Inhaltsangabe/Zusammenfassung
In seinem 1931 herausgebrachten satirischen Roman „Fabian - Die Geschichte eines Moralisten“ beschreibt der deutsche Schriftsteller Erich Kästner den Versuch des Helden Fabian, ein besserer Mensch zu sein. Die Handlung spielt in den 1920er Jahren und zeichnet ein Porträt der Zustände im Berlin der Weimarer Republik am Vorabend der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Nach 1933 galt das Werk als „entartet“ und fiel neben anderen Schriften Erich Kästners der Bücherverbrennung zum Opfer. Der Originalfassung fehlte ein Kapitel, dass von der Deutschen Verlags-Anstalt aus Sorge vor Unschicklichkeit gestrichen worden war. Darin betrachtet Fabian mit seinem Kollegen die Blinddarmnarbe seines Chefs. Zudem handelt es sich um erotische Passagen. Seit dem Jahr 2013 liegt im Atrium-Verlag jedoch die ungekürzte Fassung vor.
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Jakob Fabian sitzt in einem Berliner Café und überfliegt teilnahmslos die Schlagzeilen der Abendzeitungen. Nachdem er gegessen und einen Kaffee getrunken hat, ruft er den Kellner zu sich. Von diesem wünscht er eine Antwort auf die Frage: Hingehen oder nicht? Der verblüffte Kellner weiß natürlich zunächst keine Antwort, ohne den Ort zu kennen. Auf wiederholtes Fragen Fabians rät er somit sicherheitshalber vom Hingehen ab. Das regt Fabian an, erst recht zu gehen. Wie sich im Anschluss herausstellt, ist die Rede von einem Etablissement, das Fabian von seinem Bürochef Bertuch empfohlen bekommen hat. Dort sollen sich alleinstehende Frauen und Männer näherkommen. Nach einigen Streifzügen durch das nächtliche Berlin kommt Fabian vor Ort an und zahlt die Anmeldegebühr. Er lernt eine große blonde Frau kennen. Sie entspricht genau seinem Geschmack, allerdings ist Fabian von ihrer Zudringlichkeit befremdet. Obwohl er zunächst ablehnt, folgt er ihr auf ihr Drängen hin in ihr Haus.
Kapitel 2
Es stellt sich heraus, dass ihr Name Irene Moll ist. Einmal in ihrem Haus angekommen dirigiert sie Fabian direkt in ihr Schlafzimmer und fällt über ihn her. Da erscheint ihr Ehemann, der Rechtsanwalt Moll, in der Tür. Er wirkt kein bisschen irritiert von dem Anblick, der sich ihm bietet. Vielmehr ist er es gewöhnt und begrüßt es sogar, dass seine Frau von anderen Männern unterhalten wird. Das Ehepaar hat sogar einen Vertrag geschlossen, der besagt, dass Irene jeden möglichen Liebhaber erst von ihrem Mann absegnen lassen muss. Die Vorgehensweise stößt Fabian ab. Er lässt sich den Schlüssel geben und verlässt damit das Haus. Daraufhin begibt er sich in sein Stammlokal. Dort will er einem Bettler ein Essen ausgeben. Aus Scham ergreift der Mann jedoch die Flucht.
Kapitel 3
Fabian begleitet den Politikredakteur Münzer vom Lokal aus in die Nachtredaktion. Dort erfährt er, wie die Presse danach strebt, die Menschen ohne Meinung zurückzulassen. Denn das erweist sich als bequem. Die Leser lassen sich leicht manipulieren. Dass dafür Lügen notwendig sind, nehmen die Redakteure in Kauf. Als der Wirtschaftsredakteur Malmy hinzukommt, tadelt er die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft etwa durch Steuern oder Subventionen. Münzer lässt Wein kommen. In der Folge betrinken sich alle mehr oder weniger stark. Im Rausch scheint Münzer sich Vorwürfe für sein unaufrichtiges Arbeiten zu machen Beschwipst und unzufrieden tritt Fabian den Heimweg an.
