Inhaltsangabe, Gedicht-Analyse und Interpretation
I. Inhaltsangabe
In dem Gedicht "Augen in der Großstadt" von Kurt Tucholsky spricht ein Beobachter mit sich selbst bzw. mit dem Leser.
Er beobachtet am frühen Morgen an einem Bahnhof, wie viele Menschen an ihm vorbeigehen. Obwohl er den Blickkontakt zu ihnen und hofft, bei dem ein oder anderen sein Glück zu finden, gehen sie alle an ihm vorbei. Traurig bleibt der Arbeiter zurück.
II. Äußere Form und sprachliche Mittel
Das Gedicht besteht aus 3 Strophen. Die 1. und 2. Strophe bestehen aus je 12 Versen, die 3. dagegen aus 15.
Das Reimschema wechselt zwischen Kreuz- und Paarreim. In der ersten Strophe wechselt das Metrum1 zwischen Daktylus und Jambus., während in der zweiten und dritten Strophe fast ausschließlich Jambus zu finden ist.
Die Verse sind teilweise Aufzählungen - sprachlich wirken sie abgehackt. Das im Gedicht beschriebene, hektische Treiben auf dem Bahnhof soll hiermit beschrieben werden.
Tucholsky verwendet mehrere Personifikationen2 (Bsp.: V. 17 / 18 "Ein Auge wingt, die Seele klingt). Am Ende jeder Strophe wird der Satz "Was war das? ... vorbei, verweht, nie wieder" wiederholt. Auch "von der Menschheit ein Stück" wird wiederholt. (erinnert an den Refrain eines Liedes). Die Überschrift sowie der "Menschentrichter" stellen Metaphern3 dar.
III. Interpretation
Das Gedicht beschreibt die Einsamkeit eines modernen Menschen in persönlicher und gesellschaftlicher Sicht. Die Großstadt saugt Individualität jedes Menschen auf - nur in wenigen Momenten bemerkt man das individuelle Wesen des Einzelnen. Dieses wird jedoch direkt wieder von der Masse "verschluckt". "Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Brauen, Pupillen, die Lieder." Dann, ganz schnell ist der Augenblick "vorbei, verweht, nie wieder."
Die Gemeinschaft, die jeder für ein erfolgreich integriertes Leben braucht wird nicht mehr als solche wahrgenommen. Jeder ist sich selbst der Nächste.
Man stellt die Frage nach dem Lebensglück, das niemals erreicht wird, wenn die Gemeinschaft eben keine mehr ist und Solidarität ein unwichtiges Gut geworden ist.
Mir persönlich gefällt "Augen in der Großstadt" sehr gut, weil ich mich mit Tucholskys Gedanken identifizieren kann. Auch ich bin der Meinung, dass wir in einer "Ellenbogengesellschaft" leben, in dem es nicht mehr um Solidarität und Zusammenhalt geht, sondern darum, seinen eigenen Vorteil zu finden und sich selbst der Nächste zu sein.