Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Drachenläufer ist der erste Roman des afghanisch-amerikanischen Schriftstellers Khaled Hosseini. Im Jahr 2003 erschienen, macht das Buch den Autor über Nacht berühmt. Die bewegende Geschichte erzählt von den beiden sehr unterschiedlichen Jungen Amir und Hassan. Eindringlich schildert Hosseini, was Feigheit und Verrat, aber auch Vergebung und neuer Mut bewirken können. Gleichzeitig zeichnet der in Kabul geborene Autor ein vielschichtiges Bild der Wandlungen in Afghanistan vom friedlich blühenden Land bis in den Krieg, die sowjetische Besatzung und schließlich die Herrschaft der Taliban. Der Erfolgsroman wurde mehr als acht Millionen Mal verkauft und schließlich 2007 von Marc Forster verfilmt.
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Es ist Dezember 2001. Der 38-jährige Amir lebt in San Francisco. Er erinnert sich an den vergangenen Sommer: Sein Freund Rahim Khan hat ihn aus Pakistan angerufen und ihn um einen Besuch gebeten. Nach diesem Anruf sieht Amir am Himmel über dem Golden Gate Park zwei Drachen entlangziehen. Damit zieht auch seine Vergangenheit in Afghanistan in ihm auf. Ein Moment in Kabul im Winter 1975, als Amir zwölf Jahre alt war, belastet dessen Gewissen und seither sein gesamtes Leben. Dieses Ereignis hängt zusammen mit seinem damals besten Freund Hassan. Rahim sagt am Telefon, Amir könne seine Schuld von damals nun wieder gutmachen. Schmerzlich denkt Amir an Hassan und dessen Worte: Für dich - tausendmal.
Kapitel 2
Amir und Hassan sind fast gleichaltrig und zusammen aufgewachsen. Doch während Amirs Vater äußerst wohlhabend lebt, ist Hassan der Sohn von dessen Bedienstetem Ali. Die beiden wohnen in einer einfachen Lehmhütte auf dem noblen Grundstück von Amirs Vater. Eine angeborene Gesichtslähmung macht es Ali unmöglich zu lächeln. Zudem hinkt er seit einer Polioinfektion stark. Die Kinder der Gegend verspotten ihn. Auch seine deutlich jüngere Frau Sanaubar verachtet ihren Ehemann, ebenso wie ihr entstelltes Kind, Hassan. Das Baby kommt mit einer Hasenscharte zur Welt, doch es lächelt. Eine Woche nach Hassans Geburt verlässt sie die beiden. Amirs Vater sorgt dafür, dass Hassan fortan von derselben Amme ernährt wird, die bereits seinen eigenen Sohn aufgezogen hat. Denn Amirs Mutter ist bei seiner Geburt gestorben. Im Laufe seiner Kindheit ist Hassan immer wieder Erniedrigungen ausgesetzt, wegen seines Gesichtes, wegen seiner ehrlosen Mutter und weil er und Ali zur Minderheit der Hazara gehören.
Kapitel 3
Amirs Vater ist ein gestandener Mann und erfolgreicher Händler. Sowohl mit glühender Verehrung als auch mit Furcht tritt Amir seinem Baba gegenüber. Doch der Vater lässt den damals Achtjährigen spüren, dass er eine Enttäuschung für ihn ist. Denn er besitzt keinen Mut. Zudem interessiert sich Amir mehr für Gedichte und kann nicht die Begeisterung für Sport aufbringen, die sich für einen echten Jungen gehört. Einmal belauscht Amir ein Gespräch seines Vaters mit Rahim Khan: Er kann kaum glauben, dass dieser Junge, der nie für sich einsteht, sein Sohn sein soll, geschweige denn, dass aus Amir je ein richtiger Mann wird. Rahim findet hingegen, das Kind sei einfach nicht gewalttätig und frei von Gemeinheit. Seinen Schmerz lässt Amir an Hassan aus.
