Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Szenen-Analyse und Interpretation
Das klassische Drama „Faust“ wurde 1808 von Johann Wolfgang Goethe verfasst und handelt von dem Gelehrten Faust, der einen Pakt mit Mephisto, dem Teufel, eingeht, um seine Erfüllung zu finden.
In der Szene „Nacht 2“ geht es um Valentin, der erfahren hat, dass seine Schwester Gretchen unehelich schwanger geworden ist und sich für sie schämt. Später treten Faust und Mephisto auf, die sich anfangs über den vorherigen Walpurgisnachtstraum unterhalten. Als sie Valentin auf der Straße begegnen, beleidigt dieser Mephisto (vgl. V. 3699), da er die Zither spielt (vgl. V. 3681). Nach einem kurzen Wortduell ersticht Faust Valentin (vgl. V. 3711). Daraufhin eilen Menschen herbei, darunter auch Gretchen, die von ihrem sterbenden Bruder, unter anderem als Hure (vgl. V. 3730), beschimpft wird. Valentin stirbt und Gretchen trauert um ihn. Die Szene ist, bis auf eine Ausnahme (vgl. V. 3682-3697), im Knittelvers verfasst. Zu Beginn steht ein Monolog Valentins (vgl. V. 3620-3649), in dem er von Gretchen spricht. Anfangs schwärmt er regelrecht von ihr und meint, dass es kein Mädchen gibt, das so gut ist wie sie (vgl. V. 3633). Er beschreibt, wie er mit Freunden feiert (vgl. V. 3620) und mit Gretchen prahlt (vgl. V. 3621 ff.) Doch dann gibt es einen abrupten Wendepunkt (vgl. V. 3638). Jetzt, nachdem er von der unehelichen Schwangerschaft Gretchen erfährt, schämt er sich für sie (vgl. V. 3640 ff.). Dabei geht es ihm nicht unbedingt um das Wohl seiner Schwester, sondern viel mehr darum, dass er von nun an beschimpft und als Schuldiger gehalten wird (vgl. V. 3640 ff.). Zu beginn scheint das Verhältnis zwischen Valentin und Gretchen sehr gut und vertraut („meiner trauten Gretchen“ V. 3622), allerdings reicht Gretchens Sünde aus, um diese Beziehung zu zerstören. Gretchen ist Valentin auf einmal nicht mehr wichtig und für ihn nur noch eine Schande. Der Monolog Valentins endet, als er Mephisto und Faust erblickt (vgl. V. 3646). Schon hier wird seine Bereitschaft zum Kampf deutlich, („Gleich pack ich ihn beim Felle“ V. 3648), er möchte seine Wut über Gretchen an Faust und Mephisto auslassen, da sie für die Tragödie verantwortlich sind. Faust und Mephisto bekommen dies zuerst nicht mit, da sie noch vom Walpurgisnachtstraum schwärmen (vgl. V. 3661). Allerdings ist es eher Mephisto, der davon begeistert ist (vgl. V. 3661), das liegt vor allem an den sexuellen Bedeutungen und den anstößigen Zügen, die der Traum beinhaltet. Es ist entspricht Mephistos Charakter und dem, was er verkörpert, nämlich das Böse. Faust hingegen ist in Gedanken schon wieder bei Gretchen (vgl. V. 3671 ff.). Er vergleicht den Traum mit seiner Beziehung zu Gretchen und sieht das Schöne, romantische darin. Mephisto nutzt diese Hoch Fausts und spielt ihm ein Lied (vgl. V. 3681-3697), welches Fausts Stimmung weiter heben und ihn vom „Verdrießen“ (V. 3676) abhalten soll. Die eigentliche Absicht Mephistos ist es aber, die gute Stimmung Fausts zu nutzen und ihn weiter auf seine Seite zu ziehen. Als die beiden Valentin begegnen, kommt es zum Duell. Valentin, der