Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Das vorliegende Naturgedicht „Pfaffenhut“, verfasst von Günter Eich, wurde 1948 veröffentlicht und ist von einer resignierenden letztlich aber hoffnungsvollen Grundstimmung geprägt. Die moderne Naturlyrik, welcher auch dieses Gedicht zuzuordnen ist, ist nicht mehr Ausdruck von Harmonie zwischen Mensch und Natur, sondern stellt eine mystische dem Menschen gegenüber verschlossene Natur dar.
Auf der inhaltlichen Ebene beschreibt das Gedicht die Veränderungen der Natur im Herbst bzw. im Oktober. Dabei geht der Dichter auf den Rückgang der Vegetation, das Aufgehen des Mondes bereits am Nachmittag und das Scheinen der Sonne an einem klaren Herbsttag ein, wobei all diese Ereignisse als unangenehm bzw. bedrohlich empfunden werden.
Die zentralen Themen des Gedichtes sind die Natur im Herbst und die Vergänglichkeit, die mit Hilfe der Verfallsprozesse im Herbst im Gedicht dargestellt wird („Die wuchernde Schrift der Ranken erblich“, Str. 4 V. 3-4). Des Weiteren spielt mit den Themen Vergänglichkeit und Verfall in der Natur auch das in dem Gedicht auftretende Motiv des Todes eine Rolle. Darüber hinaus sind weitere Motive die Schrift und die Zeit. Das lyrische ich tritt nur einmal in der vorletzten Strophe in Erscheinung („…so noch am Tage zielt er auf mich“, Str. 4 V. 2). Dabei ist erkennbar, dass es sich als bedrohtes Opfer begreift. Dieser Eindruck würde noch unterstützt, wenn man den Pfaffenhut als metaphorische Selbstdarstellung des lyrischen ich auffasst („Es glüht unterm Pfeile der Pfaffenhut“, Str. 5 V. 3-4).
In der ersten Strophe, welche die kürzeste des Gedichtes darstellt, stellt Eich den „Oktober“ als Täter auf der einen Seite dem „Blumenblut“ als Metapher1 für die Opfer auf der anderen Seite gegenüber.
Die letzten beiden Zeilen dieser Strophe beziehen dieses Täter-Opfer-Verhältnis auf das lyrische ich. In der zweiten, dritten und den ersten beiden Versen der vierten Strophe setzt sich Eich mit der Sonne und dem Mond auseinander, wobei er beide als gefährlich darstellt. In dem Gedicht wird dies an den Aussagen deutlich, dass die Sonne Pfeile schleudert und der Mond einem scharfen Messer entspricht. Dabei bedroht die Sonne die „Blume“ und der Mond das „ich“. Besonders auffällig an der Darstellung dieser beiden Himmelskörper ist, dass es sich um Umkehrungen der traditionellen Darstellungen von Sonne und Mond handelt.
In der zweiten Hälfte der vierten Strophe greift Eich die Thematik der Schrift auf und setzt sie in engen Bezug zur Natur, wie schon in seinem Gedicht Winterliche Miniatur. In der letzten Strophe des Gedichtes könnte die Metapher „flammende Wunden“ aus denen kein Blut fließt einen Zustand des lyrischen ich zwischen Leben und Tod symbolisieren, da es von den Pfeilen der Sonne getroffen wurde, diese aber noch in ihm stecken.
Zur äußeren Form des Gedichtes ist zu sagen, dass es aus vier Strophen mit jeweils vier Versen besteht und über einen Kreuzreim verfügt, wobei sich in allen Strophen außer der Ersten nur jeweils die zweite und die letzte Zeile reimen.
Der Rhythmus des Gedichtes ist gleichmäßig fließend und ein häufig verwendetes sprachliches Mittel sind die Enjambements2 mit denen die Strophen in sich und untereinander verknüpft werden sollen. Des Weiteren verwendet Eich zwei Alliterationen3 („Mond - Messer“) und („Pfeile - Pfaffenhut“) mit denen ein besonderer Bezug zwischen den Begriffen betont werden soll.