Kapitel 4
Die Jungen verbringen ihre gesamte Freizeit zusammen. Hassan verehrt seinen Freund. Gemäß seines Standes bedient er Amir zu Hause. Draußen geht er dazwischen, wenn Amir sich nicht gegen die anderen Kinder behaupten kann. Obwohl der Hazara-Junge keine Bildung genießt und nicht lesen oder schreiben kann, ist er oft klüger oder mutiger als sein Freund. Dadurch entspricht er viel mehr dem Wunschbild von Amirs Baba. In Streichen lässt Amir seinen Freund dessen Unbildung spüren, wofür er sich anschließend wieder schämt. Als er eigene Kurzgeschichten zu erfinden beginnt, ist Hassan sein erstes jubelndes Publikum. Amir liebt Hassan für dessen eifrige Bestätigung. Fühlt er sich jedoch durch dessen aufblitzende Intelligenz kritisiert, spricht er dem Hazara innerlich jede Urteilsfähigkeit ab und verurteilt ihn dazu, immer ein Dienstbote zu bleiben. Rahim Khan unterstützt Amirs erste Schreibversuche, während der Vater den Ambitionen des Sohnes mit unverhohlenem Desinteresse begegnet.
Kapitel 5
Es ist der 17. Juli 1973, die Jungen hören zum ersten Mal in ihrem Leben Schüsse: In einem Staatsstreich wird der König gestürzt und Afghanistan zur modernen Republik. Hassan fürchtet, das könnte die Hazara zum Weggehen zwingen. Zur Zerstreuung wollen beide eine Abkürzung zu ihrem Lieblingsbaum nehmen. Unterwegs stellt sich ihn Assef in den Weg: Er ist älter und stärker, Sohn einer Deutschen und eines Paschtunen. Vor allem aber ist er ortsbekannt für seine Gewalt und die Freude, die es ihm bereitet, anderen wehzutun. Er ist der Anführer der Jugendlichen, die Ali drangsalieren. Assef beschimpft Amir, mit einem Hazara-Jungen befreundet zu sein. Fast hätte Amir angsterfüllt eingeworfen, dass Hassan gar nicht sein Freund, sondern sein Diener sei. Als die Gefahr immer greifbarer wird, vertreibt Hassan den Angreifer mit seiner Steinschleuder. Im Winter 1974 hat Hassan Geburtstag. Wie jedes Jahr macht Amirs Vater ihm ein Geschenk. Doch diesmal handelt es sich um einen Chirurgen, der Hassans Hasenscharte operiert.
Kapitel 6
Im Winter haben Drachenturniere Tradition in Afghanistan. Mindestens so wichtig wie die Jungen, die die Drachen steigen und kämpfen lassen, sind dabei die Drachenläufer. Denn sobald ein Drachen niedergezwungen und seine Schnur durchtrennt ist, gilt es, ihn durch die Stadt zu jagen und als Trophäe aufzufangen. Auch Amir und Hassan vertiefen sich leidenschaftlich in den Bau eigener Drachen. Dennoch kauft Amirs Baba jedem der beiden drei gleiche Modelle, die einfach besser fliegen. Amir ist ein guter Drachenkämpfer. Doch der deutlich sportlichere Hassan erweist sich als begnadeter Drachenläufer. Eine Eingebung scheint ihm genau zu sagen, wo der Drachen landen wird. Amirs Vater ist bekannt für seine glorreichen Siege bei den Turnieren. Im Winter 1975 fragt er seinen Sohn beiläufig, ob dieser es in diesem Jahr wohl schaffen werde, auch einmal zu gewinnen. Fortan will Amir nichts als unbedingt siegen. Hassan bestärkt ihn mit den Worten, Amir werde seinen Vater sehr stolz machen.