Kapitel 4
Jakob Fabian arbeitet als Werbetexter für die Zigarettenbranche. Wie bei einem Gespräch mit seinem Kollegen Fischer hervorgeht, besitzt Fabian einen Doktortitel in Germanistik. Er hegt starke Zweifel am Sinn seiner derzeitigen Arbeit und fragt sich nach seinem Platz im Leben. Sein Jugendfreund Stephan Labude ruft an und lädt Fabian zu sich ein, um mit ihm zu sprechen. Als Fabian vorher noch einmal in sein bescheidenes Mietzimmer geht, beschwert sich die Vermieterin über seinen Zimmernachbarn. Laut der alleinstehenden Witwe Hohlfeld empfange der Mieter Tröger zwei Frauen gleichzeitig in seinem Zimmer. Bei Labude besprechen die beiden Freunde die Habilitationsarbeit über Lessing, die Labude kürzlich eingereicht hat. Ungeduldig wartet er darauf, dass der Geheimrat sie beurteilen möge.
Kapitel 5
Anschließend besuchen Fabian und Labude ein Tanzlokal. Labude äußert sein Bedauern darüber, dass Fabian in seinen Augen weder ein Ziel im Leben habe, noch den nötigen Ehrgeiz dafür aufbringe. Darauf entgegnet Fabian, dass es für ihn durchaus ein Ziel gibt. Er würde gerne dazu beitragen, die Menschen anständig und vernünftig zu machen. Allerdings ist er in diesem Moment noch dabei zu beobachten, ob die Menschen sich dafür überhaupt eignen. Zwei Animiermädchen versuchen mit aller Kraft die beiden Männer zu bezirzen. Der Erfolg bleibt zwar aus, in einer abgelegenen Nische spendiert Labude aber immerhin etwas zu essen. Dort treffen sie auf Irene Moll. Sie ist betrunken und verhält sich laut und ordinär.
Kapitel 6
Nachdem sie das Lokal verlassen haben, fragt Labude den Freund über Irene Moll aus. Beide sind einerseits von ihr abgestoßen, können ihr attraktives Äußeres aber nicht bestreiten. Im weiteren Verlauf des Abends blicken sie auf ihre Erfahrungen im Krieg zurück. Sie erkennen, dass auch die Gegenwart nur provisorisch bleibt. Fabian ist pessimistisch und glaubt, die Vernünftigen und Gerechten würden nie die Oberhand gewinnen. Labude hingegen meint, sie hätten die Fähigkeit, es zumindest zu versuchen. Auf dem Weg begegnen den Freunden zwei Verletzte. Es stellt sich heraus, dass die beiden aufeinander geschossen haben. Den Anlass hat die politische Haltung geliefert, denn einer davon ist ein Nazi, der andere ein Proletarier. Als Fabian und Labude die beiden Männer ins Krankenhaus bringen, sieht ein Arzt die Wirtschaftslage als Ursache für die zunehmenden Konflikte.
Kapitel 7
Auf Labudes Vorschlag hin ziehen die beiden in ein Kabarett weiter. In dem Lokal treten Menschen auf, die sich gegen Bezahlung vom Publikum auslachen lassen, so etwa ein tanzendes junges Mädchen, ein bebrillter Jude namens Caligula oder der scheinbar verrückte Sachse Paul Müller. Labude findet die gesamte Veranstaltung unerfreulich und will gehen, Fabian folgt ihm. Da spricht ein Mann Fabian an, der ihn von früher zu kennen scheint. Es stellt sich heraus, dass dem nicht so ist. Dennoch entsteht ein Gespräch mit dem Familienvater. Danach wirkt Labude aufgebracht und scheint den Mann um sein Kind zu beneiden. Die Freunde ziehen jedoch das Fazit, dass die wirtschaftliche Unsicherheit sowie die Arbeitslosigkeit dieser Zeit ohnehin keine Familiengründung erlauben.
