Gliederung:
- A. Thematik des Expressionismus
- B. Analyse des Gedichts „Der Gott der Stadt“ von Georg Heym
- I. Form
- 1. fünf Quartette
- 2. regelmäßiger Kreuzreim
- 3. hauptsächlich männliche Kadenzen1
- 4. regelmäßiger, fünfhebiger Jambus
- 5. zahlreiche Enjambements2
- 6. groteske3 und verwirrende Wirkung in Bezug auf Inhalt
- 7. Verstärkung der Wirkung durch Reihungsstil4
- 8. Expressionistisches Merkmal
- II. Inhalt
- 1. Beschreibung des Gottes der Stadt, seiner Macht und der Ausgangssituation V. 1 - 8
- 2. Bezug zu den in der Stadt lebenden Menschen V. 9 - 12
- 3. Umschwung in der Situation V. 13 - 16
- 4. Zerstörung der Stadt V. 17 - 20
- III. Sprachliche Gestaltung
- 1. Farbmetaphorik, Onomatopoesien, Vergleiche, Wortfeld „Zerstörung“, negativ konnotierte Wörter, Personifikationen5, Metaphern6, Verwendung dunkler Vokale zur Schaffung einer düsteren, grotesken, bedrohlichen und schwer zugänglichen Atmosphäre
- 2. Bezug zu allen Sinneseindrücken, Alliterationen7, Anapher8, Hyperbel9, Verwendung zahlreicher Adjektive, asyndetische Reihung, Reihungsstil zur Verstärkung des Ausdrucks, Expression und der Stimmung des lyrischen Ichs
- 3. Personifikationen, Abwesenheit des Menschlichen, Ellipse10 zur Entfremdung und Entmenschlichung der Personen
- 4. Parataxen, Personifikation, Onomatopoesie zum Ausdruck der Zerstörung
- 5. Adjektive, Personifikationen, Metapher, Wortfeld „Hass“, Hyperbel, Farbmetaphorik als Ausdruck der Unterlegenheit des Menschen, der Stimmung und Boshaftigkeit des Gottes und damit der negativ konnotierten Stadt
- IV. Vergleich zum Gedicht „Die Stadt“ von Theodor Storm in Bezug auf die Darstellung der Stadt und Situation des lyrischen Ichs
- 1. Gemeinsamkeiten
- a. negative Sichtweise auf Stadt
- b. Farbmetaphorik, Personifikation und Onomatopoesien als bildliche Darstellung
- 2. Unterschiede
- a. positive Konnotation11
- b. direkter Bezug zum lyrischen Ich
- c. Bezug zur Natur
- d. bildlicher und unruhiger Bezug
- e. Natur als überlegene Instanz
- f. Einsamkeit im Gegensatz zu Zerstörung
- g. emotionale Bindung
- C. Zweck und Sinn von Kunst im Expressionismus und heutzutage Ästhetizismus, Symbolismus, Impressionismus, Nihilismus… Quo vadis, Kunstauffassung und Weltsicht, würde sich beim Anblick all dieser Strömungen ein Zeitgenosse der vorletzten Jahrhundertwende fragen. Nicht zu Unrecht wird diese Periode als Zeit der -ismen bezeichnet. Zahlreiche Auffassungen über Kunst, Gesellschaft und den Menschen selbst existierten. Doch genau diese Besonderheit steht sinnbildlich für die vermeintliche Orientierungslosigkeit und Zerrissenheit der damaligen Gesellschaft. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass mit dem Expressionismus 1905 eine Literaturepoche begann, deren Anhänger mit ihren Werken genau solche gesellschaftlichen Probleme kritisierten. So auch das expressionistische Gedicht „Der Gott der Stadt“ aus dem Jahr 1910 von Georg Heym, in dem die typisch negative Sichtweise auf die Stadt der damaligen Zeit durch die Expressionisten dargestellt wird.
