Inhaltsangabe/Zusammenfassung
In dem 2005 erschienenen Roman „Die Bücherdiebin“ lässt der australische Schriftsteller Markus Zusak keinen Geringeren als den Tod selbst die Geschichte des Mädchens Liesel Meminger im Deutschland des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges erzählen. Das Werk erschien zunächst als Jugendbuch und im Jahr 2007 in Großbritannien ebenfalls auch in der Erwachsenenliteratur. In beiden Sparten avancierte es zum Bestseller und wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Zahlreiche Auszeichnungen und eine amerikanisch-deutsche Verfilmung im Jahr 2013 folgten.
Kapitelübersicht
Prolog
Der Tod stellt sich vor. Bevor er die Geschichte der Bücherdiebin erzählt, präsentiert er sich als einfühlsamer, sanfter und genauer Beobachter. Daraufhin schildert er seine drei Begegnungen mit der Bücherdiebin: zuerst beim Sterben ihres Bruders, dann Jahre später, als sie einen sterbenden Piloten findet und schließlich nach dem Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges. Bei keinem dieser Zusammentreffen hat der Tod die Seele der Bücherdiebin mitnehmen können. Was ihm jedoch von ihr in die Hände gefallen ist, ist ihr Tagebuch, das sie im Moment größten Grauens aus den Händen fallen lassen und verloren hat. Daraus erfährt er die detaillierten Ereignisse im Leben des kleinen Mädchens.
Teil 1
Im Januar 1939 kommt die neunjährige Liesel Memminger in der Himmelstraße in Molching bei München an. Sie muss bei Pflegeeltern einziehen, da ihre kommunistische Mutter ihr in Zeiten des Nationalsozialismus keine Sicherheit bieten kann. Während der Zugfahrt dorthin ist ihr kleiner Bruder Werner verstorben. Auf dem Begräbnis hat die Bücherdiebin ihr erstes Buch gestohlen, ein verloren gegangenes Handbuch für Totengräber. Unter Tränen lernt Liesel ihre Pflegeeltern kennen: die resolute Rosa und den freundlichen, einfühlsamen Anstreicher Hans Hubermann. Es handelt sich um einfache Leute ohne nationalsozialistische Gesinnung. Trotz ihres rauen Umgangstons lieben beide das Mädchen sehr. Liesels Erlebnisse spiegeln sich vor allem in nächtlichen Albträumen wider. Um sie zu beruhigen, leistet Hans ihr Nacht für Nacht Gesellschaft. Bald entsteht daraus nächtlicher Leseunterricht für Liesel: Denn sie kann weder lesen noch schreiben und wird daher zu ihrem großen Verdruss in einem viel jüngeren Jahrgang eingeschult. Als sie dafür gehänselt wird, verhaut sie gleich mehrere Jungen auf dem Schulhof. In dem Nachbarsjungen Rudi Steiner hingegen findet sie ihren treuesten Freund - der sich sehnlich einen Kuss der Bücherdiebin wünscht.
Teil 2
Auf Anweisung Rosas hin nennt Liesel ihre Pflegeeltern mittlerweile Mama und Papa. Sie hat sich gut eingelebt. Mit Papa beendet sie das letzte Kapitel aus dem Handbuch für Totengräber, das für den Leseunterricht gedient hat. Andere Bücher hat es im Haus bisher nicht gegeben. Zu Weihnachten aber bekommt Liesel trotz Geldnot zwei Bücher geschenkt und ist außer sich vor Freude. Sie kann immer besser lesen und schreiben. Die finanzielle Situation im Hause Hubermann verschlechtert sich jedoch: Hans hat nur sporadisch Aufträge als Anstreicher und als Akkordeonspieler. Immer mehr Kunden, deren Wäsche Rosa gewaschen hat, können sich den Dienst nicht mehr leisten. Die Familie isst fast nur noch Erbsensuppe. Anfang 1940 lernt Liesel das Briefeschreiben. Verzweifelt versucht sie nun, mit ihrer leiblichen Mutter in Briefkontakt zu treten. Doch diese scheint schon längst verschleppt zu sein: Zur Bücherverbrennung an Hitlers Geburtstag wird Liesel sich dessen bewusst. Als sie äußert, sie hasse den Führer, ohrfeigt Hans sie und übt mit ihr den Hitlergruß. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst um das Mädchen. Aus dem Feuer stiehlt die Bücherdiebin ihr zweites Buch.
