Roman: Ruhm (2009)
Autor/in: Daniel KehlmannEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
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Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Unter dem Begriff Identität versteht man den Mittelpunkt eines Individuums. Diese Identität eines Menschen beziehungsweise Individuums ist unersetzbar, da sie nur einmalig auf unserem Planeten, der Erde vorhanden ist. In dem Roman „Ruhm“ von Daniel Kehlmann, welcher 2010 veröffentlicht wurde, spielen Fragen rund um die Identität eins Individuums eine bedeutend große Rolle. Die neun einzelnen und sogleich lose miteinander verknüpften Geschichten beschäftigen sich mit Themen der Kommunikation im heutigen, modernen Zeitalter die durch technische Fortschritte wie Internet, Mobiltelefon und elektronischen Schriftverkehr ermöglicht werden. Hierbei treffen verschiedene Figuren aufeinander, vertauschen ihre Identität oder werden gänzlich vergessen. Die vierte Kurzgeschichte „Der Ausweg“ handelt von einem sehr berühmten und sogleich bekannten Schauspieler welcher den Namen Ralf Tanner trägt und sich gerade in der Situation einer Identitätskrise befindet.
Ralf Tanner tritt schon in der ersten Geschichte des Romans, welche mit „Stimmen“ überschrieben ist auf. In dieser Geschichte erhält der Familienvater und Computertechniker Herr Ebling eine Telefonnummer, die doppelt vergeben wird, später stellt sich heraus, dass diese Nummer seine gewesen ist.
Schon zu Beginn der Kurzgeschichte: „Der Ausweg“ bildet der bekannte und sogleich berühmte Schauspieler Ralf Tanner auf Seite 79 mit seinem Identitätsverlust den Mittelpunkt. Das Zentrale an dieser Textstelle beschreibt die Situation, in welcher er sich befindet und keine Anrufe mehr bekommt. Damit er keine Anrufe mehr bekommt hängt damit zusammen, dass seine Nummer doppelt vergeben wurde und Herr Ebling nun seine Anrufe erhält und sich so als Ralf Tanner ausgibt. Außerdem werden zwei verschiedene Frauen und ihre Beziehungen zu dem Schauspieler Ralf Tanner thematisiert.
Schon der erste Satz: „(i)m Frühsommer seines neununddreißigsten Jahres (wird) der Schauspieler Ralf Tanner sich selbst unwirklich“ (Seite 79, Zeile 1) lässt den Leser des Romans auf eine krisenähnliche Lebenssituation hinweisen. Die Situation, dass er im Moment keine Anrufe mehr bekommt, seine langjährigen Freunde aus seinem Leben verschwinden und seien beruflichen Pläne den zu scheitern drohen (vgl. Seite 79, Zeile 3-5) verstärken hierbei die Krisensituation nochmals deutlich. Besonders auffallend hierbei ist jedoch, dass dies alles nicht langsam und abschnittsweise passiert, sonder vielmehr abrupt von einem zum nächsten Tag (vgl. Zeile3).
Außerdem ist die Rede von seinem Verhältnis zu verschiedenen Frauen, dass auch anders beschrieben wird, wie es früher einmal war. Plötzlich ist die Rede von einer Frau, die er am Telefon derb verspottet hat, jedoch eigentlich seither über alles geliebt hatte. Eine andere Frau Namens Carla ist sogar plötzlich so wütend auf ihn, weil er sie angeblich versetzt hatte. Die Situation artet daraufhin aus, dass sie ihn in einer Hotellobby schlägt. Diese Szene wird gefilmt und überträgt sich auf den „ Ruhm“, welcher einer seiner wichtigsten Filme überhaupt ist.
Da dies alles plötzlich und sehr abrupt vom einen auf den anderen Tag passiert hängt damit zusammen, dass Herr Ebling die Identität von Ralf Tanner angenommen hat und daran gefallen gefunden hat, sich als den allzeit bekannten Ralf Tanner auszugeben. Bereits in „ Stimmen“ erhält er auf seinem neuen Telefon plötzlich Anrufe, die nicht an ihn gerichtet sind. All diese Anrufe richten sich eigentlich an Ralf Tannert. Dadurch entsteht eine logische Verbindung dieser zwei Geschichten. Nun lässt sich auch erklären, warum die Frau behauptet er habe sie verspottet. Die Realität hierbei ist, dass sie gar nicht mit ihm gesprochen hat, sondern mit Ebling. Ebling hat sozusagen seine Identität übernommen und daran gefallen gefunden sich als ein anderer Mensch auszugeben. Dadurch verliert der echte Ralf Tanner seine Identität und auch seinen langjährigen Ruhm, welcher den Titel und eines der Leitmotive des Romans beschreiben. Nicht nur das Leitmotiv des Ruhms spielt in der Textstelle eine große Rolle, es werden auch die Zwei anderen Leitmotive angesprochen und thematisiert. Zum einen die Fortschritte, welche durch die Möglichkeiten der modernen Kommunikation ermöglicht werden, spielen in der Textstelle eine große Rolle. Ohne die Erfindung des Mobiltelefons wäre es nicht möglich, dass eine Nummer zwei Mal vergeben wird. Zum anderen spielt die Identität eine große Rolle. Durch die doppelte Vergabe der Handynummer gelingt es Ebling die Telefonate von Ralf Tanner zu beantworten. Dadurch erhält er die Identität des berühmten Schauspielers und schlüpft so in eine andere Rolle als seine eigentliche. Ralf Tanner verliert durch dieses Ereignis seine Identität und erhält so ebenfalls eine neue Identität. Diese drei Leitmotive ziehen sich durch die komplette Struktur des Dramas. Dadurch werden die einzelnen Kurzgeschichten miteinander verbunden und können so vom Leser in einen logischen und verständlichen Zusammenhang gebracht werden.
Die Deutungshypothese kann als richtig eingestuft werden. Durch den Techniker Herr Ebling hat Schauspieler Ralf Tanner seinen Ruhm und somit auch seine Identität verloren. Mithilfe der Verknüpfung dieser Zwei Geschichten ist es Kehlmann gelungen zu erklären, wie der Schauspieler Tanner seine Identität verloren hat. Zudem ist es auch spanend zu beobachten, dass dieses Problem mit den am Anfang nicht zuordnungsbaren Anrufen erst zwei Geschichten später aufgelöst wurde.