Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Gottfried Benns Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke erschien 1912 in der Gedichtsammlung «Morgue» und ist eines seiner berühmtesten Gedichte, das in die Epoche des Expressionismus (1910-1920) gehört. Der Begriff ‚Expressionismus‘ stammt vom lateinischen Wort expressio (Ausdruck) und bedeutet ‚Ausdruckskunst‘. Die Dichter dieser Zeit lehnten sich gegen die Tradition des 19. Jahrhunderts auf, das schon lange kritisiert wurde, aber bisher nicht in einer solchen Schärfe. Sie kritisierten aktuelle Entwicklungen wie die Industrialisierung, die Urbanisierung, die Zivilisation und das wilhelminische Bürgertum.
Expressionistische Themen waren die Großstadt, der Weltuntergang, der Krieg und der Ich-Zerfall. Viele Dichter wendeten sich in ihren Texten provozierend gegen bürgerliche Geschmacksnormen und einen künstlerischen Schönheitsbegriff, der bestimmte Bereiche ausschloss. So griffen sie häufig hässliche Motive auf, wie Verfall, Tod, Wahnsinn, Krankheit und Verwesung, weshalb man auch von der Ästhetik des Hässlichen spricht. Dabei wurden hässliche mit schönen Elementen verschränkt oder traditionelle lyrische Bereiche wie die idyllische Mondpoesie ironisiert. Georg Heym lässt beispielsweise sein Kriegsmonster in Der Krieg den Mond zerdrücken und Georg Trakls Sonne rollt in Grodek dunkel und bedrohlich über den Himmel. Die Dichtersprache wurde auch zerschlagen, weil sie nicht mehr als Ausdrucksmittel der neuen Wirklichkeit taugte. Es handelt sich um Provokation, Spielerei und um ein Aufbegehren gegen die ästhetischen Werte der Bürger, was man gerade in Gottfried Benns Texten sehen kann.
Mehrere Dichter erwarteten eine drohende Apokalypse und hielten die Gesellschaft und die Lebensumstände ihrer Zeit für erstarrt und todkrank. Deshalb setzten sie sich viel mit dem Verfall und der Vergänglichkeit auseinander. Der Verfallsvorgang wird in vielfältigen Variationen dargestellt, wobei sich fast jeder Lyriker seinen eigenen Zugang zu diesem Motiv schuf. Georg Heym stellt beispielsweise in Umbra Vitae eindringlich dar, wie Selbstmördern schon vor ihrem Sprung in den Tod die Haare ausfallen. Gottfried Benn schildert in Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke den Verfallsprozess von Krebspatienten. Das Gedicht enthält die Themenbereiche Tod, Verfall, Vergänglichkeit und durch die Verdinglichung der Patientinnen streift es auch den Motivkreis Ich-Zerfall.
Inhaltlich beschreibt Benn eine Visite in einer Krebsstation. Ein Arzt zeigt einer Frau die Frauenabteilung, wobei er auf einzelne Patientinnen aufmerksam macht, indem er ihre körperlichen Verfallserscheinungen beschreibt und sachlich die Symptome, einzelne Schicksale und die organisatorische Regelung mit den Krankenschwestern erklärt. Er weist darauf hin, dass keine Hoffnung mehr besteht: Jede Patientin wird sterben.
Der Titel Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke und der Text stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander, weil sie sich gegenseitig ergänzen. Der Titel gibt knapp den Inhalt wieder und verdeutlicht, dass es sich bei dem Schauplatz um eine Krebsstation handelt, was für ein Gedicht sehr ungewöhnlich ist. Im Titel werden ein Mann und eine Frau genannt, im Text führt der Arzt aber einen Monolog. Es werden viele radikale Bilder entworfen, die aus dem Titel allein nicht hervorgehen. Der Begriff ‚Krebsbaracke‘ löst beim Leser bestimmte Assoziationen aus. Eine Baracke ist ein einfaches, meist provisorisches Gebäude, das zur vorübergehenden Unterbringung von vielen Menschen wie Soldaten, Arbeitern, Kriegsgefangenen, Flüchtlingen oder Zwangsarbeitern dient. Durch die Bezeichnung ‚Krebsbaracke‘ wird die Station schon im Titel abgewertet und man geht davon aus, dass sie dreckig und ärmlich sein muss.
