Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Analyse und Erörterung
In dem Roman „Das Parfum“, geschrieben von Patrik Süskind im Jahre 1985, geht es um das Leben eines geruchlich sehr talentierten Mannes, Jean-Baptiste Grenouille. Er wird im 18. Jahrhundert in Paris geboren und wächst dort auf. Später zieht er in Frankreich herum und tötet dabei 26 junge Frauen wegen ihres fabelhaften Geruches. Mit den Gerüchen der Frauen erschafft er ein extrem gut riechendes Parfum, und bringt sich später in Paris um. Süskind will mit Grenouille die Gesellschaft wegen ihrer Handlungsweisen kritisieren. Dies wird im Folgenden näher erläutert.
Süskind kritisiert die Gesellschaft, indem er mit Grenouille zeigt, dass die Menschen egoistisch handeln. Dieses Handeln der Menschen wird klar, indem Süskind zeigt, dass alle Meister Grenouille ausnutzen. Guiseppe Baldini zum Beispiel hat Grenouille buchstäblich ausgeraubt und ausgenutzt, damit er die Formeln für viele neue Parfüme bekommt. Als Grenouille dann Baldini verlassen hat, schreibt Süskind: „Er hatte den Kerl nie gemocht, nie, […] Die ganze Zeit, die er ihn […] ausgeplündert hatte, war ihm nie wohl gewesen“ (S. 141). In dieser Situation gibt Baldini sogar zu, dass er Grenouille „ausgeplündert“ hatte. Dies lässt absolut keine Zweifel an seinem Handeln und zeigt, wie egoistisch die Menschen handeln. Der Wechsel zwischen Hypotaxen und Parataxen legt Betonung auf das Wort „nie“, was wiederum impliziert, dass Baldini Grenouille nur ausgenutzt hat, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Außerdem bekräftig die Tatsache, dass Baldini so direkt und ohne Zweifel seine eigentlich böse und insbesondere für gläubige Leute unmoralische Tat eingesteht, dass die Menschen auch keine schlechten Gefühle oder Gedanken bei ihrem egoistischen Handeln haben. Die Hemmschwelle und Einfühlsamkeit in Hinsicht auf eigennütziges und egoistischen Handeln der Gesellschaft scheint also gar nicht zu existieren. Anders gesagt haben die Menschen keine Moral.
Außerdem kritisiert Süskind die Gesellschaft indem er zeigt, wie leicht die Gesellschaft zu manipulieren ist. Süskind zeigt dies, als Grenouille die Menschen mit seinen Parfümen täuscht. Zum Beispiel kreierte Grenouille ein „mausgraues Duftkleid für alle Tage“ (S. 231). Mit diesem Parfum täuscht er die Menschen, sodass sie ihn als normalen Menschen akzeptieren, aber auch eine gewisse Portion Respekt zeigen. Die Synästhesie1 in diesem Zitat betont die Wirkung, die dieser bestimmte Duft auf die Menschen haben soll: Der Duft soll nicht aufdringlich oder auffällig sein, sondern, wie das unauffällige Mausgrau, normal wirken, sodass er sich unter die Menschen mischen kann. Das Parfum soll aber auch elegant und angenehm, wie ein Kleid, riechen, sodass er auch von den Menschen respektiert wird. Natürlich hat dieser Duft auch diese Wirkung auf die Menschen. Man kann also sagen, dass der Duft die Reaktion der Menschen vorprogrammiert und vorhersagt. Dies betont, dass die Menschen keineswegs spontan handeln, sondern extrem einfach zu manipulieren sind.
Letztlich kritisiert Süskind die Gesellschaft indem er impliziert, dass diese kein Mitleid mit Außenseitern zeigt. Süskind vermittelt dies, als die Amme Jeanne Bussie Grenouille als „[den] Bastard der Kindermörderin aus der Rue aux Fers“ (S. 11) beschreibt und außerdem sagt: „Er frisst alles, der Bastard“ (S. 11). Letztlich nennt Süskind Grenouille einen „Zeck“. Das negative Reden der Amme und insbesondere die tierischen Metaphern2 und Vergleiche von Süskind und der Amme zeigen, wie wenig einfühlsam die Menschen und die Gesellschaft in Hinsicht auf Außenseiter wie Grenouille sind. Es ist sogar noch schlimmer: Die Menschen beleidigen und grenzen diejenigen, die als Außenseiter gelten, aktiv aus. Es werden keinerlei positive Gefühle oder Liebe auf Grenouille übertragen: weder in seiner Beschreibung noch in der Konfrontation mit anderen Menschen. Indem Süskind sich in den Strom dieser Menschen und der Gesellschaft stellt und praktisch mit schwimmt, zeigt er dem Leser das fatale Ausmaß dieser Ausgrenzung: Die totale Unempfänglichkeit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Süskind die Gesellschaft kritisiert indem er zeigt, wie leicht diese zu manipulieren ist, wie egoistisch und moralisch unvertretbar diese handelt und wie wenig Mitleid diese mit Außenseitern zeigt. Er erreicht dies durch den Gebrauch von Metaphern, Vergleichen, Synästhesie, sowie den Kontrast zwischen langen und kurzen Sätzen.