Inhaltsangabe, Gedicht-Analyse und Interpretation
Formal ist das Gedicht in fünf Quartette eingeteilt, also Strophen zu je vier Versen. Dabei werden jedem Vers zehn Silben zugeordnet. Zusätzlich ist ein regelmäßiger Kreuzreim vorzufinden und das Gedicht besteht hauptsächlich aus männlichen, also stumpfen Kadenzen1. Dieses Schema weicht nur in der vierten Strophe ab, in der zwei weibliche beziehungsweise klingende Kadenzen die jeweiligen Verse abschließen. Darüber hinaus ist über den gesamten lyrischen Text ein sehr regelmäßiger fünfhebiger Jambus als Metrum2 festzustellen. Dazu findet man bei genauerer Betrachtung zahlreiche Enjambements3, die jeweils sinnzusammenhängende Verse verbinden. Dieser formalen Konstellation würde bei ausschließlicher Betrachtung keine besondere oder herausstechende Bedeutung zukommen. Im Normalfall wäre als Wirkung Ruhe beziehungsweise Gelassenheit anzunehmen. Die wahre Bedeutung der Form findet sich erst im Zusammenspiel mit dem Inhalt. So zeigt sich dabei ein deutlicher Kontrast zwischen diesen Bestandteilen des Gedichts. Im Gegensatz zur äußeren regelmäßigen Form ist der Inhalt ganz und gar nicht klassisch oder traditionell. Im Gegenteil, Dynamik, Groteske4 und schwere Zugänglichkeit dominieren den Inhalt und zeigen die deutliche Diskrepanz5. Die Wirkung ist also grotesk, verstörend und soll den Leser, der einen durch die Form implizierten, traditionellen Inhalt erwartet „vor den Kopf stoßen“. Nicht zu Unrecht wird der Expressionismus Ausdruckskunst genannt. Expressionistische Merkmale findet man auch in dem im Gedicht vorhandenen Reihungsstil6, der den Kontrast nochmals verstärkt und seine Wirkung als dynamisches, formbrechendes Element zeigt. Doch Heym lebt nicht nur formal, sondern auch inhaltlich den Expressionismus aus.
So wird im Gedicht, typischerweise für die Epoche, die damalige Großstadt kritisiert, natürlich sehr bildlich in Form eines – wie im Gedichtnamen genannt – Gottes der Stadt. Der lyrische Text beginnt (V. 1 - 8) mit der Beschreibung dieser übernatürlichen Figur, seiner Macht über die Stadt und allgemein der Ausgangssituation. So sitzt der Gott der Stadt anfänglich ausgebreitet auf einem Häuserblock und wird umweht von als schwarz beschriebenen Winden. Zudem ist dieses Wesen zornig, während es die letzten Randbezirke seiner Stadt betrachtet, weil es dort keinen Einfluss mehr hat. Außerdem wird dargestellt, wie sich der als Baal beschriebene Gott die letzten Strahlen der Abendsonne auf den Bauch scheinen lässt, der davon glänzt. Auch die Macht dieses Gottes wird beschrieben, indem große Städte und sogar die für die Religion stehende Kirchenglocken sich unter dem Baal befinden und sich ihm beugen müssen. In der dritten Strophe (V. 9 - 12) werden nun erstmals Menschen in der Stadt angedeutet, die aber nur durch als Korybanten-Tanz beschriebene Musik wahrgenommen werden können, die von zahlreichen Menschen in der Stadt laut gehört wird. Des Weiteren wendet sich der Blick wieder auf den Gott der Stadt, zu dem Rauch aus Schornsteinen und Fabriken zieht, was mit Weihrauch verglichen wird. Im vierten Sinnabschnitt (V. 13 - 16) wendet sich nun die Situation, da es nun Nacht wird und ein Unwetter aufzieht. Dieses zieht um den Kopf des Baals wie Geier und erzürnt ihn noch mehr. Die Folge wird im fünften und letzten Abschnitt (V. 17 - 20) deutlich, in dem der Gott der Stadt wild seine Faust in die dunkle Stadt streckt, die Menschen schüttelt, Feuer und Zerstörung auslöst, was schlussendlich die Menschen tötet. Dabei ist auffällig, dass über den ganzen Text hinweg das lyrische Ich nicht erkennbar wird oder in Erscheinung tritt, was üblich für expressionistische Gedichte ist. Damit fungiert das lyrische Subjekt als eine Art Erzähler, der Sinneseindrücke wie in einem Bewusstseinsstrom (vgl. Reihungsstil) im Gedicht verarbeitet und nur interpretatorisch im Hinblick auf Situation oder Gefühlslage erfasst werden kann. Doch nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Sprache werden deutlich Akzente gesetzt.
