Inhaltsangabe
Das Gedicht „Das zerbrochene Ringlein“ von Joseph von Eichendorff, erschienen in den Jahren 1810/11, handelt von dem lyrischen Ich, das an der Liebe zerbrochen ist und nun erfolglos versucht sein Leben zu leben.
Vermutlich stammt dieses Gedicht aus der Epoche Romantik, da der Autor zu dieser Zeit gelebt hat und einige charakteristische Merkmale auftreten. [Einordnung in die Zeit passt besser in die Analyse oder in den Schluss]
Gedicht-Analyse
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Das Reimschema ist ein Kreuzreim, der in der ersten und letzten Strophe unterbrochen ist. Hier reimen sich jeweils nur der zweite Vers mit dem vierten, nach dem Schema ‚abcb‘.
Der Rhythmus ist mit dem Metrum1, in diesem Fall ein Jambus, verknüpft, wodurch immer fortwährende Ruhe ausgedrückt wird. Unterbrochen wird diese durch das gebrochene Reimschema im ersten und im fünften Vers, wodurch Unruhe und Aufgewühltheit deutlich wird und einen besonderen Fokus auf genau diese beiden Strophen lenkt.
Die Silbenzahl variiert in den Strophen zwischen 6 und 7 Silben je Vers, immer Kreuzweise, sodass sich dies mit dem Reimschema zum größten Teil deckt. In der ersten Strophe, dritter Vers liegt die Silbenanzahl bei 8, wodurch dieser Vers besonders herausgehoben wird [kann man näher drauf eingehen], wie auch schon durch den unterbrochenen Reim und auch das Metrum scheint für diesen Vers von einem Jambus zu einem Trochäus zu wechseln.
Das lyrische Ich wurde von seiner Liebe verlassen und versucht sein Leben einfach weiter zu leben, indem er seine Träume verwirklicht. Jedoch sind der Schmerz und die Zerrissenheit zwischen dem Vergangenen und dem Gegenwärtigen so groß, dass das lyrische Ich nur noch den Tod als Ausweg sieht.
Die erste Strophe handelt von der Vergangenheit, wobei das lyrische Ich bemerkt, verlassen worden zu sein. Dies scheint ihm besonders nah zu gehen, was durch Metrum, Reim und die Silbenanzahl deutlich wird. Der Leser stolpert, bildlich gesprochen, über diesen Vers, wodurch das Lesen erschwert wird, wie dem lyrischen Ich das Leben.
In der zweiten Strophe geht das lyrische Ich näher auf diesen Verrat ein und der Leser wird in eine traurige Stimmung versetzt. Es wird deutlich, dass das lyrische Ich an dieser Tat zerbrochen ist und sehr leidet.
In der dritten Strophe gibt es einen Wandel, zwar möchte das lyrische Ich in der gegenwärtigen Situation einfach nur weg, doch es scheint als hätte er wieder Lebensfreude, und dass es einfach nur viel Erleben möchte, um vergessen zu können. Diese Strophe scheint eine vorrübergehende Aufhellung der düsteren Geschichte zu sein.
Die darauffolgende Strophe jedoch zeigt wieder die Einsamkeit und den Schmerz, sodass das lyrische Ich dazu geneigt ist, gedankenlose und verantwortungslose Situationen zu bestreiten, als wäre es ihm egal, was ihm zustoße, da nichts Sinn ergeben würde.
In der letzten Strophe wird das lyrische Ich wieder stark an seine Liebste erinnert und verliert somit jede Lust am Leben, die er vorher besaß. Sein Wunsch ist es zu sterben, um dem Qualen entfliehen zu können. Es scheint auch so, als würde es kein Leben für das lyrische Ich geben, ohne Liebe, womit der Leichtsinn in der vorrangegangenen Strophe ebenfalls begründet werden kann.
Interpretation
Das „Mühlrad“ scheint für das lyrische Ich Erinnerungen hervorzurufen (vgl. V. 2-3). Es wird dazu verwendet Nahrungsmittel herzustellen, wobei das „Rad“ alleine betrachtet für die Unendlichkeit und die immer wiederkehrenden Erinnerungen steht. Somit kann gedeutet werden, dass das Mühlrad dafür steht, dass das lyrische Ich seine Lebensexistenz auf den Erinnerungen aufbaut.
Auch das Symbol des „Ringes“ steht für die Ewigkeit, denn z. B. bei Hochzeiten tauscht man diese, um für immer verbunden zu sein, daher ist es ebenfalls ein Symbol der Liebe, wie anfänglich auch für das lyrische Ich. „Sie hat mir Treu versprochen, Gab mir ein‘n Ring dabei“ (vgl. V. 5-6), so scheint der Ring auch die Treue zu symbolisieren.
In den Zeilen sieben bis acht steht, dass der Ring zerbrochen sei, durch einen Treuebruch, was die These bestätigt.
Auch steht der Ring für das Herz des lyrischen Ichs. „Mein Ringlein sprang entzwei“ (vgl. V. 8). Hierbei wird deutlich, dass auch sein Herz gebrochen ist.
Der „Spielmann“ (vgl. V. 9) könnte für die neu entdeckte, kurzweilige Lebenslust des lyrischen Ichs stehen, da man spielen immer mit Spaß verbindet. Unterstützt wird dies durch das Verb „singen“ (vgl. V. 11), denn singen wird meist nur im Zusammenhang mit Freude gesehen, man sagt ja auch: „Ich könnte vor Freude singen“.
Die „Schlacht“ (vgl. V. 14) steht für seinen inneren Konflikt zwischen trauern um die Vergangenheit und seinem Wunsch, einfach zu leben. Durch das Adjektiv „blut‘ge“ vorher, bekommt dieser Kampf einen viel dramatischeren Wert, denn es scheint das lyrische Ich innerlich zu zerfetzen.
Bis auf in der dritten Strophe werden im ganzen Gedicht nur negative Verben verwendet: „kühlen“ (V. 1), „gebrochen“ (V. 7), „blutige“, „stille“, „dunkle“ (vgl. V. 14-16).
Dadurch wird das Leben des lyrischen Ichs bemitleidenswert und schmerzhaft dargestellt.
Das lyrische Ich selbst ist in der ersten Person Singular dargestellt. Erkennen kann man dies z. B. in Zeile neun: „Ich möcht' als Spielmann reisen“. Man kann am Text deutlich erkennen, dass das lyrische Ich Männlich ist (vgl. V. 3 -> „Liebste“, V. 13 -> „Reiter“).
Zusammengefasst befindet sich das lyrische Ich in einer schmerzhaften Lebenssituation, da es nicht über den Verlust und den Treuebruch hinwegkommt. Liebe scheint für ihn sehr wichtig zu sein, sonst würde er ihr nicht so stark hinterher trauern. Zudem sind seine Gefühle zwiegespalten, zwischen dem Wunsch nach Leben und dem Schmerz und den damit verbundenen Liebesgefühlen, sprich seinem Wunsch nach Erlösung.
Anschließend kann man sagen, dass meine Interpretationshypothese stimmt, da das lyrische Ich wirklich zerbrochen ist an der Liebe (vgl. V. 8), und dass er nun kein glückliches Leben mehr führen kann und sich eher den Tod herbeisehnt.
[Schlussteil muss jeder individuell für sich schreiben, da jeder eine andere Meinung zu diesem Gedicht hat. Jedoch ist es immer vorteilhaft eigene Erfahrungen miteinzubringen.]