Roman: Effi Briest (1890-1894)
Autor/in: Theodor FontaneEpoche: Realismus
Aufgabe:
„In jedem Anfang eines Werks liegt sein Ende schon beschlossen.“ Diskutiere diese Aussage anhand des Romans „Effi Briest“.
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
In dem Roman Effi Briest, geschrieben von Theodor Fontane, welcher von Oktober 1894 bis März 1895 in sechs Folgen in der deutschen Rundschau abgedruckt wurde. Fontane beschreibt in seinem Roman das Schicksal der 17-Jährigen Effi Briest, welche durch die gesellschaftlichen Zwänge und der damit Verbundenden Erniedrigung des Individuum dazu gezwungen wird einen doppelt so alten Mann zu heiraten. Theodor Fontane beschreibt in seinem Roman das Leiden der jungen und in die enge getriebene Effi, welche auf Reaktion dieser Zwänge ihren Ehemann Instetten heimlich hintergeht. Das Werk spielt sich in einem soziokulturellen Kontext ab, welcher sich der Wilhelminischen preußischen Gesellschaft zuordnen lässt. In der Wilhelminischen Gesellschaft zählten Tugenden wie die Ehrenbesessenheit eine wichtige Rolle. Des weiteren steht diese Zeit für die Unterdrückung des Individuum, welches durch den hohen gesellschaftlichen Druck ausgeführt wird. In der folgenden Analyse wird erläutert inwiefern die Aussage: „In jedem Anfang eines Werkes liegt sein Ende schon beschlossen.“ auf den Roman „Effi Briest“ von Fontane zutrifft. Fontane übt mit seinem Roman Gesellschaftskritik aus und kritisiert insbesondere den Zwang der Gesellschaft, welcher dazu führt, dass starke eigene Persönlichkeit zerstört werden. Fontane benutzt in seinem Roman als Motiv die damalige Heiratspolitik, um den Zwang der Gesellschaft zu verdeutlichen. Als Resultat der Zwangsehe und der damit Verbundenden Trostlosigkeit und Langweiligkeit in Effis Leben, geht sie eine Affäre mit Herrn Crampas, um ihrem von Langeweile geprägtem Alltag zu entkommen. Baron von Innstetten erfährt von dieser Affäre und besiegt daraufhin in einem Duell Herr Crampas. Dies hat die Folgen, dass Effi aus dem gesellschaftlichen Leben verstoßen wird und einige Zeit später auf Grund von Einsamkeit verstirbt. Die Hypothese, welche es zu belegen gilt ist die, dass Fontane bereits am Anfang seines Romans das Leiden und den damit verknüpften Tod Effis vorausdeutet und versteckte Hinweise darüber gibt wie sein Roman enden wird. Dafür benutzt Fontane gezielt verschiedene Motive wie zum Beispiel das Licht Schatten Motiv. Des weiteren verwendet Fontane am Anfang seines Romans Metaphern1, wie zum Beispiel die Pflanzenmetapher oder die Metapher der Sonnenuhr, um das Ende vorauszudeuten und verschiedene Zwänge aus der damaligen Gesellschaft zu verdeutlichen.
Zunächst möchte ich auf das Motiv des Licht und Schatten und seiner Metaphorik eingehen. Bereits auf der ersten Seite taucht das Motiv des Lichts in Verbindung mit der Sonne und des Schatten auf. So wird das Leben von Effi in Hohen-Cremmen beim Elternhaus durch die Symbolik des Lichts als fröhlich und glücklich beschrieben. Dadurch wird der Persönlichkeit von Effi Fröhlichkeit und Kindlichkeit impliziert. Die Zeit des Lichts steht für die Zeit von Effis Leben in Hohen-Cremmen, wo glücklich war. Im Kontrast zu dem Symbol des Lichts steht die Symbolik des Schattens, welche eine kalte und gefühlslose Umgebung beschreibt. Die Symbolik des Schattens wird auch auf der ersten Seite kurz nach der Symbolik des Lichts erwähnt. Dabei steht die Zeit des Schattens für die Leidenszeit von Effi nach der Zwangsheirat mit Herrn von Instetten, denn in dieser Zeit ist Effi traurig, einsam und verliert eine Fröhlichkeit. Dies wird deutlicher wenn man Effi mit einer Blume vergleicht. Die Blume blüht in einer sonnigen/fröhlichen Umgebung in ihrer ganzen Schönheit auf, ist sie jedoch im Schatten verliert sie ihre Fröhlichkeit, Schönheit und verfällt in sich zusammen. Dies passiert auch mit Effi nach der Heirat, denn auch sie verliert ihre Ausstrahlung, Lebenslust und verfällt zum ende des Romans auch. Das Verfallen von der Blume ist in dem Fall der Tod Effis, welches das Ende darstellt. Auf Grund des genannten Punktes bestätigt die Symbolik des Licht und Schatten, dass Fontane bereits zu Beginn seines Romans das Ende andeutet.
