Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Die Tragödie „Faust II“ von Goethe wurde 1832 veröffentlicht. Johann Wolfgang von Goethe, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht mehr lebte, hatte rund sechs Jahre daran gearbeitet. Das Werk ist die Fortsetzung des ersten Teils „Faust“, der 1805 veröffentlicht wurde. Darin verhandelte Goethe anhand der Figur des intellektuellen Dr. Faust das rücksichtslose Streben des Menschen nach Wissen, Einfluss und Perfektion. Eine Fortsetzung des weltberühmten Klassikers hatte der 1749 in Frankfurt am Main geborene Dichter schon früh geplant, beschäftigte sich aber zunächst mit anderen Werken. Das aus fünf Akten bestehende Drama ist geprägt von der Epoche des Sturm und Drang, von der Aufklärung, der Klassik und der Romantik.
Akt-Übersicht
1. Akt
Dr. Faust hat sich mit Hilfe des Luftgeistes Ariel und der Elfen in einen Heilschlaf begeben, um sich von seinem schlechten Gewissen zu befreien. Nach seinem Erwachen möchte er erneut etwas Besonderes bewirken. Von Mephisto, der sich als Hofnarr des Kaisers darstellt, wird Faust zum Kaiserhof gebracht. Das Kaiserreich droht zu zerfallen. Mephisto möchte wieder Einfluss auf Faust ausüben und unterstützt ihn dabei, als Berater des Kaisers engagiert zu werden. Verkleidet als Plutos (der personifizierte Reichtum), tritt Dr. Faust im Kaiserhof auf und demonstriert dem Kaiser seine Erfindung: das Papiergeld. Damit soll es dem Kaiser ermöglicht werden, die Staatsfinanzen zu sanieren. Dieser ist begeistert und hat nun die Idee, für den höfischen Maskenzug die Geister der griechischen Figuren Paris und Helena herbeizubeschwören. Faust erfährt von Mephisto, dass er dazu in die Unterwelt hinabsteigen und von dort einen glühenden Dreifuß mitbringen muss. Faust führt diesen Auftrag aus, so dass Paris und Helena nun erscheinen. Als Faust versucht, sich Helena zu nähern, verschwindet diese in einer plötzlichen Explosion. Faust verliert sein Bewusstsein. Mephisto bringt ihn in sein früheres Studierzimmer, wo einst der Teufelspakt unterschrieben wurde.
2. Akt
Von seinem früheren Schüler erfährt Mephisto, dass der fortschrittsgläubige Professor Wagner den künstlichen Menschen Homunculus geschaffen hat. Umgeben von einem Reagenzglas, erscheint er und erkennt, dass Faust vom Geheimnis der Menschwerdung träumt. Der Bewusstlose solle sich daher am besten nach Griechenland begeben. Als der Homunculus die Klassische Walpurgisnacht auf den Pharsalischen Feldern erwähnt, erklärt Mephisto, dies sei eine gute Idee und er selbst wolle mitkommen. So reist Homunculus mit dem schlafenden Dr. Faust und Mephisto nach Thessalien. Dort befinden sich die Gestalten der griechischen Mythologie. Auf dem antiken Schlachtfeld, wo einst Pompeius von Caesar besiegt wurde, kommt Faust wieder zu Bewusstsein und spürt in sich neue Kräfte. Er möchte nun einen weiteren Versuch unternehmen, die schöne Helena in die reale Welt zu bringen. Es gelingt ihm, den Centauren Chiron ausfindig zu machen, der ihn bei der Suche unterstützt. Er wird von Chiron zu Manto gebracht, der Tochter des blinden Sehers Teiresias. Diese erklärt sich bereit, den Suchenden in die Unterwelt zu führen. Entschlossen steigt Dr. Faust in das Totenreich hinab. Unterdessen trifft Mephisto die Philosophen Thales von Milet und Anaxagoras. Im Unterschied zu Mephisto ist der Homunculus an einem Gespräch mit den Philosophen interessiert. Denn er möchte herausfinden, wie er Mensch werden kann. Anaxagora meint, dass das Leben im Feuer entsteht. Dagegen glaubt Thales, im Element Wasser sei der Ursprung des Lebens. Mephisto trifft derweil die drei Phorkyaden, die sich zu dritt ein Auge und einen Zahn teilen. Begeistert von dieser Erscheinung, begibt sich Mephisto nun in die Gestalt eines Phorkyas. Nach verschiedenen Begegnungen mit Figuren der Mythologie trifft der Homunculus Proteus. Diesen bittet der künstliche Mensch, ihm eine seiner Gestalten zu leihen. Proteus lehnt dies ab und ermutigt den Homunculus, im Meer zu schwimmen. Als sich dieser in die Wellen stürzt, zerschellt das Reagenzglas, das ihn umgibt, und der künstliche Mensch stirbt.
