Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Die Novelle „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler ist eines der bekanntesten Schriften des Wiener Autors. Das Werk befasst sich mit sexuellen Sehnsüchten und löste bei seiner Veröffentlichung einen Skandal aus. Der Literaturklassiker mit dem Thema Traum und Wirklichkeit erschien 1925 kapitelweise in der Berliner Zeitschrift „Die Dame“, 1926 folgte die erste Buchausgabe. In der „Traumnovelle“ geht es um ein Ehepaar im 20. Jahrhundert, wobei die Geschehnisse von zwei Tagen aus der Sicht des Mannes, einem Arzt namens Fridolin, erzählt werden. Der Leser begleitet den Alltag der Eheleute in sieben Kapiteln und erfährt von ihren unterdrückten Wünschen und geheimen Fantasien, zudem werden gesellschaftliche Zwänge thematisiert. Die Geschichte ist von der Traumtheorie Sigmund Freuds beeinflusst und beinhaltet erotische Motive. Der österreichische Dramatiker Arthur Schnitzler studierte selbst Medizin und arbeitete als Arzt. Ein erster Entwurf der Novelle entstand bereits 1907, durch den Ersten Weltkrieg und den Zusammenbruch der Habsburgermonarchie verzögerte sich die Fertigstellung.
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Im ersten Kapitel wird die scheinbar intakte Ehe des Wiener Arztes Fridolin und seiner Frau Albertine skizziert. Der etwa 35 Jahre alte Fridolin geht in seinem Job als Mediziner auf, allerdings ist seine circa zehn Jahre jüngere Frau zunehmend mit ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau unzufrieden. Albertine trauert der Vergangenheit nach und bereut, nicht als Jungfrau in die Ehe gegangen zu sein. Bei einem Maskenball flirten Fridolin sowie Albertine mit anderen und verbringen anschließend eine gemeinsame Liebesnacht, bei der geheime Sehnsüchte offenbart werden. So gesteht Albertine, sich in einem Dänemark-Urlaub zu einem Mann hingezogen gefühlt zu haben, während Fridolin von einem ähnlichen Erlebnis mit einem Mädchen berichtet. Beide sind den Versuchungen nicht nachgegangen, dennoch verunsichert Fridolin das Gesagte. Mit einem Anruf, der Fridolin über einen Notfall informiert, endet das erste Kapitel.
Kapitel 2
Das zweite Kapitel beginnt mit dem Notfalleinsatz, zu dem Fridolin gerufen wurde. Ein Patient hat einen Herzinfarkt erlitten, der Mann stirbt aber bevor Fridolin eintrifft. Die Tochter des Toten, Marianne, informiert am Bett des Verstorbenen sitzend, dass sie mit ihrem Verlobten Dr. Roediger nach Göttingen ziehen wolle. Kurz darauf gesteht Marianne unter Tränen Fridolin ihre Liebe. Dieser küsst sie, ohne etwas dabei zu empfinden, auf die Stirn. Unterbrochen wird die Situation durch das Eintreffen von Dr. Roediger. Am Ende des zweiten Kapitels füllt Fridolin den Totenschein aus, bekundet sein Beileid und verlässt das Haus des Verstorbenen.
Kapitel 3
Irritiert von den letzten Ereignissen läuft Fridolin am Abend durch die Straßen von Wien. Als er sich auf den Nachhauseweg begeben will, wird er angerempelt und ausgelacht. Fridolin trifft schließlich auf die Prostituierte Mizzi und geht mit auf ihr Zimmer. Als sie sich auszieht und ihn küssen will, bekundet Fridolin, dass er nur reden und dafür bezahlen wolle. Mizzi reagiert enttäuscht, woraufhin sich Fridolin doch auf das sexuelle Abenteuer einlassen will. Allerdings weigert sich nun Mizzi. Nachdem sie sein Geld ablehnt, küsst Fridolin zum Abschied höflich die Hand von Mizzi. Diese ist davon sichtlich gerührt.
Kapitel 4
Anfang des vierten Kapitels gelangt Fridolin in ein Kaffeehaus, in dem er auf einen ehemaligen Kommilitonen namens Nachtigall trifft. Der Musiker berichtet von ausschweifenden Festen, auf denen er mit verbundenen Augen als Pianist arbeitet. Fridolin will mit auf eine solche Feierlichkeit und besorgt sich die dafür nötige Verkleidung beim Kostümverleiher Gibiser. Als Fridolin nach der passenden Verkleidung sucht, überrascht er die Tochter des Kostümverleihers, die mit zwei anderen Männern ihren Spaß hat. Bevor sie in getrennten Kutschen zum geheimnisvollen Ball fahren, gibt Nachtigall Fridolin das Passwort preis. In einer Mönchskutte gelangt Fridolin auf das Fest. Trotz Warnung durch eine als Nonne verkleidete Frau, bleibt er und schaut den erotischen Tänzen nackter Frauen zu, deren Gesicht verschleiert ist. Als Fridolin enttarnt wird, opfert sich die Frau, die ihn zuvor gewarnt hatte.
Kapitel 5
Fridolin kommt im Morgengrauen nach Hause und versteckt sein Kostüm im Schrank. Er weckt seine Frau, die scheinbar einen Albtraum hat. Albertine berichtet, sie habe von Liebespaaren geträumt, die sich ihren geheimen erotischen Wünschen hingaben. Auch der Mann aus dem Dänemark-Urlaub sei dabei gewesen. Fridolin soll unterdessen gefoltert und nach Ablehnung sexueller Avancen gekreuzigt worden sein. Albertine habe im Traum über diese Situation gelacht. Entsetzt über die Schilderungen sieht Fridolin seine Ehe am Ende und kann sich eine Zukunft mit Albertine nicht mehr vorstellen, da er den Traum mit der Realität gleichsetzt.
Kapitel 6
Im sechsten Kapitel versucht Fridolin, den Spuren der vergangenen Nacht zu folgen und scheitert. Alle Beteiligten sind verschwunden. Nachtigall ist nicht mehr im Kaffeehaus und die Tochter des Kostümverleihers nicht zu sprechen. Gegen Mittag beschließt Fridolin, das Haus der Feier aufzusuchen. Er findet es tatsächlich und erhält einen an ihn adressierten Brief. In diesem wird Fridolin gewarnt, nicht weiter nachzuforschen. Er beschließt, sich an seiner Frau zu rächen und besucht Marianne, von der er sich aber nur verabschiedet. Als er bei Mizzy eintrifft, erfährt er von ihrem Aufenthalt im Krankenhaus. Fridolin liest in der Zeitung von einem angeblichen Selbstmord einer Baronin und vermutet dahinter seine Retterin. Im Krankenhaus wird ihm vom Tod der Frau berichtet. Als ihm die Leiche gezeigt wird, kann er die Frau nicht eindeutig identifizieren.
Kapitel 7
Das siebente und letzte Kapitel handelt von der Beichte Fridolins. Der Arzt kommt mitten in der Nacht nach Hause, während Albertine ruhig schläft. Als er die Maske des Kostüms auf seinem Kissen findet, reflektiert er die Geschehnisse und fängt an zu weinen. Albertine wird davon wach und versucht, ihn durch Streicheln zu beruhigen. Fridolin beichtet seiner Frau reumütig alles. Albertine vergibt ihm und beide sehen die vergangenen Tage als Lektion für ihre Ehe an. Sie beschließen, dass die Träume vorüber seien und probieren einen Neuanfang.