Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Autor des Romans „Die Vermessung der Welt“ ist der deutsch-österreichische Schriftsteller Daniel Kehlmann. Neben einem Stipendium erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen für seine Werke. Der Roman erschien 2005 und gehört zu seinen erfolgreichsten Werken.
Thematisch behandelt werden die Lebensläufe des Naturforscher Alexander von Humboldt und des Mathematikers Friedrich Gauß. Der Roman soll aufzeigen, wie beide auf ihre eigene Art und Weise zur Vermessung der Welt beigetragen haben, trotz der Tatsache, dass die Biografie beider Männer nicht unterschiedlicher hätte sein können. „Die Vermessung der Welt“ ist aufgrund der Vermischung von verschiedenen literarischen Charakteristika eindeutig der Epoche der Postmoderne zuzuordnen. Kennzeichnend ist vor allem das kritische Hinterfragen der Wissenschaft in diesem Zusammenhang.
„Die Vermessung der Welt“ war 37 Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und verkaufte sich weltweit zirka 6 Millionen mal. Im Jahr 2012 erschien der gleichnamige Film zum Roman.
Kapitelübersicht
Kapitel 1 - Die Reise
Der Roman beginnt damit, dass Gauß und sein Sohn Eugen sich auf Einladung von Humboldt hin auf die Reise nach Berlin machen. Dort findet die 17. Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte statt. Die Reise verläuft nicht angenehm, Gauß ist reisescheu und kritisiert fortwährend seinen Sohn Eugen. An der preußischen Grenze droht die Reise ein jähes Ende zu finden, da Gauß keine Reisepapiere mit sich führt. Durch die Ablenkung eines anderen Reisenden gelingt es Gauß und seinem Sohn dennoch über die Grenze zu kommen. In Berlin angekommen, treffe sie auf Humboldt. Ein von ihm gewolltes Foto scheitert an der Ungeduld von Gauß.
Kapitel 2 - Das Meer
Das zweite Kapitel springt nun in die Kindheit von Humboldt. Alexander und sein Bruder Wilhelm sind Söhne eines preußischen Adligen. Während Wilhelm als der Lieblingssohn gilt, kommt Alexander nur wenig Beachtung zu. Alexander soll laut seinen Eltern Naturwissenschaftler werden und absolviert erfolgreich sein Studium. Sein Traum ist es, den Orinoko in Südamerika zu befahren. Erst als seine Mutter stirbt, kann er beginnen, sich diesen Lebenstraum zu erfüllen. Zusammen mit dem Pflanzenforscher Aimé Bonpland macht sie sich schließlich mit einem Schiff auf den Weg zu seiner eigenen Forschungsreise nach Lateinamerika. Auf dem Schiff bricht das Fieber aus, von dem nur Humboldt verschont wird.
Kapitel 3 - Der Lehrer
Das dritte Kapitel widmet sich der Kindheit von Gauß. Dieser wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und pflegt ein sehr enges Verhältnis zu seiner Mutter. Als Gauß acht Jahre alt ist, erkennt sein Mathematiklehrer seine Begabung. Gauß erhält zunächst Privatstunden, wenig später dann ein Stipendium des Herzogs von Braunschweig und besucht die Universität in Göttingen.
Aufgrund seines herausragenden Intellekts begegnet Gauß anderen Menschen oft verständnislos, entsprechend schwer tut er sich im Umgang mit ihnen. Als einer der ersten Ballonfahrer, Pilâtre de Rozier, nach Göttingen kommt, kann Gauß an einer Ballonfahrt teilnehmen. Hoch aus der Luft betrachtet, erscheint ihm die Landschaft unter ihm als Linien.
Kapitel 4 - Die Höhle
Humboldt und Bonpland beginnen ein halbes Jahr später ihre Expidition in Neuspanien. Gemeinsam mit einem Eingebronen wollen sie eine Höhle besuchen, die als Eingang zum Totenreich gilt. In dieser Höhle entdecken die beiden Männer eine enorme Pflanzen- und Tiervielfalt. Außerdem gelingt es Humboldt seine Zweifel am Neptunismus zu rechtfertigen. Im Quartier der Männer stellt sich zudem heraus, dass Humboldt homosexuelle Neigungen hat. Die Männer reisen alsbald weiter, um den Verbindungskanal zwischen dem Orinoko und Amazonas zu finden. Wie versessen Humboldt in seine Arbeit ist, zeigt sich, als ein Angreifer Bonpland bewusstlos schlägt, Humboldts Freude gilt der Unversehrtheit seiner Instrumente.