Kapitel 7
Am Tag des Turniers traut sich Amir kaum, anzutreten. Hassan macht ihm Mut. Tatsächlich schneidet Amir nach stundenlangem Kampf den letzten Drachen vom Himmel. Er taumelt vor Glück. Hassan läuft los, um den geschlagenen blauen Drachen in der Stadt für Amir einzufangen, mit den Worten: Für dich - tausendmal. Später macht sich Amir auf den Weg, Hassan zu suchen. Er findet ihn umzingelt von Assef und dessen beiden Kumpanen. Fast will er eingreifen, doch stattdessen sieht er zu, wie sie Hassan misshandeln und vergewaltigen. Amir entscheidet sich, davonzulaufen. Er sagt sich, dass er zu große Angst habe, und entschuldigt sich mit demselben Satz, den auch Assef benutzt: Es ist ja nur ein Hazara. Als die Jungen lachend abgezogen sind, geht er zurück und fragt Hassan, wo er nur gewesen sei. Dass dieser tränenüberströmt ist, kaum stehen oder sprechen kann und am Unterleib blutet, übersieht Amir bewusst. Doch blinzelt er danach, ob der Drachen intakt ist. Hassan gibt ihm den blauen Drachen und geht davon. Zu Hause lässt sich Amir von seinem Vater für seinen Sieg feiern.
Kapitel 8
Amir meidet Hassan fortan. Dieser wirkt gealtert und verzweifelt, dennoch geht er mehrfach auf Amir zu und fragt, was er falsch gemacht habe. Zwischen Amir und seinem Vater ist eine Zeit lang alles so, wie der Junge es sich immer erträumt hat. Stolz gibt der Vater vor Bekannten mit dem Sieg des Sohnes an. Doch schrittweise kehrt wieder alles zum Alten zurück. Zudem kann Amir die gute Zeit nicht genießen, da ihn sein Geheimnis plagt. Zu seinem 13. Geburtstag erscheint Assef unter den Partygästen. Amir sieht, wie Hassan ihn bedienen muss. Rahim Khans Geburtstagsgeschenk ist ein Notizbuch für Amirs Geschichten. Durchdringend weist er Amir darauf hin, dass dieser ihm jederzeit alles sagen kann.
Kapitel 9
Die Situation wird Amir unerträglich und er überzeugt sich, dass es auch für Hassan das Beste wäre, das Haus zu verlassen. Er weiß, dass Diebstahl das Schlimmste für seinen Vater ist. Somit bezichtigt er Hassan, ihn bestohlen zu haben. Dieser gesteht sofort, was er nicht getan hat. Zum letzten Mal rettet er Amir, indem er ihn nicht offenbart. Denn es ist klar, dass Amirs Vater dem so ehrlichen und treuen Jungen sofort glauben würde. Ali hat jedoch von Hassan erfahren, was wirklich nach dem Drachenturnier passiert ist. Doch auch er entblößt das Geheimnis nicht. Amir ist sich bewusst, dass Hassan seinen Vater angefleht haben muss, den Freund nicht zu verraten. Stattdessen kündigt Ali seinen Dienst, um seinen Sohn zu schützen. Amirs Vater will die beiden nicht gehen lassen, denn mit Ali ist er aufgewachsen wie mit einem Bruder. Zum ersten Mal sieht Amir seinen Vater weinen.
Kapitel 10
Im März 1981 flieht Amir mit seinem Vater vor den sowjetischen Besatzern in das relativ sichere Pakistan. Sie fahren mit mehreren anderen Flüchtenden im Lastwagen eines Schmugglers. An der Grenze verlangt ein russischer Soldat die Herausgabe einer Frau, um sie zu vergewaltigen. Amirs Baba verhindert das durch sein mutiges Eingreifen. Fast hätte er sich selbst erschießen lassen. Zwar ist Amir beeindruckt und vergleicht die Courage seines Vaters mit seinem eigenen Handeln. Doch sich für eine Fremde zu opfern, kann er dennoch nicht nachvollziehen. Der Vater ist außer sich und brüllt, ob er seinem Sohn gar nichts beigebracht habe. Auch Kamal, einer von Assefs Kumpanen, ist mit seinem Vater unter den Fliehenden. Er wirkt ausgemergelt. Amir erfährt, dass auch Kamal mittlerweile Opfer einer Vergewaltigung geworden ist. Die Reise muss durch Komplikationen im Inneren eines Tanklasters fortgesetzt werden. Kamal überlebt die Strapazen nicht, woraufhin sich sein Vater bei der Ankunft in Peschawar erschießt.