Das Gedicht besteht aus sieben reimlosen Strophen, wovon drei vier Verse und vier drei Verse aufweisen. Man kann keinen einheitlichen Rhythmus ausmachen. Benn verwendet viele stilistische Mittel wie Parallelismen (diese Reihe), Wiederholungen (Bett, fühlen), Demonstrativpronomen und Imperative. Im Text finden sich auch Anaphern1 (Hier, Komm), Vergleiche, Synekdochen2 („Zerfallene Schöße“ (V. 2), „zerfallene Brust“ (V. 3), „Bett stinkt bei Bett“ (V. 4)), mehrere Enjambements3 und Metaphern4 (Rosenkranz (V. 10)), die sich in der letzten Strophe häufen. Benn greift mit der Krebserkrankung ein bisher aus der Lyrik ausgeklammertes Thema auf, das er mit traditionellen lyrischen Mitteln behandelt. Die Stilmittel werden verfremdet und so tritt passend zum hässlichen Thema an die Stelle des schönen poetischen Vergleichs der hässliche. Alle Stilmittel sind bedeutungstragend und untermalen die inhaltliche Aussage.
Das Gedicht beginnt ungewöhnlich, weil der erste Vers eher an den Anfang eines Dramas erinnert, indem ein anonymer Sprecher genannt wird: „Der Mann:“ (V. 1). Er bleibt der einzige, der spricht, wodurch das Gedicht einen Monolog darstellt, der von einer maskulinen Perspektive geprägt ist. Der Mann erweist sich im Text als Experte, wodurch man davon ausgehen kann, dass er Arzt ist. Die Frau könnte eine neue Kollegin sein. Durch die Wiederholung der Wendung „diese Reihe“ (V. 2 und 3) erhält man den Eindruck, dass die Baracke sehr groß ist und es viele Reihen mit Patienten geben muss, wodurch Benn die massenhafte Ansammlung von Patienten betont. Im Expressionismus werden oft Menschenmassen beschrieben, in denen das einzelne Individuum untergeht und so spricht der Arzt auch hier nur von Reihen und nicht von einzelnen Menschen, wodurch Benn das Ausmaß der Krankheit steigert. In dem zweiten und dritten Vers beschreibt der Arzt verschiedene Krankheitsfälle, die er in Form von zwei Synekdochen als „zerfallene Schöße“ (V. 2) und als „zerfallene Brust“ (V. 3) bezeichnet und dadurch ihren körperlichen Verfall betont. Die Patienten werden entpersonalisiert, indem sie auf Bettenreihen und Symptome reduziert werden, woran deutlich wird, dass der Arzt sie als Krankheitsfälle und nicht als Menschen betrachtet. Es wird nicht gesagt, ob es sich bei den Patienten um Frauen oder Männer handelt, doch durch die Wörter ‚Brust‘ und ‚Schöße‘ kann man eher auf weibliche Patienten schließen, was sich im weiteren Textverlauf bestätigt. Die Synekdoche „Bett stinkt bei Bett“ (V. 4) reduziert die Patienten erneut auf ihre Betten, verdeutlicht die ekelhaften Begleiterscheinungen der Krankheit und vermittelt den Eindruck, dass die Kranken nicht ausreichend gepflegt werden. „Die Schwestern wechseln stündlich“ (V. 4) heißt es, was darauf hinweist, dass das Personal es nicht lange an diesem schrecklichen Ort aushält, wo die Patienten scheinbar nur noch auf ihren Tod warten.