So ist auffällig, dass viele Farbmetaphern7 wie „schwarz“ (V. 2) oder „rote“ (V. 5) verwendet werden. Zudem findet man Onomatopoesien en masse wie beispielsweise „flattern“ (V. 15), die meist negativ konnotiert sind. Dies schafft eine düstere und bedrohliche Atmosphäre, die zusätzlich von der Verwendung des Wortfelds „Zerstörung“ (vgl. letzte Strophe) und dem häufigen Gebrauch von dunklen Vokalen verstärkt wird. Beispiele hierfür sind „Häuserblöcke“ (V. 1), „schwarzer Türme Meer“ (V. 8) oder „Augenbrauen“ (V. 13). Zudem wird eine groteske Umgebung geschaffen, in die der Leser eingehüllt wird. Dies drückt sich vor allem in Personifikationen8 von eigentlich leblosen Elementen aus, wie die Beispiele „große Städte knien“ (V. 18) oder „Meer von Feuer jagt“ (V. 18) eindrucksvoll beweisen. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Verwendung von Vergleichen und zahlreichen Metaphern, die den Text schwer zugänglich und extrem „chiffriert“ wirken lässt. Beispiele sind „wie Duft von Weihrauch“ (V. 12) und „Fleischerfaust“ (V. 17), die die Groteske ausdrücken. Des Weiteren wird auch – wie es dem Expressionismus schon im Namen geschrieben ist – deutlich der Ausdruck des Gedichts und damit des lyrischen Ichs verstärkt. So zeigt beispielsweise die Alliteration9 „Bauch dem Baal“ (V. 5) oder der Einbezug aller Sinneseindrücke vom Sehen (vgl. „glänzt“ (V. 5)) über das Hören (vgl. „Musik […] laut“ (V. 9f.)) bis hin zum Riechen (vgl. „Weihrauch“ (V. 12)), dass der Leser in das Geschehen „hineingezogen wird“ und viel besser die Geschehnisse wahrnimmt. Dieses ausdrucksstarke Element wird zusätzlich durch die Anapher10 in Vers 10f. beziehungsweise V. 17f. und der Hyperbel11 „ungeheure“ (V. 7) verstärkt, da dies den Bewusstseinsstrom, die „Explosion, Eruption und Intensität“ verdeutlicht, die im Expressionismus verbreitet war. Asyndetische Reihungen in Vers 15 und der allgemeine Reihungsstil verdeutlichen dies. Zusätzlich wird dieser Eindruck durch die zahlreiche Verwendung von Adjektiven verstärkt, wie beispielsweise „dunkle“ (V. 14) oder „laut“ (V. 10), durch die das lyrische Ich seine Sinneseindrücke explosionsartig darstellt. Zudem ist auffällig, dass über den gesamten Text hinweg der Mensch und das Individuum entmenschlicht, entindividualisiert und schlussendlich komplett entfremdet werden. In der Sprache zeigt sich das durch die zahlreichen Personifikationen von eigentlich leblosen Gegenständen wie die Beispiele „große Städte knien“ (V. 6) oder „letzte Häuser in das Land verirrn“ (V. 4). Dadurch wird eigentlich Gegenständliches aufgewertet, was eine entsprechende Abwertung und Verdinglichung des Menschen