Inhaltsangabe/Zusammenfassung
In dem 1939 entstandenen Drama Mutter Courage und ihre Kinder begleitet Bertolt Brecht die geschäftstüchtige Anna Fierling zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges zwischen den Jahren 1624 und 1636. Als Händlerin zieht Anna Fierling, auch Mutter Courage genannt, mit immer wechselnden Regimentstruppen quer durch Europa. Der Krieg hält sie am Leben und bringt ihr materiellen Gewinn. Am Ende kostet er sie jedoch ihre Kinder. Damit greift das Stück eines der Kernthemen Bertolt Brechts auf: Die Frage der Moral in Situationen der Not. Darüber hinaus setz der Exilautor in Zeiten des Zweiten Weltkriegs damit eine Warnung vorwiegend an die skandinavischen Länder, dass der Krieg keine Möglichkeit zur Bereicherung darstelle. Allumfassend gilt die Mutter Courage als Fanal gegen den Kapitalismus, der nach Ansicht des Autors den Krieg und das damit verbundene unendliche Leid erst hervorbringt. Das Stück unterstreicht den von Brecht geprägten Begriff des epischen Theaters: Nicht mehr die gefühlsbezogene Scheinrealität soll auf der Bühne dominieren. Stattdessen versetzt kritische Distanz den Zuschauer in die Lage, die Ereignisse wirklich analysieren zu können.
Übersicht der Szenen/Bilder
Bild 1
Im Frühjahr 1624 zieht die Marketenderin Anna Fierling alias Mutter Courage mit ihren drei Kindern dem zweiten finnischen Regiment nach. Ihre Aufgabe ist es, die Truppe zu begleiten und dabei die Soldaten mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. Das Regiment ist dabei, in der schwedischen Region Dalarna Männer für den Feldzug in Polen einzuziehen. Diese Anwerbung sollen ein Feldwebel und ein Werber für den Hauptmann Oxenstjerna durchführen. In einem Gespräch beklagen die beiden, dass das Finden guter Soldaten immer schwieriger werde. Ihrer Meinung nach bedeute der Frieden Chaos, wirkliche Ordnung ergebe sich nur im Krieg. Als die Courage mit ihrem Handelswagen hinzukommt, wollen die beiden ihre Söhne Eilif und Schweizerkas für den Krieg gewinnen. Mutter Courage weigert sich vehement, gerät durch ungültige Papiere aber unter Verdacht, die Kinder würden sich vor dem Wehrdienst drücken. Sogar indem sie sich selbst zur Prostitution anbietet, versucht sie dennoch die Söhne zu schützen. Alle Mühe schlägt fehl: Der ältere Sohn Eilif wird durch einen Hinterhalt abgeworben.
Bild 2
Zwei Jahre sind unterdessen vergangen. Im Gefolge des schwedischen Heeres zieht die Courage durch Polen. Sie streitet mit dem Koch eines Hauptmannes über den Preis für einen Kapaun. Sowohl ihr raffiniertes Verhandlungsgeschick als auch das Drängen des Hauptmannes verhelfen Mutter Courage zu einem sehr guten Geschäft. Kurz darauf hört sie, wie der Hauptmann ihren verloren geglaubten Sohn Eilif über die Maßen für dessen Heldenmut lobt. Denn durch einen gewagten Trick hat der junge Mann das Vieh der Bauern stehlen können, ohne erwischt zu werden. Seine Mutter erreicht ihn und erteilt ihm sofort eine Ohrfeige für die gefährliche Aktion. Sie fürchtet bei dieser Kühnheit um sein Leben. Er umarmt sie dennoch.
Bild 3
1629, wieder sind drei Jahre vergangen. Mit ihrer stummen Tochter Kattrin und dem jüngsten Sohn Schweizerkas folgt die Courage dem finnischen Regiment. Schweizerkas ist als Zahlmeister für die Heereskasse verantwortlich. Seine Mutter warnt ihn inständig davor, in dieser Position verantwortungslos zu handeln. Währenddessen diskutiert der Koch mit dem Feldprediger. Der Geistlich offenbart die Ansicht, es sei eine Gnade im Kriege fallen zu dürfen. Das stößt auf Unverständnis des Kochs, der diesen Krieg nicht anders als jeden sonstigen findet und darin zu sterben nicht als gnadenvoll erachtet. Plötzlich überfallen die katholischen Truppen das Regiment und alle geraten in dreitägige Belagerung. Kattrin erfährt zufällig, dass zwei Spitzel im Lager tätig sind, aber sie kann ihren Bruder nicht warnen. Beim Versuch die Regimentskasse vor der feindlichen Truppe zu retten, führen die Spitzel ihn ab. Mutter Courage will mit der Lagerhure, die mit einem alten Oberst vertraut ist, ein Geschäft aushandeln. So hofft sie, ihren Sohn zu retten. Aber vergebens, er wird hingerichtet. Die Leichte wird ihr vorgeführt. Um sich zu retten, verleugnet die Courage ihren Sohn.
