Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Das Drama „Der Hauptmann von Köpenick“ wurde von Carl Zuckmayer im Jahr 1930 geschrieben. Hauptfigur ist der Schuster Wilhelm Voigt, der zu Beginn des Stücks Mitte vierzig ist und eine fünfzehnjährige Gefängnisstrafe wegen Urkundenfälschung abgesessen hat. Die Handlung spielt in und um Berlin. Das Stück wird häufig als Schullektüre verwendet.
Historischer Hintergrund
Das Drama beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1906. Damals gab sich der arbeitslose, vorbestrafte Schuster Wilhelm Voigt als Hauptmann aus. Er wurde verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren verurteilt. Später begnadigte der Kaiser den falschen Hauptmann.
Das Drama ist in drei Akte gegliedert, die aus jeweils sieben Szenen bestehen. Der erste Akt spielt um 1900, der zweite und dritte Akt rund zehn Jahre später. Ungeachtet der Dialogform hat der Autor sein Stück im Untertitel als „ein deutsches Märchen“ bezeichnet.
Satirischer Charakter
Das Theaterstück ist eine Satire auf die preußische Obrigkeitshörigkeit, auf den Militarismus und das bürokratische Denken. Die Hauptmannsuniform1, deren Wirkung gleich zu Beginn der Stücks thematisiert wird, stellt das Leitmotiv dar. Mit dieser Uniform führt der Protagonist den Staat vor, der ihm die Chance verwehrt hat, nach Verbüßung der Haftstrafe seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Zu den wichtigsten Stilmitteln zählt der Berliner Dialekt der Figuren, da dieser den satirischen Charakter unterstreicht. Die Frage „Wo ham se jedient?“ taucht im Laufe der Handlung immer wieder auf. Auch die Kontraste zwischen Figuren (z. B. zwischen Wilhelm Voigt und seinem Schwager) verleihen der Tragikomödie ihre besondere Wirkung.
Aufführungen
Im März 1931 wurde das Stück am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. Die Nationalsozialisten verboten das Werk und weitere Aufführungen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Stück auf vielen Bühnen inszeniert. Kritiker Alfred Kerr urteilte, dass der Zuschauer im ersten Teil vor Lachen sterbe und im zweiten Teil mancher merke, dass er noch lebt.
Verfilmung
Im Jahr der Uraufführung wurde das Stück vom Regisseur Richard Oswald verfilmt. Max Adalbert spielte den Hauptmann. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Drama immer wieder verfilmt und mit prominenten Schauspielern besetzt, darunter Heinz Rühmann, Rudolf Platte und Harald Juhnke.
Der Autor
1896 in Nackenheim in Rheinhessen geboren, wuchs Carl Zuckmayer in Mainz auf. Sein älterer Bruder war der Pianist, Komponist und Dirigent Eduard Zuckmayer. In Frankfurt am Main und Heidelberg studierte Carl Zuckmayer Jura, Literatur und Soziologie. 1925 inszenierte er in Berlin die von ihm geschriebene Komödie „Der fröhliche Weinberg“. Zu den Nationalsozialisten stand er in Opposition. Daher floh er 1938 in die Schweiz und ein Jahr später in die USA. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Europa zurück. Er schrieb den „Deutschlandbericht“. 1957 zog Carl Zuckmayer wieder in die Schweiz. Im Jahr 1966 veröffentlichte er seine Autobiografie unter dem Titel „Als wär's ein Stück von mir“. Darin beschreibt er die Begegnung mit uniformierten Soldaten an einer Grenzstation, in der er sich selbst wie der „Hauptmann von Köpenick“ vorkam. Der Schriftsteller starb 1977 in Visp in der Schweiz.
Akt- und Szenenübersicht
Akt 1
Der erste Akt spielt um 1900 in und um Berlin. Wilhelm Voigt ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Dort hat er seine Strafe wegen Urkundenfälschung abgesessen.
