Roman: Effi Briest (1890-1894)
Autor/in: Theodor FontaneEpoche: Realismus
Aufgabe:
„In jedem Anfang eines Werkes liegt sein Ende schon beschlossen“.
Diskutiere diese Aussage anhand des Romans „Effi Briest“
Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
In dem Roman Effi Briest, welcher im Oktober 1894 bis März 1895 in sechs Folgen in der deutschen Rundschau abgedruckt wurde. Der Roman wurde von Theodor Fontane verfasst und behandelt das schicksalhafte Leben von Effi Briest, welche zur Zeit der preußischen Normen aufwächst, dort ihren Mann hintergeht und deshalb von ihrer Familie verstoßen wird. Die Intention des Romans ist, Kritik an der preußischen Gesellschaft auszuüben. Fontane nutzt gezielt den Anfang seines Romans um dessen Ende und damit den Tod Elfis vorauszudeuten. Dies wird im Folgenden näher erläutert.
Fontane benutzt Pflanzensymbolik. Durch die Beschreibung von verschiedenen Pflanzenarten konnotiert Fontane unterschiedliche Charaktereigenschaften. Auf Seite 15 wird Innstetten als Stamm beschrieben, und Effi „sei dann also der Efeu, der sich darum zu ranken habe“. Im gesamten Werk gibt es vier Stellen, in denen die Pflanze „Efeu“ verwendet wird, alle metaphorisch für Effi vorgesehen. Der Efeu zeigt einerseits, dass Effi keine Wahl hat und ohne Innstetten nicht leben kann, da sie seinen Halt benötigt oder benötigen muss, und nur sich nur an ihm hochranken kann. Der Leser erhält sofort den Eindruck, dass Innstetten für Effi überlebenswichtig ist, und merkt schnell, dass sich Effi ohne ihn, in der damaligen Gesellschaft, nicht halten kann. Dieser Eindruck wird am Ende des Werkes bestätigt, da sie sogar von ihrer eigenen Familie verstoßen wird. Außerdem wird auf Seite 5 eine Kirchhofsmauer beschrieben, welche „in kleinblättrigem Efeu“ steht. Dies zeigt die wenigen Perspektiven, welche Effi in der damaligen Gesellschaft hatte, und verdeutlicht, dass Effi praktisch keine Freiheit zustand – sie wurde zu einer Heirat ermutigt, in der sie gar nicht glücklich war, was als normal in der preußischen Gesellschaft angesehen wurde. Dies präsentiert dem Leser auch schon zu Anfang des Werkes, dass Effi nicht glücklich wird. Da die „Kirchhofsmauer“ zudem noch Konnotationen1 mit Tod hat, kann man hier auch annehmen, dass der Leser Hinweise darauf erhält, dass Effi am Ende des Romans sterben wird, wodurch erneut verdeutlicht wird, dass Effi zum Ende des Romans nicht glücklich sein wird. Dadurch übt Fontane gezielt Gesellschaftskritik aus, insbesondere über die Heiratspolitik.