Kapitel 11
Anfang der 1980er-Jahre fliehen Amir und sein Vater weiter in die USA. Mit 20 Jahren macht er 1983 in Kalifornien seinen Highschool-Abschluss. Anschließend studiert er kreatives Schreiben. Amirs Baba hingegen kann sich mit der fremden Kultur nur schwer arrangieren und vermisst Afghanistan. Er wirkt zugleich gereizt und abgespannt. Es wird deutlich, dass es eines seiner großzügigen Geschenke an den Sohn war, für dessen Zukunft in die USA zu gehen. Die beiden treffen auf General Taheri, einen Bekannten aus Afghanistan. Amir verliebt sich in dessen schöne Tochter Soraya. Die junge gebildete Frau steht allerdings in einem schlechten Ruf. Dass der General Amirs Studienfach eher geringschätzt, erschwert die Annäherung in den traditionsbewussten Kreisen der Paschtunen zusätzlich.
Kapitel 12
Es ist im Sommer 1985, als Amir es wagt, Soraya anzusprechen. Sie interessiert sich auch für ihn, doch der General weist den jungen Mann in die Schranken. Amirs Baba wird krank. Es stellt sich heraus, dass er unter einer Form von Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium leidet. Selbst noch, als er nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird, weigert er sich erbittert, eine Chemotherapie oder Bestrahlung durchführen zu lassen, Amir ist machtlos. Stattdessen erfüllt der Vater eine letzte väterliche Pflicht unter Paschtunen: Auf Amirs Bitte hin hält er beim General um Sorayas Hand an - mit Erfolg. Doch Soraya will zunächst beichten, dass sie bereits mit einem Mann zusammen war. Amir fühlt sich zwar ein wenig in seinem Stolz getroffen. Dennoch ist er fest überzeugt, Soraya heiraten zu wollen. Zudem weiß er, dass er nicht in der Position ist, jemanden für dessen Vergangenheit zu verurteilen.
Kapitel 13
Amir heiratet Soraya nach traditionell afghanischem Brauch. Das Paar zieht zu Amirs Vater. Soraya kümmert sich aufopferungsvoll um den mittlerweile Bettlägerigen. Einmal ertappt Amir sie, wie sie das braune Notizbuch von Rahim Khan im Bett des Vaters versteckt. Als Amir erfährt, dass sein Baba sie gebeten hat, die Geschichten daraus vorzulesen, muss er das Zimmer verlassen, um seine Tränen nicht zu zeigen. Einen Monat nach der Hochzeit stirbt der Vater. Amir lernt seine neue Familie immer besser kennen. 1988 gibt eine New Yorker Agentur ihm die Chance, seinen ersten Roman zu veröffentlichen. Er denkt daran, wie stolz sein Vater auf ihn wäre, und auch Hassans stetige Bestärkungen kommen ihm in den Sinn. Er versteht nicht, wie er nach allem so viel Glück verdient. Allerdings ist es dem jungen Paar auch nach über einem Jahr nicht möglich, ein Kind zu bekommen. Amir sieht darin eine Strafe für sein Handeln Hassan gegenüber.
Kapitel 14
Als im Juni 2001 der Anruf von Rahim Khan aus Pakistan kommt, lebt Amir mit Soraya und einem Cockerspaniel in einem noblen Haus in San Francisco. Von seinem Geheimnis weiß sie nichts. Amir sagt ihr lediglich, dass Rahim Khan sehr krank sei und ihn um einen Besuch gebeten habe. Soraya arbeitet seit Jahren als Lehrerin, so wie es immer - auch gegen den Willen ihres Vaters - ihr Wunsch gewesen ist. Der General ist mittlerweile sehr gebrechlich. Bei einem Sturz hat er sich die Hüfte gebrochen. Daher lädt Soraya die Eltern in ihr Haus ein für die Dauer von Amirs Reise nach Pakistan. Er bricht auf.