Szene 1
In einem Uniformladen in Potsdam, der Adolph Wormser gehört, probiert Hauptmann von Schlettow eine Uniform an. Stammkunde von Schlettow beanstandet die Uniform, da sich die Gesäßknöpfe nicht exakt an der richtigen Stelle befinden. Wormser akzeptiert diesen Einwand und schmeichelt dem Hauptmann. Seinen Zuschneider Wabschke dagegen behandelt der Geschäftsmann von oben herab. Dieser solle auf eine gerade Körperhaltung achten, da er ansonsten beim Militär keine Chance habe. Der schlicht gekleidete Wilhelm Voigt betritt das Geschäft. Er ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Dort hat er seine Strafe wegen Urkundenfälschung abgesessen. Da der Uniformschneider Voigt für einen Obdachlosen hält, verweist er ihn aus dem Geschäft. Betteln sei hier verboten.
Szene 2
Im Polizeibüro in Potsdam möchte Voigt eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Als er den Beamten mit „Herr Wachtmeister“ anredet, besteht dieser auf die korrekte Anrede „Oberwachtmeister“. Der Beamte erkundigt sich, wo Voigt zuletzt gemeldet gewesen sei. Dieser erklärt, dass er gerade aus der Strafanstalt kommt. Der Oberwachtmeister informiert sich in der Akte über die Vorstrafe und empört sich. Es sei umso schlimmer, dass Voigt mit nur 18 Jahren eine Straftat begangen habe. Der Beamte fragt Voigt nach seiner Arbeit. Daraufhin erklärt der Schuster, dass er eine Arbeit nur bekommt, wenn er eine Aufenthaltserlaubnis vorweisen kann. Dies sei ein Teufelskreis. Der Oberwachtmeister behauptet, dass jeder Arbeit finde, wenn er arbeiten wolle. Er schickt Wilhelm Voigt fort. Nun bittet der ehemalige Häftling, ihm wenigsten einen Reisepass auszuhändigen, damit er nach Böhmen ausreisen kann. Auch dies lehnt der Oberwachtmeister ab. Denn dafür sei diese Behörde nicht zuständig.
Szene 3
Im Café National in der Friedrichstraße trifft Wilhelm Voigt seinen Freund Paul Kallenberg. Dieser denkt darüber nach, eine Straftat zu begehen, um endlich der Obdachlosigkeit zu entkommen. Voigt lehnt dies ab und möchte sich statt dessen auf ehrliche Weise ein neues Leben aufbauen. Derweil betritt Hauptmann von Schlettow das Café. Er trägt keine Uniform. Gleichzeitig erscheint der junge Assistenzarzt Dr. Jellinek und wird vom Hauptmann zu einem Billardspiel eingeladen. Als die Beiden einen Schnaps trinken, geht eine junge Dame mit dem Spitznamen „Plörösenmieze“ an ihrem Tisch vorbei. Dr. Jellinek kennt die Dame, da in ihrem Gewerbe regelmäßige Untersuchungen erforderlich sind. Er erzählt dem Hauptmann von ihr. Als sie sich mit dem Arzt unterhält, ist dem Hauptmann diese Begegnung unangenehm. Kallenberg gerät in einen Streit mit einem betrunkenen Grenadier, da dieser die „Plörösenmieze“ belästigt. Gegen den Rat von Dr. Jellinek schreitet von Schlettow ein und erinnert den Grenadier an seine moralische Verpflichtung als Repräsentant der Bundeswehr. Der Grenadier erkennt den Hauptmann nicht und hält ihn für einen Zivilisten, der sich nur als Hauptmann ausgibt. Er schlägt von Schlettow. Ein Polizist fordert den Grenadier und von Schlettow auf, ihn zur Wache zu begleiten. Von Schlettows Bekundung, Hauptmann zu sein, glaubt auch der Polizist nicht. Voigt fühlt sich bestätigt in der Einschätzung, dass die Kleidung darüber entscheidet, wie ein Mensch behandelt wird.
Szene 4
Bei der Schuhfabrik Axolotl bewirbt sich Voigt um eine Stelle. Im Personalbüro wird er wie alle anderen Bewerber gefragt, wo er gedient habe. Voigt kann nur auf verschiedene Handwerksbetriebe verweisen. Er habe nicht gedient und sei vorbestraft. Prokurist Knell bittet ihn, seine Papiere vorzulegen. Voigt erklärt ihm, dass er einen Pass oder eine polizeiliche Anmeldung erst bekommt, wenn er Arbeit hat. Knell lehnt es nun ab, Voigt einzustellen. Ohne Papiere sei dies nicht möglich und dies hätte Voigt gelernt, wenn er gedient hätte. Der gelernte Schuster wundert sich, da dies doch eine Fabrik und keine Kaserne sei. Da reagiert der Prokurist empört, fordert Voigt auf zu gehen und befragt den nächsten Arbeitssuchenden.