In der zweiten Strophe enthüllt der Mann schamlos eine seiner Patienten: „Komm, hebe ruhig diese Decke auf“ (V. 5). Die Kranke wird verdinglicht auf einen „Klumpen Fett und faule Säfte“ (V. 6), was der Rest eines Menschenlebens zu sein scheint. Der Klumpen scheint sich auf ihr Geschlecht zu beziehen, war „einst irgendeinem Mann groß (und hieß) „auch Rausch und Heimat“ (V. 7 und 8). Durch die Wörter ‚Rausch‘ und ‚Heimat‘ weist der Arzt auf die Sexualität und die Geborgenheit einer Beziehung hin, von der nicht viel geblieben ist. Hier klingt deutlich das Motiv der Vergänglichkeit an, indem Benn einen Kontrast zwischen dem früheren Leben und der Krankheit schafft, der das Ausmaß des Leids unterstreicht.
Im weiteren Verlauf macht der Arzt auf eine „Narbe an der Brust“ (V. 9) aufmerksam, aus der anscheinend ein Tumor entfernt worden ist. Unter der Haut findet sich ein „Rosenkranz von weichen Knoten“ (V. 10). Ein Rosenkranz ist eine Perlenschnur, die beim Beten verwendet wird. Benn setzt metaphorisch einen religiösen Begriff ein, um zu verdeutlichen, dass der Krebs nicht heilbar war und sich bereits neue Knötchen in der Brust bilden. Dieser makabre Vergleich grenzt an Blasphemie und steigert die abstoßende Wirkung des Textes. Benn erzielt öfter eine groteske5 Wirkung über die unangemessene Zuordnung von Begriffen. Der Mann fordert seine Begleiterin auf, die Symptome zu berühren, was für die Patientin schmerzlos sei. Der Umgang mit den Patienten wirkt respektlos: Sie werden wie Puppen beäugt und angefasst und das Personal spricht über sie, als wären sie schon tot.
In der vierten Strophe findet sich eine Anapher („Hier“ V. 12 und 14), die erneut die Massen der Kranken betont. Der Arzt beschreibt hyperbolisch in einem abstoßenden Vergleich das Leid einer Patientin: „diese blutet wie aus dreißig Leibern“ (V. 12), was eine schockierende Wirkung erzielt. Der Satz „Kein Mensch hat so viel Blut“ (V. 13) verdeutlicht eine gewisse Fassungslosigkeit und die Hilflosigkeit der Ärzte, die den Verfall nur beobachten und nicht aufhalten können. Anschließend weist er auf eine Frau hin, der man ein Kind aus dem „verkrebsten Schoß“ (V. 15) geschnitten hat. Bis zu dieser Stelle wurde nur auf die Krankheit angespielt, hier wird sie – abgesehen vom Titel - das erste Mal beim Namen genannt. Zugleich wird noch deutlicher, dass es sich bei den Patienten um Frauen handelt, die wieder auf ihre Geschlechtsorgane reduziert werden. Der Leser ist auch schockiert, weil angesichts des Todes immer wieder auf das Geschlechtliche der Frauen angespielt wird, was pervers wirkt. Die Patientinnen bekommen davon nichts mit und bleiben passiv.
In der fünften Strophe heißt es in resignierend wirkenden Parataxen: „Man lässt sie schlafen. Tag und Nacht.“ (V. 16). Der Schlaf ist scheinbar die einzig wirksame Behandlungsmethode und stellt zugleich eine Flucht vor der grausamen Realität dar. Neuankömmlingen wird gesagt „Hier schläft man sich gesund“ (V. 17), was eine glatte Lüge ist, denn in Wirklichkeit verabreicht man den Patienten nur genügend Morphium und entfernt die Krebsgeschwüre, ohne dass man auf Heilung hoffen kann. Sonntags verabreicht das Personal den Kranken weniger Medikamente, damit sie wacher sind, wenn der Besuch kommt. Die Angestellten regeln also den Bewusstseinszustand der Patienten wie von Maschinen. Durch das Wort ‚man‘, das in dieser Strophe drei Mal vorkommt, distanziert sich der Arzt vom Gesagten, als ob ihn das ganze nichts anginge. Er wirkt im ganzen Text unangemessen kühl angesichts des Leids, das ihn umgibt, was den Leser abstößt. Die Strophe verdeutlicht erneut die Hilflosigkeit des Personals angesichts des unaufhaltbaren körperlichen Verfalls.
