Kurzgeschichte: Die Tochter (1964)
Autor/in: Peter BichselEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
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Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Die Kurzgeschichte: „Die Tochter“ wurde 1964 von dem Schweizer Autor Peter Bichsel geschrieben. Sie thematisiert die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen einem Ehepaar und ihrer Tochter, die sich von ihnen zunehmend distanziert.
Das Werk handelt von einem Ehepaar, das täglich auf ihre Tochter wartet, um mit ihr gemeinsam Abendbrot zu essen, da ihre Tochter jetzt in der Stadt arbeitet und erst später nach Hause kommt. Sie verbringen die Stunde, in der sie auf sie warten mit dem Zurückblicken in frühere Zeiten und dem Nachdenken über die Zukunft. Zudem Beschäftigen sie sich wie ihre Lebensumstände aussehen würden, wenn ihre Tochter Monika ausgezogen ist und dauerhaft in der Stadt lebt.
Die Geschichte beginnt, wie es für eine Kurzgeschichte üblich ist, unmittelbar (vgl. Zeile 1). Zu Beginn beschreibt sie die Situation, in der sich die Eltern befinden, um auf Monika zu warten. Das Wort „warten“ erfährt hier eine zentrale Bedeutung, die sich durch den ganzen Text durchzieht: „Abends warten sie auf Monika.“ (Zeile 1). Im nächsten Abschnitt wird Monika auf inhaltlicher sowie sprachlicher Ebene charakterisiert: „Sie war größer gewachsen (…)“ (Zeile 8) um dem Leser dabei zu helfen, sich eine erste Vorstellung von Monika zu erschließen. Im folgenden Abschnitt stellen sich die Eltern Monika in der Stadt vor. Sie überlegen und spekulieren, was sie dort wohl macht und wie sie sich verhält (Zeile 17–27). Im letzten Abschnitt folgt ein Gespräch zwischen den Eltern, in dem sie aber ständig aneinander vorbeireden (Zeile 32–40).
Die Kurzgeschichte ist zeitraffend geschrieben, das kann man sehr gut erkennen, da die Erzählzeit um einiges kürzer ist als die erzählte Zeit: „Jetzt warte(n) sie täglich eine Stunde (…) (Zeile 4). Dadurch wird die Wirkung des Wartens noch einmal deutlich verstärkt. Von besonderer Bedeutung in dieser Geschichte ist der Tisch und die Küche. Hier wartet das Ehepaar täglich eine Stunde auf Monika (vgl. Zeile 2). Außerdem ist auffallend, dass der Esstisch in dieser Geschichte nicht als Ort des Redens fungiert. Wenn die Tochter etwas gefragt wird, weiß sie nichts zu sagen (vgl. Zeile 40). Im Kontrast zu dem Esstisch oder der Küche steht Monikas Zimmer. Es ist für die damalige Zeit, nach dem 2. Weltkrieg als die meisten Kriegsschäden schon behoben wurden, sehr modern eingerichtet. In ihm findet sich zum Beispiel: „ein Plattenspieler“ und „ein Hocker aus marokkanischem Leder“ (Zeile 10; 12). Diese Gegenstände beschreiben ebenso, wie die Stadt die Weitläufigkeit und die Distanzierung zu ihrem Elternhaus. Zudem wird dies durch die zahlreichen städtischen Attributen hervorgehoben. In dieser Kurzgeschichte kommen wie üblich nur eine begrenzte Anzahl an Personen vor. Es lassen sich insgesamt 3 Hauptpersonen finden. Die Tochter Monika arbeitet in der Stadt und ist sehr wenig zu Hause (vgl. Zeile 1). Sie wird als liebe Tochter beschrieben: „Sie war immer ein liebes Kind.“ (Zeile 9). Die Eltern hängen sehr an ihr, was sehr deutlich wird, da sie mit dem Abendbrot extra auf sie warten und es nach hinten verlegen (vgl. Zeile 3–4). Außerdem sind sie sehr stolz auf sie, was man an der Bewunderung für das Stenographieren sehen kann. Ihre Eltern kommen aus einfachen Verhältnissen und sagen selbst, dass die Dinge, die Monika kann, zum Beispiel Französisch zu lesen, viel zu schwer sind (vgl. Zeile 41). All das sind Indikatoren dafür, dass sie stolz sind, da ihre Tochter den sozialen Aufstieg geschafft hat. In der Familie ist der Vater das Oberhaupt: „(…) der Vater oben (…) (Zeile 5). Er sitzt oben am Tisch. Die Mutter hat die typische Funktion der Hausfrau: „(…) die Mutter auf dem Stuhl nahe der Küchentür (…) (Zeile 5). Das Ehepaar redet in ihrem Dialog oft aneinander vorbei, was darauf schließen lässt, dass sie nicht gezielt aufeinander eingehen und sich nicht korrekt verständigen (vgl. Zeile 32–40). Die Geschichte wird von einem neutralen, sowie auktorialen Erzähler erzählt. Der auktoriale Erzähler wird verwendet, um die Tochter zu beschreiben. Der neutrale Erzähler wird hingegen verwendet, um die Geschichte zu beginnen, dadurch erhält der Leser ein Blick von außen und wird zum Beobachter. Die sprachliche Gestaltung enthält einige Fremdwörter, die für die 60-er Jahre typisch sind: „Lohntüte“ (Zeile 14). Außerdem werden einige Brüche verwendet, um die schweifenden Gedanken des Ehepaars aufzuzeigen. Zudem wechselt der Tempus im Text. Er enthält das Präsens (vgl. Zeile 1), das Präteritum (vgl. Zeile 2) sowie konditionale. Dadurch gelingt es im Text die Verknüpfung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen. Die lakonische Sprechweise, welche typisch für Bichsel ist, verstärkt die Einfachheit der Personen, während sie miteinander reden. Der unpersonale Titel: „Die Tochter“ verstärkt die Distanz zwischen Monika und ihrer Eltern. Zudem fällt auf, dass es den Eltern sehr schwerfällt sich von ihrer erwachsen gewordenen Tochter zu lösen.
Zusammenfassen lässt sich sagen, dass der Text eine Realitätsnahe Situation für den Leser verständlich beschreibt und auch auf den Generationskonflikt eingeht. Ich finde das Thema ist ein sehr wichtiges Thema, welches nicht zu kurz kommen darf. Dazu leistet der Text einen wertvollen Beitrag.