Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Jeder von uns hat seine eigenen Vorstellungen bei dem Wort „Weihnachten“. Die einen denken an Zusammensein der Familie, andere assoziieren damit Geschenke. Jedoch war Weihnachten nicht immer ein Fest der Freude in der Vergangenheit. Vor allem in der Nachkriegszeit des Zweitem Weltkriegs waren Lebensmittel knapp und Familien mussten an Weihnachten hungern.
Wolfgang Borchert greift diese Thematik eines Einzelschicksals einer Familie, mit seiner Kurzgeschichte „Die drei dunklen Könige“, von 1946, sehr gut auf. Vor allem stehen bei dieser Geschichte die Härte und Kälte der Nachkriegszeit im Vordergrund, aber auch Hoffnung.
Wolfgang Borchert ist einer der bekanntesten Autoren der Nachkriegsliteratur. Einige seiner bekanntesten Werke sind „Nachts schlafen die Ratten doch“ und „Die drei dunklen Könige“, welche beide die Schicksale und Erlebnisse einzelner Personen nach dem Krieg und dessen Folgen behandeln.
Die Kurzgeschichte handelt um einen Mann, seiner Familie und seiner Begegnung mit den „drei dunklen Königen“. Der Mann kommt von draußen, in einer kalten Winternacht, nach Hause. An der Tür wartet schon seine Frau auf ihn. Er besitzt ein Stück Holz welches er anschließend zerbricht. Der Geruch dieses Stückes erinnert ihn an süßen Kuchen. Anschließend muss er über seine Entdeckung lachen, seine Frau unterbricht ihn aber, da der Sohn der Familie schläft. Der Sohn ist erst eine Stunde alt und schläft in einem Bettchen im Schein des Ofens. Anschließend stehen drei Personen an der Tür, dem Aussehen nach zu urteilen, Kriegsveteranen und –invaliden. Diese kommen herein, werden aber von der Frau wieder hinaus gewiesen. Eine der Personen bietet dem Mann eine Zigarette an. Alle vier gehen hinaus und rauchen. Derweil zeigt einer der Personen dem Mann einen geschnitzten Esel, für das Kind. Die drei Figuren verabschieden sich und schenken der Frau zwei Bonbons zum Essen. Der Mann ist über den unangekündigten Besuch überrascht. Das Kind wacht auf und der Mann vermutet es weint, aber seine Frau meint es lacht. Anschließend erzählen beide noch über Weihnachten. Bei diesem Text handelt es sich eindeutig um eine Kurzgeschichte. Eine Einleitung ist nicht vorhanden, man wird mit „Er tappte durch die dunkle Vorstadt“ (Z. 1) lediglich mit dem Ort vertraut gemacht, jedoch unmittelbar in das Geschehen geworfen. Zahlreiche Symbole sind vorhanden und es ist kein Dialog erkennbar. Zudem ist die Zeitgestaltung zu Beginn zeitdehnend, was aber später zeitdeckend aufgelöst wird.
Den Text kann man in vier Hauptabschnitte gliedern: Zu Beginn der Geschichte wird in einer Art „Vorszene“ (Z. 1-4) der Gang des Mannes zu seinem Haus beschrieben und Dinge die er dabei erlebt. Er geht durch eine zerstörte Vorstadt in einer kalten Nacht. Durch die Hungersnot seiner Familie erinnert ihn selbst ein morsches Stück Holz an süße Köstlichkeiten „mürbe und süß“ (Z. 3). Im zweiten Abschnitt (Z. 5-19), wird das Geschehen im Haus erklärt. Der Mann tritt hinein und sieht seine Frau, müde, hungrig und blass, welche auf ihr Kind aufpasst. Aus dem Text erfahren wir, dass sein Kind erst eine Stunde alt ist und der Mann sich sehr um seine Frau und Kind sorgt. Zudem sagt die Frau mit „Er lebt, dachte die Mutter“ (Z. 14), dass sie glücklich und erleichtert ist ihr Kind gesund zu sehen. Dem Mann fällt auf das es im Haus sehr kalt ist. Dieser Fakt, dass sein Kind oder Frau frieren muss macht ihn so wütend, dass er „keinen hatte, dem er die Fäuste ins Gesicht schlagen konnte.“. Er will seine Wut über eine ungerechte Welt und seinen Sorgen an jemanden auslassen, kann dies aber nicht, dadurch beherbergt er diese Gedanken über die ganze Geschichte in sich. Im dritten Teil (Z. 20-32) begegnet er den „drei dunklen Königen“. Die drei Personen meinten, dass sie das Licht (Leben) in diesem Haus gesehen haben und sich dazugesellen. Alle drei versprechen leise zu seien, jedoch schickt die Frau sie hinaus nachdem sie rauchen wollten. Der Mann gesellt sich zu ihnen und sie reden miteinander. Einer der Männer hatte für das kleine Kind ein Geschenk mit, der andere für die Frau zwei Bonbons. Alle drei Männer reden anschließend über ihre gesundheitlichen Probleme. Der eine hat Wasser im Bein, der andere keine Hände mehr und der Dritte Nervenzittern. Zudem erklärt der Dritte, dass es dadurch kommt, dass er zu viel Angst gehabt hat. Was darauf hindeutet, dass er eventuell im Krieg traumatische Erlebnisse hatte. Anschließend verabschieden sich alle drei mit einem Nicken und sie lassen die Familie wieder alleine. Der Mann vergleicht diese Männer daraufhin mit „Sonderbaren Heiligen“(Z. 39), was den Rahmen zum Titel zieht. Danach bemerkt er, dass die Haferflocken fehlen, woraufhin er wieder jemanden schlagen will. Im Schlussteil (Z. 39-47) wacht das Kind auf und der Mann vermutet, dass es weint, jedoch lacht es. Der Mann zieht dadurch den Vergleich zu seinem „Kuchen“, dass sein Kind genauso süß ist. Seine Frau ergänzt, dass es Weihnachten ist. Der Mann bejaht es, besitzt aber bei dem Wort Weihnachten einen bitteren Geschmack im Mund, da es der Familie ja nicht so gut geht wie er es sich wünscht.