Szene 5
Zuschneider Wabschke bringt Hauptmann von Schlettow seine geänderte Uniform im Auftrag von Wormser. Schlettow probiert die Uniform an. Aber er braucht diese nicht mehr, da er in Folge des Skandals in dem Café sein Amt verloren hat. Er muss sich vom Militär verabschieden. Gegenüber Wabschke erklärt er, dass er geerbt habe und nun in der Landwirtschaft arbeiten wolle. Mit einem schönen Gruß an Wormser gibt der Hauptmann die Uniform an Wabschke zurück. Wormser könne diese an einen anderen Kunden verkaufen. Wabschke schmeichelt dem Hauptmann erneut.
Szene 6
Voigt übernachtet in einer Obdachlosenherberge, da er kein Geld mehr hat. Die Essensmarke muss er sich leihen. Einige der Insassen spielen Skat. Derweil möchte Louis Gebweiler, dass das Licht ausgeschaltet wird. Da sich andere Insassen nicht daran halten und das Spiel fortsetzen, kommt die Patrouille zur stichprobenartigen Kontrolle. Dabei wird Gebweiler als Deserteur erkannt, nach dem gefahndet wird. Vergeblich versucht Gebweiler, gegenüber dem Feldwebel zu leugnen, dass er der Deserteur ist. Er wird abgeführt. Ihm droht eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren. Unterdessen trifft Voigt seinen Freund Paul Kallenberg und erzählt ihm von seinem Vorhaben, in einem Polizeirevier einzubrechen. Dort möchte er einen Pass stehlen und dann im Ausland Arbeit suchen. Sein Freund Kalle möchte bei diesem Einbruch mitmachen und sich in der Barkasse der Behörde bedienen. Voigt hat kein Interesse am Bargeld. Ihm geht es nur darum, ausreisen zu können. Kallenberg möchte eine Nacht darüber schlafen. Voigt freut sich auf sein neues Leben und bittet Kallenberg, ihn nicht im Stich zu lassen.
Szene 7
Voigt und Kalle versuchen, in das Potsdamer Polizeirevier einzubrechen. Dabei werden sie ertappt und verhaftet. Doktor Obermüller betritt unterdessen den Geschäftsraum von Wormser, der sich gleich erkundigt, ob er gratulieren darf. Obermüller erklärt, dass er zum Leutnant der Reserve ernannt worden ist. Daher benötigt er eine Uniform. Seine Mutter komme demnächst zu Besuch und stamme selbst aus einer Offiziersfamilie. Vielleicht werde er selbst eines Tages Bürgermeister von Köpenick sein. Wormser erklärt, der Mensch beginne doch so richtig erst auf der Ebene des Leutnants. Er gibt Obermüller die ursprünglich für Hauptmann von Schlettow vorgesehene Uniform zur Anprobe. Der Leutnant wollte eigentlich eine neue Uniform kaufen. Wormser und Wabschke meinen, dass die Uniform perfekt passt. Ein paar Änderungen seinen noch erforderlich. Obermüller ist nach der Anprobe zufrieden und erklärt, die Uniform zu kaufen. Wormser sagt ihm zu, dass er die geänderte Uniform noch vor dem Besuch seiner Mutter erhalten werde. Nun erkundigt sich Wormser, ob der Leutnant über die Schlägerei informiert ist, die zum Rücktritt des Hauptmanns von Schlettow geführt hat. Daraufhin erklärt Obermüller, dass er sich für solche Affären nicht interessiert. Der Geschäftsmann ändert urplötzlich seine Position. Dies sei völlig richtig, da solche Affären oft ausgedacht seien. Seinen Zuschneider Wabschke tadelt Wormser erneut für sein Verhalten.
