Inhaltsverzeichnis
Szenenübersicht
Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Entstehungszeit
ca. 1770-1806. Eine frühe Fassung, den sogenannten „Urfaust“, las Goethe bereits 1775 in kleinem Kreis in Weimar vor; eine 1887 im Nachlass der Hofdame Luise von Göchhausen entdeckte unvollständige Abschrift einer frühen „Faust“-Version wird ebenfalls als „Urfaust“ bezeichnet, obwohl es nicht sicher ist, ob dieser Text mit der Fassung von 1775 identisch ist. 1790 veröffentlichte Goethe „Faust. Ein Fragment“ – eine gegenüber dem „Urfaust“ deutlich erweiterte Fassung, in der aber noch einige Szenen der endgültigen Fassung fehlen. Die im Folgenden behandelte Fassung erschien 1808 unter dem Titel „Faust. Eine Tragödie“. 1832, einige Monate nach Goethes Tod, erschien die Fortsetzung „Faust. Der Tragödie zweiter Teil“, an der der Autor etwa seit 1825 gearbeitet hatte.
Uraufführung
1829 in Braunschweig in einer gegenüber Goethes Text stark veränderten Bühnenfassung; vollständige Aufführung erstmals 1875 in Weimar.
Kurzzusammenfassung
Der Teufel Mephistopheles (kurz Mephisto) wettet mit Gott um die Seele des frustrierten Gelehrten Faust. Faust erklärt sich bereit, dem Teufel seine Seele zu verschreiben, unter der Bedingung, dass es Mephisto gelingt, Faust wenigstens einen Augenblick lang wunschlos glücklich zu machen. Nachdem Faust durch einen Hexentrank verjüngt worden ist, trifft er auf der Straße ein junges Mädchen namens Margarete (Gretchen) und setzt fortan alles daran, dieses Mädchen zu verführen. Als Gretchen von ihm schwanger ist, verlässt Faust sie; sie ertränkt ihr neugeborenes Kind, kommt dafür ins Gefängnis und soll hingerichtet werden. Faust versucht sie aus dem Gefängnis zu befreien, aber sie lehnt das ab.
Hintergrund/Wissenswertes
Der Faust-Stoff geht auf eine reale Person zurück, einen wandernden Wunderheiler, Alchemisten und Astrologen namens Georg oder Johann Faust, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte (möglicherweise handelte es sich auch um mehrere verschiedene Personen dieses Namens). Eine erste literarische Gestaltung seines Lebens, die „Historia von D. Johann Fausten“, erschien 1587. Darin werden Fausts magische Fähigkeiten, die in einer Vielzahl phantastischer Anekdoten dargestellt werden, auf einen Pakt Fausts mit dem Teufel zurückgeführt, der hier bereits den Namen Mephistophilis trägt und am Ende Fausts Seele in die Hölle verschleppt. Der englische Dramatiker Christopher Marlowe brachte den Stoff ca. 1589 als „Tragical History of Doctor Faustus“ auf die Bühne. In der Folgezeit wurde der Faust-Stoff auch von deutschen Wandertheatertruppen aufgeführt, u.a. auch als Puppenspiel. 1759 veröffentlichte Gotthold Ephraim Lessing Entwürfe zu einzelnen Szenen eines von der Philosophie der Aufklärung beeinflussten Faust-Dramas, das er jedoch nie fertigstellte.
In der Forschungsliteratur zu Goethes Faust wird zumeist zwischen zwei Haupthandlungssträngen, der „Gelehrtentragödie“ und der „Gretchentragödie“, unterschieden. Das Thema der „Gelehrtentragödie“ ist die Frustration des Gelehrten Faust darüber, dass sein Streben nach Weisheit und Erkenntnis immer wieder an Grenzen stößt, und sein Versuch, diese Grenzen mit Hilfe der Magie zu überwinden. Dagegen hat die „Gretchentragödie“, also die tragische Liebesgeschichte zwischen Faust und Gretchen, mit dem überlieferten Faust-Stoff ursprünglich gar nichts zu tun, sondern greift auf eine andere Motivtradition zurück: Das Motiv der „verfolgten“ bzw. „verführten Unschuld“, d. h. die Geschichte eines herzensguten, tugendhaften Mädchens, das einem skrupellosen Verführer zum Opfer fällt, wurde zunächst im Genre des „empfindsamen Romans“ (bekannte Beispiele: Samuel Richardson, „Clarissa“, 1748; Sophie von La Roche, „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“, 1771) populär und fand von dort aus Eingang ins bürgerliche Trauerspiel der Aufklärung (z. B. G.E. Lessing, „Miß Sara Sampson“, 1755). In der „Gretchentragödie“ ist das Motiv der verführten Unschuld durch das Motiv des Kindsmordes verschärft; es wird angenommen, dass Goethe in diesem Punkt von dem realen Fall der am 14. Januar 1772 in Frankfurt am Main hingerichteten Susanna Margaretha Brandt beeinflusst war, die ihr uneheliches Kind unmittelbar nach der Geburt erwürgt hatte und deren Prozessakten Goethe kannte. Um einen ähnlichen Fall geht es auch in dem 1776 veröffentlichten Drama „Die Kindermörderin“ von Heinrich Leopold Wagner, einem Freund Goethes. Wagners „Kindermörderin“ gilt als ein bedeutendes Werk des Sturm und Drang, allerdings warf Goethe Wagner später vor, in diesem Drama seinen „Urfaust“ plagiiert zu haben.