Kapitel 8
Labude stammt aus finanziell gut gestellten Verhältnissen: Seine Eltern bewohnen eine Villa im Grunewald. Der Vater, Justizrat Labude, ist ein reicher Rechtsanwalt. Er betrügt Labudes Mutter, die sich wiederum mit häufigen Auslandsreisen tröstet. Fabian fühlt sich in den luxuriösen Verhältnissen nicht wohl, doch Labude lenkt dessen Aufmerksamkeit auf das Thema, das er mit ihm besprechen will. Er berichtet von einer Reise nach Hamburg. Wegen der Gründung einer radikalbürgerlichen Gruppe hat er sich zufällig in der Stadt aufgehalten, in der auch seine langjährige Verlobte Leda wohnt. Er sucht sie auf, um sie aus Misstrauen heimlich zu beobachten. Tatsächlich entdeckt er, dass Leda ihn betrügt. Verletzt berichtet Labude dem Freund, wie er sie verlassen hat. Dann begeben sich die beiden Männer auf eine Einladung hin in das Atelier von Labudes Bekannter, der Bildhauerin Ruth Reiter.
Kapitel 9
In dem Atelier herrscht sexuelle Freizügigkeit. Eine Frau namens Selow steht nackt auf einem Tisch für eine Aktstudie. Labude lässt sich mit einem Mädchen, das Kulp heißt, ein. Fabian macht die Bekanntschaft des Fräuleins Battenberg. Aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen mit der Männerwelt lehnt diese Beziehung von nun an ab. Dennoch lässt sie sich später von Fabian nach Hause bringen. Plötzlich erscheint ein todkranker Freier von Fräulein Kulp im Atelier. Um die beiden allein zu lassen, begeben sich alle anderen in einen Klub. Währenddessen misshandelt der Freier die Kulp. Im Lokal bekommt Fräulein Selow Lust auf einen Mann, obwohl sie eigentlich mit der eifersüchtigen Bildhauerin Reiter zusammen ist. Sie verschwindet mit Labude.
Kapitel 10
Fräulein Battenberg äußert sich verächtlich über Labude, während Fabian ihn in Schutz nimmt. Er zeigt ihr die Gegend und verdeutlicht den Gegensatz der moralisch verkommenen Großstadt Berlin zur Kleinstadtidylle, aus der er stammt. Fabian vertraut seiner Begleiterin an, auf den Sieg der Anständigkeit zu hoffen. Einem Bettler gibt Fabian ohne zu zögern etwas Geld. Fräulein Battenberg heißt mit Vornamen Cornelia und schreibt an ihrer Dissertation über internationales Filmrecht. Fabian rät ihr, es als Schauspielerin zu versuchen, und sie bejaht: Zur Not würde sie das tun. Als Fabian Cornelia nach Hause bringen will, bemerken beide, dass sie in derselben Pension wohnen. Sie verbringen die Nacht miteinander.
Kapitel 11
Frisch verliebt ist Fabian am nächsten Morgen bester Dinge. Er erscheint mit guter Laune bei der Arbeit. Dort erhält er jedoch seine Kündigung, denn das Werbebudget ist gesenkt worden. In der Nacht zuvor hat er vor dem Einschlafen noch ein etwas ehrgeizigeres Streben und vielleicht eine Dreizimmerwohnung in Erwägung gezogen. Jetzt vermacht er sein letztes Projekt dem Kollegen Fischer. Als er danach durch die Stadt irrt, begegnet ihm ein obdachloser Erfinder. Der Mann wirkt ehrenwert, aber quält sich mit dem Vorwurf, seine Erfindungen haben die Massenarbeitslosigkeit begünstigt. Fabian lädt ihn ein, auf dem Sofa in seinem Zimmer zu schlafen, während er selbst die Nacht bei Cornelia verbringt.