Bild 4
Mutter Courage will beim Rittmeister Beschwerde einlegen, da Soldaten bei der Suche nach der Regimentskasse ihren Marketender-Wagen beschädigt haben. Sie fordert Schadenersatz. Allerdings ist Anna Fierling damit ebenso wenig erfolgreich wie zwei Soldaten, die genau wie sie abgewiesen werden. Zur Beruhigung singt die Courage ihnen das Lied der Kapitulation. Darin kommt die Resignation vor den Mächtigen ebenso zum Ausdruck wie die Abkehr von Kriegsideologie und Religion. Daraufhin sind sowohl die Soldaten als auch Anna Fierling selbst bereit, auf die Klage zu verzichten.
Bild 5
Zwei Jahre sind vergangen, es ist das Jahr 1631. Die Katholiken haben in Magdeburg gesiegt. In der Zwischenzeit hat Anna Fierling mit ihrer Tochter im Gefolge des Heeres bereits Bayern, Polen und Italien durchquert. In einem durch den Krieg stark beeinträchtigten Dorf gibt sie nun zwei mittellosen Soldaten Schnaps aus. Der Feldprediger kommt hinzu und fordert Mutter Courage auf, Leinenstoff aus ihrem Handelswagen herauszugeben. Er benötigt diesen, um die Wunden einer verletzten Bauernfamilie zu versorgen. Sie weigert sich jedoch, die teure Ware dafür zu missbrauchen. Schließlich muss ihre Tochter sie zusammen mit dem Feldprediger zu der Hilfeleistung zwingen. Kattrin hingegen rettet selbstlos einen Säugling aus einem brennenden Haus unter Einsatz ihres Lebens.
Bild 6
Im Jahr 1632 nimmt Mutter Courage mit Kattrin vor Ingolstadt am Begräbnis des gefallenen katholischen Heerführers Tilly teil. Die Sorge Anna Fierlings gilt jedoch ihrem Geschäft. Sie fürchtet, der Krieg könne nun bald zu Ende sein. Dagegen versichert der Feldprediger ihr jedoch, der Krieg fände immer einen Weg. Die Courage schickt ihre Tochter in die Stadt zum Einkaufen, weil sie glaubt, durch das Begräbnis und einen damit verbundenen Ausschank blieben die Soldaten den Straßen fern, und könnten ihrer Tochter daher nichts tun. Als der Feldprediger daraufhin mit der Courage allein ist, versucht er sich ihr zu nähern. Diese Avancen lehnt sie jedoch entschieden ab. Mit einer blutenden Wunde auf der Stirn kommt Kattrin zurück. Auf dem Heimweg wurde die Stumme überfallen, hat aber die Waren verteidigt. Anna Fierling sieht sich der Hoffnung auf den Frieden beraubt. Denn eine Stumme und Entstellte würde auch in Friedenszeiten keinen Mann finden, und so die Familie ernähren können. Sie lässt sich hinreißen, den Krieg zu verfluchen.
Bild 7
Mutter Courage ist fest entschlossen, sich den Krieg trotz allem nicht verderben zu lassen. Schließlich brachten die Gefechte sie an den Höhepunkt ihrer geschäftlichen Laufbahn. Ihr Wagen ist voller neuer Waren und Schmuck. So besingt sie den Krieg lobpreisend, während sie mit dem Feldprediger und ihrer Tochter auf einer Landstraße weiterzieht. Ihre Überzeugung ist, dass die anpassungsfähigen Leute durchaus in der Lage sind, ihre Vorteile aus dem Krieg zu ziehen. Die Schwachen hingegen würden in der harten Gesellschaft ohnehin untergehen, unabhängig davon, ob Krieg oder Frieden herrscht.
