Autor/in: Georg Trakl Epoche: Expressionismus Strophen: 1, Verse: 17 Verse pro Strophe: 1-17
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tötlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düster hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain1,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.
Anmerkungen
1
Kleinerer Wald
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Das Gedicht Grodek von Georg Trakl stammt aus dem Jahr 1914 und gehört in die Epoche des Expressionismus (ca. 1910-1920). Der Begriff ‚Expressionismus‘ stammt vom lateinischen Wort expressio (Ausdruck) und bedeutet 'Ausdruckskunst'. Die Expressionisten lehnten sich gegen die Tradition des 19. Jahrhunderts auf, das bisher noch nicht in einer solchen Schärfe kritisiert wurde. Sie kritisierten aktuelle Erscheinungen und Entwicklungen ab, wie die Industrialisierung, Urbanisierung, die Zivilisation und das wilhelminische Bürgertum. Zu den expressionistischen Themen gehört die Großstadt, der Ich-Zerfall, der Weltuntergang, Tod, Krankheit und Verfall bzw. die Ästhetik des Hässlichen und der Krieg.
Das Gefühl sich in einer apokalyptischen Zeit zu befinden verband sich oft mit der Vorstellung, dass ein Krieg die kritisierte Gesellschaft vernichtet, damit sie erneuert werden könnte. Der Kriegsausbruch wurde nicht nur in Deutschland begeistert gefeiert. In den Gedichten vor 1914 findet man dementsprechend teils eine gewisse Kriegsfaszination. Expressionisten entwarfen Visionen eines kommenden Krieges, redeten ihn herbei oder warnten vor ihm, wie zum Beispiel Georg Heym in Der Krieg. Sie sahen den Krieg nicht voraus, sondern verwendeten ihn als Metapher, die für Veränderung und Aufbruch zu etwas Neuem stand. Der Krieg wurde auf zwei Arten beschrieben: als Purgatorium1, wie in Heyms Der Krieg oder in Georg Trakls Grodek und als Aufbruchsmetapher zu etwas Neuem wie in Ernst Stadlers Der Aufbruch. Viele Expressionisten, die teils begeistert in den Krieg gezogen waren, fielen bereits in den ersten Monaten, wie Alfred Lichtenstein, Ernst Stadler, Ernst Wilhelm Lotz und August Stramm, während sich Georg Trakl nach der Schlacht bei Grodek das Leben nahm. Durch die grausame Realität schlug die Begeisterung schnell in Schrecken um, was in eine Orientierungslosigkeit mündete.
Georg Trakls lyrischer Text Grodek stellt die Schattenseiten des Krieges dar. Der Titel verweist auf den Namen einer kleinen Ortschaft in der heutigen Ukraine, an dem im Herbst 1914 eine Schlacht zwischen österreichischen und russischen Truppen ausgetragen wurde. Trakl hatte sich freiwillig zum Militärdienst gemeldet und war dort in einer Sanitätseinheit stationiert. Nach der Schlacht hatte er in einer Scheune ungefähr 90 Schwerstverletzte medizinisch zu versorgen, wobei ihm allerdings die nötigen Medikamente fehlten. Der zeitlebens psychisch labile Dichter erlitt einen Nervenzusammenbruch und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Man brachte ihn ins Krankenhaus, wo er sein letztes Gedicht Grodek schrieb, in dem er versucht, seine schrecklichen Erfahrungen während der Schlacht von Grodek zu verarbeiten. Am 3. November 1914 starb er an einer Überdosis Kokain.
Inhaltlich schildert das Gedicht den Waffenlärm in den Wäldern. Anschließend richtet sich der Blick auf ein Schlachtfeld und die sterbenden Krieger. Die Sonne verdüstert sich und Blut sammelt sich im Weidengrund, während ein unbekannter Gott zürnt. In der Nacht kommt Stille auf und der Schatten einer Schwester huscht umher. Das lyrische Ich denkt zum Abschluss voll Trauer an die ungeborenen Enkel der Krieger.
