Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Die von Thomas Mann geschriebene Novelle „Mario und der Zauberer - ein tragisches Reiseerlebnis“ entstand im Jahr 1930. Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann lebte von 1875 bis 1955 und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Die Novelle „Mario und der Zauberer“, in der der Schriftsteller sich der Methode des psychologischen Realismus bedient, zählt zur Literatur der Moderne beziehungsweise zur Literatur der Weimarer Republik. Anhand der Figur des Showhypnotiseurs Cavaliere Cipolla beschreibt Thomas Mann darin die Wirkung eines aufkommenden Dämons im faschistisch gesinnten Italien. Die Novelle erschien zunächst in „Velhagen und Klasings Monatsheften“ und wurde anschließend im S. Fischer Verlag publiziert.
Teil 1: Familienurlaub an der italienischen Küste
Ein namentlich nicht genannter Ich-Erzähler verbringt Mitte August mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern zum wiederholten Male in dem kleinen Ort Torre di Venerer die Sommerferien. Im italienische Mittelmeerstädtchen herrscht eine faschistisch-nationalistische Atmosphäre. Die Familie bekommt bald das Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein, denn das Hotelpersonal bevorzugt die überwiegend italienischen Gäste. So verwehrt man ihr im Grand-Hotel, auf der Veranda zu speisen und bittet sie um Zimmerwechsel, nachdem sich eine italienische Adlige über den Husten der Kinder beschwert. Anstatt sich jedoch ins Nachbargebäude vertreiben zu lassen, fasst die Familie den Entschluss, sich in die kleinere und familiärere Pension Eleonora, die von Signora Angiolieri betrieben wird, zu begeben. Doch obwohl es in dieser Unterkunft keinen Grund zur Unzufriedenheit gibt, will bei der Familie keine Ferienstimmung aufkommen. Stattdessen werden die deutschen Urlauber mit weiteren Diskriminierungen konfrontiert. Die Familie erfährt Stürme der Entrüstung seitens der italienischen Badegäste und muss ein polizeiliches Bußgeld zahlen, nachdem die achtjährige Tochter am Strand für kurze Zeit nackt ist. Der Ich-Erzähler bereut zwar, nicht sofort abgereist zu sein, allerdings beginnt nun die ruhigere und angenehmere Nachsaison. Außerdem hat sich ein Zauberer mit dem Namen Cavaliere Cipolla angekündigt und die Eltern können den Bitten ihrer Kinder, seine Vorführung besuchen zu dürfen, nicht widerstehen. Obwohl die Zaubervorstellung erst spätabends anfängt und die Eltern Bedenken haben, erwerben sie vier Eintrittskarten.
Teil 2: Cipollas Zaubervorstellung
Im Publikum der Zaubervorstellung befinden sich Einheimische und Gäste. Die Kinder entdecken unter den Menschen im Publikum Bekannte wie den als Kellner arbeitenden Mario, den die Familie sehr mag. Der Zauberer Cavaliere Cipolla kommt verspätet auf die Bühne. Er erinnert den Erzähler an einen Scharlatan, denn sein Auftreten ist herablassend, seine Kleidung altmodisch und sein Aussehen abstoßend. Aufgrund seiner sprachlichen Eleganz gelingt es Cipolla, sich schnell Achtung bei den Zuschauern zu verschaffen, allerdings keine Sympathie. Mit Kunststücken und Kartentricks betont Cipolla in aller Deutlichkeit seine Überlegenheit über die Zuschauer. Er unterstreicht seine Macht über das Publikum mit einer Reitpeitsche, welche er durch die Luft schwingen lässt. Als es ein junger Mann wagt, dem Zauberer entgegenzutreten, wird er von Cipolla hypnotisiert und dazu gezwungen, den Zuschauern die Zunge herauszustrecken. Während der Pause ist der Erzähler geneigt, die Vorstellung zu verlassen, denn die Ereignisse und die Atmosphäre im Saal erinnern ihn an den gesamten Aufenthalt in der Stadt. Dennoch entschließt er sich zu bleiben, da er sich zwar einerseits abgestoßen, andererseits aber auch merkwürdig angezogen fühlt. Im zweiten Teil der Vorstellung werden willkürlich aus den Zuschauern ausgewählte Menschen von Cavaliere Cipolla hypnotisiert. Die Hypnotisierten, zu denen auch Signora Angiolieri zählt, tun Dinge, die im Widerspruch zu ihrem Willen, ihrem Schamgefühl und ihrer Erziehung stehen. Auf dem Höhepunkt der Vorstellung hypnotisiert Cipolla den Kellner Mario, bis dieser dem Publikum von seiner unerfüllten Liebe zu einer jungen Frau namens Silvestra erzählt. Cipolla mimt vor dem Hypnotisierten die Geliebte und bringt Mario dazu, ihn auf die Wange zu küssen. Daraufhin erwacht Mario und verlässt beschämt die Bühne, wobei die Zuschauer vor Begeisterung klatschen. Beim Abgehen dreht sich Mario um und erschießt Cavaliere Cipolla. Der Erzähler verlässt mit der Familie schnell den Ort des Geschehens. Die Kinder glauben, dass die Schüsse Teil der Vorstellung sind. Der Erzähler empfindet das Ende als fatal und befreiend zugleich.