Kapitel 5 - Die Zahlen
Gauß, mittlerweile 19, löst ein uraltes mathematisches Problem: er konstruiert nur mit Zirkel und Lineal ein Siebzehneck. Bald schon beendet Gauß sein Studium. Mit 20 Jahren veröffentlicht er bereits sein Lebenswerk. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sieht er sich gezwungen, Landvermesser zu werden. Er lernt dort Johanna kennen und macht ihr bald darauf einen Antrag, den sie aber ablehnt. Gauß reist zu Immanuel Kant, um sich Rat zu suchen. Kant, inzwischen senil, kann ihm nicht helfen und Gauß reist enttäuscht ab. In Göttingen schickt Gauß, der schwört, sich das Leben zu nehmen, sollte Johanna erneut ablehnen, dieser einen zweiten Antrag, den sie annimmt.
Kapitel 6 - Der Fluß
Humboldt und Bonpland sind mit einem Segelboot von einer Jesuitenmission zur nächsten unterwegs. Die Reise ist beschwerlich, die beiden Männer und die vier Ruderer werden von Moskitos belästigt und geraten aufgrund der Stromschnellen und Krokodile immer wieder in Lebensgefahr. Doch es gibt auch Positives zu berichten: sie nehmen Mumien aus einer Grabhöhle mit und Humboldt beweist, dass das Gift Curare nur tödlich ist, wenn es in den Blutkreislauf gelangt. Bevor Humboldt seine Funde nach Europa schicken kann, werden das Boot und die Ruderer bei einem Unwetter weggespült. Humboldt und Bonpland bleiben alleine an Land zurück.
Kapitel 7 - Die Sterne
Gauß und Johanna ziehen wieder nach Göttingen, dort erhält Gauß das Angebot, eine Sternwarte zu leiten und eine Professur zu bekommen. Gauß ist so vertieft in seine Arbeit, dass er wenig von seiner Außenwelt mitbekommt. Der Krieg und seine Folgen kümmern ihn nicht. Statt der Leitung des Observatoriums soll Gauß nun Studenten unterrichten. Auch die Geburt seines ersten Kind geht an ihm vorbei. Ihm fällt das Denken immer schwerer und er macht sich Gedanken über das Alter. Als Johanna bei der Geburt des dritten Kindes verstirbt, heiratet Gauß deren beste Freundin Minna, um die Kinder abgesichert zu wissen.
Kapitel 8 - Der Berg
Humboldt und Bonpland sind mittlerweile in Ecuador angekommen. Dort wollen sie den höchsten zu dieser Zeit bekannten Berg besteigen, der Chimborazo hat eine Höhe von 6267 Metern. Der Aufstieg gestaltet sich mehr als schwierig, die Kälte und der Sauerstoffmangel setzt beiden Männern sehr zu. Insbesondere Bonpland, aber auch Humboldt, leidet immer wieder unter Halluzinationen. Trotz ihres Vorhabens können sie den Gipfel des Bergs nicht erreichen, da eine Schlucht sie von diesem trennt. Die Beiden verständigen sich darauf, diese Tatsache allerdings vor der Öffentlichkeit geheim zu halten und schreiben wieder unten angekommen, sie seien von allen Menschen am höchsten gewesen.
Kapitel 9 - Der Garten
Gauß und Minna haben inzwischen geheiratet. Da Gauß Minna nicht ausstehen kann, verbringt er wenig Zeit zuhause und arbeitet wieder als Landvermesser. Dabei hilft ihm sein Sohn Eugen, den Gauß allerdings für dumm und unfähig hält. Er betitelt ihn immer wieder als Nichtsnutz. Im Rahmen seiner Arbeit reist Gauß zum Grafen von der Ohe zur Ohe. Dieser kennt Gauß und schenkt ihm einen Schuppen und Bäume. Gauß ist zwar verwundert und kann wenig damit anfangen, dass der Graf ihn kennt und für berühmt halt, nimmt aber die Geschenke an.
Kapitel 10 - Die Hauptstadt
Humboldt und Bonpland haben sich mittlerweile Journalisten angeschlossen und begleiten sie auf ihrer Expedition. Auf ihrer Reise besuchen sie die Ruinen von Teotihuacan, dort entdeckt Humboldt einen uralten Kalender. Zu guter Letzt klettert Humboldt in den Vulkan Jorullo hinab, um die These des Neptunismus vollkommen zu widerlegen. Sie besteigen bald wieder dasselbe Schiff, mit dem sie von Spanien nach Amerika gebracht wurden. Dabei haben sie zahlreiche Gesteins- und Pflanzenproben und einige exotische Tiere. Auf dem Rückweg machen sie noch einen Abstecher nach Philadelphia. Dort treffen sie auf den US-Präsidenten Thomas Jefferson, der von Humboldt wissen will, wie es um die Garnisonen in Südamerika bestellt ist.