Kapitel 12
Damit die Wirtin keinen Verdacht schöpft, versteckt Fabian den Erfinder am nächsten Morgen vorübergehend im Schrank. Danach gibt er an der Tür lautstark vor, Besuch zu begrüßen und verkündet, es handle sich um seinen Onkel. Als Fabian sich anschließend beim Arbeitsamt melden will, wird er quer durch die Stadt von einer Filiale zur nächsten geschickt. Schließlich klärt ihn ein Portier auf, dass er nicht wirklich arbeitslos sei, sondern den restlichen Monat bezahlten Urlaub habe und es währenddessen mit dem Schreiben von Bewerbungen probieren könne. Fabians Mutter kommt überraschend zu Besuch. Der Erfinder namens Professor Kollrepp wird plötzlich abgeholt und in eine Anstalt gebracht. Er vermutet, seine Familie habe diesen Schritt eingeleitet und überlässt Fabian einen Umschlag mit seiner neuesten Erfindung.
Kapitel 13
Fabian will seine Mutter nicht wissen lassen, dass er arbeitslos ist. So verlässt er morgens das Haus und gibt vor, in die Agentur zu gehen. Er quält sich mit Vorwürfen, die rare Zeit nicht besser mit seiner geliebten Mutter zu verbringen. Im Kaufhaus des Westens wird er Zeuge, wie Kunden und Angestellte ein kleines Mädchen anfeinden, weil dieses versucht hat, einen Aschenbecher für ihren Vater zu stehlen. Fabian bezahlt ihn für sie. Unterwegs begegnet er Frau Moll und erfährt, dass ihr Mann wegen Unterschlagungen flüchtig sei. Sie selbst hat ein Männerbordell für reiche ältere Damen eröffnet und bietet Fabian eine Stelle an. Angewidert lehnt er ab. Als er an seinem früheren Arbeitsplatz auf seine Mutter wartet, erfährt Fabian, dass Fischer für das von Fabian übernommene Projekt ausgezeichnet worden ist. Anschließend bringt er seine Mutter zum Bahnhof. Cornelia überlässt er sein letztes Geld für neue Kleider, da sie für eine Filmrolle vorsprechen will.
Kapitel 14
In der Nacht wird Fabian von einem Albtraum heimgesucht. Seine Bekannten erscheinen darin als verzerrte Karikaturen. Er ruft nach Labude, als Cornelia ihn weckt. Beide legen sich rasch wieder hin, um weiterzuschlafen, bleiben jedoch noch lange schweigsam wach.
Kapitel 15
Fabian lässt die Vermieterin wissen, dass er keine Stelle mehr hat. Allerdings bezahlt er ihr gleich im Voraus die nächste Miete. Später begibt er sich in einen großen Zeitungsverlag. Dort arbeitet sein Bekannter, Herr Zacharias. Von ihm erhofft sich Fabian Hilfe, Vermittlung, vielleicht eine neue Arbeit. Zacharias jedoch vertröstet Fabian und hält ihn mit immer neuen Vorwänden hin. Ohne Hoffnung streift Fabian anschließend durch die Stadt. Überall meint er, Cornelia mit den Filmleuten zu sehen. Zurück in seinem Zimmer, wirft er sich erschöpft aufs Sofa und schläft. Beim Aufwachen findet er einen Brief Cornelias. Sie hat sich an den Filmchef Markart verkauft und behauptet, es auch für Fabian getan zu haben. Für den nächsten Tag bittet sie ihn, sie in einem Café zu treffen.
Kapitel 16
Fabian ist fassungslos. Er fährt durch die Stadt und kann die Vorstellung kaum ertragen, dass in einem der Häuser Cornelia sich einem alten Mann hingibt. Er wird sich bewusst, dass durchaus Ehrgeiz in ihm ist, dass er handeln und Menschen Gutes tun möchte. Allerdings scheint es keine Menschen für ihn zu geben, die darauf Wert legen. Verzweifelt vergegenwärtigt er sich: Als er gerade geglaubt hat, in Cornelia einen solchen Menschen gefunden zu haben, entreißt sie sich ihm wieder. Als er endlich durch die junge Frau einen Sinn in seiner Arbeit sieht, verliert er die Arbeit. Im Wedding beobachtet er teilnahmslos einen Zusammenstoß zwischen Arbeitern und Polizisten. Auf einem nahegelegenen Rummelplatz lädt er eine Unbekannte barsch ein, mit ihm zu kommen. Sie geht darauf ein. Während er an Cornelia denkt, begleitet er die Fremde in deren Wohnung und markiert dort den stürmischen Liebhaber.