Das nächste Motiv auf welches ich eingehen will, ist das des „angeketteltem Boot“. Dieses Motiv taucht sowohl auf der ersten Seite des Romans während der Zeit in Hohen-Cremmen von Effi als auch während der Zeit von Effi in Kessin. Das angekettete Boot steht in beiden Fällen für Effi, denn sie ist durch die Ehe und des gesellschaftlichen Druck angekettet und kann sich nicht frei ausleben. Des weiteren zeigt das Motiv des angeketteten Boot, dass die Individualität von Effi eingeschränkt wird und sich daher den gesellschaftlichen Maßstäben richten muss. Die Kette steht in dem Fall für den Zwang der Gesellschaft und der der Ehe und das Boot steht in dem Fall für Effi, welche versucht sich dem zu entfliehen. Dieser Fluchtversuch lässt sich später in der Affäre zu Crampas erkennen, denn hier versucht Effi dem langweiligen Alltag zu entkommen und ihre Individualität auszuleben. Die Verwendung dieses Symbol ist ebenfalls eine Andeutung auf Effis spätere Leben, wo sie das Leben einer Gefangenen lebt ohne jegliche Individualität. Sie kann nämlich ähnlich wie das angekettete Boot immer nur die selben Gewässer besichtigen und erlebt jeden Tag das selbe. Es sei denn der Fixpunkt ihrer Verankerung verschiebt sich. Dieser Fixpunkt der Kette ist in Effis Beispiel Baron von Instetten. Wir können dies mit dem Umzug nach Berlin sehen, denn auch nur durch die Veränderung ihres Fixpunktes kommt Effi in „neue Gewässer“. Fontane deutet also auch hier bereits auf Seite 1 mit der Metapher des angekettetem Boot das spätere Schicksal von Effi an.
Des weiteren benutzt Fontane das Motiv der Sonnenuhr (S. 1) und des Rondells um das Ende anzudeuten. In diesem Fall steht die Sonnenuhr für die bereits ablaufenden Stunden in Effis leben, welche sich dem Ende neigen. Die metaphorische Verwendung ist dabei unübersehbar, denn wenn man betrachtet, dass der Sonnenuhr nur noch 12 Stunden bleiben fällt einem auf, dass Effi ebenfalls nur noch 12 Jahre nach der Hochzeit übrig bleiben, ehe sie verstirbt. In diesem Fall steht daher eine Stunde metaphorisch für ein Jahr, welches Effi noch verbleibt. Zudem steht das Motiv der Sonnenuhr für die Glücklichkeit von Effi und da die Sonnenuhr immer in Hohen-Cremmen bleibt, verbleibt Effis Glück ebenfalls in Hohen-Cremmen. Deshalb kann Effi auch nur in Hohen-Cremmen glücklich sein. Auch mit diesem Motiv deutet Fontane das spätere Schicksal von Effi an.
Die letzte Metapher auf welches ich eingehen möchte ist das der Metapher der Pflanze. Bereits auf der ersten Seite wird das Efeu erwähnt. Dies ist kein Zufall, wenn man betrachtet welche Konnotationen2 das Efeu als Pflanze mit sich bringt. Das Efeu ist eine Pflanze, welche um andere Pflanzen oder Gebäude herum wächst und sich diesen anpasst. Zudem hat das Efeu eine bestimmte Abhängigkeit zu dem Objekt an welches es sich klammert. Diese Konnotationen eines Efeus lassen sich alle an der Figur Effi wiedererkennen. Effi klammert sich auch um ein Objekt, welches in diesem Fall Instetten ist. Sie wird auch abhängig von Instetten und hat ohne ihn keine gesellschaftliche Bedeutung. Des weiter muss sie sich ihm anpassen und nicht umgekehrt. Dies zeigt sich zum Beispiel an den Geräuschen, welche durch einen Vorhang entstehen und Effi Angst bereiten. Als Effi Herrn Instetten drauf anspricht weigert er sich etwas zu ändern und zwingt Effi dazu sich anzupassen. Die Konnotationen des Efeus sind daher auch in der Figur Effis wiederzuerkennen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Hypothese bestätigt werden konnte, dass Fontane bereits am Anfang seines Romans das Ende durch verschiedene Symbole, Metaphern und Motiven andeutet. Das Schicksal von Effi steht schon lange fest und dient nur als Mittel von Fontane um seine Intention, welche die Gesellschaftskritik ist, zum Ausdruck zu bringen.