Einzelszenen-Inhaltsangabe
Anders als bei Dramen sonst allgemein üblich, ist der „Faust“ nicht in Akte (Aufzüge) und Szenen (Auftritte) eingeteilt, sondern in einzelne „Szenenbilder“. Diese tragen Überschriften, die zumeist den Ort und/oder die Zeit der Handlung angeben.
Einleitung
Zueignung
Ein Gedicht, in dem die Personen des Dramas angesprochen werden. Das lyrische Ich, das man hier als mit dem Dichter identisch auffassen kann, reflektiert über die lange Entstehungszeit des Dramas und erinnert sich an seine Jugendzeit; seine damaligen Gefühle brechen von neuem in ihm auf.
Vorspiel auf dem Theater
Ein Theaterdirektor, ein Dichter und eine „lustige Person“ (d. h. ein Komiker) diskutieren darüber, welche Qualitäten ein Theaterstück haben müsse. Dem Theaterdirektor geht es dabei vor allem um kommerziellen Erfolg; er meint, ein gutes Theaterstück sei ein Stück, das die Vorlieben und Erwartungen des Publikums erfülle. Dem Dichter hingegen geht es darum, große Kunst zu erschaffen. Die „lustige Person“ besteht darauf, dass ein Theaterstück vor allem unterhaltsam sein müsse.
Prolog im Himmel
Die Engel loben Gott für die Schönheit und Vollkommenheit seiner Schöpfung. Mephistopheles, der Teufel, widerspricht: Die Schöpfung sei keineswegs so vollkommen, das könne man nicht zuletzt daran erkennen, dass die Menschen meistens unglücklich seien. Gott weist auf den Gelehrten Faust als Beispiel eines guten Menschen hin; daraufhin provoziert Mephisto ihn zu einer Wette um Fausts Seele.
Der Tragödie erster Teil
In einem Monolog beklagt Doktor Faust seine allgemeine Unzufriedenheit. In seinem Streben nach Weisheit und Erkenntnis hat er verschiedenste wissenschaftliche Fachrichtungen studiert, aber nichts davon hat ihn befriedigt. Daher hat er sich schließlich dem Studium der Magie zugewandt. Mit Hilfe eines Zauberbuchs von Nostradamus beschwört er den Erdgeist, der auch tatsächlich in seiner Studierstube erscheint, ihn jedoch verhöhnt und an seine Sterblichkeit erinnert. Nachdem der Geist wieder verschwunden ist, ist Faust am Boden zerstört, doch der Auftritt seines Famulus (d. h. Assistenten) Wagner reißt ihn aus seinem Grübeln. Wagner, ein eher oberflächlicher Denker, macht Faust Komplimente über dessen Gelehrsamkeit, aber Faust empfindet sein Eintreten als Störung und hat es eilig, ihn wieder loszuwerden. Wieder allein, setzt Faust seinen Monolog fort; durch die Begegnung mit dem Erdgeist desillusioniert, spielt er mit dem Gedanken, Gift zu nehmen, aber Kirchenglocken und Chorgesang, die das Osterfest ankündigen, halten ihn davon ab.
Handwerksburschen, Dienstmädchen, Bürger, Bettler und Soldaten gehen anlässlich des Osterfests vor dem Stadttor spazieren und freuen sich über das Erwachen der Naturkräfte im Frühling. Auch Faust unternimmt, begleitet von Wagner, einen Osterspaziergang. Wagner beneidet Faust um das hohe Ansehen, das dieser beim einfachen Volk genießt. Während des Spaziergangs läuft Faust ein großer schwarzer Hund zu.