Bild 8
Der Frieden wird ausgerufen, als der schwedische König Gustav Adolf im Jahr 1632 bei der Schlacht in Lützen fällt. Für Mutter Courage ist das eine Schreckensbotschaft. Entsetzt ärgert sie sich über die verhinderten Verkaufschancen für ihre neuen Waren. Nun verflucht sie den Frieden. Eine freudige Aussicht stellt ihr das Kriegsende jedoch in Aussicht: das Wiedersehen mit ihrem Sohn Eilif. Der Koch kommt zurück ins Lager und berichtet von dessen baldiger Rückkehr. Dann entsteht ein Streit zwischen dem Koch und dem Feldprediger. Der Koch wirft dem Geistlichen vor, die Courage mit dem Einkauf neuer Waren schlecht beraten zu haben und dadurch für ihren Ruin verantwortlich zu sein. Auch die einstige Lagerhure Yvette kommt, sichtbar herausgeputzt, ins Lager zurück. Sie ist dank ihres toten Mannes nun Obristin von Starhemberg. Als Anna Fierling mit Yvette in die Stadt fährt, um noch schnell einige Waren loszuwerden, kommt Eilif gefesselt in Begleitung mehrerer Soldaten ins Lager. Weil er ein Bauernhaus geplündert hat, soll er hingerichtet werden. Er versucht sich zu verteidigen, dass er nichts anderes getan hat als auch im Krieg. Aber er wird abgeführt. Seine Mutter erfährt von dem Vorfall nichts. In der Zwischenzeit sind neue Kampfhandlungen ausgebrochen: Der Frieden ist beendet, es herrscht wieder Krieg. Die Courage zieht mit ihrer Tochter, dem Koch und ihrem Planwagen weiter.
Bild 9
Mittlerweile dauert der Krieg 16 Jahre, die Hälfte der deutschen Bevölkerung lebt nicht mehr. Noch immer reist Mutter Courage in Begleitung Kattrins und des Kochs umher. Doch dann erhält der Koch 1634 vor einem Pfarrhaus im Fichtelgebirge plötzlich einen Brief aus den Niederlanden. Darin steht, dass er ein Wirtshaus im Nachbarland geerbt hat. Er bietet Anna Fierling an, mitzukommen und die Wirtschaft mit ihm zu betreiben, allerdings nur unter einer Bedingung: Sie müsse ihre Tochter Kattrin zurücklassen. Das lehnt die Courage energisch ab, schickt den Koch davon und zieht mit ihrer Tochter weiter.
Bild 10
Als die beiden über die Landstraßen Mitteldeutschlands ziehen, hören sie ein Lied aus einem Bauernhaus heraus. Darin geht es um Glück und Dankbarkeit darüber, ein Dach über dem Kopf zu haben. Mutter Courage und Kattrin hören das Lied zu Ende an und ziehen dann weiter. Das gesamte Jahr 1635 folgen die beiden den immer heruntergekommeneren Heeren.
Bild 11
Das Jahr 1636: Mutter Courage und ihre Tochter sind vor der evangelischen Stadt Halle kurzfristig bei einer Bauernfamilie untergekommen. Katholische Soldaten überfallen das Haus und zwingen den Bauernsohn, sie in die Stadt zu führen. Dort wollen sie die nichtsahnenden Bewohner, darunter auch unschuldige Kinder, mit einem Gemetzel im Schlaf überraschen. Kattrin ist in diesem Moment allein auf dem Hof und bekommt die Pläne mit, während ihre Mutter sich in der Stadt befindet. Die Stumme klettert aufs Dach und versucht, sich mit Hilfe lauter Trommelschläge Gehör zu verschaffen und die Bevölkerung auf diese Weise zu warnen. Ihr mutiger Einsatz hat Erfolg, einige Anwohner erwachen und schlagen Alarm. Kattrin aber bezahlt mit dem Leben, als die Soldaten sie vom Dach herunterschießen.
Bild 12
Die katholischen Soldaten verlassen am nächsten Morgen den Hof. Bei ihrer Rückkehr aus der Stadt findet Mutter Courage ihre tote Tochter. Erst scheint ihr, Kattrin schliefe. Nur schwer kann sie die Wahrheit fassen. Untröstlich verabschiedet sie sich von ihrem Kind, bezahlt das Begräbnis und zieht allein weiter dem Regiment hinterher, in der Hoffnung, Eilif zu finden.