerst Max kirchen- und religionskritische Ideen. Anhand der Schächer aus der Geschichte vom Sterben Jesu entwickelt Demian seinen Gedanken von der Zwiespältigkeit der Welt. Er fordert daher einen Gottes- sowie einen Teufelsdienst. Beide Teile sollen in einer neuen Art zu leben repräsentiert werden. Darin erkennt Emil seinen Konflikt aus der Kindheit wieder. Nun merkt er, dass diese Gespaltenheit nicht allein ihn, sondern die gesamte Menschheit betrifft. Kurz darauf erlebt Emil seinen Freund zum ersten Mal vertieft in die Meditation. Sinclairs Konfirmation scheint einen endgültigen Schlussstrich unter die Kindheit zu setzen. Nach den Ferien soll er eine außerhalb der Stadt besuchen.
Kapitel 4 - Beatrice
Emil sieht Demian vorerst nicht wieder. Nach den Ferien verlässt er sein Elternhaus ohne zu Zaudern, um sein neues Schuljahr im Internat anzutreten. Dort beginnt er mit 16 Jahren ein zurückgezogenes, exzessives Dasein. Bei seinen neuen Mitschülern gilt Emil als Sonderling. Zunehmend gibt er sich dem Alkoholkonsum hin. Es ist klar, dass er bei diesem Lebensstil von der Schule ausgeschlossen zu werden droht. Einerseits gefällt sich Sinclair in dem rebellischen Verhalten, andererseits verabscheut er jedoch seinen Verfall und sein Abgleiten in die dunkle Welt. Er schämt sich seiner selbst. Sehnsucht nach seinem Freund Demian ergreift ihn. Doch dann sieht er im Park eine junge Frau. Er verliebt sich in ihr Äußeres, wagt jedoch nicht, sie näher kennenzulernen. So gibt er sich der Anbetung hin und verleiht ihr den Namen Beatrice. Durch sie hat er wieder ein Ideal im Leben. Dafür lohnt es sich, die Trinkerei aufzugeben und seine Schullaufbahn zu retten. Zudem fängt Emil an zu malen. Beim leidenschaftlichen Versuch, Beatrice darzustellen, wird ihm bewusst, dass ihr Gesicht stark an Demians Züge erinnert. Daraufhin malt er aus Träumen und Erinnerung den Wappenvogel von seinem Haus: Ein Vogel kämpft sich aus seinem Ei heraus. Dieses Bild schickt Sinclair an Demian.
Kapitel 5 - Der Vogel kämpft sich aus dem Ei
Tatsächlich erhält Emil auf wundersame Weise einen Zettel mit der Antwort Demians auf das Bild. In seinen knappen Zeilen setzt Max den Vogel in Bezug zu einem Gott namens Abraxas. Emil ist zunächst ahnungslos, aber schon in der nächsten Schulstunde erzählt ein Lehrer, dass der aus dem Altertum stammende Abraxas Göttliches und Teuflisches in sich vereint. Fortan lebt Emil wie besessen von diesem Thema. In einer Art innerem Kampf setzt er sich den Winter über mit sich und seinem Lebenswandel auseinander. Zufällig hört er dann bei einem nächtlichen Spaziergang Orgelspiel aus einer Kirche erklingen. So lernt er den Organisten und Theologen Pistorius kennen. Sinclair fühlt sich sofort von ihm und seiner Musik angezogen. Es stellt sich heraus, dass auch Pistorius von Abraxas weiß. Obwohl er selbst Theologe ist, zweifelt Pistorius am christlichen Glauben. Anschließend treffen sich beide öfter, um gemeinsam zu philosophieren oder still nachzudenken. Pistorius lehrt Emil, sich mehr auf sich selbst und seine innere Stimme zu verlassen.
Kapitel 6 - Jakobs Kampf
Mit achtzehn Jahren empfindet Emil sich als deutlich andersartig zu seinen Altersgenossen: in vielen Aspekten weit voraus, in ebenso vielen jedoch stark zurück. Pistorius gibt ihm in seiner eigenen Besonderheit Mut und Achtung vor sich selbst zurück. Bald merkt Emil aber, dass Pistorius ihm bereits alles weitergegeben hat. Sinclair spürt stark, dass er sich von seinem Mentor trennen muss, um weiterzukommen. Gleichzeitig sucht ein Mitschüler namens Knauer Emils Nähe. Dieser scheint sich von Emil eine Einführung in die Welt des Spiritismus und der Enthaltsamkeit zu erhoffen. Da Sinclair jedoch kaum Interesse zeigt, gibt Knauer bald auf. Nachts darauf verspürt Emil jedoch den Drang, die Ruine aufzusuchen, in der sein einstiger Peiniger Kromer ihn als Kind gequält hat. Tatsächlich begibt er sich dorthin. Er findet Knauer vor, der sich das Leben nehmen will. Emil kann ihn davon abhalten. Daraufhin weicht Knauer ihm kaum mehr von der Seite. Sinclairs Schulzeit ist beendet. Nach den Ferien erwartet ihn die Universität.
Kapitel 7 - Frau Eva
Auf einer Ferienreise begibt sich Emil auf die Suche nach Demian. Bei seinen Erkundigung sieht er ein Foto von Demians Mutter und findet so heraus, dass sein Traumbild von Beatrice in Wahrheit die Mutter des Freundes darstellt. Bei einem Spaziergang durch die Universitätsstadt trifft er Demian wieder. Dieser sagt Sinclair, dass das Kainszeichen nun auch bei ihm deutlich wahrzunehmen ist. Daraufhin besucht Emil die Demians. In der Empfangshalle des Hauses fällt ihm auf, dass Max das Bild von seinem Wappenvogel an die Wand gehängt hat. Emil ist tief berührt. Er wird von der Mutter sogleich herzlich aufgenommen. Sie weist ihm an, sie fortan „Frau Eva“ zu nennen. Dieses Privileg genießen nur die Vertrauten ihrer Gesellschaft. Die schöne Frau Eva wird zu Sinclairs neuem Ideal zwischen Mutter, Geliebter und Dämon. Sie gibt ihm Vertrauen in sich und seinen Weg. Fortan bilden Emil, Demian und Frau Eva eine Gemeinschaft, die sich durch das Kainszeichen eng verbunden und zu einer neuen Lebensart berufen weiß. Zusammen fühlen sie den Niedergang Europas nahen und bereiten sich auf eine neue Zeit vor. Frau Eva spürt Emils Liebe. Sie will sich ihm jedoch nicht einfach schenken, sondern von ihm gewonnen werden: Durch die Kraft seines ganzen Willens und seiner Liebe. Emil besinnt sich jedoch zu spät darauf.
Kapitel 8 - Anfang vom Ende
Emil fühlt vollkommenes Glück in dieser Gemeinschaft. Gleichmaßen trauert er darüber, dass der glückliche Zustand nicht ewig andauern kann. Bald verkündet Demian die Botschaft, dass der Krieg bevorsteht. Er selbst wird als Leutnant dienen. Auch Emil muss in den Krieg ziehen. Bei einer Explosion wird er schwer verletzt. Im Lazarett trifft er ein letztes Mal auf Demian. Max sagt Emil, dass er er nun fortgehen muss, aber doch immer bei ihm sein wird. Daraufhin gibt er Sinclair einen Kuss von Frau Eva. Am nächsten Tag ist Max Demian verschwunden. Emil spürt ihn als Freund und Führer in seinem Inneren.