Studierzimmer (I) — Pudelszene: Faust, Mephisto
Faust nimmt den schwarzen Hund mit zu sich. Durch den Osterspaziergang neu belebt und motiviert, will Faust sich daran machen, das Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen, kommt jedoch schon beim ersten Satz, den er sich vornimmt – dem ersten Vers des Johannesevangeliums – ins Stocken; außerdem stört ihn der Hund durch lautes Heulen und Bellen. Plötzlich beginnt der Hund sich zu verwandeln; Faust versucht erfolglos, den Geist, der in dem Hund verborgen ist, zu beschwören. Schließlich tritt anstelle des Hundes Mephisto, verkleidet als fahrender Student, hinter dem Ofen hervor. In Andeutungen gibt er sich Faust als Teufel zu erkennen und verrät ihm, dass er das Studierzimmer nicht mehr verlassen kann, weil Faust ein Geister bannendes Symbol – einen sogenannten Drudenfuß – auf die Türschwelle gezeichnet hat. Während Faust noch überlegt, wie er den Umstand, dass er auf diese Weise einen Teufel gefangen hat, ausnutzen kann, ruft Mephisto einen Geisterchor herbei, der Faust durch Gesang einschläfert, und beschwört dann eine Ratte, die den Drudenfuß von der Schwelle weg nagt, so dass er entkommen kann. Als Faust aufwacht, glaubt er geträumt zu haben.
Mephisto kehrt zu Faust zurück, jetzt in der Verkleidung eines edlen Junkers. Er schlägt Faust einen Pakt in Form einer Wette vor: Wenn es ihm gelingt, dafür zu sorgen, dass Faust auch nur einen Augenblick lang wunschlos glücklich ist, dann soll Fausts Seele nach dem Tod ihm gehören. Mephisto fertigt den Vertrag schriftlich aus und verlangt von Faust, ihn mit seinem Blut zu unterschreiben. – Als Mephisto bemerkt, dass sich draußen auf dem Gang ein Schüler nähert, zieht Faust sich zurück, weil er den Schüler nicht sehen will; stattdessen verkleidet Mephisto sich als Faust und erteilt dem Schüler boshaft-sarkastische Ratschläge.
Auerbachs Keller in Leipzig
Mephisto führt Faust in eine Studentenkneipe. Sie gesellen sich zu einer Gruppe stark angetrunkener Kneipengäste, denen Mephisto einen Zaubertrick vorführt: Er bohrt Löcher in den Tisch, aus denen jeweils derjenige Wein hervorsprudelt, den jeder einzelne am liebsten trinken möchte. Als der Wein sich jedoch in Feuer verwandelt, wollen die Trinker mit Messern auf Mephisto losgehen. Durch einen erneuten Zauber verwirrt Mephisto sie so, dass die einander die Nasen abschneiden wollen, da sie sie für Weinreben halten; Mephisto verschwindet mit Faust, der sich die ganze Zeit passiv im Hintergrund gehalten hat.
Hexenküche
Mephisto beauftragt eine Hexe, einen Trank zu brauen, der Faust körperlich verjüngen soll. Währenddessen sieht Faust in einem Zauberspiegel eine schöne Frau und ist völlig hingerissen von ihr.
Faust begegnet einem jungen Mädchen namens Margarete (Gretchen). Als er sie anspricht, reagiert sie abweisend; dennoch ist er entzückt von ihr und verlangt von Mephisto, ihm das Mädchen unverzüglich zu „beschaffen“. Mephisto bemüht sich, Fausts Begierde noch weiter anzustacheln, indem er ihm klarzumachen versucht, um dieses Ziel zu erreichen, werde er mehr Geduld und Ausdauer beweisen müssen.
Abend
Allein in ihrem Zimmer gibt Margarete in einem Monolog zu erkennen, dass die Begegnung mit Faust tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen hat. Als sie das Zimmer verlässt, schlüpfen Faust und Mephisto herein. Faust sieht sich in Margaretes Schlafzimmer um, was seine Phantasie sehr stark anregt, und hinterlässt in ihrem Schrank ein Schmuckkästchen, das Mephisto ihm beschafft hat. Dann verschwinden die beiden wieder, ehe Margarete zurückkehrt. Sie ist emotional aufgewühlt und singt, während sie sich auszieht, das Lied vom „König in Thule“. Dann entdeckt sie das Schmuckkästchen im Schrank; obwohl sie davon ausgeht, dass sie es nicht behalten darf, probiert sie einige Schmuckstücke an und sinniert dabei über das Unglück, arm zu sein.
