Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Szenen-Analyse und Interpretation
Die zu analysierende Szene stammt aus dem Drama „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe, welches 1808 veröffentlicht wurde. Die Tragödie behandelt das Leben des historischen Doktora Faust.
Die gegebene Szene beschreibt die erste Begegnung zwischen Faust und Gretchens nach Fausts groben Anmachversuch nach der Begegnung in der Hexenküche. Besonderer Schwerpunkt in dieser Analyse liegt auf Mephistos psychologischen Mitteln & der Funktion der Szene
Im folgenden werde ich den Inhalt der Szene kurz zusammenfassen.
Marthe, die Nachbarin von Gretchen ist allein in ihrem Haus. Sie denkt an ihren Mann, der sie „auf dem Stroh allein“ gelassen hat. Sie will ihn nicht betrügen, ist sich jedoch auch nicht sicher, ob ihr Mann noch am Leben ist. Sie würde gerne einen Totenschein haben, um sicher zu sein, dass ihr Mann nicht mehr lebt.
Gretchen betritt die Szene. Sie zeigt ihrer Nachbarin das neue Schmuckkästchen. Marthe rät ihr, dieses Mal den Schmuck nicht ihrer Mutter zu zeigen, damit sie diesen nicht auch dem Pfarrer übergibt. Martha schlägt ihr vor, den Schmuck nur in ihrem Haus zu tragen um ihn so vor ihrer Mutter zu verbergen.
Mephisto betritt die Szene und fragt nach Marthe Schwerdtlein. Er überbringt ihr die Nachricht, dass ihr Mann gestorben sei. Sie fragt Mephisto nach einem Totenschein, er verspricht ihr, abends wiederzukommen und einen zweiten Mann mitzubringen, der als zweiter Zeuge fungieren soll. Er schmeichelt Gretchen und bittet sie, auch am Abend mit von der Partie zu sein um ihr Faust vorstellen zu können.
Mephisto bedient sich verschiedenen Vorwänden, Tricks & Lügen, um ein Treffen für Faust zu arrangieren.
Als Mephisto die Szene betritt, trägt Gretchen immer noch den Schmuck den Faust ihr geschenkt hat. Nach einer kurzen Unterredung tut Mephisto so als würde er die Szene wieder verlassen wollen und tut so, als sähe Gretchen wie ein Fräulein aus. Als diese dies dementiert, erweitert Mephisto die Schmeichelei. Er sagt, dass dies allein nicht zu Gretchens adeligen Aussehen beitrüge. Hätte sie doch ein „einen Blick so scharf! / Wie freut mich’s, dass ich bleiben darf“ (S. 97; Z.2912). Dies schmeichelt Gretchen. Dadurch, dass sie die Ringe bei Marthe zuhause trägt wird ihre Verführbarkeit deutlich. Außerdem wird dargestellt, dass Marthe diese Verführbarkeit und das Ablegen der braven Werte, durch die Erlaubnis die Ringe bei ihr tragen zu dürfen, fördert („Die Mutter sieht’s wohl nicht, man macht ihr auch was vor“ (S. 96 V. 2892)). Marthe verfolgt jedoch auch ihre eigenen Absichten, sehnt sie sich doch auch nach einem besseren Leben und Schmuck. Sie sieht in Gretchen die Möglichkeit an diesen zu gelangen. Mephisto berichtet Marthe, der Nachbarin, vom Tod ihres Mannes. Er berichtet ihr, dass er ihr jedoch keinerlei Erbe bringen kann, was Marthe erzürnt. Gretchen sagt, wie sehr sie der Tod des Mannes bestürzt. Mephisto schmeichelt ihr wieder und sagt, dass sie ein liebenswürdiges Kind sei. Er berichtet weiter vom Tod des Mannes und berichtet, dass ihr Mann ihr eine gewisse Mitschuld an seinem Verschwinden gebe, was Marthe wiederum erzürnt. Daraufhin berichtet Mephisto weiter, dass der Mann auf einer Fahrt weg von Malta, einen Schatz gefunden habe. Diesen habe er jedoch einer anderen Frau gegeben, mit der er in Neapel eine Affäre gehabt haben soll. Diesem Betrug bringt Marthe zur Weißglut, zeigt aber auch ihre wahren Interessen. Sie möchte nicht, dass ihr Mann zurückkehrt sondern hofft auf ein Erbe unf einen Totenschein, um so die Möglichkeit zu erhalten, ein weiteres Mal heiraten zu können. Mephisto sagt, was von Marthe als Scherz aufgenommen wird, dass er sie ohne zu zögern heiraten würde. Dies nimmt Marthe nicht ernst, ist aber davon sichtlich geschmeichelt, Mephisto hat sich ihr Vertrauen erschlichen.
Mephisto wendet sich wieder Gretchen zu. Er fragt, wie es denn mit dem Herzen stehe (vgl. S. 100, V. 3006), worauf Gretchen verwirrt reagiert. Mephisto versucht die Szene zu verlassen, er wird jedoch von Marthe aufgehalten, die ihn um ein Zeugnis bittet, das den Tod ihres Mannes bestätigt. Mephisto verspricht mit einem zweiten Mann, Faust, zurückzukehren, um den Tod ihres Mannes zu bezeugen. Er bittet darum, dass Gretchen auch bei der nächsten Begegnung anwesend sein soll. Er vereinbart sozusagen eine Doppelverabredung zwischen Faust und Gretchen und zwischen ihm und Marthe. Durch die erfundene Geschichte über den Tod ihres Mannes schafft es Mephisto sich das Vertrauen von Marthe zu erschleichen. Durch viele kleine Lügen und falsche Zitate des Mannes, gelingt es ihm, Marthe von den trüben Gedanken an ihrem Mann abzubringen und sogar Hass auf ihn zu schüren. Die Anspielung auf die mögliche Heirat fruchtet genauso wie Mephistos Schmeicheleien über Gretchens Aussehen und Verhalten.
Die Funktion der Szene für das weitere Drama ist zunächst einmal das Zusammenbringen von Faust und Gretchen. Außerdem wird dargestellt, wie skrupellos Mephistos Methoden sind. Faust muss sich in der nächsten Szene dem Konflikt stellen, ob er sich Mephistos skrupellosen, verlogenen und unmoralischen Methoden hingeben will oder nicht. In der Szene werden die Sehnsüchte Gretchens deutlich. Diese seht sich, genau wie Marthe, nach einem besseren Leben. Es wird deutlich, dass dies Gretchens Schwäche ist und dies der Weg ist wie Faust sie verführen kann. In der Szene wird zudem Marthe in das Drama eingeführt. Diese hat sich bereits nach ihrem ersten Auftritt in ihrer Rolle als „Kupplerin“ eingefunden.