Der Erzähler ist ein auktorialer ER – Erzähler. Er betrachtet das Geschehen von außen und kann in die Gedanken der Figuren hineinschauen „Er lebt, dachte die Mutter“ (Z. 14). Der Erzähler führt uns eine sechs Personen vor: Die Mutter, der Mann, das Kind und die drei Fremden. Der Mann scheint in dieser Geschichte sehr umsorgt um seine Familie, er will ihnen etwas Besseres bieten als das, was ihnen zurzeit zur Verfügung steht. Zudem ist er mit seiner Familie komplett verzweifelt, er weiß keinen Ausweg mehr, da kaum etwas zu Essen verfügbar ist und er schon beim Geruch von mürben Holz an etwas Nährhaften denken muss „Riecht beinahe wie Kuchen“ (Z. 8). Er hat zudem Zorn auf sich selbst und auf den Krieg bzw. alle die seiner Familie diese Hungersnot antaten „aber er hatte niemanden, dem er die Fäuste ins Gesicht schlagen konnte“. Die Frau scheint auch nicht gerade sehr glücklich über ihre Situation, nun muss sie auch noch ein Kind ernähren. Jedoch versucht sie die Situation zu überspielen, indem sie versucht ihren Mann auf andere Gedanken zu bringen, „Kuck, wie ein Heiligenschein, siehst du?“ (Z. 18). Besonders hervorzuheben ist auch die Adjektivwahl des Autors. Mit Metaphern1 wie „das Pflaster war erschrocken“ (Z. 2) und „Das Holz seufzte“ (Z. 7) verleiht er der Geschichte eine triste und eiskalte Atmosphäre. Man hat das Gefühl als könnte man sich in die traurige Situation der Charaktere hineinversetzen und Mitfühlen. In den ersten Teilen der Kurzgeschichte wird zudem immer wieder die Kälte hervorgehoben, oder auch mit Wörtern wie „blass“ (Z. 5) oder „knochig“ (Z. 6) die ausweglose Situation umschrieben. Jedoch bringen die „drei dunklen Könige“ die entscheidende Wendung in dieser Geschichte, die auf dem ersten Blick nicht gerade schnell auffällt. Alle drei schenken der Familie Stück für Stück Hoffnung. Die Zigaretten für den Mann sind wahrscheinlich ein Geschenk dafür, dass er sich abregt und wieder Hoffnung schöpfen kann. Die Bonbons für die Frau, damit sie etwas Süßes zum Essen hat und vielleicht glücklicher wird. Das wichtigste ist jedoch der Esel vom zweiten Fremden, für das Kind. Es scheint so, als würde diese Person wissen, dass dieses Kind geboren wurde. Zudem hat er „sieben Monate daran geschnitzt“ (Z. 28) was zeigt, dass dieses Kind ihm auch etwas bedeutet. Nachdem alle drei gegangen sind scheint die Handlung Hoffnung zu bekommen. Man hat beim Lesen, an dieser Stelle, nicht mehr dieses Gefühl der kalten Ausweglosigkeit. Die Wörter wandeln sich von kalt zu „lebendig“ (Z. 42) und von seufzen zu „stolz“ (Z. 42). Zum Ende wird zudem ein Vergleich zu anfänglichen Zuständen gezogen. Das „nicht lachen“ (Z. 8) wird zu einem Lachen des Kindes, was einen Hoffnungsfunken gibt. Auch vergleicht der Mann das süße Holz mit seinem Kind, so süß ist es.
Eine eindeutige Verbindung lässt sich hier zur Weihnachtsgeschichte ziehen. Das Kind stellt das Christuskind dar was ruhig in seiner Wiege liegt. Auch wird oft das Substantiv „Licht“ verwendet, was den Stern darstellen könnte, da es die drei Fremden anlockt. Die drei dunklen Könige sind die drei Weisen der Weihnachtsgeschichte. Beide geben Geschenke, aber auch Hoffnung und Glück. Man könnte insgesamt sagen, dass es DIE „Weihnachtsgeschichte der Nachkriegszeit“ ist. Das Kind könnte hier auch für Jesus stehen, als ein Neuanfang, ein Kind was in einer Welt aufwächst weit weg von Krieg und Elend. Es ist der Ausweg der Eltern aus dem Elend und es zeigt vielleicht neue Wege. Weihnachten ist in dieser Geschichte ein besonderes Symbol, es steht für Familie, Zusammenhalt und vor allem für Nächstenliebe, was die dunklen Könige zeigen.
Ich glaube jeder, auch heute, sollte sich die Zeit an Weihnachten nehmen, für andere da sein und vielleicht auch neue Wege/Schritte im Leben entdecken. Selbst wenn man Probleme in seinem Leben hat die Ausweglos erscheinen, kann man immer wieder aufstehen und Hoffnung schöpfen, selbst durch die kleinen Dinge im Leben. Borchert fasst dies alles sehr getroffen und emotional in dieser Kurzgeschichte zusammen was vor allem früher aber auch heute noch aktuell ist und Menschen berührt und sie Mitfühlen lässt.