Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Das Gedicht „Deutschland im Marschschritt“ von Herybert Menzel“ aus dem Jahre 1936 ist in die Epoche des Nationalsozialismus, kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs, einzuordnen.
Es handelt von einem Soldatenmarsch, den das lyrische Wir auf die gesamte deutsche Nation überträgt.
Das lyrische Wir gehört zu den Soldaten dieses Marsches und konzentriert sich sehr auf die Einheit von Schritt und Herz- bzw. Pulsschlag. Durch das alternierende Metrum1 und den Rhythmus wird dem Gedicht automatisch eine Struktur verliehen, die sehr an einen Marschschritt und die im Dritten Reich gewollte Ordnung und Disziplin erinnert.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit je vier Versen, die zwei Paarreime (AABB) pro Strophe bilden. Der erste Paarreim einer jeden Strophe hat durchgehend das gleiche Reimwort, beim zweiten haben nur die zweite und dritte Strophe das Reimwort gemein. Somit besteht das komplette Gedicht aus nur vier Reimwörtern.
Im jeweils ersten Vers der ersten drei Strophen wird das Stilmittel Anakoluth2 verwendet, d. h. der Satz wird unterbrochen, um durch den Einschub eine verstärkte Wirkung zu erzielen. Ebenfalls handelt es sich bei diesen Versen um eine Epipher, da sie immer gleich („-Schritt um Schritt–„) enden.
Das Wort „Herz“ ist in der ersten Strophe ein Schlüsselbegriff, da es mehrfach erwähnt und mit dem gleichtaktigen Schritt verglichen wird. Bei „Wir lauschen“ in Vers 2 handelt es sich um eine Hyperbel, da niemand sein eigenes Herz in der Menschenmenge bei einem Marsch hören kann. Das unterstreicht die Wichtigkeit des Herzens in dieser Strophe.
Menzel bezieht sich ständig auf das Herz, welches das zentrale Organ des menschlichen Körpers ist. Dieses schlägt im Takt der Schritte, ist damit also im gleichen Rhythmus wie der Kriegsmarsch und erinnert an eine Trommel, die den Takt angibt.
Im vierten Vers der ersten Strophe wird der Ausruf „Soldat! wiederholt, ebenso in Vers 1 der vierten Strophe, sodass hier eine Verknüpfung der beiden Strophen stattfindet.
Die zweite Strophe beginnt mit der bereits genannten Epipher wobei dieser Vers gleichzeitig mit dem Verb „stampfen“ (V. 6) wird Lautmalerei erzeugt, wodurch das Erzählte für den Leser lebendiger wirkt, indem sein auditiver Sinn angesprochen wird.
Es wird von „gleichem Tritt“ gesprochen. Damit könnte die Einstellung des Volkes gemeint sein, die Hoffnung und Erwartung auf etwas Großes (Vers 7), eine neue Ära, von Adolf Hitler eingeleitet.
Gleichzeitig ist dieser Vers durch das Wort „Kolonnen“ übertrieben dargestellt, bildet also eine Hyperbel. Weiterhin werden Worte wie „ahnen’s groß“ (V. 7), „Pulsschlag der Nation“ (V. 8) verwendet, die alle sehr mächtig bzw. gewaltig und erhaben klingen. Das Wort „beten“ in Vers 7 zeigt, dass diese noch nicht eindeutig benannte Zukunft des Volkes eine durchaus erwünschte ist, da das lyrische Wir offensichtlich um deren Eintreffen bittet.
Mit der Metapher3 des „Pulsschlag(s) der Nation“ ist die Einstellung und Denkensweise des deutschen Volkes gemeint.
Zu Beginn der dritten Strophe (V. 9) wird der erste Vers wiederholt, sodass sich die formale Struktur des Gedichtes erneut ineinander verzahnt.
Es wird von den andern kommenden und vergangenen Generationen berichtet (V. 10/11), die im Blute der Soldaten mitziehen. Diese Aussage ist sinnbildlich zu verstehen, da niemand wirklich im Blut mitzieht, sondern sie sozusagen im Erbgut der Soldaten miteinander vereint sind.
In Vers 12 wird der „Pulsschlag der Nation“ nochmals aufgegriffen. Diese Metapher wird nun zugleich zu einer Hyperbel, welche durch das Wort „ewig“ eingeleitet wird. In den Versen 11 und 12 ist von den Vätern und Enkeln, die im Blut der Soldaten mitziehen, die Rede sowie vom „besten Blut“ gesprochen wird (V. 16). Hiermit ist vermutlich das „reine, deutsche, arische Blut“ gemeint, das von Generation zu Generation vererbt wird und das einzig wahre – „beste“ (V. 16) – ist, daher auch in Vers 12 der ewige Pulsschlag der Nation.
Vers 13 beginnt mit der bereits genannten Wiederholung „Soldat! Soldat!“, woraufhin in dieser letzten Strophe „So Tritt um Tritt“ statt „Schritt um Schritt“ folgt.
In den Versen 14 und 15 werden eine Anapher4 und Personifikation5 angewandt. Personifiziert wird in diesem Fall Deutschland, wobei der Name des Landes stellvertretend für sein Volk verwendet wird.
Diese Wortgruppe ist gleichzeitig eine Alliteration6. Deutschland bzw. das deutsche Volk wird als das Opfer der verfeindeten Nationen dargestellt, das Jahrhunderte um seine Freiheit kämpfen musste („stritt und litt“ (V. 14)), aber nie aufgegeben hat („ewig zieht“ (V. 15)) und nun kurz vor seinem Ziel, der alleinigen Herrschaft zu stehen scheint. Mit dem Wort „ewig“ (V. 15) tritt erneut eine Hyperbel auf, gleichzeitig ist eine Art Hoffnung auf ewige Macht zu erkennen. Durch die am Versende verwendeten Ausrufezeichen wird die Wichtigkeit der Aussage betont, indem man beim Lesen den Eindruck eines lauten Schlagrufes der Soldaten bekommt.
Noch einmal wird das Blut, von welchem schon in der dritten Strophe die Rede war, aufgegriffen, diesmal wird es sogar als „das beste“ (V. 16) bewertet. Hierin zeigt sich deutlich der nationalsozialistische Hang des lyrischen Wirs, welches die Gene des eigenen Volkes als die besten ansieht und offenbar von der derzeitigen Rassenlehre beeinflusst ist. Das Wort „Heldenlied (V. 16) erscheint aus heutiger Sicht eher ironisch, jedoch wird es im historischen Kontext, in dem das Gedicht verstanden werden muss, durchaus ernsthaft im heroischen Sinne verwendet.
Nach ausgiebiger Analyse des Werkes komme ich zu dem Schluss, dass das lyrische Wir bzw. der Autos des Gedichts eindeutig ein Kriegsbefürworter zu sein scheint. Dies zeigt sich darin, wie euphorisch er den Soldatenmarsch (v.16 „Heldenlied“) beschreibt. Es sind auffällig viele Hyperbeln7 und Wiederholungen angewandt worden, was an die typische Art der Nazipropaganda erinnert, bei der „gehirnwäscheartig“ alles in beschönigter Form dem Volk verinnerlicht werden sollte.
Durch die klar geordnete Struktur, deutet sich ebenfalls ein Hang zum Nationalsozialismus an, bei dem Disziplin und Ordnung oberstes Gebot waren. Somit kann man sagen, dass der Inhalt des Werkes durch die äußere Form unterstützt wird.