Sachtext: Mehrsprachigkeit, die bildet (2014)
Autor/in: Jürgen TrabantEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
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Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Der vorliegende Textauszug stammt aus dem Werk: „Globalesisch oder was? Ein Plädoyer für Europas Sprachen“, welches 2014 von Jürgen Trabant veröffentlicht wurde. Der Textauszug betrachtet und kritisiert den Wandel vom „alte[n] Lernziel ‚Bildung‘“ (Z. 24) des Sprachenlernens zur reinen Kommunikation.
Der zu analysierende Textauszug lässt sich in vier Abschnitte gliedern. Der erste Abschnitt (Z. 1-22) fungiert als Einleitung in den Text. Der Autor beschreibt, am Beispiel der lateinischen Sprache, das Sprachenlernen, das auf das Verstehen des Anderen abzielt, nicht nur zur reinen Kommunikation. Im Folgenden generalisiert er dieses Sprachenlernen. Es wird deutlich, dass sich dieses auch auf räumlich von mir getrennte Sprachen anwenden lässt, um mich so mit dieser Sprache zu „befreunden“ (Z. 19).
Im zweiten Abschnitt schildert Trabant die Problematik, die der Wandel vom bildenden zum rein kommunikativen Spracherwerb mit sich bringt: Dadurch, dass das Englische als Kommunikationssprache genügt, führt dies unweigerlich zu einem Rückgang des Erwerbs von anderen Sprachen.
Der dritte Abschnitt erläutert die sogenannte „hermeneutische Kompetenz“ (Z. 43). Diese zielt vor allem auf das Verstehen des Anderen und seiner kulturellen Diversität ab. Die Sprache zu sprechen, mit ihr zu kommunizieren, ist zwar ebenfalls ein Ziel, dieses ist jedoch zweitrangig angesiedelt.
Der vierte und letzte Abschnitt zieht ein Fazit. Es wird beschrieben, dass, um Mehrsprachigkeit zu erlangen ein solches „hermeneutische[s]“ (Z. 43) Sprachenlernen zwingend notwendig ist. Eine rein Kommunikative Kompetenz bietet diese Mehrsprachigkeit nicht, da sie nur als reines Mittel zum Zweck, hier der Kommunikation, dient. Jedoch ist diese kommunikative Kompetenz notwendig. Daraus resultiert jedoch auch, dass, um Bildung zu erlangen, eine dritte Sprache notwendig ist.
Widmen wir uns nun der Argumentationsstruktur des Textes. Der vorliegende Textauszug beginnt mit einer Einleitung. Diese teilt sich in zwei Teile. Zunächst wird der Lesern, anhand eines Beispiels, in die Thematik eingeführt.
Das Beispiel des Lateinunterrichts spricht zum einen eine große Leserschaft an, zum anderen verdeutlicht es deutlich die Intention des Lernens dieser Sprache. Es geht nicht um „kommunikative Kompetenz“ (Z. 5), sondern viel mehr um das „Verstehen des Anderen“.
Im zweiten Teil der Einleitung legt der Autor seine These dar. Er generalisiert das Beispiel des Lateinunterrichts. Die Distanz, die im Lateinischen durch Zeit hervorgerufen wird, kann sich auch räumlich zeigen. Auch hier geht es weniger um Kommunikation als um kulturelle und sprachliche Verschiedenheiten.
Auf die Einleitung und These des Autors folgt nun die Formulierung eines Problems. Durch den Wandel vom „alte[n] Lernziel ‚Bildung‘“ (Z. 24) zur Fokussierung auf die „kommunikative […] Kompetenz“ wird es unattraktiv, eine dritte Sprache zu erlernen. Die Problematik erläutert Trabant anhand der Sprache Englisch. Dadurch, dass es für globale Kommunikation notwendig ist, diese Sprache zu erlernen, lässt sich auch Kommunikation mit nicht-englischstämmigen Personen darüber abwickeln.
Auf die oben formulierte Antithese1 führt Trabant nun Argumente an. Es wird deutlich, dass für das Erleben einer weiteren Sprache andere Gründe entscheidend sind. Hier führt Trabant die „hermeneutische Kompetenz“ (Z. 43) ein. Diese hat nicht die reine Kommunikation zum Ziel, sondern das Verstehen der anderen Sprache. Die Motivation des Spracherwerbs liegt nicht in der Kommunikation, sondern im Verständnis der anderen Kultur. Als Beispiel führt er an, dass das Verstehen von Französisch zum Beispiel die „Französischkeit“ (Z. 51f.) des Gegenübers anerkennt und sich nicht nur auf Kommunikation beschränkt.
Nun folgt ein Fazit. Der Autor stellt klar, dass nur das Erlangen dieser „hermeneutischen Kompetenz“ zu Mehrsprachigkeit führen können. Er warnt vor der Etablierung der rein „kommunikativen Kompetenzen“ (Z. 56). Diese führt zu einer Art von Zweisprachigkeit, die als Rückständig zu betrachten sei.
Die Argumentationsstruktur des Autors zielt darauf ab, den Leser zunächst anhand eines bekannten Beispiels in das Thema einführen. Daraufhin formuliert der Autor eine erste These. Nun wird dem Leser das Problem geschildert was in Verbindung mit dem folgenden Argument dazu führt, dass der Leser überzeugt werden soll.
Die Intention des Autors ist es, die Importanz von Mehrsprachigkeit mit hermeneutischen Kompetenzen hervorzuheben. Der Autor warnt davor, sich auf kommunikative Kompetenzen zu verlassen.
Trabant bedient sich einer Vielzahl von stilistischen Mitteln, um seinen Text glaubwürdiger und überzeugender zu gestalten.
Widmen wir uns zunächst der Sprache. Diese ist gehoben und richtet sich trotzdem ab eine breite Leserschaft. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen bedient sich der Autor vieler Beispiele. So erläutert er die Tatsache, dass das Lateinlernen primär auf das „Verstehen des Anderen abzielt“ (Z. 5) damit, dass er „keine Pizza […] von Cicero kaufen [möchte]“ (Z. 7f.).
Eine weitere sprachliche Auffälligkeit ist die häufige Repetition. Auch diese lässt den Text einfacher erscheinen. Als Beispiel hierfür lassen sich zum Beispiel die Phrase „das Verstehen der Anderen und ein Anerkennen der Anderen in ihrer Andersheit“ (Z. 48f.) nennen, welche gleichzeitig als Alliterationen3 fungiert.
Die Wiederholung „Du Frankreich, Du Norwegen, Du Russland, […] Du Cicero, Du Racine […]“ (Z. 40f.) schafft zudem eine persönliche Atmosphäre und verdeutlicht das persönliche Verstehen und die persönliche Verbindung zur Sprache, die nur durch „hermeneutische Kompetenzen“ hergestellt werden können.
Die rhetorischen Fragen in der Antithese (vgl. Z. 28-20) zeigen, wie sich die Kommunikationsnotwendigkeit auf die Motivationen zum Sprachenerwerb auswirken.
Ein weiteres Mittel Trabants, um seinen Text verständlicher zu machen, ist der rasante Wechsel von Fach- zu Umgangssprache. Die Beschreibung des „kommunikativen Quickies“ macht den Text einfach verständlich.
Abschließend kann gesagt werden, dass der Autor durch eine gute Argumentationsstruktur und die oben beschrieben stilistischen Mittel einen überzeugenden Text formuliert, in welchem Hauptaussage und Intention deutlich herausgestellt werden.