Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Die Lehrerin und Schriftstellerin Gudrun Pausewang wurde 1928 in der Tschechoslowakei geboren. Für ihren Jugendroman „Die Wolke“ hat sie sich von dem katastrophalen Reaktorunglück inspirieren lassen, das 1986 in Tschernobyl passierte. Ihr ehrliches und schockierendes Buch erschien im darauffolgenden Jahr und traf als Teil der Anti-Atomkraft-Bewegung den Zeitgeist. Es spielt in Westdeutschland vor der Wiedervereinigung. 1988 wurde „Die Wolke“ unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Deutschen Science Fiction Preis ausgezeichnet Bis heute verkaufte sich das Werk rund 1,5 Millionen Mal. Wie aktuell der Roman immer noch ist, zeigte sich 2011 mit der Nuklearkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima. Im Anschluss an das Unglück stieg „Die Wolke“ im Frühjahr 2011 in die deutschen Bestsellerlisten ein.
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Mitten an einem ganz normalen Schultag ertönt in Fulda plötzlich der ABC-Alarm. Die 14-jährige Janna-Berta und ihre Mitschüler werden nach Hause geschickt. Schnell verbreitet sich das Gerücht, dass der Alarm im nahegelegenen Ort Grafenrheinfeld ausgelöst wurde, wo ein Atomkraftwerk steht. Die Schüler vermuten einen „SuperGAU“. Weil mitten am Tag kein Schulbus fährt, steigt Janna-Berta gemeinsam mit drei anderen Schülern zu Lars aus der Oberstufe ins Auto. Die Kinder wohnen alle im Ort Schlitz. Sie diskutieren über das fast vergessene Unglück in Tschernobyl aus dem Vorjahr und ihr Wissen zu Atomkraftwerken. Janna-Berta will schnell nach Hause. Ihre Eltern sind beruflich unterwegs und sie soll auf ihren kleinen Bruder Uli aufpassen, der in die zweite Klasse geht.
Kapitel 2
Als Janna-Berta zuhause ankommt, ist Uli bereits da. Er hat das Radio angestellt und berichtet seiner Schwester, dass die Moderatoren ständig von einer giftigen Wolke sprechen. Kurz darauf gibt es eine erneute Radiodurchsage: Im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld sei Radioaktivität freigesetzt worden, weshalb die Menschen der umliegenden Ortschaften ihre Wohnungen räumen sollten. Die Polizei fährt durch die Straßen und fordert die Bewohner auf, im Haus zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Als sich Janna-Berta und Uli gerade in den Keller zurückziehen wollen, ruft ihre Mutter an. Sie fordert die Kinder auf, sofort zu fliehen. Beide steigen auf ihre Fahrräder und fahren los.
Kapitel 3
Überall sind Menschen voller Angst auf der Flucht vor der radioaktiven Wolke. Janna-Berta und Uli radeln zum Bahnhof in Bad Hersfeld. Der Junge wird unterwegs schnell müde. Auf den Straßen stauen sich Autos, Menschen prügeln sich an einer Tankstelle, ein Bus brennt und auch die Polizei kann keine Ordnung in das Chaos bringen. Die beiden Geschwister weichen erschöpft auf einen Feldweg aus, der jedoch im Nichts verläuft. Als Uli hinter einem Bahndamm einen Weg entdeckt, springt er wieder auf das Rad und fährt wild drauflos. Er stürzt und wird von einem Auto überfahren. Der Fahrer flüchtet.
Kapitel 4
Uli liegt leblos und blutend auf der Straße. Eine Familie mit drei kleinen Töchtern zieht die verzweifelte Janna-Berta in ihr Auto und fährt mit ihr weg. In der Nähe von Bad Hersfeld stellen sie den Wagen ab und laufen zum völlig überfüllten Bahnhof. Eine von Polizisten geschützte Mauer versperrt den Weg hinein. Die Polizisten werden von der Menge entwaffnet, sodass die Menschen über die Mauer klettern können. Nur die Mutter schafft es nicht, weshalb der Vater Janna-Berta auffordert, auf seine drei Töchter aufzupassen, während er seiner Frau hilft. Im Gedränge verliert Janna-Berta zwei Kinder. Als die Eltern kommen, übergibt ihnen Janna-Berta die jüngste Tochter. Janna-Berta fängt an, schrill und verzweifelt zu lachen. Sie kann auch nicht damit aufhören, als sie zurück auf den Bahnhofsvorplatz und mitten in das ankommende Gewitter hineinrennt.
