Autor/in: Johann Wolfgang von Goethe Epochen: Sturm und Drang / Geniezeit, Weimarer Klassik
Über die Epochenzuordnung von Faust I
Goethes Faust entstand zwischen 1770 (der sog. Urfaust) und 1832. Aufgrund der langen Entstehungsgeschichte ist die Zuordnung zu einer einzelnen Epoche schwierig. Je nach Gegenstand der Betrachtung lassen sich Merkmale der Aufklärung (ca. 1720-1800), des Sturm und Drangs (ca. 1767-1785), der Weimarer Klassik (ca. 1794-1805) und der Romantik (ca. 1795-1848) erkennen.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Aufgabe 1) Analysiere den folgenden Monolog Fausts Aufgabe 2) Vergleiche Fausts Monolog mit dem Monolog von Gretchen am Spinnrad. Untersuche dabei insbesondere ihre unterschiedlichen Reaktionen auf die Erfahrung mit der Liebe und erläutere ihre Bedeutung für das jeweilige Figurenbild.
Aufgabe 1
In der Szene „Wald und Höhle“ der Tragödie „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe, das 1780 entstand, tritt Faust alleine auf. Die Szene handelt von dem gelehrten Heinrich Faust, welcher sich nach göttlicher Erkenntnis und einen Sinnlich erfüllten Leben sehnt. Dieser meint er durch sein Liebeserlebnis nähergekommen zu sein, erkennt jedoch am Ende der Szene, dass auch das Liebeserlebnis mit Gretchen seine Sehnsucht nicht zu stillen vermag.
Die Szene „Wald und Höhle“ bildet die Fortsetzung der Szene „Ein Gartenhäuschen“, in der deutlich wurde, dass Margarete und Faust sich lieben. Als Margarete und Faust sich treffen, muss Margarete zurück nach Hause, da es schon zu spät für Sie ist. Faust möchte Margarete gerne begleiten, doch Margarete lehnt dies freundlich ab und so trennen sich Faust und Margarete.
Im Verlaufe des Monologs gewinnt der Leser einen Tieferen Einblick in Fausts Charakter und seine Haltung gegenüber dem Erdgeist.
Der Monolog lässt sich in zwei Etappen unterteilen. In der ersten Etappe (V. 3317-3240) spricht Faust ein Dankgebet an den Erdgeist, der ihn zu Beginn des Dramas abgewiesen hat (V. 460f.), ihm nun aber das Gefühl des Einklangs mit der „herrlichen Natur“ (V. 3320) vermittelt. Zur Natur, die er nun zu „genießen“ meint, gehören für ihn auch „tiefe Wunder“ aus eigener Brust (V. 3233).
In der zweiten Etappe (V. 3240-3250) schlägt plötzlich seine Euphorie in ein Gefühl der Depression um (V. 3240) und Mephisto kommt ihm als Gefährte in den Sinn (V. 3247f.). Das mit diesen Gedanken aufkommende Verlangen nach Sinnlichkeit zerstört das Gefühl eins mit der Harmonie der Natur zu sein. Faust erkennt, dass auch das Liebeserlebnis mit Gretchen seine Sehnsucht nicht zu stillen vermag: „Und im Genuss verschmacht ich nach Begierde“ (V. 3250).
Im Monolog werden häufige Parallelismen deutlich (V. 3217f.). Außerdem fällt auf, dass ein Chiasmus am Ende deutlich wird: „So tauml ich von Begierde zu Genuß, und im Genuß verschmacht ich Begierde“ (V. 3249).
Diese Szene hat eine wesentliche Bedeutung für das Drama, denn der Leser kann die Beziehung zwischen Faust und dem Erdgeist erfahren.
h2 (#Aufgabe_2). Aufgabe 2
Im zweiten Teil der Klausur soll der Monolog von Faust mit dem Monolog von Gretchen am Spinnrad verglichen werden.
Faust ist von Gretchens Ausstrahlung entzückt und möchte Sie haben. Er denkt nur an das Sexuelle. Gretchen hingegen beschriebt Fausts Aussehen und betont, dass Faust eine edle Gestalt sei. Zudem erläutert Sie, dass Sie ohne Faust sterben möchte, denn die Welt ohne Faust sei Wertlos. Die jeweiligen Orte der Protagonisten fallen auf. Faust sucht im Weg in die Natur Ruhe und Abstand vom Geschehenen zu finden und sehnt sich auch ins Unendliche. Gretchen hingegen verbleibt in der kleinen Welt ihrer Kammer, in der sie während ihrer Arbeit sitzt und singend ihre Arbeit verrichtet. Entsprechend ihrer Welt reagiert Gretchen auf die Liebeserfahrung mit Faust so, dass sie Sorge und Angst sieht auch empfindet sie Verlust. Sie hat ihren Seelenfrieden verloren: „Mein Ruh ist hin, ich find sie nimmer“ (V. 3374-3376). Sie zeigt, dass es für sie keine Freunde mehr gibt, wenn der Geliebte nicht bei ihr ist. Margarete umfangen in ihrer kleinen Welt, ist allein erfüllt von ihrem Liebesgefühl für Faust. Sie ist vollständig das, was sie ist und fühlt.
Faust fühlt sich zunächst sicher und überlegen, er kann nicht bei sich bleiben und fürchtet für Gretchen, dass gerade er als „Unbehauster“ ihr verderben sein wird. Seine anfängliche Ruhe und sein Gefühl der Harmonie schwinden plötzlich und weichen dem Gefühl der Depression. Auch hier erscheint Faust zum wiederholten Mal als zerrissener Mensch.
Gretchens Figurenbild wird in dieser Szene deutlich. Sie ist naiv und glaubt Faust. Zudem ist sie sehr leicht beeinflussbar. Man merkt, wie wichtig die Liebe für Gretchen ist. Da sie so religiös ist, hat sie bis zu dem, Zeitpunkt keine Sünde begangen, doch in der Szene „Am Brunnen“ wird ihr ihre Sünde klar. Faust schwärmt in dieser Szene nicht von Gretchen. In Gretchens Monolog spricht sie nur über Faust, Faust hingegen redet sehr wenig über Gretchen und die Liebe. Anhand der wenigen Redepassagen über die Liebe kann der Leser davon ausgehen, dass Gretchen die Liebe zu Faust ernst meint Faust jedoch nicht.
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