Zudem benutzt Fontane Schattensymbolik. Auf Seite 5 wird beschrieben, wie „Frau und Tochter des Hauses (…) im vollen Schatten liegenden Fliesengange saßen.“ Dadurch verdeutlicht Fontane, dass weibliche Personen damals keine Perspektiven hatten, und die männliche Autorität benötigten. Der Leser bekommt den Eindruck, als wären Effi und ihre Mutter vom Schatten bedrängt. Dazu stellt Fontane hier Effi und ihre Mutter das erste Mal vor, und das nicht mit ihren Namen, sondern mit „Frau und Tochter des Hauses“. Sie gehören dem Haus, das Haus gehört dem Mann, und damit sind sie keine freien Personen. Sie leben im Haus, arbeiten im Haus und sind für den Mann da, haben einen Nutzen für den Mann, was dem Leser als fehlende Freiheit dargestellt wird. Dadurch übt Fontane Gesellschaftskritik aus, da der Leser sofort von diesem Bild schockiert ist. Auf Seite 5 wird der Schatten dazu als „breit(en)“ beschrieben, was seine Dominanz und Stärke, also die Stärke der Gesellschaft im Gegensatz zu der schwachen Effi Briest, darstellt. Der Schatten schreitet außerdem dynamisch fort, was ihn als unberechenbar darstellt und dem Leser ein Gefühl der Klaustrophobie vermittelt. Fontane übt hiermit Gesellschaftskritik aus, indem er Effi und ihre Mutter, also die Frauen, als chancenlos und schwach darstellt, und die Gesellschaft aussehen lässt, als wäre sie stärker als dieses Individuum, was als normal in der preußischen Gesellschaft angesehen wurde. Außerdem wird hier schon das Ende des Romans vorausgedeutet, da Effi wieder als perspektivenlos und mit wenig Freiheit präsentiert wird. Das Ende liegt hier praktisch schon beschlossen.
Außerdem benutzt Fontane Kindheitssymbolik. „Zwischen Teich und Rondell (…) und die Schaukel halb versteckend“ (Seite 5). Dieses Zitat verdeutlicht, dass Effi noch ein Kind ist, ihr die Kindheit jedoch praktisch weggenommen wird. Die Schaukel ist halb versteckt, was zeigt, dass einerseits Effis Kindheit noch voll und ganz in ihr blüht, was auch durch Zitate wie „Man nannte sie die Kleine“ verdeutlicht wird. Andererseits wird Effi aber als Erwachsene in die Welt hinausgesetzt, was ihr die Kindheit praktisch stiehlt. Dadurch wird schon am Anfang des Romans festgelegt, dass Effi kein normales Leben einer 17-jährigen führen wird, sondern ihr deutliche (preußische) Maßstäbe gesetzt werden, gegen diese sie nichts unternehmen kann. Dazu rufen Effis Freundinnen aus dem Garten hinaus „Effi, komm.“, und das direkt nachdem Innstetten ihr einen Antrag gemacht hat. Dies zeigt, dass Effi noch zu jung für eine Heirat ist. Der Leser erhält den Eindruck, als müsse Effi spielen, als müsse sie ihre Kindheit in vollen Zügen ausleben, jedoch kann sie das durch die Zwangsverheiratung nicht. Der Leser bekommt hier schon eine Warnung, dass das Werk nicht gut ausgehen wird, Effi jetzt noch nicht heiraten und nicht unbeschützt in eine Ehe gelassen werden sollte. Das Haus der Familie Briest wird dazu als leblos und still beschrieben, mit Symbolen wie einem „Teich“ oder einem „angeketteltem Boot“ (Seite 5). Dazu wird kein Leben dargestellt, wie zum Beispiel Geräusche, Wind etc. Das Haus liegt leblos da, jedoch sind die einzigen Lebewesen die Kinder, Effi und ihre Freundinnen. Sie setzten einen starken Kontrast zu der Stille und sind verspielt und laut. Da diese Kindheit mit der Heirat zu Innstetten ausgelöscht wird, gibt es kein Leben mehr, was dem Leser den Hinweis gibt, dass Effi ohne diese lebhafte Kindheit und ihren verspielten Charakter nicht glücklich werden wird. Dadurch übt Fontane Gesellschaftskritik aus, da er die Heiratspolitik als Zwangsverheiratung von Kindern darstellt. Dazu steht das unglückliche Ende des Romans hier schon fest.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fontane durch Pflanzensymbolik, Schattensymbolik und Kindheitssymbolik dem Leser offensichtlich Hinweise auf das unglückliche Ende des Werkes gibt, und verdeutlicht, dass Effi nicht glücklich werden wird. Außerdem übt Theodor Fontane hier Gesellschaftskritik aus, indem er Effi als schwach darstellt und den Druck der Gesellschaft deutlich präsentiert.