Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen, von denen sich viele mit der Aufarbeitung der 68er-Generation beschäftigen. Für sein Werk wurde Timm mehrfach ausgezeichnet.
Die Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ erschien 1993. Das bedeutende Werk der Gegenwartsliteratur wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und 2008 verfilmt. Die Handlung spielt in Hamburg - die Rahmenhandlung in den späten 1980er Jahren, die Binnenhandlung Ende des Zweiten Weltkrieges. Hauptfigur ist Lena Brücker, die früher einmal eine Wurstbude auf dem Großneumarkt in Hamburg besaß. Sie erzählt davon, wie sie in den letzten Kriegstagen eine kurze Affäre mit dem Bootsmann Hermann Bremer hatte und wie es zur Erfindung der Currywurst kam.
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Der Erzähler der Novelle glaubt, die Erfinderin der Currywurst zu kennen. Er macht sich auf die Suche nach Lena Brücker, einer ehemaligen Imbissbudenbesitzerin. Er findet die über 80 Jahre alte Frau in einem Altenheim. Er besucht sie und will von ihr wissen, ob sie wirklich die Currywurst erfunden habe. Während die mittlerweile blinde Frau einen Pullover strickt, beginnt sie zu erzählen: Am 29. April 1945 lernt sie bei einem Kinobesuch den 24jährigen Marinesoldaten Hermann Bremer kennen. Bremer wurde für den Endkampf abkommandiert und befindet sich auf dem Weg an die Front. Nach einem überstandenen Bombenangriff gehen die beiden zu Lena nach Hause. Sie bietet Bremer an, zu bleiben, und so übernachtet er bei ihr. Auch am nächsten Morgen bleibt Bremer in Lenas Wohnung und wird somit fahnenflüchtig.
Kapitel 2
Lena fährt zu ihrer Arbeitsstelle in der Lebensmittelbehörde. Bremer wird bewusst, dass er nun in der Wohnung festsitzt, da ihm als Deserteur die Hinrichtung droht. Sein Leben hängt somit von einer Frau ab, die er gar nicht kennt. Als ein Kübelwagen vor dem Haus hält, befürchtet er, verraten oder entdeckt worden zu sein. Es passiert jedoch nichts.
Als Lena nach Hause kommt, umarmt Bremer sie an der Wohnungstür. Die beiden schlafen miteinander. Lena befürchtet, dass Bremer nur auf eine Gelegenheit wartet, die Wohnung zu verlassen.
Der Block- und Luftschutzwart Lammers kommt unter einem Vorwand in die Wohnung. Bremer kann sich jedoch rechtzeitig in einer Kammer verstecken. Lammers ist misstrauisch, geht aber wieder. In der Nacht findet Bremer keinen Schlaf.
Kapitel 3
Bremer verbringt den Vormittag damit, Kreuzworträtsel zu lösen und aus dem Fenster zu schauen. Da das Radio kaputt ist, macht er sich auf die Suche nach einer Radioröhre und durchsucht Lenas gesamte Wohnung. Er schaut in ihr Fotoalbum und sieht Lena mit ihrem Mann und den beiden Kindern. Als Lammers plötzlich in die Wohnung kommt, schließt Bremer sich wieder in der Kammer ein und bleibt unentdeckt.
Während Bremer abends im Bad raucht, findet Lena seine Brieftasche auf dem Boden und darin ein Foto von Bremers Frau und Kind. Ihre Frage, ob er eine Frau habe, verneint Bremer allerdings. Sie schlafen wieder miteinander.
Kapitel 4
Es ist der 1. Mai 1945. Lena hört auf der Arbeit, dass Hitler gefallen sei und Hamburg kampflos übergeben werden solle. Ihr wird klar, dass mit dem Krieg auch ihre Zeit mit Bremer enden würde. Sie erzählt ihm deshalb nur, dass Hitler tot sei, verschweigt aber die Kapitulation. Ihr schlechtes Gewissen besänftigt sie damit, dass Bremer ihr seine Frau und sein Kind verschwiegen habe. Er ist begierig nach Nachrichten, Lena verwehrt ihm aber jeden Zugang zu neuen Informationen. Als draußen ein Lautsprecherwagen vorbeifährt, möchte Bremer unbedingt die Durchsagen hören. Lena redet ständig dazwischen, was ihn kurzzeitig sehr wütend macht.
Der getreue Nationalsozialist Lammers erhängt sich im Hausflur, woraufhin Lena kurz überlegt, Bremer die Wahrheit über das Kriegsende zu sagen. Sie entscheidet sich jedoch dagegen.
Kapitel 5
Frau Brücker bittet den Erzähler, mit ihr zum Dammtorbahnhof zu fahren. Nach einem Spaziergang im Regen ist sie sehr erschöpft.
Bremer wird immer angespannter. Er umarmt Lena abends nicht mehr, sondern fragt direkt nach einer Zeitung. Als sie ihm kein Radio besorgen möchte, kommt es zu einer Rangelei, bei der Bremer sich an der Hand verletzt. An diesem Abend schlafen sie zum ersten Mal nicht miteinander.
Bremer hat er seinen Geschmackssinn verloren und schaufelt das Essen nur noch teilnahmslos in sich hinein. Lena beschließt am nächsten Tag, Bremer am Abend zu gestehen, dass sie den Krieg ein wenig verlängert habe, um ihn bei sich zu behalten. Dazu kommt es jedoch nicht, denn Bremer gratuliert ihr zum Geburtstag und Lena möchte die gute Stimmung nicht zerstören.
Kapitel 6
Lena sieht in der Zeitung Fotos aus den befreiten Konzentrationslagern. Sie ist entsetzt beim Anblick der Waggons voller Leichen und spricht Bremer darauf an. Er hält die Berichte für Propaganda und fragt, ob Breslau schon befreit sei. Da platzt alles aus Lena heraus und sie schreit ihn an, dass der Krieg doch längst vorbei sei. Bremer zeigt darauf keine Reaktion und Lena rennt hinaus. Als sie zurückkommt, ist er weg.
Da das Geheimnis um die Currywurst immer noch nicht gelüftet ist, erzählt Frau Brücker weiter. Ihren Mann, der 1946 aus dem Krieg nach Hause kommt, wirft sie aus der Wohnung. Da sie entlassen worden war, muss sie nun auf andere Weise für den Unterhalt ihrer beiden Kinder und des Enkelkindes sorgen und kommt so an die Wurstbude auf dem Großneumarkt.
Kapitel 7
An seinem letzten Tag in Hamburg erfährt der Erzähler, wie sich Lena Brücker durch einen geschickten Tauschhandel das Startkapital für den Betrieb ihrer Wurstbude beschafft. Als sie die getauschten Waren hereinträgt, stolpert sie. Drei Flaschen Ketchup zerbrechen und sie verschüttet Currypulver. Sie wischt die Curry-Ketchup-Mischung auf, leckt gedankenverloren einen Finger ab und ist vom Geschmack begeistert. Sie experimentiert den ganzen Abend lang und schließlich entsteht die Currywurst. An ihrer neueröffneten Imbissbude findet das Gericht reißenden Absatz. Eines Tages steht auch Hermann Bremer an ihrem Stand. Obwohl die beiden sich erkennen, lassen sie sich nichts anmerken.
Der Erzähler verabschiedet sich von Frau Brücker. Bei seinem nächsten Aufenthalt in Hamburg ist sie bereits verstorben. Sie hat ihm aber ein Päckchen hinterlassen, das den gestrickten Pullover sowie das Rezept für die Currywurst enthält.