Spaziergang — Faust & Mephisto
Mephisto berichtet Faust verärgert, dass Gretchens Mutter das Schmuckkästchen entdeckt und dem Pfarrer übergeben hat. Faust beauftragt ihn, neuen Schmuck für Gretchen zu beschaffen.
Gretchen besucht ihre Nachbarin, Frau Marthe, und berichtet ihr aufgeregt, dass sie erneut ein Schmuckkästchen in ihrem Schrank gefunden habe. Marthe ermutigt sie, diesmal der Mutter nichts davon zu sagen, sondern den Schmuck heimlich zu tragen, wenn die Mutter es nicht sieht. Mephisto tritt auf und bringt Frau Marthe die Nachricht, dass ihr Mann, der sie vor Jahren verlassen hat, verstorben sei und in Padua begraben liege. Nach einer angemessenen Trauerzeit könne sie sich also einen neuen Mann suchen, rät er ihr – und kündigt an, am Abend mit einem zweiten Zeugen des Todes ihres Mannes wiederzukommen. Dabei vergewissert er sich, dass er dann auch Gretchen wieder bei Marthe antreffen wird.
Mephisto berichtet Faust, dass er eine Möglichkeit für ihn arrangiert hat, Gretchen zu treffen: Er soll zu bei Frau Marthe als Zeuge dafür auftreten, dass ihr Mann in Padua begraben liegt. Da Faust darüber aber tatsächlich gar nichts weiß, weigert er sich zunächst, eine falsche Zeugenaussage zu machen, lässt sich schließlich aber doch dazu überreden.
Garten
Faust geht mit Gretchen spazieren, Marthe mit Mephisto. Gretchen glaubt zunächst, Faust mache ihr nur aus Höflichkeit Komplimente, denn sie kann sich nicht vorstellen, dass er sich ernsthaft für sie interessiert. Als sie jedoch spielerisch an den Blütenblättern einer Margerite abzählt, ob er sie liebt, macht er ihr eine stürmische Liebeserklärung. Marthe und Mephisto beobachten, wie die beiden sich gemeinsam zurückziehen.
Ein Gartenhäuschen
Faust und Gretchen küssen sich, werden jedoch von Mephisto gestört, der Faust zum Aufbruch drängt. Gretchen kann noch immer noch nicht begreifen, was Faust an ihr, einem armen und ungebildeten Mädchen, findet.
Faust ist ganz berauscht von seinen eigenen Gefühlen und richtet ein Dankgebet an den Erdgeist. Mephisto kommt hinzu, spottet über Fausts entrückte Schwärmerei und lenkt seinen Sinn wieder auf Irdisches, nämlich darauf, Gretchen zu verführen. Faust folgt ihm eher widerwillig.
Gretchens Stube
In einem Monolog bekennt Gretchen ihre leidenschaftliche Liebe zu Faust.
Gretchen befragt Faust nach seiner Haltung zur (christlichen) Religion („Gretchenfrage“). Er antwortet ausweichend, indem er sich auf ein vages religiöses „Gefühl“ beruft. Außerdem verrät Gretchen Faust, dass Mephisto ihr äußerst unsympathisch ist. Um ungestört nachts zu Gretchen kommen zu können, gibt Faust ihr ein Schlafmittel für ihre Mutter mit. Nachdem Gretchen gegangen ist, verspottet Mephisto Faust, weil dieser echte menschliche Zuneigung zu Gretchen zu empfinden beginnt.
Am Brunnen
Gretchen trifft eine Freundin namens Lieschen, die ihr voller Schadenfreude erzählt, dass eine gemeinsame Bekannte namens Bärbelchen schwanger und von ihrem Liebhaber verlassen worden sei. Gretchen reagiert betroffen auf diese Mitteilung, weil sie dabei an ihre eigene sündhafte Liebe zu Faust denkt. (Man kann daraus schließen, dass sie inzwischen mit Faust geschlafen hat.)
Zwinger
Gretchen spricht ein Gebet vor einem Andachtsbild der schmerzensreichen Mutter (Mater dolorosa) Maria.