Kapitel 17
Bei der Affäre handelt es sich um eine verheiratete Verkäuferin, deren Ehemann kaum zu Hause ist. Sie will Fabian dazu bewegen, bei ihr zu bleiben, bis ihr Mann von einer Geschäftsreise zurückkehrt. Fürsorglich bewirtet sie ihn und versichert ihn ihrer Bedürftigkeit. Fabian sagt ihr unwillig, er würde bleibe. Nach dem Essen geht er, um Cornelia in dem angegebenen Café zu treffen. Cornelia wirkt schüchtern und versöhnlich. Fabian jedoch will ihr schlechtes Gewissen verstärken und sie gezielt kränken. Er malt ihr aus, wie sie in Zukunft immer wieder mit Männern ins Bett steigen wird, um ihre Karriere voranzutreiben. Cornelia weint und beteuert, sie wolle Fabian nicht verlieren. Zwar tröstet er sie letztlich dennoch. Als sie ihn jedoch zum Abschied küsst, bevor sie schluchzend davonläuft, ekelt er sich vor ihren Lippen. Um nicht in sein einsames Zimmer zu kommen, kehrt er zu der Verkäuferin zurück. Plötzlich kommt der Ehemann hinzu und wird handgreiflich.
Kapitel 18
Als Fabian nach Hause kommt, erwartet ihn dort eine Nachricht von der Polizei. Er soll sich zu einer hinterlegten Adresse begeben. Vor Ort findet er seinen Freund Labude tot vor. Dieser hat sich erschossen. Aus seinem Abschiedsbrief an Fabian geht hervor, dass der Grund seine abgelehnte Habilitationsschrift sei. Weckherlin, der Assistent des zuständigen Geheimrates, habe Labude die Botschaft übermittelt, dass der Professor die Arbeit als völlig ungenügend einschätze. Zudem teilt Labude mit, dass er Fabian daraufhin erst noch hat anrufen wollen. Aus dem Gespräch über Leda hat er jedoch eingesehen, dass Fabian ihm nur die Nichtigkeit des Problems verdeutlicht hätte. Er selbst aber empfindet sowohl die Ablehnung der Universität als auch jene durch Leda als seinen Ruin.
Kapitel 19
Fabian kann sich den Freund nicht als tatsächlich tot vorstellen und spricht mit der Leiche, als wäre Labude noch am Leben. Justizrat Labude kommt hinzu und trägt den Tod seines Sohnes mit sichtlicher Fassung. Er versucht den Geheimrat zu erreichen. Am Telefon erfährt er von dessen Frau, dass der Professor die Arbeit sehr gelobt habe. Der Justizrat und Fabian können sich nicht erklären, weshalb er die Habilitationsschrift dann abgelehnt haben soll. Nachdem der Justizrat das Bild Lessings zerschlagen hat, will er allein sein, um des Sohnes Arbeit über den Dichter zu lesen. Denn bisher hat er keine Zeit dafür gefunden. Vor Kummer fühlt sich Fabian ganz stumpf. Seine Bewerbungsschreiben liegen abgelehnt in seinem Zimmer.