3. Akt
Vor dem Palast des Menelaos in Sparta gelingt es Faust, Helena zum Leben zu erwecken. Mephisto ist weiterhin in der Gestalt eines Phorkyas und steht Helena nun gegenüber. Er gibt sich als Dienerin aus und behauptet, dass Menelaos Helena opfern wolle, weil sie den Trojanischen Krieg angezettelt habe. Um sich vor ihrem Mann zu schützen, reist Helena mit Mephisto auf die Burg von Dr. Faust. Dort veranlasst sie die Begnadigung des Turmwächters Lynkeus, der es versäumt hat, den Besuch Helenas anzukündigen. Faust beeindruckt Helena mit seiner Poesie. Als er erfährt, dass Menelaos seine Frau zurückgewinnen möchte und auf dem Weg zu ihr ist, gelingt es ihm, den Mann seiner Geliebten auszuschalten. Ein paar Jahre später leben Faust und Helena mit ihrem Sohn Euphorion in einer idyllischen Landschaft. Euphorion ist hyperaktiv und meint, fliegen zu können. Eines Tages klettert er auf einen Felsen und stürzt in den Abgrund. Helena möchte nun in die Totenwelt zurückkehren. Nur ihr Schleier bleibt Faust erhalten.
4. Akt
Nun möchten Mephisto und Faust Griechenland verlassen. Auf dem Heimweg durchqueren sie im Gebirge eine Festung des Kaisers. Faust schmiedet den Plan, etwas Reales zu schaffen. Er will dem Meer Land abgewinnen und dieses für die Bebauung nutzen. Dem Kaiser ist es in der Zwischenzeit nicht gelungen, sein Reich zu sichern. Im Gegenteil: Es herrschen Bürgerkrieg und Chaos. Mephisto rät Faust, diese Gelegenheit zu nutzen und für den Kaiser in den Krieg zu ziehen. Dann werde sich der Kaiser erkenntlich zeigen und Faust könne sein Vorhaben umsetzen. Erneut greift der Mephisto zum Mittel der Beschwörung. Nun beschwört er für die Kriegsführung drei Halbriesen. Als Faust beim Kaiser vorspricht, wird er beauftragt, den Gegenkaiser anzugreifen und ihn zu besiegen. Während einer gefährlichen Schlacht beschwört Mephisto eine Überschwemmung herbei. Die Mission gelingt und der Gegenkaiser wird besiegt. Dr. Faust erhält vom Kaiser als Dank einen Küstenstreifen. So kann Faust beginnen, Land zu gewinnen.
5. Akt
Einige Jahre später ist Faust bei der Landgewinnung weit fortgeschritten. Aber zwei Anwohner, Philemon und Baucis, weigern sich, ihren Grund und Boden abzugeben. Während das alte Ehepaar in einer Kapelle Schutz sucht, deutet Mephisto gegenüber Faust an, dass dieser auch ohne die Zustimmung des alten Paares das Grundstück für den Bau eines Leuchtturms nutzen kann. Bald darauf geht die Hütte von Philemon und Baucis in Flammen auf und die beiden werden verbrannt. Faust, der mittlerweile hundert Jahre alt ist, hat ein schlechtes Gewissen. Er möchte nun den Pakt mit dem Teufel Mephisto aufkündigen, da er überzeugt ist, erst dann frei zu sein. Dieser beauftragt unterdessen die Lemuren, für Faust schon einmal das Grab zu schaufeln. Faust, der inzwischen aus Sorge erblindet ist, bekommt dies zwar mit, glaubt aber, dass diese Arbeiten erneut der Landgewinnung dienen. Als er die Worte des Teufelsvertrags ausspricht, bricht er tot zusammen. Nun möchte Mephisto als gefühlter Sieger der damaligen Wette die Seele von Faust in Beschlag nehmen. Zur Unterstützung versammeln sich weitere Teufel um den toten Faust. Aber die himmlischen Engel bedecken den Leichnam mit Rosen und schützen ihn so vor dem Zugriff durch Mephisto. Die Engel nehmen Faust mit. Sie begründen ihr rettendes Eingreifen damit, dass Faust sich bemüht habe.