Teil 3
Ilsa Hermann, die Frau des Bürgermeisters hat Liesel beim Nehmen des verkohlenden Buches beobachtet. Daraufhin lädt sie das Mädchen ein, in ihrer großen Bibliothek zu schmökern. Liesel ist überwältigt. Auf dem Boden der Bibliothek sitzend vertieft sie sich in verschiedene Werke, während die zerbrechlich und verstört wirkende Ilsa neben ihr wartet. Sie hat den Tod ihres Sohnes im ersten Weltkrieg nicht verkraftet. Hunderte Kilometer entfernt in Stuttgart versteckt sich der junge Jude Max Vandenburg vor den Nazis. Am 3. November 1940 verlässt er sein Versteck und fährt unter Todesangst mit dem Zug nach Molching. Dabei hält er eine Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ fest umklammert. Denn darin hat Hans Hubermann ihm die Fahrtkarte, Dokumente sowie den Schlüssel zu seinem Haus in der Himmelstraße zukommen lassen.
Teil 4
Hans Hubermann zieht rasch alle Vorhänge zu und empfängt Max. Er hat die Absicht, den Juden bei sich zu verstecken. Damit will er seine Schuld begleichen, denn im Ersten Weltkrieg ist Max' Vater Erik Vandenburg für Hans gestorben. Der gute Freund und Musiker hat ihm das Akkordeonspielen beigebracht, das Hans noch immer viel bedeutet. Eriks mittlerweile 24-jähriger Sohn Max hat einst nichts mehr geliebt als einen guten Boxkampf. Doch nun ist er am Ende seiner Kräfte. Liesels Pflegeeltern wirken angespannt ob der gefährlichen Situation, aber überzeugt, dem Juden zu helfen. Am nächsten Tag macht Hans Liesel schmerzhaft deutlich, was es für die Familie und Max bedeuten würde, wenn sie mit jemanden über den Versteckten spräche. Fortan bleibt Max im kalten Keller. Als Liesel bemerkt, dass auch er unter heftigen Albträumen leidet, nähern sie sich an. Zu ihrem 12. Geburtstag im Februar 1941 schenkt Max ihr die selbst geschriebene Geschichte „Der Überstehmann“, in der er von seiner Ausgrenzung und der Hilfe durch ein kleines Mädchen erzählt.
Teil 5
Liesel schneidet dem versteckten Juden die Haare, verbringt Zeit mit ihm im Keller und bringt ihm immer wieder kleine Geschenke aus der Welt draußen: etwa eine Tageszeitung mit Kreuzworträtsel zur Zerstreuung. Allein versucht er, sich mit Sportübungen bei Kräften zu halten und stellt sich vor, wie er gegen den Führer boxt. Aus den übermalten Seiten von „Mein Kampf“ bereitet er eine neue Geschichte vor: „Die Worteschüttlerin“. Als Liesel im Oktober 1941 neuerlich das Lesen in der Bibliothek beendet, kündigt Ilsa den Wäsche-Auftrag für Rosa. Aufgrund des Krieges schickt sich ein solcher Luxus nicht mehr für den Bürgermeister. Schuldbewusst schenkt sie Liesel das gerade begonnene Buch „Der Pfeifer“. Liesel rauscht wutentbrannt damit davon. Doch nach langem Nachdenken kehrt sie um, sagt der Bürgermeistergattin unter Tränen die Meinung und gibt ihr das Buch zurück. Währenddessen kämpft Rudi mit den Schikanen seines Führers in der Hitlerjugend. Schließlich beendet er seine Teilnahme an der HJ und stromert stattdessen mit Liesel umher. Als sie das Fenster zur Bibliothek des Bürgermeisters offen finden, steigt Liesel hinein und stiehlt das Buch „Der Pfeifer“.
Teil 6
An Heiligabend 1941/42 bringt Liesel Schnee in den kalten Keller und baut mit Max und Hans einen Schneemann - inklusive Schneeballschlacht. Max schöpft daraus neuen Lebensmut. Seine Gesundheit jedoch verkraftet die Kälte nicht. Er wird krank und verliert das Bewusstsein, sodass die Hubermanns ihn in Liesels Bett bringen und tagelang um sein Leben fürchten. Währenddessen liest Liesel ihm aus dem „Pfeifer“ vor. Als das Buch beendet ist, zieht sie erneut mit Rudi zum offenen Fenster der Bibliothek und stiehlt neue Lektüre für Max. Unterdessen sorgen sich die Eltern bereits, wie sie mit der jüdischen Leichte verfahren sollen. Doch eines Tages holt Rosa Liesel aus dem Schulunterricht mit der freudigen Nachricht: Max ist aufgewacht. Bald darauf versetzt ein Besuch der Nazis die Familie in Aufruhr. Sie inspizieren den Keller auf seine Tauglichkeit für Luftschutzzwecke. Max entdecken sie nicht, vor allem dank Liesels kluger Vorwarnung.
