Sachtext: Mehrsprachigkeit, die bildet (2014)
Autor/in: Jürgen TrabantEpoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
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Aufgabenstellung:
Analysieren Sie den Text „Mehrsprachigkeit, die bildet“ von Jürgen Trabant im Hinblick auf die Position des Verfassers und stellen Sie dar, wie er diese inhaltlich entfaltet. Berücksichtigen Sie dabei auch Aufbau und sprachlich-rhetorische Gestaltung des Argumentationsgangs.
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Der Sachtext „Mehrsprachigkeit, die bildet“ wurde von Jürgen Trabant geschrieben und 2014 von dem Beck-Verlag veröffentlicht. In dem Sachtext thematisiert Trabant, was für ihn bildende Mehrsprachigkeit ausmacht und wie diese gelehrt werden soll. Weiter macht er deutlich, weshalb Menschen noch eine dritte Fremdsprache lernen sollte.
Zunächst einmal stellt er die These auf, dass das muttersprachliche Sprachszenario das radikale Gegenteil zu dem späteren Erlernen einer Zweitsprache ist (vgl. Z. 1-2). Weiter stellt er die These auf, dass eine Fremdsprache nicht nur der Kommunikation dient, sondern viel mehr der Bildung (vgl. Z. 22). Außerdem vertritt er die Meinung, dass ein Erlernen einer dritten Fremdsprache vor allem eine Art Anerkennung der Kultur ist und eine „Suche nach Befreundung“ erzielt wird (vgl. Z. 50-52). Zum Schluss behauptet er, dass Bildung an das Erlernen einer „dritten Sprache“ gebunden ist.
Jürgen Trabant beginnt seinen Sachtext, indem er sofort die Unterschiede zwischen einem muttersprachlichen Sprachszenario und einer später erworbenen Sprache verdeutlicht (vgl. Z. 1-2). Somit schafft er es, dass der Leser sofort im Geschehen ist. Hier nennt er ebenfalls direkt das Beispiel des Lateinisch-Lernens. Dort sagt er, dass dieses nicht darauf abzielt, sich selbst verständlich zu machen, sondern vielmehr darauf, einen anderen Menschen zu verstehen (vgl. Z. 3-5). Dieser, der verstanden werden soll, befindet sich sprachlich und zeitlich von einem selbst entfernt (vgl. Z. 5-6). Diese Art der Sprache beschreibt Trabant mit dem Fachbegriff „Distanzsprache“ (Z. 10). Weiter verdeutlicht er dem Leser, dass Schüler somit die alte Textkultur kennenlernen, die einen „symbolistischen Mehrwert“ (Z. 12-13) bietet. Um seinen Text seriöser wirken zu lassen, greift Trabant in seinem Sachtext auf eine Aussage des Philosophen Hegel zurück, der der Meinung war, dass der eigentliche Sinn des Unterrichts in den alten Sprachen liegt, die fremde Welt kennenzulernen (vgl. Z. 14-15). Im Folgenden leitet der Autor den Leser weg von dem alleinigen Verstehenwollen eines Anderen, der zeitlich weit entfernt ist, hin zu dem, der innerhalb eines Raumes entfernt ist (vgl. Z. 15-18). Diese Form der Mehrsprachigkeit nennt Trabant die gesuchte „Mehrsprachigkeit, die bildet“. Er verdeutlicht dem Leser die Position, indem er noch einmal erläutert, dass er damit meint, dass dieser Bildungsprozess dadurch erfolgt, dass derjenige mit dem kommuniziert wird, in diesem Falle eine „sprachliche Alterität“ (Z. 18) besitzt. Das heißt, dass man von dieser Andersheit lernt (vgl. Z. 16-19).
Im Folgenden erläutert Trabant seinen Lesern das Konzept der kommunikativen Kompetenz. Hier kritisiert er zunächst einmal, dass durch dieses Konzept das ursprüngliche Ziel „Bidlung“ der Mehrsprachigkeit geschwächt hat (vgl. Z. 23-24). Außerdem erläutert er, dass der Mensch nur noch das Englische lernen möchte, da er damit auf der ganzen Welt kommunizieren kann. Um seine Leser zu Denken anzuregen, stellt er die Frage: „Warum soll ich denn noch Französisch lernen, wenn ich meinem französischen Freund alles auf Englisch mitteilen kann?“ (Z. 27-28) Weiter berichtet er aus der Position, die seiner Ansicht nach viele Menschen besitzen, und zwar, dass es Zeitverschwendung sei, noch eine weitere Sprache außer Englisch zu lernen, da man hiermit ja auf der Welt kommunizieren kann (vgl. Z. 30-31). Dies widerlegt Trabant und unterscheidet zunächst einmal zwischen Mehrsprachigkeit, die der Kommunikation dient, und Mehrsprachigkeit. Der Autor vertritt die Meinung, dass man eine zweite Sprache vor allem lernen sollte, um Bildung zu erlangen (vgl. Z. 36-38). Er sagt, dass man durch das Erlernen einer weiteren Fremdsprache das „fremde Du“ (Z. 40) kennenlernen sollte. Mit dem „fremden Du“ verbindet Trabant die unterschiedlichen Länder (vgl. Z. 38). Dieses Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen kann man die „verstehende“ oder „hermeneutische Kompetenz“ nennen (vgl. Z. 42-43). Im Folgenden verdeutlicht Trabant dem Leser noch einmal genau seine Denkweise. Er sagt noch einmal, dass er sich nicht selbst verständlich machen möchte, sondern vielmehr die Anderen verstehen und begreifen, was diese tun und wie deren Sprache klingt. Hierzu stellt er eine weitere These auf: „Hermeneutische Sprachkompetenz ist ein Bemühen um das Verstehen der Anderen und ein Anerkennen der Anderen in ihrer Andersheit“ (Z. 47-49). Damit verdeutlicht er dem Leser, dass Sprechen einer weiteren Sprache gleichzeitig auch Anerkennung der Kultur bedeutet und die Suche nach Freundschaft verdeutlicht (vgl. Z. 51-53).