zur Folge hat. Dies wird zusätzlich verstärkt durch die komplette Abwesenheit des Menschen in dem Gedicht, die nur durch die Ellipse12 „Millionen“ (V. 10) impliziert werden. Gleichzeitig weist dieses rhetorische Mittel auf die Anonymität und IchDissoziation des Menschen hin, da nicht mehr zwischen einzelnen Menschen unterschieden wird, sondern stumpf die Menschheit als „Millionen“ (V. 10) beschrieben wird. Darüber hinaus ist die Zerstörung wesentliches Thema des Gedichts und wird entsprechend auch in der Sprache betont. So weisen die Parataxen, die die gesamte vierte Strophe (V. 17-20) bilden, auf die sinnlose und plötzliche Zerstörung der Stadt und von Menschenleben hin. Diese
Vernichtung wird zusätzlich verstärkt durch die Personifikation „Glutqualm […] frißt sie auf“ (V. 19f.) und Onomatopoesien wie „braust“ (V. 19) oder „streckt“ (V.17), die die Zerstörung dem Leser noch begreifbarer machen. Doch das Hauptthema des Gedichts ist die Unterlegenheit der Menschen gegenüber der als negativ gesehenen Stadt, die personifiziert in dem zornigen Gott der Stadt wird. Diese Elemente werden vor allem durch zahlreiche Adjektive beschrieben. Beispiele hierfür sind „schwarzer Türme Meer“ (V. 2) oder „breit“ (V. 1), die die negative Sichtweise auf die Stadt und damit auch auf den Gott der Stadt darstellen. Darüber hinaus verdeutlicht die Personifikation „Städte knien“ (V. 6) die Unterlegenheit und Schwäche der in der Stadt lebenden Menschen, die alle durch den Gott der Stadt, also sinnbildlich die Stadt selbst, dominiert werden. Die Boshaftigkeit und der Zorn des Gottes gegenüber den Menschen wird verstärkt durch die Verwendung des Wortfeldes „Hass“ im Gedicht, wie beispielsweise „Wut“ (V. 3) oder „Zorne“ (V. 16), die als schlechte Wirkung der Stadt auf die Menschen interpretiert werden können. Schlussendlich steigern die Farbmetapher „rot“ (V. 5), die Metapher „Fleischerfaust“ (V. 17) und die Hyperbel „Millionen“ (V. 10) den Eindruck, dass der Gott voll Zorn und negativer Eigenschaften ist und als einziger den zahlreichen Menschen überlegen ist. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Gott der Stadt, der als die Stadt selbst beziehungsweise die Unterdrückung der Menschen dort gesehen werden kann, negativ konnotiert ist mit Attributen von Zorn, Wut und der als „Baal“ (V. 5) beschriebenen Erscheinung. Somit ist in der Sprache ausgedrückt, wie sehr die Menschen durch die Auswirkungen der Stadt unterdrückt und entindividualisiert werden, was anhand des Gottes der Stadt interpretiert werden kann. Doch erst im Vergleich zu anderen Gedichten zeigen sich die Unterschiede der Sichtweise auf die Stadt.