Kapitel 5
Janna-Berta will zum Unfallsort zurückrennen, weil sie nicht glaubt, dass Uli tot ist. Das Gewitter durchnässt sie. Völlig erschöpft sinkt sie auf der Autobahn an einer Rufsäule auf den Boden, bis ein buntbemalter VW-Bus anhält und Janna-Berta mitnimmt. Sie schläft ein. Als sie aufwacht, hört sie das Wort „Grenze“ und versteht, dass der Bus in Richtung DDR fahren will. Die DDR hat ihre Grenze jedoch geschlossen und verteidigt sie mit Maschinenpistolen. Janna-Berta steigt aus und läuft in den nächsten Ort. Dort bittet sie eine Frau um Wasser. Sie weist das Mädchen ab, weil es bereits verstrahlt sein könnte. Janna-Berta läuft weiter und gelangt an einen Fluss, der die Grenze zur DDR markiert. Sie muss sich übergeben und fängt an zu weinen.
Kapitel 6
Janna-Berta wacht am Rande der evakuierten Zone in einer Schule auf, die in ein Notkrankenhaus umfunktioniert wurde. Sie war ohnmächtig geworden, hat lange geschlafen und kann sich nicht erinnern, wie sie hierhergekommen ist. Janna-Berta ist abgemagert und steht unter Schock. Sie hat keinen Hunger, nur Durst. Aus überhörten Gesprächen erfährt das Mädchen, dass die Katastrophe viel größer als in Tschernobyl war und es Tausende Tote gab. Ihr Heimatort Schlitz befindet sich in der Sperrzone Drei, die mehrere Monate unbewohnbar sein wird. Ein paar Tage später besucht der Bundesinnenminister das Notkrankenhaus. Janna-Berta versucht eine Steinfigur nach ihm zu werfen, verfehlt ihn aber. Verzweifelt will sie wissen, was jetzt aus ihr und ihrer Familie werden soll.
Kapitel 7
Nach dem Ministerbesuch hat Janna-Berta ihren Appetit wiedergefunden. Sie unterhält sich viel mit ihrer Bettnachbarin Ayse. Das Krankenhaus erhält endlich neue Bettlaken, Nachthemden und andere Dinge, die gefehlt haben. Auch neues Pflegepersonal kommt, darunter der Zivildienstleistende Tünnes, der Neuigkeiten mitbringt. Er erzählt, dass es 18.000 Tote gab und der nationale Notstand ausgerufen wurde. Tünnes stellt seinen Schwarz-Weiß-Fernseher in das Krankenzimmer der Kinder, sodass sie Nachrichten schauen können. Das Rote Kreuz sucht nach den Angehörigen der Patienten, doch Janna-Bertas Familie wurde bisher nicht gefunden. Das Mädchen wird selbst in die Suchkartei aufgenommen. Plötzlich werden Janna-Berta und Ayse krank - sie bekommen Fieber, Durchfall und verlieren ihre Haare. Tünnes besorgt ihnen Mützen und Kopftücher.
Kapitel 8
Janna-Berta wird von ihrer Tante Helga geweckt. Sie ist aus Hamburg gekommen, um ihre Nichte abzuholen. Janna-Berta erfährt, dass ihre Eltern und Geschwister tot sind. Sie bekommt einen Schreikrampf und wird mit einer Spritze ruhiggestellt. Als Janna-Berta wieder aufwacht, hört sie Ayse stöhnen und merkt, dass die Freundin Fieber hat. Eine Krankenschwester bringt Ayse aus dem Raum. Am Morgen kommt Helga zurück und will Janna-Berta in ein Hamburger Krankenhaus verlegen lassen. Doch sie lehnt ab. Helga verabschiedet sich und Janna-Berta erfährt kurz darauf, dass Ayse gestorben ist. Janna-Berta bleibt drei weitere Wochen im Krankenhaus, denn ihr geht es nur langsam besser. Als Janna-Berta entlassen wird, kommt Helga wieder. Mit dem Auto fahren beide nach Hamburg.
