Aufgabe: Legen Sie zuerst fest, auf der Grundlage welches Kommunikationsmodells Sie den folgenden Ausschnitt aus dem Kapitel „Erste Station“ von „Homo Faber“ untersuchen werden. Formulieren Sie eine Arbeitshypothese zur Kommunikationssituation in diesem Textauszug. Bearbeiten Sie danach den gesamten Text!
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Der vorliegende Textauszug aus Max Frischs Roman „Homo Faber“ (1957) befasst sich mit der Situation der Personen Herbert und Walter Faber. Beide befinden sich unter dem Schwanzsteuer eines Flugzeugs, um sich der Hitze der Wüste zu entziehen. Dabei spielen sie zum Zeitvertreib Schach, wobei beide Personen nur wenig verbale Kommunikation betreiben. Diese beschränkt sich dann schließlich auf einen Informationsaustausch über ehemalige Bekannte und Freunde Fabers. Es überwiegt somit ein nonverbaler Austausch von Zeichen. Das Organon Modell ermöglicht genauere Einblicke in das Sinnesbild der Kommunikationsvorgänger zwischen Herbert und Faber.
Der Textausschnitt weist zwei Kommunikationspartner auf, wobei beide mal die Rolle des Senders und des Empfängers übernehmen. Beide Personen sitzen abgeschottet von Störungen wie Lärm oder anderen Personen, so dass die verbale Kommunikation nur zwischen Herbert und Faber abläuft. Die überwiegenden nonverbalen Zeichen werden vor allem beim Schachspielen gesendet. Das Schachspielen dient hier somit als Darstellung in der Kommunikation, welche auch im Gegensatz zum Selbstausdruck oder dem Appell in der Kommunikation zwischen den Personen dominiert. Ihre Nachrichten werden also zum größten Teil nonverbal im Spiel ausgetauscht, wobei der Sinnesbezug sich auf die Tätigkeiten im Schachspiel beschränkt.
Verbale Kommunikation dient hier als Ablenkung und Zeitvertreib (Zeile 11). Faber möchte sich dieser eigentlich entziehen, startet jedoch als erster mit dem Senden einer verbalen Frage an Herbert, um sich vom Drang zu rauchen abzulenken (Zeile 5). Dies könnte man als eine Art Selbstausdruck verstehen. Er sendet durch die Frage an Herbert zwar einen Appell zu antworten, zeigt aber durch die Zigarette im Mund ein Zeichen des Selbstausdrucks, da seine Frage eher zur Ablenkung seiner Person dient, um nicht seinen Raucherbedürfnissen zu verfallen. Dieses Zeichen kann nur er selbst decodieren. Hier wird schon deutlich, dass es sich um eine Atmosphäre aus Bedeutungen handelt, die nicht automatisch decodiert werden können. Auf die Frage von Faber antwortet Herbert mit einem knappen „Nein“ (Zeile 6) und sendet ihm aber kein Feedback mit einer Frage zurück und unterbricht die verbale Kommunikation somit für eine kurze Zeit. Faber antwortet daraufhin mit einem Satz der Selbstoffenbarung und des Selbstausdrucks. Er berichtet von dem vielen Schachspielen, die er und Joachim früher betrieben haben (Zeile 7). Gleichzeitig sendet er mit diesem Zeichen einen Appell an Herbert, erneut zu antworten, um einen Kommunikationsabbruch zu verhindern. Herbert reagiert darauf wieder mit einer knappen Antwort, welches großes Desinteresse zeigt. Dieses versteht Faber als „Einsilbigkeit“ (Zeile 9) und erneute Störung ihrer verbalen Kommunikation, welche ihn in Wut versetzt. Diese lässt er sich nicht anmerken und stellt Herbert weiter Fragen. Es wird deutlich, dass Faber vor allem die Rolle des Senders übernimmt. Er sendet Zeichen des Selbstausdrucks, Appells und der Darstellung, welche die meiste Zeit nonverbal erfolgen. Herbert kann diese als Empfänger nur schwer decodieren. Er legt seinen Fokus und seine Konzentration auf das Schachspielen und sendet auf diese Art seine Nachrichten an Faber. Dies wird in Zeile 12 bis 14 nochmal gut deutlich. Erst „nach einem langen Schweigen“ (Zeile 13) antwortet Herbert auf die Frage von Faber. Dieser widmet seine ganze Aufmerksamkeit nämlich dem Schachspiel und vermittelt Faber somit ein erneutes Zeichen der Desinteresse. Seine Antwort ist dementsprechend kurz und bruchstückartig (Zeile 15). Er vermittelt nur sachliche Informationen und zeigt damit deutlich, dass er keine Rückmeldung von Faber erwartet. Es kommt somit wieder zu einer Störung der verbalen Kommunikation, wobei diese diesmal von Faber ausgelöst wurde. Herbert übernimmt nun den Part des verbalen Senders. Er appelliert an Faber den nächsten Zug zu machen (Zeile 17). Dieser ist durch die Antwort von Herbert sichtlich verwirrt und aufgeschreckt. Diese Anzeichen zeigen sich durch das Verlieren im Schachspiel. Herbert bemerkt die nonverbalen Zeichen Fabers, kann diese jedoch nicht decodieren und fragt nach (Zeile 21). Von Fabers Seite kommt keine verbale Rückmeldung mehr und es drückt erneut die nonverbale Kommunikation durch Darstellung in den Vordergrund. Es wird sich nur auf das Schachspiel fokussiert und Zeichen werden zwischen Sender und Empfänger nur auf diese Weise weiter ausgetauscht. Diese Unterbrechung der verbalen Kommunikation wurde durch die Angst Fabers, Fragen über seine ehemalige Freundin Hanna zustellen, erzeugt (Zeile 23). In seinen Gedanken führt er seine Diskussionen über das Thema weiter (Zeile 27 bis 28), sendet jedoch keine Zeichen über das Thema an Herbert
Es wird deutlich, dass beide Personen verschiedene Absichten in ihrer Kommunikation haben und diese dadurch erschwert wird und von Störungen belastet ist. Das Organon Modell konnte die Kommunikationsvorgänge zwischen Herbert und Faber hervorragend analysieren und die Vorgänge klar darstellen. Es wurde sehr deutlich, dass die Kommunikation der beiden Personen nur dann fast keine Störung aufwies, wenn der Zeichenaustausch nonverbal durch den Gegenstand des Schachs erfolgte. Verbale Kommunikation wurde versucht zu vermeiden, wobei Faber diese mehr als Ablenkung und Selbstausdruck gebraucht hat.