Dazu eignet sich besonders das Gedicht „Die Stadt“ aus dem Jahr 1852 von Theodor Storm, das - wie der Name vermuten lässt – auch die Großstadt als Thema hat. Dabei ist es vor allem interessant, die Darstellungen der Stadt beziehungsweise der Situation des lyrischen Ichs zu vergleichen. So findet man zuerst die Gemeinsamkeit, dass in beiden Gedichten die Großstadt negativ konnotiert ist. Bei Heym ist die gesamte Stadt einem Art Dämonen unterworfen, bei Storm liegt die Stadt „seitab“ (V. 2) und wird als grau (V. 1) beschrieben. Die gleiche Farbmetaphorik wird auch bei Heym verwendet, der die „schwarzen Türme“ (V. 8) anspricht und die gesamte Zivilisation eher „im Dunkel[n]“ (V. 17) lässt. Zudem wird bei Storm die Stadt als „eintönig“ (V. 5) und naturlos beschrieben, was klar die negative Sichtweise auf die Stadt offenlegt. Bei beiden Texten wird die Großstadt darüber hinaus mit Onomatopoesien erfahrbar. So ist in beiden Darstellungen sehr bildlich gearbeitet worden. Doch bei einem Vergleich der Gedichte überwiegen klar die Unterschiede. So wird im Gedicht von Storm zwar anfänglich die Stadt als trist und grau beschrieben, aber zum Ende hin zeigt sich auch die positive Konnotation13. So hängt das „ganze Herz“ (V. 11) des lyrischen Ichs an der Stadt, die es noch aus der als zauberhaft beschriebenen Jugend kennt und deshalb selbst als einen Zauber empfindet. Man erkennt also deutlich eine persönliche Beziehung des lyrischen Ichs zur Stadt, was bei Heym ganz und gar nicht zutrifft. So tritt in diesem Gedicht das lyrische Ich nicht einmal in Erscheinung, wohingegen bei Storm durch das Possessivpronomen „mein“ (V. 11) das lyrische Subjekt deutlich wird. Im Gegensatz dazu fällt das lyrische Ich bei Heym nur sehr indirekt durch seine expressionistische Ausdrucksweise und explosionsartige Darstellung der Geschehnisse auf. Eine weitere Besonderheit ist der Bezug zur Natur in den Gedichten. So nimmt bei Storm die Stadt eine naturlose Umgebung ein und durch das Fehlen der Natur wird die Stadt als trist gesehen. Bei Heym dagegen ist Natur vorhanden durch „Winde“ (V. 2) oder „Wetter“ (V. 13). Diese wird aber als negativ gesehen und auch entsprechend konnotiert, was an der Farbmetaphorik „schwarz“ (V. 2) deutlich wird. Zudem drückt Storm in seinem Gedicht aus, dass die Natur der Zivilisation und der Stadt überlegen ist, da der Nebel „Nebel“ (V. 3) die Dächer drückt. Dagegen wird der Gott der Stadt bei Heym und damit die Stadt selbst nur von „Winde[n]“ (V. 2) umlagert. Schlussendlich zeigt sich auch, dass bei Storm die Stadt eher als eintönig und ruhig beschrieben wird, wohingegen im Gedicht von Heym diese eher unruhig, dynamisch, chaotisch und grotesk wirkt, was vor allem durch die weit bildlichere und chiffrenartigere Darstellung bewerkstelligt wird. So könnte man schlussfolgern, dass die Stadt viel wilder und bedrohlicher dargestellt wird. Dies wird an der vorhandenen Zerstörung deutlich, an deren Stelle bei Storm eher die Einsamkeit der Stadt tritt. Der größte Unterschied der beiden Gedichte ist aber – wie schon erwähnt – die emotionale Bindung des lyrischen Ichs zur Stadt im Gedicht von Storm. So wird die Stadt mit einer Apostrophe15 angesprochen und mit positiven Adjektiven konnotiert. Dadurch wird sie vermenschlicht, was zwar auch bei Heym vollzogen wird, aber nicht mit negativen Folgen für die in der Stadt lebenden Menschen, die bei Storm nicht wirklich beziehungsweise nur indirekt angesprochen werden.
Schlussendlich lässt sich feststellen, dass vor allem das expressionistische Gedicht „Der Gott der Stadt“ von Georg Heym musterhaft für die Epoche steht und sehr bildlich, überzeugend und – wie es dem Namen dieser Strömung gebührt – ausdrucksstark die im Text beschriebenen Sichtweisen verdeutlicht. Denn wie die Anhänger des „Sturm und Drang“ wollten die Expressionisten ein Umdenken und einen Wandel in der Gesellschaft erreichen. Vor allem heutzutage zeigt sich die Kunst und speziell die Literatur aber nicht mehr als eine meinungsbildende, einflussreiche und kritisierende Gattung, was durch sinn- und bezuglose Werke und die sich in einigen Ländern ausbreitende Depression von Kunst- und Meinungsfreiheit deutlich wird. Dabei wäre es gerade in Zeiten eines extremen Wohlstandsgefälles wünschenswert, dass Probleme der Gesellschaft angesprochen werden und der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten wird. Oder wie es der Expressionist Paul Klee ausdrückte: Die „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“