Kapitel 9
Janna-Berta zieht bei Tante Helga ein und wird von Spezialisten behandelt. Helga meldet ihre Nichte in der Schule an. In ihrer neuen Klasse ist Janna-Berta einer von vier Flüchtlingen aus dem Katastrophengebiet. Janna-Berta weigert sich trotz ihres kahlen Kopfes dagegen, eine Mütze zu tragen. Die meisten Kinder meiden die Strahlenkranken. Wenn Janna-Berta in der Stadt unterwegs ist, bemerkt sie lange Schlangen vor Lebensmittelläden sowie volle Flüchtlingsunterkünfte, die unter anderem in Turnhallen und Kinos eingerichtet wurden. In der neuen Schule begegnet Janna-Berta ihrem ehemaligen Mitschüler Elmar aus Fulda, der ebenfalls stahlenkrank ist und einen kahlen Kopf hat. Janna-Bertas Großeltern väterlicherseits sind auf Mallorca im Urlaub. Helga lügt sie an und sagt, dass Janna-Bertas Eltern und Geschwister in einem Sanatorium sind. Helga plant Janna-Bertas Geburtstagsfeier.
Kapitel 10
Janna-Bertas andere Tante Almut kommt überraschend zu Besuch. Sie erzählt, dass sie ihr ungeborenes Kind aus gesundheitlichen Gründen abtreiben musste, und weint. Keiner weiß, ob Strahlenverseuchte noch gesunde Kinder bekommen können. Almut übernachtet auf einer Matratze in Janna-Bertas Zimmer. Beide können nicht einschlafen. Almut erzählt, dass alle Bewohner der Sperrzone Eins in ihre Keller geschickt und bei Fluchtversuchen erschossen wurden. Janna-Berta ist schockiert. Am nächsten Morgen muss Almut wieder nach Wiesbaden fahren, wo sie mit ihrem Mann Reinhard wohnt.
Kapitel 11
Janna-Berta und Elmar verbringen nach dem Unterricht viel Zeit zusammen. Das Mädchen mag ihn nicht besonders, hat aber sonst niemanden. Helga möchte, dass Janna-Berta eine Perücke trägt, denn in zwei Wochen ist ihr Geburtstag. Sie überzeugt ihre Nichte, zum Friseur zu gehen und eine auszusuchen. Am Ende des Schuljahres wird Janna-Berta probeweise versetzt. Elmar wird nicht versetzt. Janna-Berta will Elmar zuhause besuchen. Von einer Nachbarin erfährt sie, dass sich Elmar mit Tabletten umgebracht hat. Janna-Berta packt heimlich ihre Sachen und trampt nach Wiesbaden zu Almut. Die Hausbesitzerin öffnet Janna-Berta die Tür und weist sie ab, da Almuts Mietwohnung zu klein für eine weitere Person wäre. Janna-Berta klettert durch ein Fenster in die enge Kellerwohnung von Tante Almut und Onkel Reinhard.
Kapitel 12
Reinhards Vater wohnt ebenfalls in der Wohnung. Er zeigt Janna-Berta, welche Lebensmittel noch genießbar sind. Sie essen fast nur Reis. Janna-Berta hilft beim Kochen und unterstützt Almut bei verschiedenen Aufgaben. Sie schreibt Helga eine Postkarte. Als Almuts ehemalige Kollegin an Leukämie stirbt, möchte Almut ihre beiden Töchter bei sich aufnehmen. An Janna-Bertas Geburtstag kommt Helga zu Besuch. Helga möchte, dass Janna-Berta nach Hamburg zurückkommt. Janna-Berta will nicht nach Hamburg und auch nicht mehr zurück in die Schule, weil sie denkt, dass sie keine Zukunft hat. Helga überreicht ihrer Nichte die Perücke sowie zum Geburtstag einen Umschlag mit Geld. Janna-Berta öffnet später den Umschlag. Dadurch erfährt Almut, dass Janna-Berta Geburtstag hat. Sie feiern eine kleine spontane Party. Almut bemerkt, dass Janna-Bertas Haare anfangen nachzuwachsen.
