Roman: Tauben im Gras (1951)
Autor/in: Wolfgang KoeppenEpoche: Nachkriegsliteratur / Trümmerliteratur
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Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Szenen-Analyse und Interpretation
Der von Wolfgang Koeppen verfasste Roman „Tauben im Gras“ (1951) handelt von einer süddeutschen Großstadt, in der die unzähligen Personen ihre Gefühle und ihr Leben nach dem 2. Weltkrieg schildern.
In dem zu analysierenden Abschnitt (S. 9f.) schildert der Erzähler die aktuelle weltpolitische Lage, die durch Kriegsbewusstsein des kalten Krieges geprägt ist. So wird der Krieg um bedeutende Erdschätze wie Öl, der Ost-West-Konflikt und die Aufrüstung wie erste Atomversuche geschildert.
Koeppen benutzt schon zu Beginn auffällig viele Vergleiche, so vergleicht er die Flieger mit „unheilkündene[n] Vögel[n]“. Den Motorenlärm setzt er mit Donner gleich und bildet das vergleichende Trikolon „[d]er Lärm der Motoren war Donner, war Hagel, war Sturm.“, um das gewaltige Ausmaß der Besatzung zu verdeutlichen. Dabei ist auffällig, dass Phänomene der Industrialisierung mit den gewaltigen Eigenschaften der Natur gleichgesetzt werden. Die aktuelle Lage scheint eine allgegenwärtige Bedrohung zu sein, was der Erzähler anhand der Antithesen1 wie „täglich und nächtlich, Anflug und Abflug“ verdeutlicht. Die Ellipse2 „Sturm, Hagel und Donner (…) ein Erinnern in den Ruinen“ impliziert, dass die aktuelle Lage mit einer Reduktion der Menschlichkeit einhergeht. Dies wird besonders durch negativ konnotierte Wörter wie „Tod“ hervorgehoben.
Im Folgenden beschreibt der Erzähler den Konflikt um Öl. Er personifiziert die Erde, indem er ihr Adern zu schreibt, so dass er indirekt Öl mit Blut vergleicht, was zeigen soll, dass Öl – genauso wie Blut – überlebensnotwendig ist. Dies spiegelt den Zeitgeist der Zeit wider, denn gewiss, ohne Öl läuft nichts bis auf Krieg um die kostbare Ressource. Die Aufzählung „Öl aus den Adern der Erde, Steinöl, Quallenblut, Fett der Saurier, Panzer der Echsen, das Grün der Farnwälder (…) versunkene Natur, Zeit vor dem Menschen (…)“ soll betonen, dass der Mensch verhältnismäßig erst einen Augenblick Bewohner des Planeten ist und doch eine solche fatale und zerstörerische Macht ausübt. Anschließend werden diverse Zeitungsüberschriften zitiert, die alle eine sehr ernste und bedrohliche Grundstimmung widerspiegeln. Mit einer weiteren Aufzählung (vgl. S. 9 Mitte) wird die spezifische Wichtigkeit des Öls erläutert. Die Beschreibung der Händler ist äußerst prejorativ (vgl. ebd.) Jedoch können die Händler der allgemeinen Bevölkerung gleichgesetzt werden, so dass das gesellschaftliche Erscheinungsbild übertragen wird. Das Zeitalter wird durch die Wetterbedingungen wie des kalten Frühjahrs (vgl. S. 9 unten) widergespiegelt. Das Frühjahr steht hierbei nicht für Hoffnung und einen Wiederanfang, sondern spiegelt vielmehr die schon zu Anfang beschriebene apokalyptische Grundstimmung wider. Dies wird durch den Kontrast „Das Neueste wärmte nicht“ hervorgehoben. Die Auswirkungen des kalten Krieges werden durch Aufzählungen verdeutlicht. Dabei beschreibt die Metapher „Nahtstelle“, die intensiven Spannungen zwischen Ost und West. Die Quintessenz der Zeit steckt in der Aussage „sie war eine Atempause auf dem Schlachtfeld, und man hatte noch nicht richtig Atem geholt“: gerade den Krieg verloren, spüren die Menschen das Aufrüstungsfieber. Diese Angst und Unsicherheit demonstriert das Paradoxon3 „sie redeten von Aufbau und bereiteten den Abbruch vor“, so dass das Gefühl einer mittelbar bevorstehenden Apokalypse vermittelt wird. Auch die innerdeutschen Spannungen werden durch die Teilung deutlich. Die sehr bildliche Sprache „Deutschland war in zwei Teile gebrochen“ deutet die faschistische Vergangenheit, mit deren Folgen die Menschen zu kämpfen haben, an. Denn noch leben die Erinnerungen der NS-Zeit, was die Personifikationen4 „[die] Tapferen, (…) Aufrechten, (…) Unschuldigen“ zeigen.
Allgemein ist auffällig, dass die Syntax äußerst parataktisch und elliptisch aufgebaut ist. Dies wird durch die sehr bildhafte Sprache, viele Metaphern5 und die Wiedergabe von Sinneseindrücken unterstützt. Die Grundstimmung wird durch die negative Wortwahl widergespiegelt.