Abschließend erklärt Trabant dem Leser noch einmal, dass nur ein Sprachenlerne, das auf Bildung beruht, zur Mehrsprachigkeit führt und nicht nur zu Zweisprachigkeit. Momentan entwickelt sich die Sprache Englisch zur globalen Sprache. Darunter stehen dann die Volkssprachen, so Trabant. Hier kritisiert er jedoch, dass dies nicht gebildet und nicht europäisch sei und stellt die These auf, dass „Mehrsprachigkeit, die bildet“ die dritte Sprache braucht (vgl. Z. 55-60). So verdeutlicht er seinen Lesern seine persönliche Position und versucht ihn mit Hilfe der letzten These von seiner Ansicht zu überzeugen.
Im Folgenden werde ich einmal die vom Autor genutzten sprachlichen Mittel darlegen und deuten. Zunächst einmal ist zu sagen, dass er entweder in der ersten Person Singular oder Plural schreibt. Damit versucht er die Distanz zwischen ihm und dem Leser zu reduzieren und will den Leser direkt ins Geschehen bringen, wie z.B „Mit diesem kann ich alles allem allen auf der Welt kommunizieren.“ Hier rückt er den Leser ganz deutlich ins Geschehen und er versucht dem Leser seine Meinung klar zu machen.
Des Weiteren bezieht sich Trabant auf bekannte Persönlichkeiten, wie Hegel oder Cicero und versucht somit seinen Text seriöser wirken zu lassen. Trabant benutzt ebenfalls Fachbegriffe, wie z. B. „Distanzsprache“ (Z. 10), „verstehende oder hermeneutische Kompetenzen“ oder „sprachliche Alterität“ (Z. 18). Hier wird ebenfalls versucht den Text fachlich und seriös aber auch nüchtern und sachlich dem Leser darzulegen. Trabant benutzt aber auch einige Stilmittel, mit denen er versucht seinen Gedankengang zu verdeutlichen. Hier benutzt er beispielsweise eine Alliteration1 „des Anderen, eines Anderen“ (Z. 5). Damit macht er ganz klar deutlich, dass es nicht um ihn selbst geht, sondern um denjenigen, von dem er etwas lernen möchte. Außerdem findet man einen Parallelismus „bilden sollen…, bilden sollen“ (Z. 21-22). Damit erläutert er, dass es bei der Mehrsprachigkeit primär um die Bildung des Individuums geht. Diese Art der Bildung verdeutlicht er mit dem fremden Du. Hier nennt er die Akkumulation: „Du Frankreich, Du Norwegen, Du Russland, und Du Cicero:“ Damit verdeutlicht er, was genau er kennenlernen möchte.
Es ist ebenfalls ein abwechslungsreicher Stil zwischen dem parataktischen und hypotaktischen Satzbau zu erkennen. Auf der einen Seite findet man sehr lange Sätze (vgl. Z. 15-19), auf der anderen Seite sehr kurze (vgl. Z. 60). Somit versucht der Autor seinen Taxt interessanter zu machen.
Abschließend kann gesagt werden, dass der Autor die Position vertritt, dass Menschen in jedem Falle eine zweite Fremdsprache lernen sollten, um Bildung zu erfahren. Unter Bildung versteht Trabant in diesem Fall das Kennenlernen anderer Kulturen und Verhaltensweisen. Durch seine Fachsprache schafft er es, einen seriösen Text zu bieten und durch Beispiele und nähere Erläuterungen versucht er, dem Leser seine Sicht näherzubringen. Dabei stellt er Fragen an den Leser, um diesen aufzufordern, sich selbst eine eigene Meinung zu bilden. Dabei argumentiert der Autor immer für seine eigene Theorie, wägt allerdings keine anderen Theorien ab, und lässt keine anderen Theorien zu.