Der Inhalt kann in zwei Teile unterteilt werden: Vers 1 bis 10 schildern die Schlacht und deren Folgen. Der 10. Vers ist wie eine Art Zusammenfassung. In der zweiten Hälfte werden weitere Folgen des Krieges genannt, die die Zukunft betreffen und erst die wirklich trostlosen Ausmaße des Krieges verdeutlichen.
Das Gedicht enthält keine traditionelle lyrische Form, keinen einheitlichen Rhythmus und kein Reimschema. Ein fester Rhythmus wäre eher unpassend, weil das lyrische Ich unter Kriegsimpressionen leidet und sich ein höchst verzweifelter Mensch nicht in Reimen ausdrückt. Die Kriegsschilderungen werden durch die Formlosigkeit stimmig untermauert, was man auch in August Stramms Patrouille beobachten kann. Grodek besteht aus einer Strophe mit 17 Versen und ist im Reihungsstil2 verfasst, der in der Epoche des Expressionismus häufig verwendet wurde.
Die ersten 9 Verse vermitteln dem Leser Eindrücke vom Kampfgeschehen mitten in einer schönen Landschaft mit blauen Seen (V. 3) und goldene Ebenen (V. 2). Trakl entwirft eine positive Ausgangsstimmung, wobei der erste Vers die grausame Darstellung der Schlacht noch nicht erahnen lässt: „Am Abend tönen die herbstlichen Wälder“ (V. 1). Doch die friedliche Stimmung wird sogleich verworfen: Im zweiten Vers muss der Leser erfahren, dass die Wälder nicht von hübschem Vogelgesang ertönen, sondern „[v]on tödlichen Waffen“ (V. 2). Trakl schafft also gleich zum Einstieg einen scharfen Kontrast zwischen der Schönheit der Natur und der grausamen Schlacht, der sich im ganzen Text findet. Die Begriffe Abend (V. 1), herbstlich (V. 1) und Nacht (V. 4, V. 11) stehen alle für etwas, das sich zu Ende neigt und künden somit symbolhaft den Untergang der jungen Menschen an, die die Natur frevelnd mit ihren Waffen beeinträchtigt haben.
Die Natur verhält sich gleichgültig gegenüber den Menschen, aber die anfängliche Helligkeit weicht einer Dunkelheit: Die Sonne verdüstert sich, die Nacht umfängt die Krieger und die dunklen Flöten des Herbstes tönen leise. Die Sonne, die sonst ein Symbol für Schönheit, Helligkeit oder Natur ist, wird ganz ungewohnt beschrieben: „darüber die Sonne düstrer hinrollt“ (V. 3-4). Das Oxymoron3 wirkt noch eindrucksvoller, weil ein Enjambement die unaufhaltsame Bewegung der Sonne formal unterstützt. Die rollende Bewegung lässt den Leser eher an ein Gewitter und an das Grollen eines Donners denken, was einen akustischen Eindruck erzeugt und eine bedrohliche Wirkung erzeugt. Die bedrohliche und dunkle Atmosphäre wird dadurch noch mehr gesteigert, dass die Sonne nicht nur düster, sondern „düstrer“ (V. 4) ist. Expressionisten wollten die aus der Dichtung ausgeschlossenen hässlichen Elemente darstellen und das Schöne mit dem Hässlichen verschränken. Demnach wurden traditionelle lyrische Requisiten ironisiert oder dämonisiert, vor allem die idyllische Mondpoesie. Georg Heym ließ in Der Krieg sein Kriegsmonster den Mond zerdrücken. Auch die Sonne wurde immer wieder abgewertet, wie in diesem Gedicht, wo sie verdunkelt und bedrohlich über den Himmel rollt. Es handelt sich hierbei um Provokation und Spielerei, um gegen die bürgerliche Gefühlskultur aufzubegehren. Die Dichtersprache wurde zerschlagen, weil sie nicht mehr als Ausdrucksmittel der Wirklichkeit taugte. Ihre Zerstörung wirkte dabei befreiend.
