Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
In dem Gedicht „Liebe und Frühling“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben geht es dem lyrischen Ich um seine Angebetete, welche er für seinen Frühling hält.
Das Gedicht ist in 4 Strophen à 4 Verse unterteilt und folgt dem jambischen Metrum1. Das Reimschema ist ein einfacher Kreuzreim, wobei die erste Strophe und die letzte Strophe die gleichen Reimwörter benutzen. Auffallend ist auch die Abwechslung von betonten und unbetonten Kadenzen2. Dieses Gedicht macht einen sehr geordneten und strukturierten Eindruck.
Die erste Strophe fängt schon ausdrucksstark an, das lyrische Ich betont es „muss hinaus“, es „muss zu dir“ (V 1). Es wird also schon ganz am Anfang des Gedichts die Abhängigkeit des lyrischen Ichs von seiner Angebeteten klar. Er möchte seiner Angebeteten etwas sagen; auch hier in Vers 2 wird sein Drang durch das Verb „müssen“ verstärkt. Im Gegensatz zu vielen Gedichten aus der Romantik, wo öfters die Stimmung der Nacht benutz wird, wird hier deutlich vom hellen Tag geredet. (V 4) Er betitelt seine Angebetete als sein Frühling, dabei wird ausdrücklich festgestellt, dass sie nur sein Frühling ist: „ …, du nur mir“ (V 3). Dies kann bedeuten, dass er entweder schon glücklich mit ihr zusammen ist, oder, dass er quasi Besitzanspruch anmeldet. Es wird auf jeden Fall nicht ersichtlich ob sie eine glückliche Beziehung haben oder ob er sie noch unbedingt erobern will. Was sich allerdings zeigt, ist, dass sie sein „Frühling“ ist was bedeutet, dass sie sein Leben erhellt bzw. erblühen lässt, einen Sinn gibt.
Es folgt in der zweiten Strophe eine Enumeration verschiedener Eindrücke aus der Natur. Das lyrische Ich schildert, dass es die ganzen Sinneseindrücke der Natur nicht mehr erleben will. Er kann sich nicht mehr an Blumen, Gras oder am Wald erfreuen, da ja seine Geliebte viel mehr Freude bzw. „Frühling“ in ihm erweckt. Auch die dritte Strophe folgt der gleichen Struktur wie die vorherige. Es gibt wieder einer Enumeration verschiedener Dinge aus der Natur, welche das lyrische Ich für sich nicht mehr erleben will. Er kann sich nicht mehr an Luft, Wellen and Vögeln und deren Lieder erfreuen. Um diese zwei Strophen einheitlich und vom Inhalt ähnlich darzustellen benutzt der Autor hier Parallel Strukturen, viele Sätze ähneln grammatikalisch den anderen.
In der letzten Strophe des Gedichts folgt eine Repetition der gesamten ersten Strophe. Der einzige Unterschied ist, dass diesmal das ausdrucksstarke „muss“ durch ein „will“ ersetzt worden ist. Man merkt also deutlich, dass das lyrische Ich von seiner Besessenheit abgekommen ist und die Benutzung des Verbs „wollen“ lässt die Angelegenheit jetzt in das Licht eines verschwommenen Wunsches treten. Am Anfang war er voller Überzeugung, zeigt wie sehr er zu seiner Angebeteten muss, doch nun ist es nur noch ein Wunsch. Es ist also hier anzunehmen, dass er mit seiner Angebeteten nicht glücklich Zusammen ist, denn sonst würde dies hier nicht als Wunsch geäußert.
Das Gedicht handelt also von der Liebe des lyrischen Ichs zu einer unbekannten Frau. Diese Frau ist für ihn sein „Frühling“ also sein Lebenssinn, was alles in ihm erweckt und aufblühen lässt. Er ist fest entschlossen seine Angebetete zu erobern, denn nur sie kann ihn erfreuen, sonst nichts auf der Welt. Doch im Ende wird er unsicher und weiß nicht so recht ob er sich trauen soll ihr seine Liebe zu gestehen.
Die vielen „Ich“ am Satzanfang sind Anaphern4, welche eine zentralistische Ausrichtung auf das lyrische Ich bewirken. Es ist klar, dass es sich hier um die Sorgen und Gedanken des lyrischen Ichs handelt. Die klare Strukturierung sowie die Repetition einzelner Wörter (muss, will) und der ganzen ersten Strophe führt zu einem geordneten und überdachten Eindruck. Das lyrische Ich weiß ganz genau was es will und formuliert seine Gedanken mit sehr einfacher, aber ausdrucksstarker Sprache.