Kapitel 11 - Der Sohn
Das elfte Kapitel knüpft wieder an das erste an. Humboldt und Gauß essen gemeinsam in Berlin zu Abend und sprechen über ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Theorien. Humboldt, der erzählt, nicht mehr in Paris zu leben, ist mittlerweile Kammerherr des preußischen Königs Friedrich Wilhelm. Diese schätzt, im Gegensatz zu Napoleon, Humboldts wissenschaftliche Arbeit. Bonpland soll wieder zurück nach Südamerika gereist sein, da er mit dem bürgerlichen Leben nicht mehr zurechtgekommen sei. Er stände nun in Paraguay unter Hausarrest. Gauß beschimpft während des Essens wiederholt seinen Sohn Eugen als Nichtsnutz. Dieser verlässt irgendwann, gekränkt durch die Worte seines Vaters, den Raum.
Kapitel 12 - Der Vater
Eugen zieht durch die Straßen von Berlin. Er trifft zufällig eine Gruppe von Studenten und schließt sich diesen an. Unter ihnen erkennt er den Mann wieder, der ihm und seinem Vater die Flucht vor den Gendarmen ermöglicht hat. Der Mann gibt Eugen gegenüber an, er sei ein Revolutionär und heiße Jahn. Die Studenten sind in Wahrheit die Gruppe „Junge Patrioten“ und auf dem Weg zu einer nationalistischen Kundgebung. Auf der Veranstaltung angekommen, wird diese bald von den Gendarmen gestürmt und alle Beteiligten, samt Eugen, festgenommen. Jahn heißt in Wirklichkeit Kösselrieder und ist nur ein Nachahmer.
Kapitel 13 - Der Äther
Humboldt hält unterdessen auf dem Kongress einen Vortrag über seine Entdeckungen. Unter anderem präsentiert er eine Theorie, die besagt, dass Universum sei von einem dunklen Äther durchzogen. Danach stellt Humboldt die anwesenden Berühmtheiten, darunter auch sein Bruder Wilhelm, vor. Gauß fühlt sich extrem unwohl und es gelingt ihm, unbemerkt zu gehen. Obwohl der König ihn eigentlich erwartet, läuft Gauß durch die Straßen Berlins bis zu Humboldts Haus. Als Humboldt ebenfalls nach Hause zurückkehrt, entbrennt zwischen den Männern eine heftige Diskussion darüber, was Wissenschaft eigentlich überhaupt sei. Erst die Nachricht von Eugens Verhaftung bringt sie zum Verstummen.
Kapitel 14 - Die Geister
Gauß und Humboldt machen sich auf Drängen Humboldts auf dem Weg zu Eugen. Sie wollen den Gendarmeriekommandanten Vogt dazu bewegen, Eugen freizulassen. Dort angekommen platzen sie mitten in eine spiritistische Sitzung. Humboldt will Vogt bestechen, damit dieser Eugen freilässt. Da Vogt zunächst zögert, wirft Gauß ihm vor, bestechlich zu sein. Es kommt daraufhin zum Streit und Gauß und Humboldt müssen unverrichteter Dinge resigniert wieder abziehen. Auf dem Heimweg sprechen beide über ihre Zukunftspläne.
Kapitel 15 - Die Steppe
Der russische Zar finanziert Humboldt eine Forschungsreise nach Russland. Gauß widmet sich unterdessen in Göttingen seinen Forschungen des Magnetismus. Die beiden Männer bleiben per Post miteinander in Kontakt. Humboldt ist unzufrieden, da die Reise nicht so verläuft, wie er sie sich erhofft hatte. Ihm gelingt es nicht, nach seinen Vorstellungen zu forschen. Außerdem macht sich sowohl bei Humboldt als auch bei Gauß das hohe Alter bemerkbar. Gauß hat seinen Forschungsschwerpunkt mittlerweile auf Sterbestatistiken verlagert. Humboldt gelangt im kaspischen Meer in dichten Nebel, er kehrt wohlbehalten zurück, fragt sich aber, ob nicht vielleicht Gauß doch mehr von der Welt gesehen hat als er.
Kapitel 16 - Der Baum
Eugen ist immer noch in Gefangenschaft, durch Humboldts Beziehungen gelingt es diesem aber, dass Eugen nach Amerika ins Exil darf. Eugen blüht, nun dem Einfluss seines Vaters entronnen, auf. Er kommt durch einen Kartenspielertrick zu viel Geld, welches ihm aber von einer Frau nach seinem ersten Geschlechtsverkehr gestohlen wird. Auf der Reise lernt er später eine Iren kennen und beschließt mit ihm zusammen gemeinsam in Amerika ein Unternehmen zu gründen. Außerdem bekommt er dessen Schwester als Ehefrau angeboten.