Trakl thematisiert die Schlacht von Grodek, aber die Kampfhandlungen werden nur sehr allgemein im tönenden Waffenlärm dargestellt. Ähnliches kann man in Der Krieg von Georg Heym und in Augusts Stramms Patrouille beobachten. Es geht in allen drei Gedichten mehr um Impressionen und Stimmungen. Im Mittelpunkt stehen bei Trakl und Heym die Folgeerscheinungen des Krieges: Verwundung, Schmerz, Vernichtung, Verwesung und Leid. Dementsprechend wird der Blick gleich auf die sterbenden Krieger und nicht auf den Kampf gerichtet. Sie werden metaphorisch von der personifizierten Nacht umfangen, also von der Dunkelheit der Nacht umgeben. Die Wendung „wilde Klage“ (V. 5) ist eine Metapher für ihre Todesschreie, die der Szene einen pathetischen Klang verleiht. Sie klagen mit „zerbrochenen Münder[n]“ (V. 6). Die Soldaten werden auf ihre Münder reduziert und verdinglicht, was zeigt, dass sie nur noch Schlachtmaterial und keine Individuen mehr sind. Trakl steigert durch seine verfremdete Darstellung die Aussage.
Nachdem alle Krieger im Sterben liegen, oder bereits tot sind, kehrt im Weidengrund Stille ein und es sammelt sich „®otes Gewölk“ (V. 8). Das rote Gewölk deutet auf den Sonnenuntergang hin, steht aber auch in engem Kontakt mit dem Blut, auf das im nächsten Vers Bezug genommen wird. Hier sammelt sich auch der Zorn eines unbekannten Gottes, der seine Missbilligung über das unnötig vergossene Blut zeigt. Versteht man das rote Gewölk als Sonnenuntergang, könnte man davon ausgehen, dass hier der Übergang vom Abend zur „mondne[n] Kühle“ bzw. zur Nacht geschildert wird. Der Neologismus4 ‚mondne‘ verstärkt durch den dunklen Ton die düstere Stimmung. Es scheint weder Trost noch Hilfe zu geben. Die Natur bietet in der Nacht lediglich eine Ruhestätte, die für viele Soldaten die letzte ist.
Der 10. Vers bildet eine Art Mittelachse des Gedichts und fasst die bisherigen Eindrücke zusammen: „Alle Straßen münden in schwarze Verwesung“ (V. 10). Hier werden die Schilderungen drastisch gesteigert und in der chiffrenartigen Wendung 'schwarze Verwesung' ausdruckstark auf den Punkt gebracht, wo sie alle enden: in Tod und Vernichtung. Die Farbe Schwarz gesteigert das Bild, weil sie mit Trauer, Melancholie und Tod in Verbindung gebracht wird. Die Wendung verdeutlicht die Stimmung des lyrischen Ich, das bei all dem Leid keine Hoffnung und keinen Ausweg mehr sieht. Hier werden auch das Hauptmotive des Gedichts genannt: Verfall, Tod und Untergang. Damit ließe sich der Text den expressionistischen Kriegs- oder Verfallsgedichten zuordnen.
In den folgenden Versen wird es immer schwieriger, die bilderreiche Sprache zu deuten. Im 11. Vers entwirft erneut ein Bild von der Schönheit der Natur, das metaphorisch für den Sternenhimmel steht: „Unter goldenem Gezweig der Nacht und Sternen“ (V. 11). Es kommt also doch wieder ein leichter Hoffnungsschimmer auf.