Kapitel 20
Am nächsten Morgen spricht die Vermieterin Fabian ihr Beileid aus. Cornelia begegnet Fabian. Sie sitzt in einem Wagen hinter ihrem Chauffeur. Zwar schildert sie den Kontakt mit dem Filmschaffenden als unangenehm. Allerdings hat sie die Rolle bekommen. Mit dem Wagen bringt sie Fabian zur Universität, wo dieser der seltsamen Ablehnung durch den Geheimrat auf den Grund gehen will. Vor Ort sitzen bereits Labudes Eltern. Als der Geheimrat erscheint, beteuert dieser, welch vorzügliche Arbeit Labude vorgelegt habe. Keineswegs hat er die Habilitationsschrift abgelehnt, sondern hat sie vielmehr als Sonderdruck herausbringen wollen. Es stellt sich heraus, dass sich der Assistent Weckherlin mit Labude einen verhängnisvollen Scherz erlaubt hat. Fabian verliert vollkommen die Beherrschung und schlägt Weckherlin blutig. Der Geheimrat entlässt den Assistenten auf der Stelle.
Kapitel 21
Fabian will die Beerdigung des Freundes nicht mitansehen und begibt sich zum Bahnhof, um zu seinen Eltern zu fahren. Unterdessen quält er sich mit Gedanken an den toten Freund. Apathisch1 ist Fabian sich nicht mehr so sicher, ob er, der ewige Moralist, die Menschheit wirklich bessern will - und kann. Er gesteht sich ein, dass alles doch nur von wirtschaftlichen Einflüssen abhängig sein könnte. Beim Zeitungslesen entdeckt er eine Reportage über Filmchef Markarts neues Entdeckung: Cornelia. Im Zug trifft er ein letztes Mal auf Irene Moll. Sie ist mit viel Geld auf der Flucht, da ihr Etablissement der Polizei gemeldet worden ist. Irene Moll lädt Fabian ein, es sich mit ihr im Ausland gutgehen zu lassen. Er wendet sich ab. Zu Hause angekommen, erzählt er der Mutter mit zitternder Stimme von Labudes Selbstmord.
Kapitel 22
Fabian streift durch seine Heimatstadt und besucht sein ehemaliges Internat. Seine Erinnerungen an die Internatszeit sind ebenso schlecht wie an die Ausbildung in der Kaserne. Vor Ort scheint sich nicht viel verändert zu haben. Der Direktor erkennt Fabian wieder und tadelt dessen Lebensweg, seine Arbeitslosigkeit. Fabian reagiert mit Wortwitz. Später trifft er seine Jugendliebe Eva: Sie ist Mutter, Arztgattin und dick geworden.
Kapitel 23
Fabians ehemaliger Klassenkamerad Wenzkat zeigt sich zum politischen Kampf aufgelehnt. Fabian ist anderer Ansicht. Später besuchen die beiden gemeinsam ein Bordell. Dort gibt sich eine junge Frau Fabian hin, obwohl dieser kein Geld dabei hat. Sowohl Cornelia als auch Labude erscheinen Fabian sehr weit entfernt. Er denkt, in dieser Gegend habe Deutschland kein Fieber, sondern Untertemperatur.
Kapitel 24
Von Tagespost, der Zeitung vor Ort, erhält er durch einen alten Klassenkameraden das Angebot, für schlechte Bezahlung mitarbeiten zu dürfen. Aber Fabian erkennt, noch immer nicht verdorben genug zu sein, als dass das Geldverdienen ihm über alles ginge. Er zieht in Erwägung, mit den tausend Mark, die Labude ihm hinterlassen hat, ins Erzgebirge zu gehen und auf einem stillen Gehöft in der Natur zu leben. Für ein halbes Jahr würde das Geld reichen. Vielleicht würde sich in der Zwischenzeit ein lohnendes Ziel für ihn auftun. Er grübelt jedoch weiter, ob dieses Vorhaben nicht einer Flucht gleichkomme, für einen wie ihn: Vielleicht müsse er aber auch einsehen, nicht zum Handelnden, sondern als Zuschauer im Weltgeschehen vorgesehen zu sein. Plötzlich sieht er, wie ein kleiner Junge auf dem Brückenländer über einem Fluss balanciert. Der Junge stürzt in den Fluss. Fabian springt zur Rettung hinterher. Der Junge schwimmt weinend ans Ufer, während Fabian ertrinkt, weil er nicht schwimmen kann.