Nacht (II), Straße vor Gretchens Türe
Gretchens Bruder, der Soldat Valentin, beklagt sich in einem Monolog, dass er früher immer stolz auf den guten Ruf seiner Schwester war, dass er in letzter Zeit aber immer öfter Andeutungen von Gerüchten zu hören bekommt, die Gretchens Tugend infrage stellen. Auf der Straße begegnet er Faust und Mephisto, die planen, die Kirche auszurauben: Faust hofft, unter den in der Kirche aufbewahrten Wertgegenständen ein geeignetes Geschenk für Gretchen zu finden. Mephisto singt vor Gretchens Fenster ein Lied, daraufhin kommt Valentin auf ihn zu provoziert ihn zu einem Duell. Während sie fechten, hält Faust sich zunächst im Hintergrund, sticht Valentin dann aber unter Mephistos Arm hinweg nieder. Während Faust und Mephisto flüchten, kommen Gretchen, Marthe und weitere Nachbarn herbeigelaufen und finden den tödlich verwundeten Valentin auf der Straße. Bevor er stirbt, hält er Gretchen ihre Schande vor und beschimpft Marthe als Kupplerin.
Dom
Während Gretchen im Dom betet, erscheint ihr ein böser Geist, der ihr ihre Sünden vorhält, ihr die Schuld am Tod ihrer Mutter und ihres Bruders gibt und sie außerdem darauf aufmerksam macht, dass sie schwanger ist. Währenddessen singt der Chor das „Dies irae“ (d. h. „Tag des Zorns“), einen Hymnus darüber, wie Gott am Ende der Zeiten die Sünder richten wird. Gretchen ist so erschüttert, dass sie schließlich in Ohnmacht fällt.
Walpurgnisnacht
Faust und Mephisto wandern durch den Harz, um am Hexensabbat auf dem Brocken teilzunehmen. Ein Irrlicht zeigt ihnen den Weg. Sie treffen auf einen Hexenchor und weitere Teilnehmer des Hexenfests. Plötzlich sieht Faust eine Erscheinung, die ihn an Gretchen erinnert: ein „blasses, schönes Kind“ mit einer roten Schnur um den Hals – eine Vorausdeutung auf ihren Tod.
Walpurgnisnachtstraum
Eine Theateraufführung anlässlich der goldenen Hochzeit des Elfenkönigspaares Oberon und Titania. Dieses „Stück im Stück“, das im Wesentlichen aus einer Abfolge von gereimten Monologen besteht, enthält zahlreiche literarische und zeitgeschichtliche Anspielungen, steht aber in keinem eindeutigen Zusammenhang zur sonstigen Handlung.
Trüber Tag. Feld
Faust hat erfahren, dass Gretchen als Verbrecherin ins Gefängnis gesteckt worden ist, und macht Mephisto Vorwürfe, dass dieser ihm das verheimlicht und ihn durch den Besuch der Walpurgisnacht abgelenkt hat. Nun verlangt Faust, Mephisto solle Gretchen retten, doch der erwidert, das müsse Faust selbst tun. Gleichzeitig warnt er ihn davor, an einen Ort zurückzukehren, an dem (wegen des Mordes an Valentin) „Blutschuld“ auf ihm lastet. Da Faust jedoch entschlossen ist, Gretchen aus dem Kerker zu befreien, erklärt Mephisto sich bereit, den Wächter abzulenken und Zauberpferde für die Flucht zu beschaffen.
Nacht, offen Feld
Faust und Mephisto reiten durch die Nacht. Als sie am „Rabenstein“, einer Hinrichtungsstätte, vorbeikommen, sehen sie Hexen, die den Richtplatz offenbar für eine bevorstehende Hinrichtung „weihen“.
Gretchen erwartet im Kerker ihre Hinrichtung, weil sie ihr neugeborenes Kind aus Verzweiflung ertränkt hat. Sie ist geistig verwirrt, aber als Faust in ihrer Zelle erscheint, um sie zu befreien, erkennt sie ihn, erinnert ihn an seine frühere Liebe zu ihr und macht ihm Vorwürfe wegen seiner Mitschuld am Tod ihres gemeinsamen Kindes. Mit ihm zu fliehen lehnt sie ab. Als Mephisto erscheint, um zur Eile zu drängen, erschrickt Gretchen vor ihm und erkennt in ihm den Teufel, der es auf ihre Seele abgesehen hat. Mephisto sagt zu Faust, Gretchen sei „gerichtet“, aber eine Stimme aus dem Himmel