Bis zu diesem Vers wurden die Eindrücke recht real geschildert. Nun kommt eine etwas irreale Episode dazu. In den Versen 12 und 13 ist in Form einer Alliteration von einer Schwester die Rede, die in den Hain kommt, um die Helden zu grüßen. Dies stellt vermutlich einen biographischen Bezug zu Trakls innig geliebter Schwester Grete dar, die häufig in seinen Werken vorkommt. Sie ist hier dem Bereich der Nähe und des Bekannten zugeordnet und könnte für jede Frau stehen, die im Schlachtfeld nach ihrem Ehemann, Vater oder Bruder sucht. Das Wort Schatten könnte darauf hindeuten, dass die Schwester nur in den Gedanken der Sterbenden aufkommt und für Angehörige und Freunde steht. Es ist auch möglich, dass Trakl Halluzinationen im Todeskampf darstellen wollte. Diese Figur könnte auch eine Anspielung auf die Walküren der nordischen Mythologie sein, die die ruhmreichen toten Helden früherer Zeiten vom Schlachtfeld zu den Ahnen geleiteten. Die mythologischen Anklänge steigern das Pathos. Hier ergeben sich mehrere Deutungsmöglichkeiten und es bleibt dem Leser überlassen, welche Vorstellungen er mit den Versen verbindet. Das Bild der Schwester lässt in jedem Fall für einen Moment positive Assoziationen zu. Die Schattenhaftigkeit und das Schwanken vermitteln dem Bild aber eine gewisse Schwäche und einen irrealen Zug, was die Hoffnung etwas dämpft. Sie wird endgültig verworfen, indem das lyrische Ich den Blick auf „die blutenden Häupter“ (V. 13) richtet.
Auch wenn der Leser den Eindruck hat, dass der Höhepunkt der Zerstörung in der Beschreibung der sterbenden Soldaten bereits erreicht wurde, steigert Trakl seine Schilderungen in den nächsten Versen. Zunächst wirft er den Blick wieder auf die Natur: „Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes“ (V. 14). Mit den Flöten des Herbstes könnten Vögel, Frösche im Schilf, Grillen oder der Wind gemeint sein. Hier knüpft er an der ersten Vers an, die ein positives Eingangsbild entwirft. Im 14. Vers wirkt das Tönen des Herbstes hingegen düster und traurig, wodurch aber nicht die Schönheit der Natur beeinträchtigt wird. Die Beschreibung der Natur spiegelt die melancholische Stimmung des lyrischen Ich wider, die dadurch auch akustisch untermalt wird. Expressionistische Gedichte sind sehr ichbezogen, weshalb die Wahrnehmung der Natur häufig der Stimmung des lyrischen Ich angepasst wird. Die Natur scheint hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Trauerlied über die großen menschlichen Verluste zu spielen. Grodek vermittelt mehrere akustische Eindrücke: Das Gedicht reicht vom Waffenlärm über die unheimlich rollende Sonne, die Klagen der Krieger und die traurig tönenden Flöten des Herbstes bis hin zur Stille. Die klanglichen Beschreibungen passen zum Inhalt und steigern die Aussage.
Das Gedicht ist von einem Kontrast zwischen der Natur und dem Krieg beherrscht, der sich auch in der Farbgebung zeigt: Die Natur ist hell, golden und blau, während dem Krieg die typisch expressiven Farben Schwarz und Rot sowie dunkle Töne zugeordnet werden. Die Farbe Schwarz steht für Trauer, Tod und Verwesung, während die Farbe Rot ebenfalls für den Tod steht und dem Text in der Beschreibung des Blutes eine gewisse Dramatik verleiht. Durch diesen Kontrast, der die Schönheit der Natur und die Grausamkeit des Krieges unterstreicht, wirkt der Krieg noch schrecklicher und sinnloser.