Kapitel 15
Gleich nach seiner Landung in Peshawar fährt Amir zu Rahim Khan. Der alte Mann ist schwer gezeichnet von seiner Krankheit, er hat nicht mehr lange zu leben. Sie tauschen sich über ihrer beider Leben und vor allem Amirs Baba aus, während sie den Grund seines Kommens zunächst zu thematisieren vermeiden. Rahim berichtet, dass die Lage in Afghanistan unter den Taliban gegenwärtig noch schlimmer sei als unter der Besatzung im Krieg. Er hat nach der Flucht von Amirs Vater dessen Haus in Kabul übernommen, da er sich nicht durchringen konnte, seine Heimat zu verlassen. Schließlich eröffnet er Amir, dass Hassan bei ihm gelebt habe, und beginnt, dessen Geschichte zu erzählen.
Kapitel 16
Immer schwächer und überdies einsam hat Rahim Hassan 1986 in einer entlegenen Hazara-Region aufgesucht. Sein Plan: Den jungen Mann überreden, wieder zurück ins Haus nach Kabul zu kommen und ihm bei dessen Bewirtschaftung zu helfen. Hassan ist zu der Zeit etwa 22 Jahre alt und wirkt kaum verändert. Vor allem sein Lächeln sorgt dafür, dass Rahim ihn sofort erkennt. Er lernt Hassans schwangere Frau Farzana kennen. Zunächst lehnt Hassan die Bitte um Rückkehr freundlich ab, denn in seiner Lehmhütte in den Bergen hat er sich ein Leben aufgebaut. Doch als er erfährt, dass Amirs Vater gestorben ist, weint er lange und stimmt schließlich zu. Mit seiner Frau zieht er in die Hütte seiner Geburt im Garten des Hauses. Hassans Sohn Suhrab kommt auf die Welt. Eines Tages im Sommer 1990 bricht eine verwahrloste alte Frau in der Einfahrt zusammen. Es stellt sich heraus, dass es sich um Hassans Mutter Sanaubar handelt. Zunächst ist er verstört, doch dann nimmt er sie auf. Bevor sie einige Jahre später stirbt, baut sie eine tiefe Bindung zu Suhrab auf.
Kapitel 17
Unterdessen hat Hassan Lesen und Schreiben gelernt. In einem Brief an Amir schreibt er von seinem Wunsch, Amir möge das Land seiner Kindheit und seinen treuen alten Freund besuchen. Im Umschlag ist ein Polaroid-Foto enthalten. Auch Amir erkennt Hassan sofort, vor allem an seinem Lächeln. Doch der Brief liegt Monate zurück. Rahim hat zwischenzeitlich für Arztbesuche nach Pakistan reisen müssen. Währenddessen erfahren die Taliban, dass eine Hazara-Familie in dem schicken Haus wohnt. Sie wollen Hassan zwingen zu gehen, um das Haus selbst zu besetzen. Er weigert sich so lange, bis sie ihn und schließlich auch seine Frau erschießen. Suhrab lebt daher in einem Waisenhaus in Kabul. Rahim bittet Amir, den Jungen nach Peshawar zu holen. Als Amir sich aus Angst immer stärker weigert, erinnert Rahim ihn subtil an seine Schuld. Zudem enthüllt er, dass Ali unfruchtbar gewesen ist. Hassan stammt von Amirs Vater, er ist Amirs Halbbruder.
Kapitel 18
Amir ist außer sich vor Wut: Er sieht sein ganzes Leben in Lügen zusammenbrechen. Er kann nicht fassen, wie sein Baba ihm die Wahrheit, Ali seine Ehre und Hassan seine Identität hat stehlen können. Sein Vater, der Diebstahl immer als das Schlimmste verurteilt hat. Zunehmend sieht er die Bilder seiner Kindheit in anderem Licht: Wie sein Vater Hassan wie einen zweiten Sohn behandelt hat. Er bekommt den Eindruck, dass sein Baba ihm ähnlicher ist, als er es je für möglich gehalten hat: Denn auch dieser hat einen ihm treu ergebenen Menschen verraten. Amir wünscht, Rahim hätte ihm all das nie erzählt. Und doch muss er sich an dessen Worte am Telefon erinnern: Es gibt eine Möglichkeit, die Schuld wieder gutzumachen. Er entschließt sich, der Bitte nachzugeben und nach Kabul zu fahren.