Akt 2
Der zweite Akt spielt rund zehn Jahre nach dem ersten. Bei ihrem Versuch, in das Potsdamer Polizeirevier einzubrechen, sind Voigt und Kalle ertappt worden. Voigt ist zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
Szene 8
In der Gefängniskapelle in Sonnenburg erklärt der Pfarrer, dass anstelle der Predigt heute die Feier zum vierzigsten Jahrestag des Sieges der Deutschen über die Franzosen bei Sedan stattfindet. Im Schutz der Anonymität quittiert einer der Insassen diese Nachricht mit einem „Ah!“, was der Geistliche als Ausdruck der Freude interpretiert. Der Direktor verkündet, dass am nächsten Tag einer der Gefangenen entlassen wird. Dieser Gefangene ist Wilhelm Voigt, der seit nun zehn Jahren im Zuchthaus sitzt. Der Gefängnisdirektor lässt Voigt noch einmal erzählen, welche Straftat er begangen hat, und bescheinigt dem Schuster eine sehr gute Führung. Dann hält er eine lange patriotische Rede. Dieses Datum sein ein Anlass für das Volk, stolz zu sein. Unter Anleitung des Gefängnisdirektors spielen die Insassen das Armeemanöver von Sedan nach. Voigt zeichnet sich durch seine profunden Kenntnisse über das preußische Militär aus. Auf die Frage, wo er dieses Wissen her habe, erklärt Voigt, als Preuße habe er dies im Blut. Der Gefängnisleiter ist begeistert und lobt Voigt für seine Begabung als Soldat.
Szene 9
Nach seiner Entlassung meldet sich Voigt bei seiner Schwester Maria Hoprecht. Ihren Bruder nimmt Maria in der Berliner Wohnung herzlich auf. Sie bedauert es sehr, ihn so lange nicht gesehen zu haben. Dann erklärt sie ihrem Bruder, dass ihr Mann Friedrich ein herzensguter Mensch sei, auch wenn er in seiner beruflichen Funktion sehr streng auftrete. Friedrich Hoprecht ist Soldat und Beamter beim Magistrat. Er ist überzeugt von Recht und Ordnung. Wilhelm Voigt hat ihn bisher nicht gekannt und fürchtet, dass sein Schwager ihn verachtet. Aber Friedrich Hoprecht begrüßt ihn sehr freundlich. Als Bruder seiner Frau gehöre er auch zu ihm. Wilhelm Voigt bittet seinen Schwager um Hilfe. Denn der ehemalige Häftling hat erneut weder Arbeit noch Aufenthaltserlaubnis und sieht aus diesem Dilemma keinen Ausweg. Aber der rechtschaffene Staatsbedienstete lehnt es ab, Voigt auf illegale Weise einen Pass zu beschaffen. Friedrich Hoprecht ist überzeugt, dass in Preußen jeder zu seinem Recht kommt. Wilhelm werde sehen, dass er seine Chance bekommt, auf ehrliche Weise ein neues Leben zu beginnen. Er bietet ihm an, dass er hier in der Wohnung bleiben kann. Voigt lobt die Gastfreundlichkeit seines Schwagers, auch wenn er dessen Loyalität zum Staat nicht nachvollziehen kann. Gefängnisse seien überflüssig, wenn sich alle Menschen verhalten würden wie Friedrich Hoprecht. Die Beiden stoßen auf ihre Bekanntschaft an.
Szene 10
Die Frau von Doktor Obermüller, mittlerweile Bürgermeister von Köpenick, versucht verzweifelt, Wormser zu erreichen. Denn ihr Mann hat seine neue Uniform noch nicht erhalten. Eigentlich hat Wormser die Lieferung bis spätestens Mitternacht zugesagt. Das Kaisermanöver steht bevor. Aufgeregt erklärt Obermüller, dann wenigstens die alte Uniform anzuziehen. Seine Frau stellt fest, dass diese nicht passen könnte, weil ihr Mann dicker geworden sei. Plötzlich reißt die alte Uniform. Da erscheint Zuschneider Wabschke gerade noch rechtzeitig mit der neuen Uniform. Während Frau Obermüller ihm Vorwürfe macht, erklärt der Bürgermeister, er habe gewusst, dass er die Uniform wie versprochen erhalte. Wabschke schmeichelt Dr. Obermüller und nimmt die alte Uniform mit.