Das lyrische Ich wendet sich in den folgenden Versen der Zukunft zu. Zunächst folgt ein verzweifelter Ausruf: „O stolzere Trauer! Ihr ehernen Altäre“ (V. 15), wodurch Trakl den Eindruck vermittelt, dass die tiefe Betroffenheit regelrecht aus dem lyrischen Ich herausbricht, das sich bei all dem Leid nicht mehr zusammenreißen kann. Er steigert die Trauer, indem er sie nicht als stolz beschreibt, sondern den Komparativ6 ‚stolzere‘ verwendet. Es scheint keinen Trost zu geben, zumal sich die Trauer auf die Zukunft bezieht.
Die beiden letzten Verse verdeutlichen, dass das lyrische Ich bei dem Gedanken an die ungeborenen Enkel von tiefster Trauer erfüllt ist, was Trakl in einem Satzfetzen ausdrückt: „Die ungeborenen Enkel“ (V. 17). Der unvollendete Satz unterstreicht formal die Verzweiflung und ermöglicht zum Abschluss mehrere Assoziationen. Das lyrische Ich könnte beklagen, dass die Großväter umgekommen sind, ohne ihre leidvollen Erfahrungen im Krieg weitergegeben zu haben, die die ungeborenen Enkel vielleicht davon abhalten würden, die gleichen Fehler zu begehen und sich in einem weiteren Krieg zu engagieren. Man denkt aber auch an Enkel, die niemals geboren werden, weil ihre Väter gefallen sind und ihr Leben im Krieg auf den ehernen Altären geopfert wurde. Der Ausblick in die Zukunft wirkt zutiefst hoffnungslos und kann auch nicht durch den Gedanken an die geliebte Schwester relativiert werden. Zum Abschluss herrscht Hoffnungslosigkeit vor, die sich in vielen expressionistischen Texten findet, wie zum Beispiel in Alfred Lichtensteins Die Stadt oder in Georg Heyms Der Krieg.
Der bildreiche Text enthält viele stilistische Mittel, besonders Metaphern7 und Chiffren, wie die tönenden Wälder, die umfangende Nacht, die wilde Klage, die schwarze Verwesung, das rote Gewölk und das goldene Gezweig der Nacht. Trakl verfremdet die Sprache, um seine Aussage zu steigern. Er verwendet Ellipsen8 und Satzfetzen, wie in „mondne Kühle“ (V. 9), „ihr ehernen Altäre“ (V. 15) und in „Die ungeborenen Enkel“ (V. 17). Die Sätze ergeben meist kein vollständiges grammatikalisches Gefüge, was formal das innere Verzweiflung des lyrischen Ich widerspiegelt und steigert. Die zerstörerische Sprachstruktur passt auch zu der Zerstörung durch den Krieg und kontrastiert mit der poetischen Wortwahl, die dem Text einen pathetischen Beiklang verleiht. August Stramm reduziert in seinen Texten auch die Sprache, um sie seiner Aussage anzupassen und geht dabei noch weiter als Georg Trakl. Dieses Verfahren ist gut geeignet, um Gefühle zum Ausdruck zu bringen, was eines der wichtigsten Anliegen im Expressionismus war. Enjambements9 beschleunigen den Lesefluss. Trakl verwendet einen heroisch wirkenden Anruf/Vokativ (O stolze Trauer! Ihr ehernen Altäre), Alliterationen10 (Am Abend, goldenes Gezweig, schwankt der Schwester Schatten), ein Oxymoron (düstre Sonne), Ellipsen und einen Neologismus (mondne). Diese Mittel steigern teilweise das Pathos des Textes und die Darstellung zu einem Klagelied von klassischer Prägung.
Trakl stellt in erster Linie die schrecklichen Folgen des Krieges dar, die er durch den trostlosen Blick in die Zukunft steigert. Die Zerstörung wird inhaltlich, formal und in der sprachlichen Struktur sichtbar. Dem Leser wird nicht eine eindeutige Aussage geboten, sondern er kann seinen Assoziationen freien Lauf lassen. Die gesamte Stimmung des Textes wirkt düster, traurig und hoffnungslos.
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