Kapitel 19
Rahim Khan hat Amir einen Fahrer namens Farid vermittelt, der ihn nach Kabul bringen soll. Farid ist 29 Jahre alt, wirkt aber deutlich älter durch seinen stets grimmigen Gesichtsausdruck. Er hat gegen die Sowjets gekämpft und zwei Kinder durch eine Mine verloren. Unterwegs zeigt er sich Amir gegenüber abweisend. Denn er hält ihn für einen Touristen im eigenen Land, der nur zurückkommt, um Gewinn zu machen. Als die beiden bei seinem Bruder Wahid einen Zwischenstopp einlegen, erzählt Amir, dass er in Wahrheit gekommen ist, um den kleinen Jungen aus Kabul zu holen. Farid entschuldigt sich für seine Vorurteile und ist fortan deutlich aufgeschlossener.
Kapitel 20
Amir ist entsetzt über den heruntergekommenen Zustand Kabuls. Farid berichtet von den Schandtaten, die zunächst die Sowjets und anschließend die Taliban begangen haben. Schließlich bekommt Amir die ersten Taliban seines Lebens zu sehen, als sie an ihm vorbeifahren. Farid weist ihn erschrocken zurecht, dass man diese Männer nie anstarren dürfe. Sie suchten immer nach einem Grund, jemanden zu schlagen oder gar zu töten. Ein Bettler stimmt Farid zu. Amir gibt ihm etwas Geld, da stellt sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Literaturprofessor handelt, der Amirs Mutter gekannt hat. Im völlig verarmten Waisenhaus berichtet der Direktor namens Zaman, wie fantastisch Suhrab die Steinschleuder beherrscht: Er trägt sie zur Verteidigung immer bei sich. Doch der Junge ist bereits von einem Talib mitgenommen worden. Um die anderen Kinder zu retten, opfert der Direktor ab und an ein Kind, für das der Talib viel Geld bezahlt. Farid bringt den Direktor fast um, Amir hält ihn ab. Schließlich rät Zaman den beiden, am nächsten Tag ins Ghazi-Stadion zu gehen, wenn sie den fraglichen Mann finden wollen.
Kapitel 21
Zunächst besuchen sie jedoch die Villa, in der Amir aufgewachsen ist. Wie das ganze Land ist auch das Haus kaum wiederzuerkennen. Amir erinnert sich an unzählige Momente mit Hassan. Am Granatapfelbaum ist noch immer ihr gemeinsames Logo eingeritzt. Später im Stadion müssen Amir und Farid mit ansehen, wie zwischen den Halbzeiten eines Fußballspieles zwei Menschen von den Taliban gesteinigt werden. Der skrupellose Anführer ist der gesuchte Talib, ein Mann mit Sonnenbrille und langem Bart. Als die Leichen der Gesteinigten abtransportiert sind, spricht Farid einen im Publikum wahllos Menschen mit der Peitsche schlagenden Talib an, um Kontakt zu dem Anführer zu bekommen. Der Termin wird für denselben Nachmittag festgelegt.