Szene 11
Voigt möchte sich mit dem Wohnsitz bei seiner Schwester anmelden. Er sucht das Polizeibüro in Rixdorf auf, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Anderenfalls droht ihm die Ausweisung aus dem Bezirk. Von einem Beamten wird Voigt erneut schikaniert. Ähnliches erlebt derweil der Getränkeverkäufer Klawonn. Ihm wird eine linke Gesinnung unterstellt, da er den „Vorwärts“ liest. Ein Leutnant erscheint und ordnet an, dass das Amt wegen Einquartierung für diesen Tag geschlossen wird. Voigt wird wie alle anderen Antragsteller aufgefordert zu gehen. Der Schuster bekommt mit, wie sich Beamte über den Sinn dieser Maßnahme unterhalten. Mit der Feststellung, Befehl sei Befehl, wird die Schließung kommentiert.
Szene 12
Das Ehepaar Hoprecht hat ein schwerkrankes Mädchen namens Lieschen aufgenommen. Wilhelm Voigt kümmert sich um sie, indem er ihr ein Märchen vorliest und aus seinem Leben erzählt. Das Mädchen hört ihm aufmerksam zu und stellt ihm Fragen. Sie wünscht sich, eines Tages mit ihm auf Reise zu gehen. Unterdessen erhält Voigt schriftlich den Bescheid, dass er ausgewiesen wird.
Szene 13
Der Kaisermanöverball findet statt. Wormsers Tochter Auguste Viktoria tritt in der alten Uniform von Obermüller auf und singt ein selbstkomponiertes Lied. Sie trinkt viel Sekt. Wormser ist voller Stolz. Im Namen des Offizierskorps hält Rittmeister von Schleinitz eine gezwungene und missglückte Rede. Auguste interessiert sich für ihn. Wormsers Sohn passiert beim Aufstehen ein Malheure. Flachen und Gläser kippen um. Dadurch wird die Uniform von Auguste mit Champagner verfleckt und soll nun zu einem Trödler gebracht werden.
Szene 14
Lieschen ist gestorben. Friedrich Hoprecht erhält unterdessen die Nachricht, dass er wegen Einsparungen nicht zum Vizefeldwebel befördert wird. Voigt kommentiert dies sarkastisch, da er selbst doch befördert werde, nämlich hinaus aus der Stadt. Seine Einwendung gegen die Ausweisung sei erfolglos gewesen. Er beklagt sich über die Ungerechtigkeit. Ihm werde einfach keine Chance gegeben, ein ordentliches Leben zu beginnen. Hoprecht widerspricht Voigt. Die Gesetze seien richtig und es komme zuerst die Ordnung und dann der Mensch. Er appelliert an seinen Schwager, auf seine innere Stimme zu hören. Voigt möchte gerne noch etwas erreichen in seinem Leben. Auf der Beerdigung von Lieschen habe seine innere Stimme ihm dies gesagt. Er bedankt sich bei Hoprecht für die Gastfreundschaft und verabschiedet sich von seiner Schwester Maria. Friedrich Hoprecht ahnt, dass Voigt etwas Illegales plant, und macht sich Sorgen.
Akt 3
Der dritte Akt schließt sich zeitlich direkt an den zweiten an. Gegenstand ist die Umsetzung des Plans von Wilhelm Voigt.
Szene 15
Voigt betritt das Kleidergeschäft von Krakauer, um sich dort eine gebrauchte Hauptmannsuniform zu kaufen. Er brauche diese für einen Maskenball. Krakauer zeigt ihm eine Uniform. Dabei handelt sich um das Kostüm, das Auguste bei dem Kaisermanöverball und vorher Dr. Obermüller getragen hat. Voigt entscheidet sich zum Kauf. Dazu erhält er Fleckenkugeln, um die Uniform zu reinigen. Er bezahlt achtzehn Mark und verlässt das Geschäft.
Szene 16
Mit der Hauptmannsuniform im Gepäck geht Wilhelm Voigt in den Park von Sanssouci und setzt sich auf eine Bank. Um ihn herum befinden sich Offiziere, die sich über das Militärwesens austauschen, sowie Kindermädchen, die sich offensichtlich für die Offiziere interessieren. Aufmerksam beobachtet der Schuster seine Umhebung. Mit einem Invaliden kommt er ins Gespräch. Als sich zwei Damen nähern, steht Voigt in militärischem Stil auf und macht ihnen Platz.