Teil 7
Der Sommer 1942 ist für Liesel die schönste Zeit ihres Lebens, vor allem durch ihren geliebten Papa. Im offenen Fenster der Bibliothek liegt das Duden Bedeutungswörterbuch. Liesel kann nicht widerstehen und nimmt es. Darin entdeckt sie einen Brief. Es wird deutlich: Das Buch ist ein Geschenk, ebenso wie das stets geöffnete Fenster eine Einladung der Bürgermeistergattin gewesen ist. Sie hat alles verfolgt. Im September 1942 ertönen erstmals die Sirenen über Molching. Die Familie muss Max im Keller zurücklassen, als sie Zuflucht im sichereren Luftschutzkeller der Nachbarn sucht. Gegen die aufkommende Panik liest Liesel ihren Nachbarn vor. Einige Wochen später erlebt Liesel, wie unzählige Juden in erbärmlichem Zustand zu Fuß durch Molching in Richtung Dachau getrieben werden. Hans Hubermann reicht einem der sterbenden Männer ein Stück Brot. Dafür wird er auf offener Straße ausgepeitscht, bis ihm der Rücken aufplatzt. Aber schlimmer ist für ihn das Wissen, mit dieser Unvorsichtigkeit Max und die Familie in größte Gefahr gebracht zu haben. In derselben Nacht verlässt Max daher die Himmelstraße.
Teil 8
Nazis kommen, um Rudi an eine Militärschule zu holen. Doch sein Vater wehrt ab. Hans wird in die Wehrmacht berufen. Liesel fleht ihn an, nicht zu gehen, doch er kann sich der Einberufung nicht entziehen, ebenso wenig wie Rudis Vater. Hans kommt jedoch nicht an die Front, sondern zu einer Hilfseinheit für Bombenopfer. Bei einem erneuten Judenmarsch durch Molching hat Rudi die Idee, heimlich Brotstücke für die Entkräfteten auszulegen. Rudi und Liesel können sich gerade noch retten, als ein Soldat sie dabei ertappt. Rosa holt für Liesel das Skizzenbuch zur „Worteschüttlerin“ aus Max' Matratze hervor. Darin siegt die Freundschaft der beiden über das Böse.
Teil 9
Anfang 1943 stellt Ilsa Hermann neben Literatur auch einen Teller Plätzchen für Liesel in der Bibliothek bereit. Ein Unfall im Einsatz mit seiner Einheit führt dazu, dass Hans Hubermann sich das Bein bricht. Dadurch kann er nach Hause zurückkehren. Kurz nach Liesels 14. Geburtstag erhalten Rosa und Liesel einen Brief mit der freudigen Botschaft. Daraufhin steigt Rudis Ärger darüber, dass sein eigener Vater noch fern der Heimat sein muss. Nach einem Luftangriff finden Rudi und Liesel ein abgestürztes britisches Flugzeug. Rudi setzt einen kleinen Teddybären zum Trost neben den im Sterben legenden Piloten. Anfang April kommt Hans in Molching an. Liesel ist überglücklich. Für kurze Zeit ist alles noch einmal wie früher.
Teil 10
Bei einem weiteren Judenmarsch durch Molching erblickt Liesel Max unter den Getriebenen. Unter Tränen wechselt sie einige Worte mit ihm, bis sie weggezerrt und ausgepeitscht wird. Rudi eilt hinzu und wirft sich auf sie, um sie zu schützen. Schließlich erzählt sie ihm alles über Max.
In der Nacht des 7. Oktober 1943 wird die Himmelstraße ohne Vorwarnung bombardiert. Alle sterben, bis auf Liesel, die im Keller sitzt und ihre Lebensgeschichte aufschreibt. Diese Angewohnheit pflegt sie, seitdem Ilsa Hermann ihr ein großes Notizbuch geschenkt hat, um Liesels Schreibtalent zu fördern. Stunden später können die Einsatzkräfte die Bücherdiebin aus den Trümmern bergen. Unter Schock schreit sie nach ihrem Papa und taumelt durch das, was einst ihr Zuhause gewesen ist. Sie nimmt Abschied von den Leichen ihrer Eltern und findet schließlich auch Rudi auf der Straße. Sie küsst seine leblosen Lippen. Der Kuss, den sich der Junge zu Lebzeiten stets herbeigesehnt hat, kommt zu spät.
Epilog
Zu Liesel kommt der Tod erst im hohen Alter. Bis dahin lebt sie mit Ehemann, drei Kindern und schließlich vielen Enkeln in Australien. Nach der Bombennacht hat sich Ilsa Hermann ihrer angenommen. Sie und ihr Mann haben überlebt, da ihr Haus in einem noblen Viertel außerhalb gelegen hat. Das Akkordeon von Hans Hubermann hat Liesel mit in das Bürgermeisterhaus genommen. Es dauert Jahrzehnte, bis sie sich von den Geschehnissen erholt. Im Oktober 1945 findet sie Max wieder: Die Bücherdiebin ist bereits mehrere Male im befreiten Konzentrationslager Dachau gewesen, um ihn zu suchen. Plötzlich erscheint Max jedoch selbst in Molching und sie fallen sich in die Arme.