Drama: Das Parfum / Die Geschichte eines Mörders (1985)
Autor/in: Patrick SüskindEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
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Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Der Anfang des Romans „Das Parfum“, geschrieben von Patrick Süskind, veröffentlicht 1985, lässt sich der Epoche der Postmoderne zu ordnen und handelt sowohl von dem Protagonisten Jean-Baptiste Grenouille, als auch von der bestialischen Gerüchen, die zu Grenouilles Lebzeiten überall in der Luft lagen.
Der vorliegende Text lässt sich in vier Teile einteilen. Im ersten Abschnitt (Z. 1-16) berichtet der Erzähler über die Bösartigkeit des Jean-Baptiste Grenouille und sein „Arbeitsfeld“, die Welt der Gerüche.
Das Thema Geruch zieht sich durch den weiteren Verlauf des Textausschnitts. So wird erst im zweiten Teil der Gestank der damaligen Gesellschaft mit vielen Beispielen beschrieben (Z. 17-46) und dann der Ort, an dem der Gestank am größten ist, dem ehemaligen Friedhof der Unschuldigen in Paris (Z. 47-68). Im vierten Teil (Z. 69-88) wird nun der Bogen zurück zu Jean-Baptiste Grenouille gespannt, indem seine Geburt beziehungsweise die Umstände seiner Geburt beschrieben werden.
Obwohl der Protagonist Jean-Baptiste Grenouille als „abscheulich[…]“ (Z. 2) und „[g]ottlos[…]“ (Z. 12) beschrieben wird, lässt sich eine gewisse Ehrfurcht des Erzählers gegenüber Grenouille feststellen. So nennt er diesen sowohl „genial[…]“ (Z. 2) als auch „[e]hrgeiz[ig]“ (Z. 13) und vergleicht ihn mit dem Feldherren Napoleon Bonaparte (vgl. Z. 8) sowie dem Schriftsteller Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade (vgl. Z. 7). Auffällig an diesen beiden genannten Persönlichkeiten ihre brutale Lebensgeschichte. Besonders die Tatsache, dass de Sade in seinen Werken pornographische Elemente mit Gewaltfantasien vermischte, kann ein Hinweis auf die Verbrechen von Jean-Baptiste Grenouille sein. Fast schon bedauernd berichtet der Erzähler über die in Vergessenheit geratene Geschichte Grenouilles.
Das im letzten Satz des ersten Abschnitts angesprochene „Reich der Gerüche“ (Z. 15f.) steht im scharfen Kontrast zu den beschriebenen Gerüchen. Mit einem Reich assoziiert man meistens etwas Gutes, Frohes, Prunkvolles, nicht die beschriebenen Gerüche von „Schweiß“ (Z. 29), „Mist“ (Z. 19) und „Kohl“ (Z. 22). Die zahlreichen Beispiele des Gestankes sowie die häufige Wiederholung des Wortes „stinken“ (vgl. Z. 19-39) tragen dazu bei, dass der Leser einen guten Einblick in die damaligen Lebensumstände bekommt.
Angefangen von den „Straßen“ (Z. 19) über die „Kirchen“ (Z. 35) bis zu den „Palästen“ (Z. 36) und von dem „Bauer“ (Z. 37) über den „Priester“ (Z. 37) bis zum „König“ (Z. 39) wird der Gestank beschrieben. Durch diesen doppelten Klimax1 werden die unhygienischen Umstände hervorgehoben und die romantisierten Vorstellungen von hübschen und sauberen Königen zerstört.
Nach dieser allgemeinen Beschreibung des Gestanks bezieht sich der Erzähler zunächst auf „Paris“ (Z. 47), die stinkendste und größte Stadt Frankreichs, und dann auf einen Marktplatz für Lebensmittel, der zwischen der „Rue aux Fers und der Rue de la Ferronnerie“ (Z. 51f.) auf dem Gelände eines ehemaligen Friedhofs liegt. Dieser Ort, an dem die eigentliche Handlung beginnt, sei der „allerstinkendste[…]“ (Z. 69) in ganz Frankreich. Diese Hyperbel2 mit dem unkorrektem Superlativ verdeutlicht den bestialischen Gestank.
Die Tatsache, dass der Markplatz auf einem ehemaligen Friedhof liegt (vgl. Z. 52-68) und dass Grenouille dort geboren wird (vgl. Z. 69-71), kann als Vorausdeutung der mörderischen Zukunft des Protagonisten verstanden werden.
Die Handlung spielt am „17. Juli 1738“ (Z. 70) an einem sehr heißen Tag. Durch die genaue Datumsangabe wirkt die Erzählung wie eine Biographie. Dies wird durch die genaue Ortsangabe (vgl. Z. 51ff.) sowie durch die Information über die Vergangenheit des Platzes (vgl. Z. 52ff.) verstärkt.
Grenouilles Mutter wird als bodenständig, fast schon kalt beschrieben. Bis zur Geburt arbeitet sie noch, eine Tatsache die heute kaum noch vorstellbar ist, und hat auch keinerlei positive Gefühle in Bezug auf diese. Es liegt nahe, dass sie schon mehrere Fehlgeburten hatte. Zum einen, weil dies ihre „fünfte“ (Z. 88) Entbindung ist, zum anderen, weil sie keinerlei mütterliche, herzliche oder hoffnungsvolle Gefühlsregungen zeigt (vgl. Z. 81 ff.). Die Geburt selber empfindet sie als „ekelig(…)“ (Z. 87), was angesichts der Umgebung (vgl. Z. 72 ff.) geradezu komisch wirkt.
Der auktoriale Erzähler kommentiert in seinem Erzählbericht (vgl. Z. 2) und identifiziert sich als einen moderner Mensch (vgl. Z. 18). Nach der kurzen Einführung (vgl. Z. 1-16) berichtet der Erzähler zunächst von einem olympischen Standtort aus, um dann immer näher an das Geschehen heranzugehen und die Handlung zu beobachten. Der Erzähler ist allwissend, da er sowohl die Gefühle der Mutter als auch die Gedanken der modernen Menschen kennt. Durch die Tatsache, dass der Protagonist in dem Roman auch der Böse ist, ist ein auktorialer Erzähler hilfreich, um einerseits die Gedanken und Gefühle des Protagonisten verstehen zu können, sich andererseits aber auch von den Taten distanzieren zu können.
Trotz dieser Distanz merkt man deutlich die Meinung des Erzählers zu dem Geschehen und den Figuren. Der Erzähler weiß um die Bösartigkeit des Protagonisten, verurteilt sie, sieht aber auch das Genie und die Intelligenz des Jean-Baptiste Grenouille und bewundert diese.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Patrick Süskind in dem Anfang des von „Das Parfum“ eines realistischen Eindruck von dem Lebensumständen im 18. Jahrhundert schafft. Insbesondere der allgegenwärtige Gestank wird durch die vielen Beispiele gut beschrieben. Jean-Baptiste Grenouille wird sowohl als intelligent als auch grässlich dargestellt und es werden Vorausdeutungen über seine Zukunft gemacht.