Szene 17
Im Schlesischen Bahnhof läuft Voigt mit seiner neuen Uniform durch die Halle. Die Bediensteten behandeln ihn mit Hochachtung. Als ein Bahnbeamter auf Toilette gehen will, ist diese verschlossen, weil Voigt sich darin seine Hauptmannsuniform anzieht. Dieser öffnet die Tür uns spielt seine Rolle als Hauptmann. Der Bahnbeamte steht stramm und muss erstmal die Frage über sich ergehen lassen, ob er gedient habe. Der falsche Hauptmann befiehlt einem Dienstmann, eine Kiste mit alten Kleidungsstücken zur Gepäckaufbewahrung zu bringen.
Szene 18
Der vermeintliche Hauptmann sieht auf der Straße eine Gruppe Soldaten. Spontan weist er diese an, mit ihm zum Köpenicker Rathaus zu marschieren. Ohne Zögern oder ein Zeichen der Verwunderung folgen die Soldaten dem Befehl von Wilhelm Voigt. Dem Stadtpolizisten Kilian befiehlt er, ihn in das Büro des Bürgermeisters zu führen. An den Eingängen des Rathauses platziert er jeweils einen Soldaten, um das beabsichtigte Manöver abzusichern.
Szene 19
Während Obermüller gerade einen Brief diktiert, betritt der falsche Hauptmann den Raum. Voigt erklärt, dass Bürgermeister Obermüller und Stadtkämmerer Rosencrantz auf höchsten Befehl verhaftet sind. Beide sollen vom Polizeiinspektor zur Wache geführt werden. Eine Begründung dafür nennt der vermeintliche Hauptmann nicht. Auch Kilian erteilt keine Auskunft, da er ja nur einen Befehl ausführe. Als Voigt sich bei Kilian erkundigt, wo die Passabteilung ist, erfährt er mit Schrecken, dass nicht die Stadt, sondern das Landratsamt in Teltow dafür zuständig ist. Voigt beschlagnahmt die Stadtkasse und zählt das Bargeld. Er beanstandet eine Differenz von 40 Pfennig und nimmt das Geld mit. Den Soldaten gibt er die Anweisung, in einer halben Stunde das Rathaus zu verlassen und sich in ihrer Kaserne zu melden. Er gibt ihnen Geld für ein Bier und eine Bockwurst im Bahnhofsrestaurant.
Szene 20
Der Geniestreich von Wilhelm Voigt geht durch die Presse. Die Leser können nicht glauben, dass ein Bürgermeister einfach so verhaftet werden kann. Sie bewundern den falschen Hauptmann. In seiner normalen Kleidung wird Wilhelm Voigt nicht erkannt, obwohl eine Beschreibung von ihm veröffentlicht worden ist. Er übernachtet in einer heruntergekommenen Kneipe und bekommt mit, wie sich immer mehr Bürger über den falschen Hauptmann amüsieren.
Szene 21
Auch der Kaiser amüsiert sich über die Geschichte des Hauptmanns von Köpenick. Dies zeige doch die Disziplin, durch die sich die Preußen auszeichnen. Zwei Wochen nach dem Streich ist der falsche Hauptmann immer noch nicht gefasst. Der Kommissar macht sich Sorgen um seine Karriere. Wilhelm Voigt betritt das Polizeipräsidium und verlangt, dass ihm eine Pass ausgestellt wird. Im Gegenzug werde er den Beamten den falschen Hauptmann bringen. Die Beamten willigen ein. Dann gibt sich Voigt als Hauptmann von Köpenick zu erkennen und gesteht seine Hochstapelei. Das Geld aus der Stadtkasse gibt er abzüglich seiner Spesen zurück. Zur Belustigung der Beamten erzählt er ausführlich sein Vorgehen. Er zeigt seine Hauptmannsuniform vor und zieht diese noch einmal an. Er sieht sich im Spiegel und beginnt, heftig zu lachen. Mit dem Wort „Unmöglich!“ kommentiert er seine Geschichte.