In der sechsten Strophe teilt der Sprecher in weiteren knappen Sätzen mit, dass die Patientinnen kaum noch etwas zu sich nehmen und ihre Rücken wund gelegen sind. „Du siehst die Fliegen.“, fügt er völlig teilnahmslos hinzu, was den Leser durch die Emotionslosigkeit schockiert. Es kommt zu einer synästhetischen Darstellung: Die Krankheit wird gesehen, gerochen, gefühlt und durch die Fliegen gehört, wodurch sie anschaulich und abstoßend dargestellt wird. Die Kranken werden nur „[m]anchmal“ gewaschen, was noch deutlicher als die erste Strophe zeigt, dass sie nicht genügend versorgt werden. Benn steigert dies in dem Vergleich „[w]ie man Bänke wäscht“ (V. 21). Der Vergleich verdeutlicht erneut, dass die Patienten als Objekte betrachtet werden. Das Personal zeichnet sich durch Emotionslosigkeit und Grausamkeit aus, wodurch Benn die Kälte unter den Menschen verdeutlicht, die den Leser schockiert.
Zum Abschluss wechselt die einfache Sprache zu einer lyrischen und die zentrale Aussage wird metaphorisch wiedergegeben: „Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett“ (V. 22). Benn deutet den nahenden Tod an, indem er das ausdrucksstarke Bild eines Grabes entwirft, das sich scheinbar eigenständig um die Krankenbetten öffnet und bereitsteht. In dem zweiten Vers heißt es „Fleisch ebnet sich zu Land“ (V. 23), was verdeutlicht, dass die auf ihr Fleisch reduzierten Menschen zur Erde zurückgehen werden. In dem dritten und vierten Vers gibt sich die „Glut (…) fort (und) Saft schickt sich an zu rinnen“ (V. 23 und 24). Die Glut der Menschen, also ihre Lebenskraft, vergeht und mit dem rinnenden Saft könnte ihr stockendes Blut gemeint sein, das nicht mehr zirkuliert. Der letzte elliptische Satz klingt wie das hoffnungslose Fazit des ganzen Gedichts: Die „Erde ruft.“ (V. 24), nach den Kranken, die unwürdig in der schrecklichen Krebsbaracke dahinvegetieren und sterben werden. Am Ende herrscht wie so oft im Expressionismus Hoffnungslosigkeit vor, weil alle Patienten sterben werden. Diese Strophe kontrastiert durch die dichterische Ausdrucksweise mit dem Rest des Gedichts, wodurch der Text zum Abschluss einen pathetischen Ton bekommt und dennoch Vergänglichkeit ausdrückt.
Die Hauptthemen Verfall, Vergänglichkeit und Tod finden sich in jeder Strophe, wodurch der Mann sich nicht als Helfer, sondern als Beobachter des Verfalls fühlt. Das Gedicht beschreibt kein individuelles Leid, sondern das der Massen, um das Ausmaß des Leids zu vergrößern.
Viele denken, dass das Gedicht sozialkritisch sei und die damaligen Missstände in Krankenhäusern anklagen würde, was aber nicht der Fall ist. Der Text zeigt nicht die damalige Situation in Krankenhäusern auf, sondern ist fiktiv6. Auch 1910 gab es keine Fliegen an Patienten und keine so rohen Schwestern. Der Text greift ein bisher aus der Lyrik ausgeklammertes Thema auf und übertreibt, um die schockierende Wirkung zu steigern, was besonders durch die emotionslose Darstellung gelingt. Bei Benn geht es eher um die Darstellung des Hässlichen als gleichwertigen Bestandteil des Lebens.
