Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Analyse und Erörterung
Heutzutage verlieren Bücher in mehr an Relevanz. Der Großteil der Menschen flieht in die Welt der neuen Medien und lässt sich immer weniger von Literatur inspirieren. Was das bei den Menschen anrichtet und welche gesellschaftlichen Auswirkungen entstehen, legt Iris Radisch in ihrem Zeit Online Artikel „Zeichen und Wunde. Gute Bücher bilden nicht nur Herz und Verstand: Sie machen auch glücklich.“ Dar.
„Gute Bücher erklären und öffnen uns die Welt, wie niemand sonst es vermag“ (vgl. Z. 76 f.): Dies ist einer der Hauptaussagen der Autorin. Sie behauptet, dass Bücher viel mehr als nur Werkzeuge zur Bildung von Herz und Verstand sind. Bücher würden sogar glücklich machen. Die Autorin stützt ihre Argumentation zu Beginn des Textes mit einer fiktiven Erzählung über einen Philosophen, dessen Leid durch die Übergabe eines Buches von Gott gestillt worden sein soll (vgl. Z. 1-10). Durch Benutzung des Wortes Gott entsteht eine Art Autorität, wodurch der Leser denkt, dass schon damals Bücher von höchster Relevanz waren und Fähigkeiten besaßen, Leid in Freude umzuwandeln. „ (…) der Anfang einer großen Liebe“ (vgl. Z. 10): Hier beschreibt die Autorin das Verhältnis zwischen Buch und Mensch als eine Liebesbeziehung, wodurch der Leser positiv stimuliert wird und der Aussage höhere Glaubhaftigkeit schenkt. Im weiteren Verlauf wird versucht durch mehrmalige rhetorische Fragen, die miserable Situation darzustellen, dass heutzutage Leser nur noch „lahme Esel“ sein und somit jeglichen Anreiz, ein Buch zu lesen, fehle. Durch Anwendung eines Faktenarguments, welches aussagt, dass nur noch sechs Prozent aller Deutschen zu einem Buch greifen, erhöht sich die Bedeutung und Glaubwürdigkeit der Argumentation enorm. Darüber hinaus wird die neue Medienwelt, vor allem der Fernseher stark kritisiert. Durch Worte wie „Müll“ und „primitive Wegwerfbücher“ wird klar, dass die Autorin strikt auf der Seite der Literatur und des Bücherkonsums steht. Durch diese vulgären Bezeichnungen empfindet der Leser eher Abneigung gegenüber der neuen Medien, als Akzeptanz. Die These, dass die Lesekompetenz sinkt, wird zudem noch durch die Nennung der Politiker gestützt, welche sich ihre Texte sogar lesen lassen würden. Dadurch wird das Problem des immer stärker werdenden Mangels an Lesekompetenz vorherrschender, da wieder eine Autorität, die Politiker, angeführt werden. Durch eine bewusste Übertreibung durch den Vergleich, dass Lesen lediglich dem Zweck diene, Normen zu entsprechen, wie dem Angehören des Kulturbürgertums, wird dem Leser gezeigt, dass Literatur keinen Zwang darstellt, in Muster zu passen. Literatur stellt somit laut der Verfasserin „etwas Ernsteres“ (vgl. Z. 64) dar, was sich von „nachgeplapperten Lebenswirklichkeiten“ unterscheidet. Somit wird der Begriff Literatur von allem anderen abgegrenzt und erhält eine sehr übergeordnete Stellung. Literatur wird nicht als Flucht vor der Wirklichkeit bezeichnet, sondern vielmehr als eine „Gegenwirklichkeit.