Kapitel 22
Farid will im Auto warten, also betritt Amir das Haus allein. Amirs Angst wächst immer weiter, als neben mehreren anderen bärtigen Männern schließlich der gesuchte Talib erscheint. Dieser ist besonders kräftig und von hellerem Kolorit als die anderen. Er prahlt mit grausamen Massakern. Plötzlich stellt sich heraus, dass der Mann Assef ist - er hat Amir längst erkannt. Assef ruft Suhrab herein, berührt den Jungen überall und lässt ihn für sich tanzen. Schließlich sagt er, Amir müsse sich den Jungen verdienen. Seinen Wachen befiehlt er, Amir gehen zu lassen, sollte dieser anstelle Assefs aus dem Zimmer treten. Dann schließt er die Tür und beginnt, Amir so zusammenzuschlagen, dass diesem mehrere Zähne ausfallen und Kochen brechen. Suhrab hält ihn mit der Steinschleuder auf: Er zielt und versenkt eine Messingkugel direkt in Assefs Auge. Es gelingt dem Jungen, mit Amir bis zu Farid zu gelangen. Sie heben Amir ins Auto, bevor er das Bewusstsein verliert.
Kapitel 23
In einem Krankenhaus in Peshawar wacht Amir wieder auf. Ein Arzt klärt ihn über seine zahlreichen schweren Verletzungen auf. Fast wäre Amir an einem Milzriss gestorben. Im Laufe ihrer Besuche erkennt er Farid und Suhrab wieder. Sein Zustand bessert sich langsam, doch Rahim Khan ist mittlerweile gestorben. Er hat ihm einen Brief und Geld auf der Bank hinterlassen. Im Brief erfährt Amir, dass Hassan Rahim Khan damals alles erzählt hat. Doch auch Rahim bittet um Vergebung, schon bald erfährt Amir weshalb: Die Pflegeeltern, die Suhrab angeblich adoptieren wollen, hat es nie gegeben. Eines Tages sieht sich ein bärtiger Mann im Krankenzimmer um, kurz darauf warnt Farid auch schon, dass die Taliban womöglich nach Amir suchen. Daher verlässt er gegen den Rat des Arztes das Krankenhaus, holt Rahims Geld von der Bank und lässt sich zusammen mit Suhrab von Farid nach Islamabad fahren.
Kapitel 24
Amir kommt mit Suhrab in einem modernen Hotel in Islamabad unter. Der traumatisierte Junge ist extrem scheu. Langsam gelingt es Amir, einen Hauch von Vertrauen aufzubauen. Schließlich fasst er sich ein Herz und bittet ihn, mit nach Amerika zu kommen. Nach einiger Zeit ist Suhrab bereit dazu: Doch Amir muss ihm versprechen, ihn nie wieder einem Waisenhaus zu überlassen. Amir verspricht es, aber sein Adoptionswunsch hat kaum Aussicht auf Erfolg. Die behördlichen Vorgaben sind nicht erfüllbar. Ein Anwalt erklärt Amir, eine kleine Aussicht auf Erfolg läge darin, Suhrab einem Heim zu übergeben und dann den offiziellen Adoptionsweg zu gehen. Als Amir Suhrab davon erzählt, bricht dieser in panisches Weinen aus. Amir kann ihn beruhigen und legt sich schlafen. Mitten in der Nacht ruft Soraya an und berichtet von einer unkomplizierten Möglichkeit, Suhrab ohne Waisenhaus direkt in die USA zu holen. Amir will ihm sofort davon berichten, doch er findet Suhrab mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne.
Kapitel 25
Stundenlang wartet Amir ohne Auskunft in der Notaufnahme. Zum ersten Mal seit der Krebsdiagnose seines Vaters fängt er wieder zu beten an. Suhrab überlebt knapp, doch der Anflug von Vertrauen ist gebrochen. Sein Blick bleibt leer und er ist wie versteinert und spricht kaum mehr - selbst noch ein Jahr später, als er bereits mit Amir und Soraya in deren Haus lebt. Amir und besonders Soraya können die Situation nur schwer ertragen. Dennoch stehen sie zu dem Jungen und verteidigen ihn und sich gegen taktlose Fragen anderer afghanischer Bekannter. Dem General verbietet Amir, Suhrab noch einmal abschätzig einen Hazara-Jungen zu nennen. Bei einem großen Fest zum afghanischen Neujahr steigen spontan Drachen in den Himmel. Amir kauft einen gelben Drachen und erringt für Hassans Sohn den Sieg. Suhrab lächelt.