bereits in schlechter Stimmung wegen Gretchen ist, zerstört Mephistos Zither (vgl. V. 36702). Zuvor droht er Mephisto und beleidigt ihn (vgl. V. 3699, 3701). Anlass hierfür ist das Lied und die Musik, die Mephisto spielt und Valentin verärgert, da sie im Gegensatz zu ihm freudig ist. Nachdem er die Zither zerstört, droht er Mephisto, ihn umzubringen (vgl. V. 3703). Daraufhin sieht sich Mephisto zum Duell herausgefordert und ist zugleich verärgert von den beleidigenden Worten Valentins (vgl. V. 3704 ff.). Er fordert, den Degen zu ziehen (vgl. V. 3706), Valentin will das Duell annehmen, jedoch kommt es nicht dazu. Mephisto befiehlt nämlich Faust, Valentin zu erstechen (vgl. V. 3710), was dieser auch tut. Letztendlich handeln Faust und vor allem Mephisto aus dem Affekt. Zum einen ist es die Verärgerung Mephistos wegen der Musik und Beleidigung und die Wut Fausts wegen Valentins Beschimpfen Gretchens, die zum Mord an ihm führen. Da sich das Ganze vor Gretchens Tür abspielt, kommt diese herangeeilt (vgl. V. 3719). Als sie sieht, dass es sich bei dem Erstochenen um ihren Bruder handelt, ist sie erschüttert (vgl. V. 3721). Dies zeigt die Liebe, die sie für ihren Bruder empfindet. Es folgt ein Dialog zwischen Gretchen und Valentin, wobei es fast einem Monolog Valentins gleicht, da Gretchen nur einen Vers spricht (vgl. V. 3732). Das zeigt, dass Valentin Gretchen überlegen ist und in der Geschwisterbeziehung das Sagen hat. Im ersten Teil des Gesprächs beschimpft Valentin sie als „Hure“ (V. 3730) und meint, dass sie aufgrund oder gerade trotz ihres Alters ständig Fehler begeht (vgl. V. 3728). Gretchen versteht jedoch nicht, warum er sie beleidigt und womit sie dies verdient hat (vgl. V. 3732). Daraufhin redet Valentin ihr ein schlechtes Gewissen ein und, dass sie eine Schande (vgl. V. 3740) für alle sei. Außerdem wünscht er ihr alles Schlechte, Leid und Unglück (vgl. V. 3750ff.). Gretchen ist nun am Verzweifeln, für sie bedeuten seine Worte großen Schmerz (vgl. V. 3720), was zeigt, dass sie innige Gefühle zu ihrem Bruder hat und dachte, dass er ebenso für sie empfinde. Sie beginnt zu weinen (vgl. V. 3771). Valentin beendet das Gespräch indem er sagt, dass er schwer enttäuscht von Gretchen ist (vgl. V. 3772) und derartiges nicht von ihr erwartet hätte. In der Szene wird das Verhältnis zwischen Gretchen und Valentin sehr deutlich. Anfangs erfährt man, dass Valentin stolz auf sie ist und sie liebt. Jedoch wird er schwer von ihr enttäuscht, wegen der Schwangerschaft, was die gute Beziehung der beiden zerstört. Allerdings hält Gretchen an ihrem Bruder fest, liebt ihn und trauert ihm nach. Es zeigt, dass das Verhältnis einseitig belastet ist und Valentin für Gretchen wichtiger ist als sie ihm.
Abschließend kann man sagen, dass die Szene „Nacht 2“ einen entscheidenden Teil zu Gretchens späteren Selbstmord beiträgt, da ihr Valentin ihr ein überaus schlechtes Gewissen einredet, welches sei stark belastet. Die Szene ist somit sehr entscheidend für den weiteren Verlauf der Handlung, zudem erklärt sie Gretchens Verhalten in einigen Situationen, das das gestörte Verhältnis zu ihrem Bruder offen dargelegt wird.