Kapitel 13
Im Sommer ziehen alle gemeinsam in ein heruntergekommenes Haus ohne Heizung, das jedoch mehr Platz bietet. Auch Irmela und Ruth, die Töchter von Almuts verstorbener Kollegin, ziehen zusammen mit ihrer Großmutter in das Haus ein. Die beiden Kinder brauchen viel Aufmerksamkeit, weshalb Almut und die Großmutter schnell überfordert sind. Almut engagiert sich zudem für ein Zentrum, das sich um Hibakusha kümmert. So werden die Überlebenden der Katastrophe genannt. Die Eröffnung steht kurz bevor. In Frankreich gibt es Demonstrationen gegen Atomkraftwerke, an denen sich auch Janna-Berta, Almut und Reinhard beteiligen. Dort trifft Janna-Berta ehemalige Nachbarn aus ihrem Heimatort Schlitz wieder, die nach Kolumbien auswandern wollen. Später gibt es Neuigkeiten: Die Sperrzone Drei, wo Schlitz liegt, soll am 1. Oktober aufgehoben werden. Die Rückkehr ist dann auf eigene Gefahr möglich.
Kapitel 14
Am 1. Oktober kehren viele Menschen in ihre Heimat in der ehemaligen Sperrzone Drei zurück. Janna-Berta verfolgt die Ereignisse im Fernsehen. Am 2. Oktober bereiten die Helfer die Eröffnung des Hibakusha-Zentrums am nächsten Tag vor. Dort trifft Janna-Berta zufällig ihre ehemaligen Schulfreunde Meike und Lars wieder. Lars' Eltern erzählen, dass viele Deutsche auswandern und dass nur wenige Menschen nach Schlitz zurückkehren. Janna-Berta entscheidet sich, am nächsten Tag nach Schlitz zu fahren. Almut gibt ihr Geld und Janna-Berta packt heimlich einen kleinen Klappspaten ein. Am nächsten Morgen bricht sie früh auf. Die Großmutter von Irmela und Ruth schenkt ihr zum Abschied eine selbstgestrickte Mütze.
Kapitel 15
Janna-Berta trampt zu dem Bahndamm, wo ihr Bruder Uli gestorben ist. Sie findet sein verostetes Fahrrad und seine Leiche. Mit dem Klappspaten gräbt sie eine Grube, in der sie Uli und seinen Teddybären beerdigt. Janna-Berta findet ihr altes Fahrrad und fährt damit in das fast leere Schlitz. Das Haus ihrer Familie sieht fast so aus, wie sie es verlassen hat, nur die Blumen sind vertrocknet. Janna-Berta schließt die Tür auf und tritt ein.
Kapitel 16
Die Großeltern, die aus Mallorca zurückgekommen sind, befinden sich im Haus. Sie begrüßen Janna-Berta überschwänglich und erzählen, dass sie gerade Haus und Garten aufräumen. Immer noch wissen Oma und Opa nicht, dass der Rest von Janna-Bertas Familie tot ist. Doch das Mädchen bringt es nicht übers Herz, die Wahrheit zu erzählen. Stattdessen essen sie zu dritt den Kuchen, den Oma Berta gebacken hat. Janna-Berta weigert sich, ihre Strickmütze abzusetzen. Die Großeltern reden das Geschehene klein und der Opa bezeichnet die Reaktionen auf das Reaktorunglück als „deutsche Hysterie“. Er fordert, dass die Presse über solche Ereignisse nicht berichtet, weil sie das Ansehen Deutschlands in der Welt schädigen. Janna-Berta wird wütend. Sie setzt ihre Mütze ab, zeigt ihren kahlen Kopf und fängt an, von den letzten Monaten zu erzählen.