Die weibliche Begleiterin schweigt wie die Kranken und Pflegerinnen. Der Mann ist überlegen, kalt, zynisch und emotionslos. Er degradiert seine Patienten zu Fällen und distanziert sich wie die Pflegerinnen. Sie gehen den Kranken in ihrer Hilflosigkeit aus dem Weg und vernachlässigen sie. Dabei bleiben die Frauen genauso anonym wie die Kranken und werden nur als ‚Schwester‘ oder durch das Pronomen ‚man‘ bezeichnet, was die damalige Geschlechterrollenverteilung verdeutlichen könnte. Benn stellt den Verfall der Menschlichkeit dar, der alle Menschen im Text betrifft: Der Arzt und die Schwestern haben keine Gefühle und Menschlichkeit und die Patienten befinden sich in einem unaufhaltsamen körperlichen Verfallsprozess, der mit ihrem Tod endet. Das menschliche Zusammenleben ist durch Kälte geprägt und es herrscht ein unmenschliches Warten auf den Tod, woran deutlich wird, dass es keine Hoffnung mehr gibt und der Tod unvermeidbar ist. Gedichte dieser Epoche drücken oft Hoffnungslosigkeit aus. Auch die Religion bietet keinen Trost. Sie ist höchstens blasphemisch in der Metapher des Rosenkranzes und in der Erwähnung des Ackers zu finden. Auch in Georg Heyms Umbra Vitae bietet die Religion keine Hoffnung.
Die derbe, eindringliche Sprache fällt auf und soll die grausame Atmosphäre steigern und den Leser schockieren. Da es sich um eine Fallbesprechung handelt, verwendet Benn eine sachliche Sprache mit kurzen Sätzen, die er mit poetischen Ausdrücken und ungewöhnlichen Satzkonstruktionen kombiniert. Selbst die nüchterne Beschreibung ähnelt immer wieder Metaphern, wodurch der Text nicht zu sachlich wird. Die Imperative, die hinweisenden Gesten und das Verbinden mehrerer Sinne unterstreichen das Grauen. Die Ästhetik des Hässlichen wird durch die inhaltliche Offenheit und die Sprache verwirklicht.
Der Mann weist oft auf die Sexualität hin und alle Patientinnen leiden an Brust- und Unterleibskrebs. Benn kontrastiert den körperlichen Verfall mit der vergangenen Sexualität und der Harmonie einer Beziehung, wodurch er schöne Elemente neben hässliche stellt und damit die abstoßende Wirkung steigert. Er betont dadurch ausdrucksstark die Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit eines Menschenlebens. Dabei ist provozierend, dass das Mitleidspathos fehlt. Die sarkastische Darstellung schockiert den Leser, der so etwas in der Poetik nicht gewöhnt ist. Benn stellt Krankheit mit provokativer Hässlichkeit dar.
Benn verband seinen Arztberuf mit der Dichtung. In seinen Gedichten mischt er die realistische Betrachtungsweise des Wissenschaftlers mit einer ausdrucksreichen dichterischen Sprache. Seine Beschäftigung mit dieser Krankheit ist zum einen auf seine Arbeit zurückzuführen, zum anderen auf die Erkrankung seiner Mutter an Brustkrebs und auf ihren Tod. Man sollte Benns Texte nicht zu biographisch deuten. Der Todesfall der Mutter dürfte nur eine Anregung für diesen Text gewesen sein. Das Gedicht erschien in seinem Band Morgue und andere Gedichte: Alle Texte bis auf einen sind im medizinischen Milieu situiert. Man kann darin auch einen intertextuellen Bezug ausmachen. Im Gedicht Blinddarm heißt es, dass der Tod nun in die Krebsbaracke schleicht, womit bereits der Inhalt der Krebsbaracke angekündigt wird. Dieses Gedicht gilt als besonders scheußliches Beispiel, worin sich viele Verstöße gegen traditionelle Gestaltungsmittel und Wertvorstellungen finden, um die Leser zu schockieren. Durch Benns provokative Neuerungen wurde das Gedicht in Zeitungen eher abgelehnt, als pervers betrachtet und man sprach ihm teils den poetischen Wert ab. Es wurde viel diskutiert und ist vermutlich Benns bekanntester Text.