“ Dadurch rückt der Begriff des Buches, der Literatur in ein helles Licht und grenzt sich somit von jeglichen neuartigen Medien ab. Durch ein wiederholtes Einsetzen einer rhetorischen Frage, was Menschen vom Christentum oder anderen Religionen denn wüssten, wenn es keine Literatur gäbe, entsteht ein Abhängigkeitsgefühl bei dem Leser. Er verdankt somit sein ganzes Wissen der Literatur, denjenigen Menschen, die all die Bücher verfasst haben. Das „elende Nachtprogramm von RTL“, in dem über Liebe berichtet wird, verliert durch abwertende Zuschreibungen an Relevanz. Mehre Sinne werden akkumuliert, wodurch die Prächtigkeit von Büchern nochmals verstärkt wird. Somit würden sich alle Sinne verbessern, sobald man regelmäßig läse. Zum Schluss wird erläutert, dass Bücher den „Panzer aus Konventionen und Banalität zerreißen“ (vgl. Z. 80 f.). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Radischs´ Argumentation durchaus schlüssig ist, allerdings auch etliche Übertreibungen und Manipulationen durch Verwendung vielfältiger sprachlicher Mittel aufweist. Im Folgenden soll eine genauere Auseinandersetzung mit den Thesen der Autorin stattfinden und die Sinnhaftigkeit der Aussagen soll überprüft werden. Der erste Punkt, welcher kritisch zu betrachten ist, liegt in der Aussage, dass die Lesekompetenz der kleinen Kinder durch vermehrten TV-Konsum sinke. Zuerst sollte man ebenfalls die positiven Seiten des TV-Konsums nennen. Fernsehsendungen, speziell für Kinder, sind oftmals eine erhebliche Hilfe hinsichtlich der Entwicklung des Gehirns, sowie den damit einhergehenden Sinneswahrnehmungen. Es gibt unzählige Programme, die Kinder schon früh, wenn die Sprachfähigkeit noch nicht ausgebildet ist, Vorstellungen davon geben, was es bedeutet, füreinander da zu sein, oder Einblicke in die Natur geben, bevor die Kinder wirklich ein richtiger Teil davon werden. Allerdings gilt diese Begründung nur für die „kleinen Kinder“, welche sich in der frühen Entwicklungsphase befinden. Somit gilt das Argument nicht, da Kinder erst ab einem gewissen Alter lernen zu lesen und sich adäquat auszudrücken. Der Aspekt bezüglich der Abnahme der Lesekompetenz von Kindern, ist meines Erachtens durchaus wahr und sinnhaft. Heutzutage fällt vielen Kindern das Lesen schwer, sie stottern oder müssen bereits bei komplexeren Begriffen pausieren. Darüber hinaus hat sich die Ausdrucksfähigkeit in Konversationen deutlich verschlechtert. Die Varianz an Redewendungen nimmt immer weiter ab. Meiner Meinung nach korreliert dies stark mit dem Zurückgang der Leseaktivität, vor allem im Jugendalter. Soziale Medien werden immer präsenter, der Versuch, die besten Bilder zu posten, das Verlangen danach, körperliche Schwächen gezielt zu verstecken, nimmt zu. Bedauerlicherweise verliert das Buch somit immer mehr an Relevanz. Dennoch gibt es immer noch Menschen, die unglaublich eloquent sind und sich präzise ausdrücken können. Dies kommt meistens von einem erhöhten Bücherkonsum oder von der Beschäftigung mit der Sprache. Nun stoßen wir auf das Thema der Politiker. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Politiker sehr redegewandt und lesen, gegen die Meinung der Autorin, ihre Texte selbst. Die Eloquenz mancher Politiker kann somit durchaus als Beispiel genommen werden, dass eine gewisse Lesekompetenz zumindest in Bereichen der Politik durchaus vorhanden ist. Oftmals kann man auch von Politik lernen, auch wenn man dem Parteiprogramm eventuell nicht zustimmt. Redewendungen, Körperhaltung und Rhetorik lassen sich oft abschauen und implementieren. Die These, dass Literatur etwas „Ernsteres“ ist, stimme ich voll und ganz zu. Aufgrund sorgfältiger Beschäftigung mit populären Werken, wie „Faust“ von Goethe, kann ich mit Entschlossenheit sagen, dass Literatur oft sehr gegenwärtig erscheint und fast immer eine anwendbare Botschaft besitzt. So ist es in „Faust“ die Frage, wie man richtig lebt, wie man den Mittelweg zwischen den intellektuellen Dingen und den niederen Gelüsten finden kann. Folglich grenzt sich gute Literatur sofort von einfacher Belletristik ab, die den Leser lediglich unterhält und diesen von der Wirklichkeit abhält und in eine fiktive1, realitätsferne Welt leitet. Dass viele Werke ausschließlich „nachgeplappert“ sind und keinen echten Wert besitzen, merkt man alltäglich. Es gibt unzählige berühmter Social-Media-Größen, die nicht auf einer Wahrheit beruhen, sondern lediglich Erfolgsgeschichten fiktional sind und nur Profit generieren sollen. Im Gegensatz zu dieser Form von Unterhaltungsliteratur bietet echte Literatur viel tiefgreifender Themen, die ganze Denkmuster ändern können. Zu der Behauptung, dass gute Bücher glücklich machen würden, möchte ich ebenfalls Stellung nehmen. Ich empfinde es als außerordentlich wichtig, dass bei er Wahl der Bücher keine Abstriche gemacht werden. Es gibt unzählige Rezensionen, die aussagen, ob ein Buch lesenswert ist, oder nicht. Befindet man sich erst einmal in der Materie der Bücherwelt, wird einem sehr schnell auffallen, wie vielfältig das Angebot ist. Zu jedem Bereich gibt es Bücher, in denen Autoren Gedanken niedergeschrieben haben. Alleine die Initiative, ein Buch in die Hand zu nehmen und sich über etwas zu informieren, kann einen glücklich machen, da man geballtes Wissen in der Hand hält. Gerade tiefgreifende Ratschläge, erprobte Verhaltensweisen, die auch unter Umständen weit vor unserer Zeit liegen, können für Glück sorgen. Viele Bücher fungieren demnach als eine Art Ratgeber, eine Möglichkeit sich selbst zu reflektieren. Ein weiteres Beispiel ist das selbstständige Verfassen, was eventuell Glück bringen kann. Zum einen lässt sich durch den Verkauf möglicherweise ein kleiner Gewinn realisieren, zum anderen entsteht ein Gefühl, etwas hinterlassen zu haben, das keiner einem mehr nehmen kann. Um einen Ausblick zu nennen und das Problem der abnehmenden Attraktivität von Büchern zu einen weitreichenden Zusammenhang zu bringen, lässt sich das Beispiel der Schule anführen. Demzufolge liegt das Problem meines Erachtens darin, dass Wissen primär aus Büchern entnommen wird, ohne dieses Wissen mit der Praxis zu verknüpfen. Es entsteht die Illusion, alle Inhalte seien absolut richtig. Dadurch verlernen die Schüler, Gelerntes in die Praxis umzusetzen. Aufgrund dieser entstehenden Realitätsferne, sehen viele Schüler keinen Nutzen in Büchern, vielmehr ist es zu einer Art Zwang geworden, Wissen aus Büchern zu entnehmen. Literatur sollte aufgrund ihrer positiven Eigenschaften wieder verstärkt in das Leben, besonders von jungen Menschen gerufen werden. Dabei spielt auch Social Media eine wichtige Rolle. Dort sollte mehr Werbung geschaltet werden, die gezielt Bücher in den Vordergrund hebt. Die Schule, wie auch das Internet stehen somit in der Verantwortung, Lehrinhalte praxisorientierter zu übermitteln, um die Nähe zwischen Buch und Schüler festzulegen. Möglicherweise entsteht so ein neues Bewusstsein im Umgang mit Büchern und Literatur allgemein, wodurch neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung realisiert werden könnten.